Heute bin ich in einer echten Großstadt, etwas südlich vom Teutoburger Wald, nämlich in Paderborn! Mit fast 150.000 Einwohnern ist die Stadt deutlich größer, als ich es vermutet hätte; überhaupt scheint es mir, dass sie viel mehr zu bieten hat, als allgemein bekannt ist. Sie besitzt eine Universität mit knapp 20.000 Studenten, eine 1.200-jährige Geschichte, stand vor ca. 20 Jahren im Mittelpunkt eines Papstbesuchs und stieg vor drei Jahren sogar in die 1. Bundesliga auf (danach allerdings auch gleich wieder ab…;-).

Zu den vielen Sehenswürdigkeiten gehören die imposante Kathedrale, das (nach eigenen Angaben) weltgrößte Computermuseum, mit der gerade ‘mal 4 km langen Pader der kürzeste Fluss Deutschlands, der allerdings mit mehr als 200 verschiedenen Quellen aufwarten kann, vielen interessanten Museen sowie einer durchaus liebens- und lebenswerten Innenstadt mit einem wunderschönen Rathaus!

Ich stehe mit meinen Wohnmobil jetzt auf dem riesigen Parkplatz Maspernplatz-Ost im Norden der Altstadt, es sind nur ein paar wenige Schritte direkt ins Zentrum! Hier parken auch PKW, aber es gibt insgesamt sieben speziell für Wohnmobile ausgewiesene Plätze; für 24 Stunden zahlt man lediglich 6 Euro. Zurzeit (es ist jetzt kurz nach 22:00 Uhr) ist der Platz noch fast voll belegt, denn es findet gerade eine Veranstaltung in der Paderhalle gleich nebenan statt.

Den Tag habe ich, wie schon so oft auf meinen Reisen, in zwei Etappen verbracht: Nach meiner Ankunft heute morgen gegen 9:30 Uhr erkundete ich zunächst zu Fuß die Altstadt und am Nachmittag ging es dann mit dem Fahrrad in etwas weiter entfernte Regionen.

Für den ersten Teil habe ich im Internet auf outdooractive einen Vorschlag für einen Historischen Stadtrundgang gefunden, der mir sehr zusagte und den ich auch sofort in Angriff nahm! Auf einer interaktiven Karte sind alle Sehenswürdigkeiten des etwa 2-stündigen Rundgangs verzeichnet; klickt man eines an, erhält man in einem kompakten Info-Fenster knappe, aber ausreichende Informationen zu diesem Ziel; auf dem Smartphone alles super leicht zu handhaben.

Erste Station (von meinem Parkplatz aus gesehen) war das um 1509 gebaute Adam-und-Eva-Haus, eines der wenigen erhaltenen Fachwerkhäuser der Stadt und wegen der reichhaltigen Schnitzereien an der Fassade gleichzeitig das schönste. Auf dem Foto unten ist es das mittlere der drei Gebäude.

Der untere Fries zeigt symbolisch den Sündenfall von Adam und Eva und ihre Vertreibung aus dem Paradies (daher auch Name des Hauses). Der mittlere Fries zeigt die vier Evangelisten Matthäus, Johannes, Lukas und Markus. Leider kann man dieses Gebäude nur von außen besichtigen.

Jetzt ging ich in Richtung Osten bis zur Stadtmauer und an ihr entlang auf dem Busdorfwall bis zu einem kleinen Durchgang in Richtung Busdorfkirche. Interessant auf dem Foto unten ist der Baum auf der linken Seite, der direkt auf der alten Stadtmauer steht und wächst! Wie macht er das nur…?

Der Rundgang führte mich weiter zum Platz „An der alten Synagoge“ und zum Jüdischen Mahnmal, das auf dem folgenden Foto zu sehen ist. Ich muss gestehen, dass ich es, hätte ich es nicht gewusst, für alles Mögliche gehalten hätte, nur nicht für ein Mahnmal! Aber schön soll es auch wohl gar nicht sein, sondern es soll an den Stadtort der alten Synagoge erinnern, die 1938 in der Reichspogromnacht zerstört wurde.

Später passierte ich das Gymnasium Theodorianum. Es gehört es zu den zehn ältesten noch bestehenden Schulen im deutschen Sprachraum! Es war gerade Pause und der Lärm, den fast 1.000 Schüler dabei machen, war schon von weitem zu hören. Ich glaube, in einem so ehrwürdigen und vor allem geschichtsträchtigen Gebäude wäre ich auch gern Schüler gewesen und hätte bestimmt bessere Schulnoten gehabt… 😉

Das vor etwa 400 Jahren erbaute Historische Rathaus von Paderborn auf dem Rathausplatz ist ein echter Hingucker:

Weiter ging es zu den Paderquellen. Die Pader entspringt direkt in Paderborn inmitten einladender Grünanlagen. In den beiden Quellbereichen sprudeln etwa 200 Quellen hervor, die in mehreren Quellbecken zusammengefasst sind. Sie fördern durchschnittlich 5.000 l Wasser pro Sekunde und gehören damit zu den wasserreichsten Quellen Deutschlands.

Wer sich die Namen der sechs Quellbäche (Dielenpader, Rothobornpader, Börnepader, Dammpader, Warme Pader sowie Maspernpader) merkt, sichert sich bei „Stadt, Land, Fluss“ immer 20 Punkte… 😉

Die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist wohl der Hohe Dom St. Maria, St. Liborius, St. Kilian; er ist die Kathedralkirche des Erzbistums Paderborn und beeindruckt unter anderem durch seinen markanten Westturm, der von zwei kleineren, runden Türmen flankiert wird. Obwohl der Domplatz nicht gerade klein ist, hat man Schwierigkeiten, das ganze Gebäude auf ein Foto zu bekommen!

Gegen 12:30 Uhr war ich wieder zurück bei meinem Wohnmobil. Nach einer kleinen Pause machte ich mich dann auf zu meiner Radtour, zunächst Richtung Norden, später bis zum Lippesee und wieder zurück. Ich passierte dabei das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF), das angeblich größte Computermuseum der Welt, von dem ich offen gestanden noch nie etwas gehört hatte! Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass Computer eine meiner Leidenschaften sind, deshalb nahm ich mir vor, dieses Museum morgen früh zu besuchen.

Zuerst fuhr ich allerdings zum Padersee und genoß bei schönem Wetter in einem Café am Rande des eigentlich gar nicht so attraktiven Sees eine schöne Kaffeepause; die Herrentorte war ein „Gedicht“, wenngleich ich solche merkwürdigen Bezeichnungen für Kuchen und Ähnliches immer sehr unpassend finde!

Irgendwann erreichte ich das hübsche Schloss Neuhaus im gleichnamigen Stadtteil, wo ich natürlich auch einige Fotos machte. Wie schon das Rathaus, gehört dessen Baustil auch zur so genannten Weserrenaissance. Das Schloss liegt auf einer Art Insel am Zusammenfluss von Lippe, Alme und Pader. Es beherbergt heute eine Hauptschule, eine Realschule und ein Gymnasium. Ok, nun hab’ ich‘s mir anders überlegt; ich wäre doch lieber hier zur Schule gegangen… 😉

Jetzt ging es endgültig ‘raus aus der großen Stadt und alles wurde deutlich ländlicher; ich fuhr schließlich bis zum Lippesee, einem Stausee, der eigentlich Talsperre Sander-Lippe heißt, und bis zum Wehr im Westen des Gewässers. Er bildet ein beliebtes Naherholungsgebiet, das sich jetzt, im März, natürlich noch ziemlich verwaist präsentierte. Weil es nun immer bewölkter und vor allem deutlich kälter wurde, machte ich mich gegen 17:00 Uhr auf den Rückweg, zunächst auf einer etwas anderen Strecke.

Das war ein sehr ereignisreicher Tag, finde ich, und ich bin sehr froh, hier nach Paderborn gefahren zu sein! Neben Detmold habe ich nun schon zwei große Städte am Rand des Teutoburger Walds kennengelernt; ihre Namen kenne ich natürlich schon seit meiner Kindheit, jetzt haben beide endlich ein „Gesicht“ für mich… 😉

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