Was hab‘ ich für ein Glück! Heute war Petrus offenbar besonders spendabel und bescherte mir den ganzen Tag über allerschönstes Wetter. Wie schon angekündigt, verließ ich heute wieder die Mosel, denn in etwa 20 km Entfernung von meinem gestrigen Übernachtungsplatz in Cochem liegt eine Besonderheit, die man lieber nicht verpassen sollte, wenn man in der Gegend ist: Die spektakuläre Hängeseilbrücke Geierlay.

Sie liegt im Hunsrück und überquert das Mörsdorfer Bachtal. Mit 360 m Länge galt sie bis zur Errichtung der Titan RT an der Rappbode-Talsperre im Harz im letzten Jahr als längste Hängeseilbrücke Deutschlands! Ihre maximale Höhe über dem Boden beträgt etwa 100 m, das Eigengewicht liegt bei 62 Tonnen!

Diese Fakten und technischen Daten sind aber absolut gar nichts gegen den tatsächlichen Anblick dieses spektakulären Bauwerks! Ich habe mein Wohnmobil auf einem zum Besucherzentrum gehörenden, kostenpflichtigen Parkplatz in Mörsdorf abgestellt und bin dann mit dem Fahrrad hierher gefahren. Es war noch relativ früh am Morgen, als ich eintraf, daher waren zunächst nur zwei oder drei andere Besucher anwesend. Wie schon gesagt, hatte ich „Bombenwetter“, die Luft war klar und noch etwas kühl und nun stand ich staunend vor dieser eindrucksvollen Konstruktion!

Natürlich ging ich über die Brücke bis zum anderen Ende und später wieder zurück. Dabei machte ich selbstverständlich viele (und ich meine wirklich „viele“) Fotos und genoß die Stille und die wunderbare Aussicht auf die und von der Brücke.

Bei einer Länge von 360 m ist klar, dass die Brücke ziemlich stark „durchhängen“ musste; ein Foto mit sehr langer Brennweite vom jeweils anderen Ende wirkt daher so, als würde sie entweder senkrecht von oben nach unten führen oder als stünde man weit oberhalb der Brücke. Beides war hier natürlich nicht der Fall…

Auf dem Rückweg zum Wohnmobil begegnete ich einem älteren Ehepaar mit stark bayerischem Akzent; sie fragten mich, nachdem ich vom Rad gestiegen war, ob sie überhaupt auf dem richtigen Weg zur Brücke seien, ob es noch sehr weit wäre, ob’s unterwegs vielleicht noch ein Wirtshaus gäbe und wohin der Weg auf der anderen Seite der Brücke eigentlich führen würde! Ich antwortete (ja, nein, nein, weiß nicht), verabschiedete mich höflich und fragte mich später, ob ich wohl wie ein fahrender Info-Stand aussehen würde… 😉 Aber eigentlich passiert mir das recht häufig, dass ich von Fremden angesprochen und nach irgendetwas gefragt werde! Ich bin halt häufig mit dem Rad unterwegs, es baumelt keine Kamera vor meinem Bauch herum, ich bin allein unterwegs und ich trage weder einen schicken neuen Fahrradhelm noch einen Rucksack…

Inzwischen war es recht warm geworden; am Wohnmobil gab’s erst ’mal etwas zu trinken, dann fuhr ich zurück an die Mosel zu meinem heutigen Ziel. Der nächste Flussabschnitt war „dran“, und ich hatte mir schon gestern Abend überlegt, wo ich wohl übernachten sollte.

Meine Wahl fiel dieses Mal auf den Campingplatz Bärencamp im hübschen Örtchen Bullay. Eine Übernachtung kostete dank meiner ACSI-Campingkarte nur 17 Euro, dazu kommt noch ein Euro für eine Art Umweltabgabe, die im Ort vorgeschrieben war. Im Preis enthalten sind außerdem 4 Kilowattstunden an Stromverbrauch, eine etwas merkwürdige Regelung, die ich so noch nie erlebt hatte; eigentlich ist gemäß der ACSI-Regelungen ein unbegrenzter Stromverbrauch enthalten!

Die Anmeldung gestaltete sich auch etwas „holprig“; die Rezeption glich eher einem alten, verwinkelten Trödelladen, in den kaum vier, fünf Menschen hineinpassten. Vor mir warteten bereits drei weitere Neuankömmlinge, und der Mitarbeiter (oder Chef?) des Platzes ließ sich wirklich alle Zeit der Welt bei der Erledigung seiner Aufgaben! Jedem Kunden wurde alles haarklein und äusserst langatmig erklärt; dass ich, als ich endlich drankam, diese „Litanei“ eigentlich schon im Schlaf hätte aufsagen können, hat mir absolut nichts genützt! Auch ich musste das geduldig über mich ergehen lassen… 😉

Nachdem das erledigt war, richtete ich mich auf dem Platz ein und genoss einmal mehr direkt vom Wohnmobil aus eine herrliche Aussicht auf den Fluss!

Kurze Zeit später startete ich meine tägliche Erkundungstour. Anders als sonst, lagen Start und Ziel heute ’mal, geographisch gesehen, etwa in der Mitte meiner Rundstrecke und nicht wie sonst am südlichen oder nördlichen Punkt. Ich fuhr dieses Mal zunächst flussabwärts auf dem rechten Moselufer bis nach Senheim und wechselte dann auf das andere Ufer. Danach ging es flussaufwärts, durch Ediger-Eller, Bremm und am dann gegenüber liegenden Bullay vorbei bis nach Zell (Mosel). Hier wechselte ich erneut die Seite und fuhr später nach Bullay zurück!

Der kleine Ort auf dem Foto, durch den ich später ja noch fahren musste, ist Bremm.

Ich befand mich jetzt auf einer durch eine sehr enge Moselschleife eingeschlossene Landzunge. Der Bergrücken auf der anderen Flussseite ist der berühmte Calmont, ein steil aufragender Randhöhenzug des Moseltals. Hier befinden sich mit dem Bremmer Calmont und dem Ellerer Calmont zwei Weinbaulagen, die mit Hangneigungen bis über 65° zu den steilsten Lagen der Erde zählen. Oben verläuft der ebenfalls recht bekannte Calmont-Klettersteig. Den würde ich auch gern ’mal abwandern, aber das ist eine andere Reise… 😉

Hier traf ich auf das Kloster Stuben, ein ehemaliger Augustiner-Chorfrauen-Stift, bzw. auf dessen Ruinen. Das dazu gehörende Gelände wird heute zum Weinbau genutzt und ist durch die Marke Abtei Kloster Stuben bekannt geworden.

Ein Blick auf Ediger-Eller.

Jetzt war ich am südlichen Ende meiner heutigen Tour angelangt, im hübschen Örtchen Zell (Mosel), wo ich mir einen Cappuccino und einen leckeren Eisbecher spendierte! Hier hat’s mir echt gut gefallen, ich hoffe, die folgenden fünf Fotos zeigen, warum…

Nun war es nicht mehr weit; meine 44 km lange Rundtour neigt sich so langsam ihrem Ende zu…

Nachdem ich wieder auf dem Campingplatz in Bullay angekommen war, verbrachte ich den Rest dieses wunderschönen Tages im bzw. vor dem Wohnmobil; später gab’s (über’s Internet) noch eine so genannte Apple Keynote, auf der neue Produkte angekündigt werden sollten! Als Apple Fanboy muss ich mir sowas natürlich „antun“! 😉

Mit etwas gemischten Gefühlen erfuhr ich etwas später, dass für morgen ziemlich mieses Wetter vorhergesagt wurde…

2 thoughts on “Am Calmont, Europas steilstem Weinberg”

  1. Hallo Wolfgang,
    hätte ich von dieser Hängeseilbrücke etwas gewußt, wäre ein Ausflug eventuell bei unserem 3-Tagestrip auch drin gewesen. Da wir aber morgens immer Nebel hatten, hätten wir nachmittags sie besuchen müssen und da wäre sicherlich mit viel Besuchern zu rechnen gewesen sein. Warum die Mosel mit ihren schönen Ortschaften einen Besuch wert ist zeigst du wieder mit deinen Fotos.
    Liebe Grüße, Roland

    1. Ja, ich denke auch, dass ein Besuch frühmorgens wohl am besten ist! Ich bin auch eher per Zufall auf diese Brücke aufmerksam geworden; Glück gehabt! Danke für den Beitrag!

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