Auch für heute verspricht die Wetterfee gute Aussichten und deshalb möchte ich meine erste große Fahrradtour auf dieser Reise machen.

Nach einem feinen Frühstück mit leckeren dänischen Brötchen (ich liebe diese Dinger!), Käse und Wurst und den Vorbereitungen für die Abfahrt checke ich schnell aus und fahre von Hanstholm bis zum Limfjord.

Dort steuere ich in der Nähe des kleinen Örtchens Vesløs einen ruhigen und kostenlosen Strandparkplatz an, der direkt am Wasser liegt. Hier stehen nur drei Wohnmobile, eins davon macht sich aber bereits zur Abreise fertig.

Aber hier ist sowieso genügend Platz für mindestens 10 Fahrzeuge, und so suche ich mir ein „Eckchen“, an dem meine Hannelore tagsüber stehen kann. Schnell ist das Fahrrad aus der Garage geholt und alles für die Tour eingepackt.

Als Wendepunkt meiner Route habe ich mir einen Kalkfelsen „oben“ an der Küste, genauer gesagt, an der Jammerbucht ausgesucht. Er heisst Bulbjerg, ist immerhin 47 m hoch und verspricht daher tolle Aussichten auf das Meer.

Dabei werde ich die gesamte Nordjütische Insel (Habt ihr von der schon ‘mal gehört? Ich jedenfalls nicht!) von Süd nach Nord (und umgekehrt) durchqueren, und zwar etwa an ihrer schmalsten Stelle. Obwohl sie allgemein gar nicht als Insel angesehen wird, ist sie doch die zweitgrößte Dänemarks! Im Süden wird sie durch den Limfjord vom dänischen Festland getrennt.

Ich möchte es gleich vorwegnehmen: Diese Radtour ist wieder einmal der absolute Volltreffer! Es gibt ja bei weitem nicht an jedem Tag ideale Konditionen dafür! Zunächst muss natürlich das Wetter stimmen, dann die Landschaft, die Straßen- und Verkehrsbedingungen und natürlich auch die eigene Stimmung und die körperliche Verfassung. Hier und heute passt wirklich alles perfekt zusammen!

Die Landschaft mag vielleicht nicht spektakulär sein, aber genau so, wie sie sich mir heute präsentiert, mag ich sie am allerliebsten! Leicht hügelig, fast immer sehr weite Sicht, ab und zu kleine Ortschaften mit hübschen Kirchen, vielleicht ‘mal hin und wieder ein winziger See oder ein Fluss, an dem man entlang fahren kann. Fahren auf kleinen, kaum befahrenen Straßen, auf Feld- oder Radwegen, vorbei an Wiesen, Viehweiden oder Getreidefeldern, durch lichte Wälder oder Alleen. Wenn dann am Ziel noch eine herrliche Dünenlandschaft, Traumstrände und atemberaubende Aussichten auf das Meer warten, dann kann man wohl kaum besser unterwegs sein, oder?

Als ich zurückkehre, bin ich restlos begeistert! Ich bin viele Stunden unterwegs gewesen, knapp 50 km gefahren und unzählige Male abgestiegen, um zu fotografieren.

Selbstverständlich möchte ich euch auch dieses Mal mit Hilfe einiger Fotos daran teilhaben lassen; ich hoffe, das, was ich eben so wortreich beschrieben habe, kommt einigermaßen bei euch ‘rüber…

Gleich zu Beginn treffe ich in der kleinen Siedlung Øsløs auf diese hübsche Kirche; später sollten noch einige andere folgen.

Von hier aus führt die Route fast genau nach Norden, durch eine in meinen Augen extrem schöne Landschaft.

Wenn ich anhalte und sogar Zeit und Muße für Pflanzen und Blumen finde, sagt das schon einiges über meine Gefühlslage aus! Kleines Geheimnis, aber nicht weitersagen… 😉

Ich weiß, diese Landschaft wurde nicht extra für‘s Radfahren „gestaltet“, aber mir kommt‘s oft so vor…

Und noch eine Kirche, die Tømmerby Kirke, ähnlich gebaut wie die auf dem ersten Foto, aber sogar noch ein wenig hübscher!

Diese kleinen aber feinen Baumalleen sehe ich hier sehr häufig! Und sie säumen keineswegs große Prachtstraßen oder breite Zufahrtswege zu modernen Landwirtschaftsbetrieben, sondern oft eher kleine, teilweise nur zweispurige Feldwege.

Nach einiger Zeit nähere ich mich dem Meer und damit auch den Dünen. Hier „chillt“ gerade eine Gruppe hübscher Pferde in der Mittagssonne.

Das Foto zeigt die letzten Meter bis zu meinem Ziel. Ein paar Hundert Meter weiter geht es steil bergauf und der Wege führt auf einen großen Parkplatz. Der kleine weiße Fleck rechts auf den Dünen ist ein Wohnmobil, welches dort parkt.

Vom Parkplatz aus sind es noch ein paar Minuten zu Fuß, und schon steht man auf der höchsten Erhebung der gesamten Gegend, dem 47 Meter hohen Kalksteinfelsen Bulbjerg.

Ich weiß nicht, was mir mehr den Atem raubt, die steife Brise, die hier geht, oder aber die unglaubliche Aussicht!

Fassungslos stehe ich hier oben, schaue in alle Richtungen und kann gar nicht glauben, dass das Meer hier im „hohen Norden“ solch ein karibisches Türkis annehmen kann! Eigentlich weiß ich als wissenschaftlich orientierter Mensch ja, dass dazu nur hellsandiger Untergrund, flaches Wasser und die entsprechende Sonneneinstrahlung nötig ist, aber daran denke ich jetzt nicht…

Hier bleibe ich eine ganze Weile! Wegen des sehr starken Winds suche ich mir in den Dünen eine gemütliche, geschützte Mulde, in der zu meinem Erstaunen sogar ein riesiger Picknicktisch mit Bank, ganz für mich allein, aufgestellt ist, und mache eine ausgedehnte Picknickpause. Ich habe kalten Eistee dabei, es gibt Sandwiches mit Hühnchen und Pute, dazu eine Banane und zwei kleine Schokoriegel!

Dann geht es aber irgendwann weiter! Bereits unterhalb der Dünen nehme ich eine Abzweigung nach links, die mich auf die weiter im Osten verlaufende Rückroute führen wird.

Die Gegend, durch die ich jetzt fahre, ist ebenfalls überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Alles sieht hier irgendwie so „aufgeräumt“ aus…

Nach einigen Stunden treffe ich wieder auf den Limfjord, der mit 1.500 qkm so groß ist, dass er selbst wie ein Meer aussieht. Von hier aus muss ich einfach immer nur in Richtung Westen fahren, um wieder zu meinem Wohnmobil zu kommen; etwa 10 Kilometer sind’s noch bin dahin.

Rechts von der Straße verläuft ein kleiner Kanal, dahinter liegt ein unter Naturschutz stehendes, großes Feuchtgebiet, Vejlerne genannt. Es besteht aus flachen Seen, Schilfzonen und Sümpfen, wird aber auch landwirtschaftlich genutzt.

Ich treffe sogar noch auf eine Beobachtungshütte, von der aus man mit etwas Glück verschiedene See- und andere Vögel beobachten kann.

Die alte, um 1866 gebaute holländische Windmühle diente früher zur Landgewinnung durch Entwässerung der Feuchtgebiete; der Betrieb wurde 1941 eingestellt. Heute dreht sich hier nichts mehr, wie auch…?

Gegen 16:00 erreiche ich den Parkplatz, auf dem mein Wohnmobil steht. Er ist immer noch fast leer hier; der Kastenwagen aus Hannover, den ich am Morgen schon gesehen habe, ist nach wie vor da, zusätzlich noch ein anderes, dänisches Wohnmobil.

Ich mache eine Kaffeepause und überlege, ob ich hier über Nacht bleiben soll! Eigentlich ist es hier wunderschön, aber ich weiß wieder einmal nicht genau, ob man hier stehen darf! Zumindest gibt’s keine Verbotsschilder, andere Schilder weisen lediglich darauf hin, dass es sich um einen Strandparkplatz handelt, und wie man sich am Strand verhalten sollte. Ich frage einfach ‘mal das ältere Pärchen mit dem Kastenwagen…

Sie sitzt gerade am Tisch bei einer Tasse Tee und liest. Er bastelt an der elektrischen Trittstufe herum, die er ausgebaut hat; sie funktioniert schon seit Monaten nicht mehr, und er will jetzt endlich herausfinden, warum! Das Ding ist riesig, überall hängen Kabel heraus; Schrauben, Stangen und ähnliches „Zeugs“ liegen verstreut in der Gegend herum. Ich frage mich, ob das Triebwerk einer russischen Antonov nicht so ähnlich aussehen müsste! Verschwitzt und mit bis zum Ellenbogen verschmierten Armen gesteht er mir, dass er inständig hofft, das Teil wieder zum Laufen zu bringen. Andernfalls würde er es einfach wegwerfen, weiterhin den kleinen Plastiktritt verwenden und in Zukunft viele Kilos an Gewicht sparen… 😉

Die beiden sind super nett, wir unterhalten uns über Dies und Das. Sie erzählen mir, sie kommen oft hierher und übernachten hier problemlos; auch heute würden sie bleiben!

Ich freue mich über diese Auskunft und muss mir also keinen neuen Platz suchen. So genieße ich den Nachmittag und den Abend bei schönstem Sonnenschein…

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