Wenn man den äußersten Westen der Bretagne auf der Karte betrachtet, dann sieht dessen Küstenlinie mit etwas Fantasie aus wie ein geöffnetes Maul mit einer riesigen, kreuzförmigen Zunge darin. Diese Zunge wird durch die Halbinsel Crozon gebildet. Zwei Drittel dieser Halbinsel gehören zum 90.000 Hektar großen Naturpark Parc Naturel Régional d’Armorique, der zwar tief ins Landesinnere reicht, aber hauptsächlich dazu dient, die fantastischen Küstenlandschaften sowie die Inseln vor der bretonischen Westspitze zu schützen. Diese Gegend, vor allem die drei „Zungenspitzen“ mit ihren Caps und Pointes, habe ich mir heute etwas genauer angesehen.

Die Fahrt von Plougastel-Daoulas auf der gut ausgebauten N165 nach Le Faou, das man als Eingang zur Halbinsel Crozon bezeichnen könnte, dauerte nur knapp 30 Minuten, danach ging es auf der landschaftlich reizvollen D791 etwa 30 km in Richtung Westen bis zum Namensgeber der Insel, dem kleinen Städtchen Crozon.

Diesen in der Hochsaison von Touristen bevölkerten Ort hätte ich mir wahrscheinlich auch näher ansehen sollen, aber da ich mir heute viel vorgenommen hatte, bin ich gleich weiter Richtung Süden zu meinem ersten Etappenziel gefahren, dem Cap de la Chèvre (deutsch: Kap der Ziege). Dort gibt es ausgedehnte Wanderwege, die an malerischen Klippen vorbei über große Heideflächen führen, und man hat eine wirklich tolle Aussicht aufs Meer, vorausgesetzt natürlich, man hat schönes Wetter!

Nun, schönes Wetter hatte ich wieder ‘mal nicht gerade; es war noch ziemlich bedeckt und auch etwas kalt, aber wenigstens hat‘s nicht geschüttet. Vom großen Parkplatz aus sind‘s nur ein paar Schritte zum Sémaphore du Cap de la Chèvre, ein als optischer Telegraph dienendes, leuchtturmähnliches Gebäude, das von der französischen Marine betrieben wird und nicht öffentlich zugänglich ist. Etwas weiter, direkt an der Steilküste, trifft man auf das Mémorial de l‘Aéronautique Navale, ein Ehrendenkmal für gefallene französische Flieger.

Die mittlere der drei „Zungenspitzen“ war mein nächstes Ziel; lustigerweise besitzt diese wiederum drei kleine Spitzen (das „Apfelmännchen“ aus längt vergangenen Schulzeiten lässt grüßen…). Zunächst besuchte ich das kleine Städtchen Camaret-sur-Mer, einst ein bedeutender Fischereihafen, wo mir die quietschbunten Fassaden der vielen Lokale entlang des Hafens besonders gut gefallen haben.

Am südwestlichen Ortsrand befinden sich die Alignements de Lagatjar, eine Anordnung von mehr als 70 Menhiren in drei Reihen, von denen ich natürlich auch ein paar Fotos machen musste…

Danach ging es wieder Richtung Süden zur Pointe de Penhir, dem wohl schönsten Aussichtspunkt auf der Crozon-Halbinsel; dort war auch endlich das Wetter wieder ganz passabel. Von einer 70 m hohen Klippe bietet sich ein fantastischer Panoramablick, darunter donnert das Meer gegen die Felsen und eine Reihe von kleinen Inseln, die den Namen Tas de Pois (deutsch: Erbsenhaufen) tragen. Hier legte ich eine kleine Sandwich-Pause ein, bevor ich mir diese Felsspitze etwas genauer ansah.

Direkt an der Abbruchkante, westlich des Parkplatzes, steht ein wuchtiges Denkmal, das an die bretonischen Freiwilligen, die sich im zweiten Weltkrieg General de Gaulles Widerstands-Streitmacht angeschlossen hatten, erinnert.

Nachdem ich mir hier alles angesehen hatte, fuhr ich zurück nach Camaret-sur-Mer und dann auf die D355 nach Norden; die 25-km-Rundfahrt um die nördlichste der drei „Zungenspitzen“, bei der man Brest plötzlich wieder sehr nahe kommt (nur 5 km Luftlinie, auf Straßen dagegen mehr als 70 km), war sehr abwechslungsreich.

Gegen 16:00 verließ ich schließlich die Halbinsel Crozon und steuerte, weil es noch nicht so spät war, bereits das Ziel an, das morgen auf meinem Programm stand, die Pointe du Raz, einem 3-Sterne-Highlight jeder Bretagne-Reise…

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