Für heute hatte ich mir als „grobes“ Tagesziel Inverness ausgewählt, die Verwaltungshauptstadt des Bezirks Highland und mit ca. 50.000 Einwohnern eine für schottische Verhältnisse schon sehr große Stadt!

Nach dem Frühstück unternahmen ich allerdings zuerst ‘mal einen erfrischenden Spaziergang, um mir Duncansby Head etwas genauer anzuschauen. Spektakulär sind hier vor allem die zerklüfteten Felsformationen und die Felsnadeln, die Duncansby Stacks. In den Klippen nisten viele Seevögel, unter anderen sogar Papageitaucher, die aber allesamt wohl gerade tauchen waren! Ich warte immer noch auf meine allererste Begegnung mit diesen „lustigen“ Vögeln; bis jetzt hat‘s leider noch niemals geklappt…

Meine Strecke führte mich fast immer an der schottischen Nordseeküste entlang, zunächst bei sehr schönem Wetter; nach ein paar Stunden aber nahmen die Wolken wieder überhand, und ich war froh, dass es zumindest nur gelegentlich nieselte.

Die Küstenlandschaft präsentierte sich in etwa so, wie wir es auch von zuhause kennen, wenn da nicht ganz urplötzlich die eine oder andere Schlossruine auftauchen würde! Eine schöne und auch abwechslungsreiche Gegend, allerdings nicht besonders spektakulär.

In der Nähe der Ortschaft Golspie machte ich eine längere Pause, denn ich wollte mir wegen einer Empfehlung meines Reiseführers unbedingt Dunrobin Castle ansehen, Stammsitz des Sutherland Clans. Dieses attraktive „Märchenschloss“ erinnert gleichermaßen an Disneyland, Neuschwanstein und Versailles. Mit 189 Zimmern ist es gleichzeitig auch das größte Wohngebäude in den nördlichen Highlands.

Biegt man von der Landstraße Richtung Schloss ab, so fährt man zunächst durch Waldgebiet und dann auf einer Art Allee bis zu einem großen Parkplatz direkt vor (oder eigentlich: hinter) dem Schloss. Dort ging es schon ziemlich munter zu; es standen bereits viele PKW, aber auch etliche Reisebusse hier, die Touristen „aus aller Welt“ ausluden.

Ich ging zur Kasse und löste ein Seniorenticket für 9 Pfund. Es kommt nun immer häufiger vor, dass ich meinen Ausweis vorlegen kann, um einen ermäßigten Eintritt zu bekommen; ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob ich das nun gut oder schlecht finden soll… 😉

Kaum hatte ich mich darüber gefreut, dass hier nichts von einen Fotografierverbot zu lesen war, als ich beim Aufgang zum 1. Stock (und eben hinter der Kasse!) dann doch noch ein entsprechendes Schild sah! Aus diesem Grund gibt‘s jetzt hier leider keine Fotos vom Inneren des Gebäudes.

Ich muss sagen, dass mich das sehr geärgert hatte! Wenn das Fotografieren verboten ist, habe ich durchaus Verständnis dafür, allerdings sollte diese Information gefälligst zugänglich sein, bevor man sein Ticket gekauft hat! Ich ging sofort zurück zur Kasse und beschwerte mich darüber. Ein sehr freundlicher junger Mann gab mir Recht und versprach mir, dieses Problem an seine Vorgesetzten weiterzuleiten; tatsächlich gab es so ein Hinweisschild noch vor dem Eingang, das war aber gerade zur Reparatur! Er wollte mir sogar mein Eintrittsgeld erstatten, aber dieses Angebot hätte ich nur angenommen, wenn ich tatsächlich auf den Besuch verzichtet hätte; ich wollte mir das Schloss aber trotzdem ansehen.

Ich glaube, sagen zu können, dass diese Entscheidung goldrichtig war, und dass ich einen der wohl schönsten und interessantesten Schlossbesuche meines Lebens vor mir hatte! Der Hauptgrund für diese Einschätzung ist die vor allem die Authentizität, die man im Inneren dieses spannenden Gebäudes vorfindet. Es sieht eben nicht, wie in fast allen anderen Schlössern, die ich bisher besucht habe, wie in einem Museum aus, sondern man findet die Einrichtung samt Möbel, Schmuck, Tapeten, Tische und Stühle, Geschirr und Gläser, Gebrauchsgegenstände wie Kleidung, Werkzeuge usw. genau so vor, als wären die Bewohner gerade eben alle auf einem Jagdausflug und würden jeden Moment zurückkommen! So jedenfalls habe ich es empfunden, und das macht so richtig Spaß!

Superschön ist auch der riesige Garten, der sich zwischen Schloss und dem Meer befindet; er ist tatsächlich den Anlagen von Versailles nachempfunden, habe ich gelesen.

Nach diesem schönen Erlebnis fuhr ich weiter; nächster Stopp war Chanoury Point, eine kleine Landzunge ein paar Kilometer vor Inverness, die vom Norden her in den Moray Firth hineinragt. Dort soll man, mit etwas Glück, Delfine und Robben beobachten können. Nun, etwas Glück hatte ich leider nicht, dafür aber etwas Regen

Die letzte Etappe meiner heutigen Route führte mitten durch Inverness hindurch; das dauerte etwas, denn es herrschte bereits Feierabendverkehr, aber schließlich erreichte ich den berühmten Loch Ness, den nach dem Loch Lommond zweitgrößten See Schottlands. Ich passierte das Toristenzentrum Drumnadrochit, das wohl einzig und allein wegen eines nicht existierenden Monsters namens Nessie existiert, und „landete“ schließlich auf dem gut ausgestatteten Campingplatz Loch Ness Bay Campground (ca. 23,- EUR), wo ich nach einem wohlverdienten Feierabendbierchen und einem Videochat mit Zuhause einen ruhigen und entspannten Abend genießen konnte…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert