Meine heutige Radtour durch Budapest war nur ca. 25 km lang, hat aber trotzdem mehr als 7(!) Stunden gedauert! Obwohl ich bereits vor vier Jahren ebenfalls einen vollen Tag in der schönen Stadt verbrachte, einschließlich Radtour und Stadtrundfahrt, konnte ich heute wieder sehr viel Neues entdecken und einige Sehenswürdigkeiten besuchen, die ich damals auslassen musste. Gegen einen dritten oder sogar vierten Besuch in der Hauptstadt Ungarns irgendwann in der Zukunft hätte ich absolut nichts einzuwenden! Um 8 Uhr ging es los, mein erster Weg führte mich, wie schon gestern, zunächst ’mal an das Ufer der Donau. Das Wetter heute war zwar nicht perfekt, aber doch ganz annehmbar.
Hier bot sich mir schon nach ein paar Minuten ein erster schöner Blick auf den Gellértberg (ungarisch Gellért-hegy). Er wurde nach Giorgio di Sagredo, dem Heiligen Gellért benannt, der von diesem Berg zu Tode gestürzt wurde. Nach der Ansiedlung von deutschen Auswanderern in Ofen und Pest ab dem 17. Jahrhundert wurde er auch als Blocksberg, also Treffpunkt der Hexen, bekannt.
Links davon befindet sich das ebenfalls nach dem Heiligen Gerhard benannte Hotel Gellért. Es wurde zwischen 1912 und 1918 zusammen mit dem dazugehörigen Gellértbad im Wiener Jugendstil erbaut und liegt direkt am Donauufer neben der Freiheitsbrücke.
Die Technische und Wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest ist die bedeutendste technische Universität in Ungarn.
Im Oktober 2014 wurde am Ostufer der Donau ein recht eindrucksvolles Gebäude eröffnet, das Bálna Budapest. Das bedeutet Wal und diese Bezeichnung trifft aufgrund der äußeren Erscheinungsform (mein Foto zeigt leider nur die Front) perfekt zu! Es hat sich seitdem zu einem belebten Handels-, Kultur-, Unterhaltungs- und Gastronomiezentrum entwickelt. Erbaut wurde es nach den Plänen des Architekten Kas Oosterhuis. Die dabei mit einbezogenen historischen Gebäude stammen aus dem Jahr 1881, damals als Lagerhaus am Donauufer errichtet.
2019 war es mir leider nicht vergönnt, die Große Markthalle von Budapest zu besuchen, denn sonntags ist sie grundsätzlich geschlossen. Heute ist aber Samstag, und so hatte ich dieses Mal mehr Glück. Ich stellte mein Rad ab und schlenderte in Ruhe durch die verschiedenen Gänge der interessanten Halle. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und 1897 von Kaiser Franz Joseph I. offiziell eröffnet worden. Der vom berühmten Architekten Samu Pecz entworfene Markt sollte den Bauern und Händlern der Region einen zentralen Ort für den Verkauf ihrer Waren bieten.
Mehr als 180 Stände und kleine Läden zum Probieren und Genießen laden hier ein. Auf drei Etagen werden alle möglichen Waren angeboten: Obst, Gemüse, Milchprodukte, Wurstwaren, frischer Fisch, ungarische Paprika, Wein, lokale Gerichte und vieles mehr.
Danach ging es weiter am Donauufer entlang.
Der schon erwähnte Gellértberg mit der weithin sichtbaren Freiheitsstatue kam jetzt immer näher, und mein Vorhaben, dort mit dem Rad hinaufzufahren, kam mir plötzlich ein wenig unrealistisch vor.
Dennoch versuchte ich es! Ich überquerte die Freiheitsbrücke, eine der insgesamt neun Straßenbrücken über die Donau, und machte mich dann auf den teilweise wirklich sehr beschwerlichen Weg auf den Gipfel. Leider waren die Zitadelle und die Freiheitsstatue nicht zugänglich; eine riesige Baustelle war dort eingerichtet. Immerhin durfte man aber auf den Aussichtsplatz, von dem aus ich einen wundervollen Blick auf Budapest hatte.
Etwas enttäuscht war ich schon! Vor vier Jahren war ich hier schon einmal, damals im Rahmen einer Hop-On-Hop-Off-Tour! Leider waren für diesen Stopp nur 15 Minuten vorgesehen; auf den nächsten Bus hätte man eine Stunde warten müssen. Schon damals hatte ich mir vorgenommen, eines Tages wiederzukommen, um mir vor allem die berühmte Freiheitsstatue (zu der man noch ein ganzes Stückchen zu laufen hätte) anzuschauen. Nun hat es dummerweise auch beim zweiten „Anlauf“ nicht geklappt…
Nach einer Weile fuhr ich schließlich weiter. Ich blieb auf der Westseite des Flusses, in Buda, und steuerte nun auf mein nächstes Ziel zu, den Burgberg mit dem ehemaligen königlichen Schloss, dem Burgpalast. Im nördlichen Teil des Burgbergs erhebt sich die Matthiaskirche und, ihr zur Donau hin vorgelagert, die sogenannte Fischerbastei. Das Budaer Burgviertel und das Donauufer stehen seit 1987 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Hier gab es erfreulicherweise keinerlei Einschränkungen, und ich habe mir alles in Ruhe angesehen…
Das 1756 gegründete Ungarische Staatsarchiv ist das Zentralarchiv der historischen ungarischen Stände und der Republik Ungarn. Es befindet sich heute mit seinem Zentralgebäude sowie zwei Nebengebäude ebenfalls im Burgviertel der ungarischen Hauptstadt.
Hier kann man es gut aushalten: Dieses Restaurant kann mit einer der schönsten Aussichten auf Pest punkten; im Hintergrund sieht man das berühmte Parlamentsgebäude.
Die Kirche Mariä Himmelfahrt, besser bekannt als Matthiaskirche, ist eine römisch-katholische Kirche im Herzen des Burgviertels. Sie beherbergt eine Fülle religiöser Kunstgegenstände sowie fantastische Aussichtspunkte vom Glockenturm aus. Sie gilt als eine der beliebtesten Touristenattraktionen in Budapest.
Von dieser Aussicht kann man wohl kaum genug bekommen…
Die Fischerbastei ist ein von Frigyes Schulek von 1895 bis 1902 errichtetes, neoromanisches Monument. Es erhebt sich an der Stelle des mittelalterlichen Fischmarkts von Buda. Der Name stammt von einer Fischergilde, für die das Monument errichtet wurde. Diese Gilde hatte im Mittelalter diesen Abschnitt der Stadtmauer zu verteidigen. Das skurrile Bauwerk, das mit seinen konischen Türmen an die Zelte der Magyaren erinnern soll, wird als Aussichtsterrasse auf Donau und Pest genutzt.
Vor der Bastei steht eine Bronze-Reiterstatue von König Stephan I. dem Heiligen, der das Christentum in Ungarn verbreitete. 1906 wurde sie vom Bildhauer Alajos Stróbl entworfen und gefertigt. Das Postament der Statue wurde im neoromanischen Stil errichtet. Es ist mit Zierelementen geschmückt, die das Leben des Königs darstellen.
Und noch einmal ein schöner Blick auf das beeindruckende Parlamentsgebäude! Es ist nicht nur eines der größten Gebäude des Landes, sondern auch das drittgrößte Regierungsgebäude der Welt! Und meiner Ansicht nach wohl auch eines der schönsten…
Nachdem ich mich dort oben eine ganze Weile aufgehalten hatte, fuhr ich wieder nach unten, überquerte erneut die Donau über die ca. 640 m lange Margaretenbrücke, die ich auch schon von meinem damaligen Besuch kannte, und radelte danach wieder in Richtung Süden.
Hier ’mal ein wohl weniger bekannter Blick auf das berühmte Parlamentsgebäude, nämlich nicht von der Flussseite aus, sondern von Osten. Das 268 m lange Gebäude ist der Sitz des ungarischen Parlaments und eines der Wahrzeichen Budapests. Als Vorbild diente der Palace of Westminster, Sitz des britischen Parlaments in London. Architekt des von 1885 bis 1904 im neogotischen Stil errichteten Baus ist Imre Steindl.
Dieses touristische Highlight hatte ich ebenfalls bereits in meinem Reisebericht vor etwa vier Jahren vorgestellt: Das bedrückende Mahnmal Schuhe am Donauufer soll an die Progrome an Juden während des Zweiten Weltkriegs erinnern. Auf einer Länge von 40 Metern wurden sechzig Paar Schuhe aus Metall zum Gedenken an die Erschießungen von 1944 und 1945, als man jüdische Ungarn am Donauufer zusammentrieb und tötete, am Boden angebracht. Sie stehen oder liegen hier nun wie zufällig übrig geblieben…
Ein Blick zurück auf das Burgviertel, das ich vor etwa einer Stunde besucht hatte.
Das nächste Foto zeigt die berühmte Kettenbrücke (ungarisch Széchenyi lánchíd). Die älteste und bekannteste aller Straßenbrücken über die Donau wurde 1839 bis 1849 auf Anregung des ungarischen Reformers Graf István Széchenyi erbaut, dessen Namen demzufolge sie trägt. Vor allem nachts, wenn sie hell erleuchtet ist, ist sie wohl eines der begehrtesten Fotomotive in Budapest.
Danach war der Elisabeth-Platz an der Reihe, wo es mir sehr gut gefiel. Es handelt sich eher um einen kleinen, quadratischen Park, der hauptsächlich der Erholung und dem Freizeitvergnügen dient.
Dann folgte ein ausgiebiger Bummel durch verschiedene Geschäftsstraßen der Stadt, das Fahrrad meistens schiebend. Hier herrschte natürlich viel Betrieb. In einem Straßenrestaurant legte ich eine lange Mittagspause ein und verzehrte eine irische Kartoffelsuppe, ein Wiener Schnitzel mit Pommes sowie ein Hofbräu-Weizen. Eine ziemlich bunte Mischung, oder…? 😉
Danach machte ich mich auf den Rückweg zum Wohnmobil, vorher erledigte ich allerdings noch ein paar Einkäufe. Unter anderem besorgte ich eine Flasche Unicum Barista der Brennerei Zwack als Mitbringsel für meinen Bruder.
Mit dem heutigen Tag war ich sehr zufrieden, ’mal abgesehen von der Baustelle an der Zitadelle und der Freiheitsstatue. Das Wetter hatte sich ganz ordentlich „benommen“, und ich habe wieder einmal sehr viel Schönes und vor allem Neues gesehen! Wie schon gesagt, für mich zählt Budapest zu den schönsten (vor mir besuchten) Städten der Welt, und ich würde mich freuen, wenn ich irgendwann in der Zukunft noch einmal zurückkommen dürfte…