Nach dem gestrigen Besuch der fantastischen Wasserlandschaft im Nationalpark Plitvicer Seen geht es heute wieder zurück an die Küste; jetzt ist Zadar an der Reihe, eine große Hafenstadt mit etwa 75.000 Einwohnern, deren überwiegend von Römern und Venezianern geprägte Altstadt sich (wieder ‘mal) auf einer Halbinsel befindet.

Allerdings möchte ich auf dem Weg dort hin noch einen kleinen Zwischenstopp einlegen. Wie ich ja bereits gestern erwähnt habe, wurden in Kroatien, oder besser gesagt, im damaligen Jugoslawien, viele Karl-Mal-Verfilmungen gedreht; ein weiterer bei den Fans sehr berühmter Drehort mehrerer Filme liegt fast direkt auf meiner Strecke und ist auch öffentlich und leicht zugänglich. Auf einer speziellen Internetseite, die sich mit den verschiedenen Schauplätzen in Kroatien befasst, habe ich heute während des Frühstücks die Koordinaten dieses Platzes gefunden und meiner Navi-Tante „zur weiteren Bearbeitung“ übergeben; jetzt mache ich mich auf den Weg…

Die Route führt zunächst hauptsächlich in Richtung Süden. Wie schon vorgestern, genieße ich die lange Fahrt durch ländliche Idylle; sehr viel Grün sehe ich in der hübschen, welligen Landschaft. Als es aber später schließlich in Richtung Westen geht, bereits in der Nähe der Küste, und die Straße sich über das Küstengebirge „schrauben“ muss, verschlägt es mir fast den Atem! Eine derartig schöne und faszinierende Gebirgslandschaft hätte ich dort nicht erwartet! Jetzt sind nur noch rauhe Felsen um mich herum zu sehen, und teilweise kann man einen kurzen Blick auf das noch in der Ferne liegende Meer erhaschen.

Jetzt nähere ich mich aber erst ‘mal meinem Zwischenziel! Ich steuere einen winzigen Parkplatz neben der Landstraße an, am Beginn eines kleinen Schotterwegs; mein WoMo findet so gerade eben einen Platz. Dort sehe ich dann dieses Schild:

Hmm… ob ich hier richtig bin? Eigentlich weiß ich gar nicht so recht, was ich hier überhaupt erwartet habe; es wird heutzutage doch wohl kaum noch riesige, bunte Reklameschilder geben, die auf einen ehemaligen Drehort zu den hier wahrscheinlich kaum bekannten Karl-May-Filmen hinweisen, und auch keine Souvenirläden oder Pommes-Buden! Auch werden hier wohl kaum Winnetou, Old Shatterhand oder Sam Hawkins auf mich warten, um mich gebührend zu begrüßen; sie genießen ja längst ihren wohlverdienten Ruhestand in den „ewigen Jagdgründen“! Aber mit einem etwas konkreteren Hinweis als diesem hätte ich ja schon gerechnet! Naja, das alles ist ja immerhin auch schon mehr als 50 Jahre her…

Ich lasse mich aber nicht beirren, denn schließlich kenne ich ja die Koordinaten und wusste, wo und vor allem wie der Platz, den ich jetzt aufsuchen wollte, gelegen sein musste. Ich ziehe leichte Wanderschuhe an, nehme (neben der Kamera natürlich) eine Flasche Wasser mit und mache mich auf den etwa 1,5 km langen Weg; es ist jetzt extrem heiß, etwa 35 Grad! Die grandiose Landschaft, die sich hier präsentiert, haut mich wieder ‘mal um, und mir wird plötzlich klar, dass ich auch diese weit entfernten Berge bereits aus den Filmen kenne! Hier sieht‘s doch tatsächlich wie im „Wilden Westen“ der USA aus, und damit meine ich nicht nur den Westen, wie er uns in den Karl-May-Filmen dargestellt wurde, sondern auch den „echten“, denn den kenne ich auch… 😉

Nach einer Weile erreiche ich schließlich mein Ziel, wo ich völlig allein bin: Das karge Felsplateau Paržievačka glavica, auf dem in den Winnetou-Filmen das berühmte Indianer-Pueblo stand, in dem Winnetous Stamm lebte, sowie den tief in einer Schlucht eingebetteten „Rio Pecos“, der in Wirklichkeit allerdings Zrmanja heißt! Hier wurde Old Shatterhand in seinem leckgeschlagenen Kanu von Winnetous Vater verfolgt und kämpfte um sein Leben!

Hier stehen dann tatsächlich auch die vorhin „vermissten“ Hinweisschilder, die ein wenig über diesen Ort erzählen!

Ich gehe nun zum Rand des Plateaus und bin völlig „baff“! Ganz genau so und kein bisschen anders sah es in den Filmen aus! Es ist erstaunlich, wie mich dieser Anblick plötzlich packt und mich in meine Kindheit zurückversetzt! Vor allem freut es mich, dass hier alles, aber auch wirklich alles, so ursprünglich und naturbelassen aussieht, wie ich es mir gewünscht hätte; es gibt überhaupt keinerlei Hinweise auf die Zivilisation. Ich kann mich kaum satt sehen und fotografiere, was das Zeug hält!

Etwas später kommen mit einem PKW drei Touristen an, eine Frau und zwei Männer, allesamt aus der Nähe von Dortmund und etwa in meinem Alter. Auch sie wissen natürlich von diesem Ort und wollen sich hier ‘mal umsehen. Natürlich sprechen wir über die alten Karl-May-Filme und tauschen ein paar Erinnerungen aus der Jugendzeit aus.

Ich muss dann leider noch einen kleinen Tadel über mich ergehen lassen, allerdings eher scherzhaft gemeint, weil nämlich mein Wohnmobil das Hinweisschild (vom ersten Foto oben) verdeckt und dies für die drei aber ein wichtiger Orientierungspunkt war, um überhaupt hierher finden zu können! So fuhren sie insgesamt dreimal an dem oben erwähnten „Mini-Parkplatz“ vorbei, bis sie endlich auf die Idee kamen, dass das gesuchte Schild möglicherweise dort zwar vorhanden, aber nur nicht zu sehen sein könnte… 😉

Nach einer Weile habe ich endlich genug gesehen und mache mich wieder auf den Rückweg. Gegen 14:00 Uhr erreiche ich Zadar und halte erst ‘mal an einem riesigen Einkaufszentrum, um einiges einzukaufen und auch, um eine Kleinigkeit zu essen. Alles ich alles im Wohnmobil verstaut habe, fahre ich weiter zum Campingplatz Borik Kamping, der natürlich wieder am Meer liegt, und der mir bei der Vorbereitung vor allem wegen seiner guten Lage zur Stadt geeignet erschien. Ich sehe mich, wie schon gewohnt, zuerst ‘mal wieder auf dem Platz um und buche dann einen Stellplatz mit Blick auf‘s Wasser, gleich für zwei Tage!

Nun ist es bereits 15:30 Uhr und daher ist meine obligatorische Kaffeepause überfällig; während ich gemütlich draußen im Schatten sitze und meinen Cappuccino genieße, schaue ich mir das Treiben um mich herum an; schräg gegenüber befindet sich eine kleine Pforte im Zaun, durch die alle Campingplatz-Besucher müssen, um zum Strand zu gelangen; deshalb ist hier immer ‘was los…

Um den Tag nun abzuschließen, ist es aber noch zu früh; ich entschließe mich also, der Stadt schon heute einen kurzen „Schnupperbesuch“ abzustatten. Wieder geht es am Wasser entlang bis zur Altstadt. Ich treffe auf viele Strandabschnitte mit feinem Sand (was in Kroatien eigentlich eher selten ist) und viele Badende.

Ich nähere mich von Nordwesten der Altstadt, die von hier eigentlich alles andere als „alt“ aussieht, und fahre schließlich bis zu einer schmalen Fußgängerbrücke, die die Neustadt mit der Altstadt verbindet; von hier aus schaue ich mir den regen Schiffsverkehr an.

Auch Kreuzfahrtschiffe sind hier natürlich unterwegs…

Auf der anderen Seite der Brücke befindet sich direkt gegenüber eines der Tore in die Altstadt. Die werde ich mir allerdings erst morgen genauer ansehen, daher halte ich mich jetzt rechts und umfahre die „halbe“ Altstadt, immer am Wasser entlang; ich werfe einen ersten Blick auf die imposante Kirche Sv. Donat aus dem 9.Jahrhundert, einem Wahrzeichen der Stadt.

Nun ist es mittlerweile doch sehr spät geworden und ich mache mich langsam auf den Rückweg zum Campingplatz. Dort gehe ich noch etwas am Strand spazieren, um einen weiteren grandiosen Sonnenuntergang erleben zu können.

Wieder ‘mal geht es wunderschöner und sehr abwechslungsreicher Tag zu Ende; auch das Wetter ist wieder perfekt und wird in den nächsten Tage wohl so bleiben…

2 Kommentare zu “Am Rio Pecos”

  1. Hallo Wolfgang,
    als kleiner 6jähriger Bub hat mich meine Tante, damals 14 Jahre alt, mit ins Kino genommen und ich erlebte bei Winnetou 3 meine allertrauigste Filmszene in meinem Leben. Ich heulte was das Zeug hielt und so ist dieser Moment ewig in meinem Gedächtnis eingebrannt … Winnetou's Tod.
    VG Roland

  2. Mir ging's ähnlich, Roland. Ich hab' Winnetou I mit 11 Jahren gesehen und war tief beeindruckt! Außerdem habe ich als Junge so gut wie alle Karl-May-Bände "verschlungen", also kannst du dir wahrscheinlich gut vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, an diesem speziellen Ort zu sein…

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