Nach dem Frühstück und einer kleinen Wanderung gestern am frühen Morgen verließ ich das Cap de la Hague und damit die Halbinsel Contentin wieder und machte mich zu meinem letzten, aber wohl bekanntestem Ziel in der Normandie auf, dem zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Klosterberg Saint-Michel mit der darauf befindlichen 47-Seelen-Gemeinde und der gleichnamigen Benediktiner-Abtei Mont-Saint-Michel. Die Strecke dorthin war mit mehr als 200 Kilometern die bisher längste Teilstrecke meiner Reise, daher kam ich auch erst am frühen Nachmittag dort an.

Da ich ja mein Fahrrad dabei hatte, konnte ich die offiziellen, um diese Zeit sowieso meist überfüllten und vor allem ziemlich teuren Park- und Übernachtungplätze meiden und fuhr zu einem etwa 5 km südlich der Abtei gelegenen Ort namens Beauvoir, an dessen Ortsende sich der sehr komfortable Wohnmobilstellplatz Aire de Camping-car de Beauvoir befindet. Mit 15,50 EUR pro 24 Stunden auch nicht gerade günstig, aber in der relativen Nähe eines solchen touristischen Anziehungspunkts allerdings nicht weiter verwunderlich. Außerdem sind im Preis bereits Ver- und Entsorgung, Strom und sogar WLAN enthalten.

Das Wetter gestern war alles andere als einladend! Schon während der Fahrt war der Himmel ununterbrochen bedeckt und es regnete einige Male, teilweise heftig. Nach dem Einchecken auf dem Stellplatz kam ein ziemlich starker Wind auf, was wenigstens immer wieder ‘mal für ein paar regenfreie Phasen sorgte. Trotzdem wollte ich den Rest des Tages nicht ungenutzt verstreichen lassen, und holte mein Bike aus der Garage, um zumindest einmal zum Klosterberg zu fahren.

Etwa einen Kilometer vor dem Berg erreicht man die Bucht Mont-Saint-Michel im Wattenmeer der Normandie. Es herrschte gerade Ebbe, von Wasser also weit und breit keine Spur! Ich fuhr über die erst 2014 fertiggestellte Stelzenbrücke, die den alten Straßendamm ersetzt, zum berühmten Inselberg hinüber; die Insel selbst ist etwa 55.000 qm groß und (ohne Bauten) 92 m hoch. Der erste Anblick aus der Nähe kam mir gewaltig vor, obwohl ich ja vorher schon unendlich viele Fotos und Videos von diesem Monument gesehen hatte; direkt vor Ort wirkt es einfach noch gigantischer!

Ich ging allerdings nicht in die Anlage hinein, denn zum einen hatte ich mir das für den heutigen Tag vorgenommen, und zum anderen hätte ich dort auch keinen sicheren Ort zum Abstellen meines Fahrrads gefunden. Ich beließ es daher bei ein paar Fotos, die aber wegen des wirklich üblen Wetters allesamt nicht zeigenswert sind, und fuhr schließlich zum Wohnmobil zurück, wo ich einigermaßen trocken ankam.

Mein „Masterplan“ für heute sah so aus:

  1. Mit dem Fahrrad vom Wohnmobilstellplatz bis zum offiziellen PKW-Parkplatz, danach über den kleinen Ort La Rive noch ein Stückchen weiter auf der Zufahrtsstraße D275 nach Osten. Von dort wollte ich ein paar Fotos der Abtei aus der Ferne machen, mit der Sonne im Rücken, versteht sich…
  2. Rückfahrt zum Parkplatz, Fahrrad irgendwo abstellen und dann mit einem der offiziellen Shuttle-Busse ‘rüber zur Insel
  3. Besichtigung des Klosterbergs und des Klosters
  4. Rückfahrt mit dem Shuttle zum Parkplatz und mit dem Fahrrad zum WoMo-Stellplatz
  5. Weiterfahrt in die Bretagne, in Richtung Saint-Malo.

Ein einfacher Plan, oder? Deshalb hat‘s wohl auch geklappt… 😉

Mit dem Wetter war ich heute immer noch nicht so recht zufrieden, aber immerhin blinzelte die Sonne immer wieder ‘mal durch eine schleierartige Wolkendecke. Von der oben erwähnten Zufahrtsstraße D275 gelangen mir die beiden folgenden Fotos; das zweite ist stark gezoomt, auf seiner linken Seite erkennt man unten die vorhin beschriebene Stelzenbrücke.

Zurück auf dem Parkplatz musste ich zunächst ‘mal eine ganze Weile nach Fahrradständern suchen; so etwas schien hier irgendwie gar nicht vorgesehen zu sein! Schließlich entdeckte ich auf einem Übersichtsplan aber dann doch einen eingezeichneten Bereich extra für Fahrräder, der sich direkt vor dem PKW-Parkplatz befinden sollte. Den fand ich kurz darauf auch und entdeckte zu meiner Überraschung sogar ein paar wenige Fahrradboxen! Sowas habe ich vorher noch nicht gesehen: ein Schließfach wie auf dem Bahnhof oder am Flugplatz, halt nur für Fahrräder! Man schiebt das Fahrrad komplett in eine freie Box hinein, wirft einen Euro in einen Schlitz und kann daraufhin den Schlüssel der Tür abziehen! Praktische Sache, das… 😉

Nun ging es zu einer der Haltestellen der kostenlosen Pendelbusse, die hier Le Passeur genannt werden. Sie drehen am Ziel nicht um, sondern fahren einfach in der jeweils anderen Fahrtrichtung wieder zurück; vorne und hinten werden also einfach „getauscht“! Die Fahrt hinüber zur Insel dauert nur 12 Minuten. Man kann übrigens, wenn man möchte, auch mit der Pferdekutsche zur Insel fahren!

Dort stieg ich aus und lief zunächst einmal etwas links und rechts der Stadtmauer entlang, um mir einen Eindruck von mehreren Seiten zu verschaffen.

Schließlich betrat ich die Klostergemeinde durch das wuchtige Stadttor; drinnen herrschte ein durchaus lebhaftes Treiben, von dichtem Gedränge konnte aber keine Rede sein! Ich kann mir allerdings lebhaft vorstellen, wie es hier wohl in der Hauptsaison und/oder an Wochenenden zugehen mag…

In den unteren Bereichen des Orts befinden sich auf engstem Raum Shops, Cafés, Restaurants und vor allem Souvenirläden, sowie das Auge reicht; das Angebot wiederholt sich ewig, sodass man, wenn man tatsächlich vorhat, hier etwas zu kaufen, nicht gleich bei der erstbesten Gelegenheit „zuschlagen“ muss.

Ich schlenderte langsam (es ging immer stetig bergauf!) die Straßen entlang, machte viele Fotos und gelangte dann endlich in den Bereich, von dem aus man zur eigentlichen Abtei hinaufsteigt.

Dort wurde es deutlich leerer und von hier oben boten sich bereits ein paar herrliche Ausblicke auf das Festland und auf den Zufahrtsbereich über die bereits erwähnte Stelzenbrücke.

Die Besichtigung der Abtei kostet 9,- EUR und dieser Preis ist, im Nachhinein betrachtet, absolut gerechtfertigt; es gibt unendlich viel zu besichtigen und man hat, da ja jeder für sich allein unterwegs ist, alle Zeit der Welt, sich alles in Ruhe anzusehen!

Im Eingangsbereich stehen vier verschiedene Modelle des Klosterbergs aus den verschiedenen Epochen; zwei davon (aus dem 10. Jahrhundert und aus dem 20. Jahrhundert) zeigen die beiden folgenden Fotos:

Besonders interessant fand ich den trapezförmigen Kreuzgang, das Refektorium (der Speisesaal der Mönche), das hölzerne, riesige Laufrad des ehemaligen Schrägaufzugs, mit dem schwere Lasten in das Kloster transportiert werden konnten, sowie den imposanten Rittersaal aus dem frühen 13. Jahrhundert.

Immer wieder hat man von dort oben auch absolut fantastische Ausblicke auf die Bucht und das Wattenmeer, wo auch Wattwanderungen durchgeführt werden, sowie auf die flache Landschaft des Festlands, vorausgesetzt, das Wetter spielt einigermaßen mit…

Nach dem Besuch des Klosterbergs fuhr ich zurück zum Parkplatz, kaufte dort noch ein paar Souvenirs (Calvados und Cidre) und kehrte dann mit dem Bike zum Wohnmobil zurück. Nach einer kurzen Pause führte ich meine Reise fort und fuhr zum ersten Mal in die Bretagne. Morgen möchte ich mir Saint-Malo ansehen, eine Stadt, von der ich schon sehr viel gehört und gesehen habe!

Stell- und Campingplätze sind in Saint-Malo dünn gesät, daher habe ich mir als „Ausgangsbasis“ den nur einige Kilometer entfernten Ort Rothéneuf ausgewählt; dort gibt es einen ebenfalls sehr komfortablen Stellplatz, der früher einmal ein Campingplatz war; die einzelnen mit Gras bewachsenen Parzellen sind daher riesig und man fühlt sich tatsächlich wie auf einem Campingplatz (abgesehen vom Fehlen von Waschräumen). Ich hatte daher viel Platz und auch die Zeit, meinen Gasgrill aufzubauen, und genoss zum Abend zwei saftige Nackensteaks sowie ein „winziges“ 0,7-l-Fläschchen Rotwein! Mensch, kann Camping schön sein… ;-)))

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