Ich bin weiterhin in Bad Harzburg und werde hier auf dem Wohnmobilstellplatz Sole-Therme heute die zweite Nacht verbringen.

Für den Vormittag stand eine Fahrradtour auf dem Programm, die mich um die Berge im Südosten der Stadt herumführen sollte. Zunächst fuhr ich durch den Ort, am Fuß des Burgbergs entlang nach Osten, bevor es dann stetig bergauf und über breite Forstwege in die Wälder ging.

Auch heute gab es „Sonne satt“, ich hatte bisher auf dieser Reise wirklich echtes Glück! Allerdings war es am frühen Morgen noch empfindlich kalt, so dass ich mir tatsächlich zu Beginn der Tour Handschuhe und eine Wollmütze anziehen musste! Das änderte sich aber bald; die Temperaturen stiegen, und je höher ich „kletterte“, desto mehr sonnige und warme Abschnitte gab es. Die Wintersachen und später sogar meine leichte Jacke verschwanden schließlich schnell wieder in den Packtaschen meines Fahrrads.

Immer wieder passierte ich dabei Abschnitte, an denen ich einen wunderschönen Blick auf das nordöstliche Harzvorland hatte! Hier oben herrschte zu dieser Zeit tatsächlich „Totenstille“, nicht ’mal Vogelgezwitscher oder das Summen von Insekten war zu hören! Zusammen mit der Aussicht auf eine unter einem liegende und unendlich friedlich wirkende Landschaft kommt man oft sehr schnell zu der Erkenntnis, dass solche Augenblicke eigentlich zu den schönsten gehören, die man auf Reisen erleben kann! Wie so häufig schon fühlte ich auch jetzt eine eine tiefe Zufriedenheit darüber, dass ich solche Momente erleben darf…

Ein Blick zurück nach Bad Harzburg…

…und auf die weiter östlich gelegenen Ebenen.

Ein kleiner Abstecher auf meiner geplanten Tour führte mich zum über den Uhlenklippen errichteten Kreuz des deutschen Ostens, einer Gedenkstätte, die an die Heimatvertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten erinnern soll. Sie besteht im Wesentlichen aus einem ca. 18 m hohen Stahlkreuz, das teilweise mit Holz verkleidet ist. Es wurde im Jahr 2000 eingeweiht und ersetzt das alte Holzkreuz, das 1998 während eines Orkans umstürzte.

Im gesamten Gebiet des Harzes ist das Baumsterben natürlich kaum zu übersehen, und auf dieser Tour wurde mir das ganz besonders deutlich gemacht! Etwa 80 Prozent aller Bäume dort sind Fichten, und diese werden hauptsächlich durch die in den letzten Jahren stark vermehrten Borkenkäfer bedroht. Im Gebiet des Nationalparks wird dagegen nichts unternommen, man lässt der Natur freien Lauf. Es wird wohl noch sehr viele Jahre dauern, bis junge Bäume nachwachsen, vor allem auch Laubbäume…

Zum ersten Mal seit Beginn dieser Reise erblickte ich endlich auch ’mal den Brocken, mit 1.141 m der höchste Berg im Harz! Da sein Gipfel nicht bewaldet ist (die klimatisch bedingte Baumgrenze befindet sich tatsächlich weiter unterhalb), kann man ihn, passendes Wetter vorausgesetzt, wahrscheinlich von allen höhergelegenen Punkten im Harz gut sehen! Ein Besuch dort oben ist natürlich auch geplant, wahrscheinlich schon in ein paar Tagen…

Am Ende meiner Tour, bei der ich das Fahrrad streckenweise auch ’mal wieder schieben musste (Wege zu steil, zu sandig oder mit Baumwurzeln übersäht), erreichte ich schließlich den Weg, der am Baumwipfelpfad entlang und kurz darauf wieder in die Stadt führte. Ich kehrte zum Wohnmobil zurück, wo ich eine längere Pause einlegte.

Nach der Kaffeepause ging es wieder los, dieses Mal aber zu Fuß! Ich ging zur Talstation der bereits gestern erwähnten Burgbergseilbahn, die bereits seit 1929 in Betrieb ist. Sie führt hinauf zur in Gipfelnähe des Großen Burgbergs befindlichen Bergstation in ca. 483 m Höhe. Dabei überwindet sie auf 481 m Länge etwa 186 m Höhendifferenz.

Oben angekommen, durfte ich zunächst einmal einen schönen Blick auf den südlichen Teil von Bad Harzburg werfen. Die Sole-Therme sowie der gleichnamige Wohnmobilstellplatz, auf dem sich meine „Hannelore“ befand, sahen von hier aus fast winzig aus.

Auf dem kurzen Fußweg zum Gipfel kam ich am „Stein des Anstosses“ vorbei; eine Hintergrundgeschichte dazu konnte ich im Internet beim Schreiben dieses Berichts leider nicht finden…

Der 485 m hohe Große Burgberg liegt östlich von Bad Harzburg. Nördlich vorgelagert ist der Kleine Burgberg mit etwa 437 m; auf ihm befindet sich die Ruine der Kleinen Harzburg. Auf dem Plateau trifft man auf die Ruine der Harzburg (erbaut 1065 bis 1068) und auf die 19 m hohe Canossasäule, die dort 1877 zu Ehren des Reichskanzlers Otto von Bismarck aufgestellt wurde.

Der Ausblick von hier oben war, kurz gesagt, phänomenal! Hier könnte man es wohl Stunden aushalten, sofern das Wetter stimmt!

Ein Bronzemodell der ehemaligen Großen Harzburg. Von ihr sind heute nur noch ein paar Ruinen übrig.

Nun machte ich mich auf den Weg hinunter in das Tal. Schon nach ein paar Schritten traf ich zunächst auf die Bergstation der erst vor zwei Monaten fertiggestellten Baumschwebebahn. Sie stellt eine Erweiterung des Baumwipfelpfads dar und führt vom 483 m hohen Burgberg über eine Strecke von rund 1.000 m nach unten. An einem Gurt hängend geht es mit maximal 15 km/h bis zum Ende des Baumwipfelpfades.

Nun ging es weiter, immer durch den lichten Wald…

…bis zum besagten Baumwipfelpfad, genauer gesagt, bis zu dessen Ende. Aber auch hier war ein Einstieg natürlich möglich, und so kletterte ich ein paar Stufen nach oben und schaute mir die imposante Anlage danach in aller Ruhe an.

Nach dem Verlassen des Baumwipfelpfads wartete nur noch ein relativ kurzer Fußweg zurück zum Stellplatz und zum Wohnmobil, wo ich den Rest des Tages verbrachte. Morgen werde ich weiterziehen; nach drei Tagen Goslar, einem Tag an der Okertalsperre und nun zwei Tagen Bad Harzburg ahnte ich bereits, dass die geplante Dauer dieser Reise wohl nur für einen Bruchteil des gesamten Harzgebiets reichen würde! Nicht schlimm; einem zweiten oder gar dritten Besuch zu einem späteren Zeitpunkt steht ja nichts im Wege…

4 thoughts on “Auf dem Burgberg von Bad Harzburg”

  1. Sehr schön, dass Du oben so eine tolle Aussicht hattest. Den Baumwipfelpfad würde ich auch mal nutzen, das haben wir bisher noch nirgeds gemacht.

  2. Hallo Wolfgang,
    ich kann deine Freude bzw. Gefühle über deine ruhige, bei schönstem Wetter mit tollen Aussichten gespickte Fahrradtour sehr gut verstehen. Das passiert uns in unserer dicht besiedelten und vom Verkehr geplagten Heimat nur sehr selten. Da müßte ich schon tiefer in den Kraichgau eintauchen und das wäre zu weit von zuhause aus. Für eine Anhängerkupplung und einen Fahrradträger konnte ich mich noch nicht durchringen. So wie im Harz sieht es ja auch mit dem Wald im Bayerischen Wald aus, welchen wir ja schon zweimal besuchten. Oft ein trauriger Anblick, aber auch ganz tolle, urige, über Jahre naturbelassene Wälder gab es zu bestaunen. Ein Baumwipfelpfad wurde damals 2009 gerade in Neubulach, wo wir zwei Wochen wohnten, errichtet. Mittlerweile gibt es ja schon einige in Deutschland, glaube ich.
    VG Roland

    1. Ich kann mich an euren Aufenthalt im Bayerischen Wald noch gut erinnern; diese Region fehlt ja leider nach wie vor in meiner „Sammlung“. Und ja, die Baumwipfelpfade werden (gefühlt) immer zahlreicher und auch spektakulärer; den nächsten werde ich wohl schon in ca. 3,5 Wochen erklimmen. Danke für deinen Beitrag, Roland!

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