Heute Morgen hieß es schon wieder, früh aufzustehen, denn einerseits hatte ich eine lange Radtour vor mir, andererseits sollte man auf einem voll belegten Campingplatz möglichst rechtzeitig die Duschräume aufsuchen, um superlange Wartezeiten zu vermeiden! Ich hatte aber sehr gut geschlafen und kam daher schnell „aus den Federn“. Nach einem kurzen Frühstück begann ich auch schon, alles für meine heutige Fahrradtour vorzubereiten und zu verstauen. Ich prüfte gleich zweimal, ob ich auch nichts vergessen hatte…
Ich wollte mir heute endlich ‘mal einen Traum erfüllen, der schon seit Jahren auf meiner Wunschliste stand: Eine ausgiebige Radtour durch das Etschtal zwischen Meran und Bozen, am besten natürlich bei guten Wetterbedingungen! Was das Wetter anbetrifft, stand diesem Traum heute wohl schon ‘mal nichts entgegen, denn die Vorhersage war einfach nur perfekt: 18-20 Grad, nur leichter Wind und fast zu 100% wolkenfrei!
Da ich noch nicht so ganz genau wusste, wie die Strecke beschaffen war, welche Abzweigungen ich fahren und wie lang meine Pausen sein würden, hatte ich zunächst ‘mal auf meiner Komoot-App, die ich schon seit Jahren verwende, nur eine Route bis zum kleinen Ort Terlan geplant; er liegt östlich der Etsch an der Südtiroler Weinstraße, nur ca. 15 km von Bozen entfernt. Ich hoffte aber natürlich, dass ich, wenn ich dort angekommen bin, noch genügend Zeit haben würde, weiter bis nach Bozen fahren zu können und dann zurück nach Meran.
Um 8:00 Uhr war ich bereits auf dem Weg, zunächst ‘mal durch das Stadtgebiet von Meran. In der ersten Stunde fuhr ich wegen des Bergrückens im Osten der Stadt komplett im Schatten! Sage ich eben noch etwas von 18-20 Grad? Zu dieser Zeit zeigte mein Smartphone gerade ‘mal 2 Grad an und meine Gedanken kreisten nur noch darum, ob mir zuerst die Ohren oder doch eher die Finger abfrieren würden! Schöne Planung! Ich hatte wirklich an alles gedacht, aber natürlich nicht an eine Wollmütze und an Handschuhe! Beides lag griffbereit in einem kleinen Fach neben der Tür im Wohnmobil, aber eben leider nicht in der Gepäcktasche meines Fahrrads! Selbst schuld, dachte ich, dann muss ich das halt aushalten! Nachdem ich endlich die Etsch erreicht hatte und ganz kurze Zeit später endlich auch die Sonne zum Vorschein kam, war das eine echte Erlösung für Ohren und Finger, und ich konnte die herrliche Fahrt am Fluss entlang von jetzt an in vollen Zügen genießen!
Etwa auf halber Strecke zwischen Meran und Bozen verließ ich den an der Etsch entlang führenden Fahrradweg und bog in Höhe des kleines Dorfes Vilpiano nach Osten ab, um über einen etwas höher gelegenen Umweg nach Terlan zu fahren. Dort angekommen legt ich eine kurze Pause ein und sah mir den kleinen Ort etwas genauer an.
Da ich nun ohne irgendwelche Schwierigkeiten bis hierher gekommen war und die Uhr erst 10:30 anzeigte, war natürlich klar, dass ich noch bis Bozen weiterfahren würde! Nicht nur, weil ich keine Probleme haben würde, vor Einbruch der Dunkelheit wieder in Meran zu sein, sondern hauptsächlich auch, weil die Radtour bisher so schön war, dass ich auf den Rückweg noch überhaupt keine Lust verspürte!
Ich erreichte um ca. 11:30 Uhr Bozen und genoss während der Fahrt ins Stadtzentrum die neuen Eindrücke dieser sehr lebendigen Stadt, die sich schon hier ganz anders präsentierte als Meran! Hier überwog ganz klar der italienische Charakter und hier spricht man auch überwiegend italienisch und eben nicht mehr deutsch! Die Altstadt war voller Menschen, sowohl Einheimische als auch Touristen; kein Vergleich zu Meran! Sehr schnell war klar, dass ich hier mit meinem Fahrrad etwas fehl am Platze war. Zum einem stellt es doch immer ein kleines Hindernis für die Passanten dar, andererseits fühlt man sich selbst ja auch etwas eingeschränkt, z.B. was das Fotografieren anbelangt; auch schnell ‘mal in den einen oder anderen Laden zu gehen und dort herumzustöbern, ist immer mit einem gewissen Aufwand verbunden!
Also suchte ich nach einen geeigneten Platz, um das Fahrrad abzustellen und selbstverständlich auch mit einem Schloss zu sichern; leider fand ich weit und breit weder Fahrradständer (sowas scheint in der Altstadt völlig unbekannt zu sein) noch irgendwelche Gitter, Zäune, Verkehrsschilder oder ähnliches, die ich dafür hätte nutzen können!
Mir bleib tatsächlich nichts anderes übrig, als noch etwas länger mit den Fahrrad durch die engen und vollen Gassen zu „schieben“! Das war aber nicht weiter schlimm, da ich in zwei Tagen sowieso wieder Station in Bozen machen wollte, um mir die Stadt etwas genauer anzuschauen. Ich kaufte mir als Andenken wieder einen Fotomagneten und verließ dann schließlich die schöne Fußgängerzone in Richtung Talfer, einem etwa 45 km langen Fluss, der, von Norden kommend, hier in Bozen in den von Ost nach West verlaufenden Eisack mündet. Dort gab es schöne Parkanlagen, sportliche Menschen und vor allem wunderschöne Blicke auf die umliegenden Berge! Und das Wetter…? Immer noch „kaiserlich“ 😉
Nach einer ausgedehnten Mittagspause direkt am Fluss (Sandwiches, Obst, Eistee, Schokoriegel) machte ich mich wieder auf den langen Rückweg, der mich nun aber überwiegend auf der westlichen Seite der Etsch zurück nach Meran bringen sollte! Ich wusste schon im Vorfeld, dass dieser Teil der deutlich schwierigere sein würde, denn die geplante Strecke verlief mehrfach an schon etwas höher gelegenen Berghängen, was zum einen intensives „Klettern“ bedeutete, zum anderen aber auch superschöne Ausblicke auf das Etschtal und die Bergwelt drumherum versprach…
Das folgende Foto zeigt den hier sehr schön ausgebauten, auf der Westseite der Etsch entlang führenden Fahrradweg Richtung Norden; links oben sieht man die Burg Hocheppan.
Der Blick über die unzähligen Wein- und Apfelplantagen sowie über das wunderschöne Etschtal und die umliegenden Bergrücken entschädigt voll und ganz für die teilweise etwas anstrengende Strecke; die Stadt im Hintergrund ist Bozen.
Nun habe ich den größten Teil meiner Tour bereits hinter mir; Meran ist schon in Sichtweite…
Wer meine Reiseberichte verfolgt, wird es sicher schon öfter von mir gehört haben, aber ich muss es auch hier wieder einmal sagen: Dies war eine der schönsten Fahrradtouren, die ich jemals in meinem Leben gemacht habe! Wenn man sich bei perfekten Bedingungen eine derart wunderschöne Landschaft „erradeln“ darf, bleibt kaum ein Wunsch offen! Ok, ok, von den abgefrorenen Ohren und Fingern ‘mal abgesehen, und nach fast 75 Kilometern fragt mich mein Hintern auch so langsam, ob ich sie noch alle habe… 😉
Beim Wohnmobil angekommen, war noch Zeit für einen Kaffee und ein Stückchen Kuchen, danach gab‘s einen Video-Chat mit meiner Schwägerin und etwas Relaxing. Später ging ich noch einmal in die Stadt, um sie auch im Dunkeln zu erleben und eventuell auch, um noch etwas zu essen. Ich stellte allerdings fest, dass um diese Zeit (ca. 21:00 Uhr) bereits fast alle Bürgersteige „hochgeklappt“ waren; ich machte noch ein paar Fotos (unten: das Meraner Kurhaus) und ging dann zurück zum Campingplatz. Nach einem ziemlich fettigen Burger (am Eingang zum Campingplatz hatte ein Imbisswagen noch geöffnet), zwei Gläsern Rotwein, ein paar Notizen zu diesem Tag und etwas TV ging ich endlich müde, aber sehr zufrieden, schlafen!
Hallo Wolfgang,
ich habe mit deinem Bericht gleichzeitig die Tour in Koomot nochmal begleitet und bin voller Respekt wegen den 74 km und auch den 630 Höhenmeter. Das dies eine wunderbare Tour ist glaube ich dir gerne. Es ist zwar schon eine Weile her das wir von Sterzing aus nach Meran gefahren sind, aber ich kann mich noch gut an diese schöne Fahrt, zwar nur mit dem Auto, daran erinnern. Auch haben wir an einem anderen Tag einmal einen Walweg erwandert welcher uns wunderbare Blicke ins Vinschgauer Tal beschehrte.
Gruß Roland
Hi Roland, danke für deinen Kommentar! Die Strecke von Meran nach Sterzing und Sterzing selbst kenne ich leider noch nicht; ich hoffe, das ist dann beim nächsten Mal dran… 😉