Mit dem eigenen Fahrrad in Paris und Umgebung herumzufahren, fühlte sich für mich heute schon irgendwie merkwürdig an, aber es hat mir sehr gut gefallen! Hinter mir liegt eine interessante Radtour nach Versailles, wo ich natürlich das weltberühmte Schloss Versailles besucht habe, zum allerersten Mal in meinem Leben übrigens!

Bevor ich von diesem Ausflug berichte, möchte ich aber schnell noch ein paar Worte zu meiner Planung für meinen Aufenthalt in der Stadt der Liebe verlieren. Vor dieser Reise hab’ ich mir selbstverständlich sehr viele Gedanken darüber gemacht, wieviele Tage ich bleiben wollte und vor allem, was ich mir eigentlich alles anschauen wollte bzw. sollte! Paris bietet ja wohl so viele Sehenswürdigkeiten und besuchenswerte Orte und Plätze, dass sie (gefühlt) für ein halbes Leben reichen würden; hier hat man also wirklich die Qual der Wahl!

Ein erste Ansatz für meine Planung war die Tatsache, dass es eine ganze Reihe von Angeboten für so genannte City Passes gibt; auch hier fällt die Auswahl natürlich nicht leicht! Es ist teilweise ziemlich kompliziert, die Leistungen solcher Sightseeing Tickets miteinander zu vergleichen, denn sie unterscheiden sich natürlich in vielerlei Hinsicht voneinander. Wenn man sich aber aus diesem ganzen „Sammelsurium“ sozusagen die kleinste Schnittmenge herauspickt und sich aus dieser diejenigen Attraktionen aussucht, die man gern besuchen möchte, dann fällt die Wahl schon etwas leichter! Man kann sich dann nämlich viel besser auf die sonstigen Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel den Preis, die Gültigkeitsdauer, ob der ÖPNV eingeschlossen ist usw., konzentrieren und schauen, was am besten zu einem passt! Die vier wichtigsten Pässe, jedenfalls zum Zeitpunkt meiner Recherche, waren meiner Ansicht nach

  • der Museum Pass
  • der Turbopass Paris
  • der Paris Passlib‘ sowie
  • der Paris Pass

Jeder von ihnen ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich, welche die jeweilige Gültigkeitsdauer bestimmen. Ich habe mich letztlich für den Museum Pass mit 4 Tagen Gültigkeit entschieden, den ich online für 76 EUR gebucht hatte; er wurde mir ein paar Tage vor meiner Reise zugesandt. Ich hatte mir auf dieser Grundlage einen genauen Plan erarbeitet, wann ich innerhalb dieser vier Tage welche der im Pass enthaltenen Sehenswürdigkeit besuchen sollte, um die bestmögliche Ausnutzung zu erzielen. Dabei müssen unter anderem auch die Ruhetage von Museen berücksichtigt werden.

Ursprünglich hatte ich für den vierten Tag die Radtour nach Versailles eingeplant (auch der Besuch des Schlosses ist nämlich im Citypass enthalten); da ich ja nun aber einen Tag eher in Paris angekommen war, habe ich diesen Ausflug auf heute verschoben; den fünften Tag kann ich dann anderweitig verwenden. Man muss beim Einsatz des Passes einfach nur bedenken, dass dessen Gültigkeit ab der allerersten Benutzung gerechnet wird!

Eigentlich wollte ich heute schon um 7 Uhr aufstehen, hab’ aber leider verschlafen! So kam ich erst um kurz vor 8 Uhr „aus den Federn“, ging zunächst zum Duschen und danach gleich zum kleinen Laden, um ein Baguette für’s Frühstück zu kaufen (1,80 EUR). Übrigens, wer schon ’mal knackig-frische Baguettes in Frankreich probiert hat, der weiß wahrscheinlich, dass die mit den bei uns erhältlichen kaum ’was gemeinsam haben! Sowohl Geschmack als auch Konsistenz sind meiner Ansicht nach um Klassen besser als die der heimischen Exemplare!

Danach bereitete ich alles für die heutige Tour vor; um ca. 9:40 Uhr ging es endlich los. Zunächst fuhr ich in südwestlicher Richtung an der Seine entlang, wo man aber leider nur selten Gelegenheit hatte, auf den berühmten Fluss zu schauen! Erst eine Brücke, auf der ich auf die andere Uferseite wechselte, bot mir die Möglichkeit, ein paar Fotos zu machen. Wie man sieht, musste ich auch heute wieder teilweise mit sehr dichten Wolken „leben“; es war um diese Zeit noch recht windig und nasskalt! Ok, solang’s nicht regnet… 😉

Auf dem ersten Foto oben waren ja bereits die vielen Skyscraper in der Ferne zu sehen; hier gibt’s noch ’mal zwei Teleaufnahmen dazu. Es handelt sich dabei um La Défense, ein modernes Hochhausviertel im Westen der Stadt. Es gilt als Europas größte Bürostadt und ist von einer 1,2 km langen und 250 m breiten Fußgängerzone durchzogen. Auf meinem Rückweg vom Schloss zum Campingplatz wollte ich dort vorbeifahren, aber ich ahnte bereits jetzt, dass das zeitlich gesehen wohl wieder ’mal sehr knapp werden würde…

Auf der anderen Seite der Brücke angelangt, musste ich zunächst einmal lernen, dass es mit meiner Vorstellung, die Landschaft rund um Paris wäre völlig eben, nicht weit her war! Es wurde ziemlich hügelig, und ich hatte teilweise recht starke Steigungen zu bewältigen! Immerhin sah ich von hier aus, mehr oder weniger zufällig, plötzlich in der Ferne zum ersten Mal den Eiffelturm, den ich ja demnächst auch besuchen werde! Ich wurde unwillkürlich an die Filmkomödie French Kiss erinnert, in der Meg Ryan als Kate tagelang in Paris umherirrte und den Blick auf den Eiffelturm, nach dem sie ständig Ausschau hielt, immer wieder um nur wenige Sekunden verpasste! Mir konnte das jetzt nicht mehr passieren… 😉

Danach ging es durch einen hübschen, recht weitläufigen Park, in dem mir lediglich drei oder vier Jogger und eine Lady, die ihren Hund spazieren führte, begegneten. Die Domaine National de Saint-Cloud ist der 460 ha große Schlosspark eines 1870 zerstörten Schlosses. Hier kam nun auch endlich ’mal die Sonne zum Vorschein.

Die weitere Route bis hin zur extrem langen Zufahrt zum Schloss auf der Avenue de Paris (Foto) verlief fast ausschließlich durch städtisches Gebiet; auch das hatte ich mir anders vorgestellt. Man muss allerdings bedenken, dass in der Metropolregion Paris immerhin mehr als 12 Millionen Menschen leben; sie ist damit die größte innerhalb der EU!

Schließlich war es dann aber soweit; ich befand mich nun unmittelbar vor dem berühmten und historisch so bedeutendem Schloss! Hier erkannte ich natürlich auch sofort, welchen Stellenwert diese Anlage in touristischer Hinsicht haben musste; es „wimmelte“ nur so von Touristen aus aller Welt! Vor der Anlage gab es einen riesigen Bus- und PKW-Parkplatz, allerdings, man glaubt es kaum, war weit und breit kein Fahrradständer zu finden! Ich suchte mir notgedrungen einen Platz in der Nähe, an dem ich mein Rad an ein Fallrohr einer Regenrinne anschließen konnte; hoffentlich bleib es dort auch, bis ich wieder kam…

Ich finde es immer wieder sehr spannend und aufregend, an solchen weltbekannten Attraktionen auf Touristen so vieler unterschiedlicher Nationen zu treffen! Hier weht immer ein „Hauch der großen, weiten Welt“, finde ich, und ich bin ein Teil davon… 😉

Bereits an der äußeren Umzäunung musste ich meinen Citypass vorzeigen; auf dem großen Vorplatz dahinter stellte ich mich in der Schlange für Besucher mit Tickets an. Die war gut 500 m lang, aber eigentlich ging es dennoch recht zügig voran! Überhaupt staute es sich nur wegen der am Ende stattfindenden Sicherheitskontrolle, die ja nun ’mal immer einige Zeit in Anspruch nimmt.

Während der Wartezeit hatte man aber schon ein paar Gelegenheiten, Prunk und Pracht des Schosses zu bestaunen. Es ist immerhin eine der größten Palastanlagen Europas und war von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum Ausbruch der Französischen Revolution die Hauptresidenz der Könige von Frankreich.

Schließlich war aber auch die Kontrolle überwunden und ich befand mich nun im inneren Bereich des Vorplatzes. Durch meinen Museum Pass hatte ich den großen Vorteil, mir nicht jetzt noch zusätzlich ein Ticket besorgen zu müssen; die entsprechende Warteschlange war nämlich ebenfalls nicht zu verachten! Ich musste am Eingang ins Gebäude lediglich meinen Pass unter einen Scanner halten; damit begann nun definitiv seine Gültigkeit von genau 96 Stunden!

Für die Besichtigung des Schlosses hatte ich keine spezielle Reihenfolge vorgesehen, ich ließ mich einfach mit „den Massen“ treiben und war mir sicher, dadurch kaum etwas zu verpassen. Zunächst gab’s wieder ’mal eine Menge „alter Schinken“ zu betrachten. Aber nicht falsch verstehen: Ich mag so etwas sehr; ich finde diese alten Gemälde immer wieder faszinierend, und es passiert gar nicht selten, dass ich mehrere Minuten lang vor so einem Kunstwerk stehen bleibe!

Danach wurde es immer spannender und abwechslungsreicher, aber natürlich auch voller! Bei diesem Andrang „gescheite“ Fotos zu machen, ist nicht ganz einfach. Immer wieder stehen irgendwelche Leute im Weg herum… 😉 Gut, dass ich nicht der Kleinste bin; da meine Kamera auch über einen schwenkbaren Bildschirm verfügt, kam ich mit hochgehaltenen Händen locker in entsprechende Höhen, um über die Köpfe hinweg fotografieren zu können.

Deckengemälde beeindrucken mich immer ganz besonders! Ich stelle mir jedesmal vor, selbst dort hoch oben mit Pinsel und Farbe „bewaffnet“ auf einem wackligen Holzgerüst zu stehen, um nach nicht ’mal einer Minute mit üblen Schulter- und Nackenbeschwerden wieder herunterzuklettern… 😉

Das Highlight ist selbstverständlich der berühmte Spiegelsaal! Der Mittelbau des Schlosses wird im ersten Stock auf seiner gesamten Breite von der Raumflucht einer fast 75 m langen und 10 m breiten Spiegelgalerie (französisch Galerie des Glaces) und von zwei benachbarten Salons eingenommen.

Angesichts dieser Schönheit und der unfassbaren Pracht blieb mir wieder ’mal „die Spucke weg“! Mich überkam ein ganz besonderes Gefühl, und bei dem Gedanken, welche bedeutenden Ereignisse der Weltgeschichte dieser Saal bereits gesehen hat, bekam ich tatsächlich die oft zitierte Gänsehaut! Die vielen Besucher in diesem Raum habe ich in diesem Moment überhaupt nicht wahrgenommen.

Gleich nebenan befindet sich das Prunkschlafzimmer Ludwigs XIV., der ja bekanntlich den Beinamen Sonnenkönig (französisch Roi-Soleil), aber auch Der Große (französisch Louis le grand) trug. Der gewaltige Baldachin hatte in meinen Augen irgendwie gar nicht so viel mit darunter stehenden Bett zu tun; er „klebte“ unter der Decke in (geschätzten) 7 Metern Höhe!

Irgendwann hatte ich schließlich meinen Rundgang beendet, verließ das Gebäude und legte bei einem leckeren Eis ein kleine Verschnaufpause ein. Auf den Besuch des Schlossgartens verzichtete ich aus verschiedenen Gründen, fuhr aber später auf einigen Wegen des riesigen Schlossparks umher.

Auch von dort aus hatte ich auch einen schönen Blick auf die Rückseite des Schlosses und den angrenzenden Schlossgarten.

Danach machte ich mich auf den langen Rückweg zum Campingplatz. Ich fuhr zwar auf einer anderen Route als während der Herfahrt, aber das ursprünglich geplante Zwischenziel, das Hochhausviertel La Défense, musste ich tatsächlich wegen der vorgerückten Zeit streichen! Mir war klar, dass die Rückfahrt deutlich länger dauern würde, als gedacht. Inzwischen musste ich nämlich feststellen, dass es in dieser Gegend so gut wie keine Radwege gab; ich musste also ständig entweder auf dem Bürgersteig, falls überhaupt vorhanden, oder aber auf der Straße fahren! Und die französischen Autofahrer hatten für deutsche Radfahrer offenbar überhaupt kein Mitleid… 😉

Die Teilstrecke war tatsächlich noch um Einiges anstrengender als die Herfahrt! Es gab immer wieder kräftige Steigungen, ab und zu Regen und der einsetzende Feierabendverkehr war einfach nur „mörderisch“. Ich war heilfroh, dass ich alle meine Knochen noch beisammen hatte, als ich endlich am Wohnmobil eintraf. Nur etwa 200 m vor meinem Ziel musste ich sogar noch knapp 10 Minuten unter großen Bäumen ausharren und einen schlimmen Regenschauer abwarten.

Dennoch, mit diesem ersten Tag in Paris und meiner „bunten“ Fahrradtour war ich super zufrieden! Das Schloss hat mich wirklich sehr beeindruckt, aber auch die Umgebung der Stadt mit dem Rad kennenlernen zu können, hat mir sehr viel Spaß bereitet! Ich freue mich schon jetzt auf die folgenden Tage in dieser tollen Stadt…

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