Heute habe ich eine fast 40 km lange und daher leicht anstrengende, aber auch äußerst interessante Radtour absolviert. Damit habe ich mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllt, nämlich endlich ’mal Belgiens Hauptstadt Brüssel und demzufolge auch eine der wichtigsten Städte der Europäischen Union kennenzulernen!

Mein erstes Teilziel war das weltberühmte Atomium, das ich natürlich schon von unzähligen Fotos und Beschreibungen her kannte! Es nun aber in natura sehen zu dürfen, war doch etwas ganz anderes! Die imposante Konstruktion ist 102 m hoch, das wusste ich vorher, aber wie hoch das für ein so eigenartiges „Gebilde“ tatsächlich war, erkannte ich erst, als ich direkt davor stand!

Das Atomium wurde für die Expo 58 gebaut und stellt ein Modell aus neun Atomkernen dar; in dieser regelmäßigen Würfelform kristallisiert Eisen. Es galt damals als Symbol für das Atomzeitalter und für die friedliche Nutzung der Kernenergie.

Die zentrale Achse bilden drei senkrecht übereinander stehende Hohlkugeln. Die untere bildet den Eingangsbereich, während die obere eine Aussichtsplattform und ein Restaurant beherbergt. Drei weitere Kugeln sind etwas unterhalb der zentralen angeordnet, die restlichen drei ebenfalls, aber etwas weiter oben und um genau 60 Grad versetzt. Alles ist durch Röhren miteinander verbunden, in den beiden senkrechten befindet sich der Fahrstuhl, der die Besucher in nur 23 Sekunden nach oben zum Restaurant bringt. Der Durchmesser der Kugeln beträgt jeweils 18 m, der der Röhren 3,3 m.

Natürlich musste ich auch nach oben! Das Ticket für nur 13 Euro (Seniorenpreis!) war schnell besorgt, und ich musste auch nicht lange warten, denn um diese Uhrzeit war hier noch nicht viel los. Der Ausblick von oben auf die Stadt war natürlich „gigantisch“; ich hätte mir allerdings etwas besseres Wetter gewünscht…

Hier der Blick nach Süden auf den Boulevard de Centenaire sowie auf die imposante Skyline von Brüssel…

…und hier nach Süden, zum Messegelände der Stadt.

Direkt am Fuß des Atomiums befindet sich Mini-Europa, ein 24.000 qm großer Park, in dem Monumente der Europäischen Union im Maßstab von 1:25 nachgebildet werden. Ursprünglich stand diese kleine Attraktion auch auf meinem Programm; aus Zeitgründen hatte ich sie allerdings auslassen müssen.

Nach dem Besuch des Atomiums, dessen Besuch sich für mich wirklich gelohnt hatte, setzte ich meinen Weg in Richtung Innenstadt fort.

Dabei passierte ich zufällig eine riesige Kirche, deren Größe mich sehr überraschte! Ich hielt an und startete sofort eine „Eilanfrage“ bei Google: Es handelte sich dabei um die von 1905 bis 1970 im Art-Déco-Stil erbaute Basilique Nationale du Sacré-Cœur (deutsch Nationalbasilika des Heiligen Herzens) und gleichzeitig, ich konnte es kaum fassen, die fünftgrößte Kirche der Welt!

Sie ist 141 m lang, 107 m breit und 93 m hoch, ihre Kuppel hat einen Durchmesser von 33 m! Insgesamt finden 2.000 Menschen darin Platz. Ich war echt beeindruckt und hätte sie gern auch von innen angeschaut. Leider musste ich aber, wie ja so oft, meine Zeit im Auge behalten, und die 6 Euro für den Eintritt wollte ich eigentlich auch nicht so gern „abdrücken“…

Weiter ging es in Richtung Zentrum, wobei ich immer wieder auf sehenswerte Kuriositäten traf…

Mit der Église Sainte-Catherine (deutsch Sankt-Katharinen-Kirche) hatte ich nun fast die Brüsseler Altstadt erreicht.

Dort angekommen, musste ich mir natürlich unbedingt die Galeries Royales Saint-Hubert anschauen, eine der ältesten überdachten Einkaufspassagen Europas, von der ich im Vorfeld schon viel gelesen hatte.

Beim Anblick der vielen extravaganten „Schokoladenläden“ (ich nenne sie einfach ’mal so…;-) lief mir wirklich das Wasser im Mund zusammen! Ich nehme die Gelegenheit beim Schopf und kaufte tatsächlich gleich ’mal belgische Pralinen, allerdings nicht, um sie sofort zu verschlingen, sondern natürlich als Mitbringsel für die Familie zuhause!

Nächster Anlaufpunkt und wohl das eigentliche Wahrzeichen Brüssels war der Grote Markt oder auch Grand-Place, der seit 1988 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende zentrale Platz der Altstadt. Mit seinem gotischen Rathaus und den Ständehäusern, die eine geschlossene barocke Fassadenfront bilden, zählt er zu den schönsten Plätzen Europas; dem konnte ich nicht widersprechen! Ich blieb dort eine ganze Weile, machte unzählige Fotos und sah mir alles ganz genau an.

Das Maison du Roi bzw. das Broodhuis (zwei verschiedene Bezeichnungen für dasselbe Gebäude) beherbergt heute das Stadtmuseum und liegt dem Rathaus gegenüber.

Hier hat so ziemlich jedes Gebäude seine ganz besondere Geschichte. Sie an dieser Stelle aufzuführen, macht natürlich keinen Sinn, dazu sollte man einen entsprechend detaillierten Reiseführer „konsultieren“. Ich war auf jeden Fall mehr als nur beeindruckt angesichts dieser Pracht, und es fiel mir schwer, diesen Platz schließlich wieder zu verlassen, um meine Stadterkundung fortzusetzen.

Brüssel hat sehr viele Wahrzeichen, eines davon ist mit Sicherheit das Manneken-Pis, also das „pissende Männchen“! Die Brunnenfigur eines urinierenden Jungen ist nur 61 cm groß; ihr Spitzname ist Ketje, die Bezeichnung für einen typischen Brüsseler Bengel.

Die normalerweise „nackte“ Bronzestatue wird übrigens manchmal eingekleidet, je nach Anlass. So posiert sie beispielsweise bei Länderspielen im Trikot der belgischen Fußballnationalmannschaft oder wird an Geburtstagen von Elvis Presley oder Wolfgang Amadeus Mozart entsprechend verkleidet. Am Welt-AIDS-Tag wird sie mit Kondomen bestückt! Inzwischen gibt es mehr als 950 verschiedene Kostüme. Heute trug sie eine schicke blaue Uniform, über deren genaue Bedeutung ich aber leider nichts Schlaues zu berichten weiß… 😉

Mein Fahrrad nun schiebend, erkundete ich danach die teils engen Fußgängerpassagen und sah mir die vielen Ladengeschäfte an.

Hier fand ich auch die Waffle Factory, der ich natürlich nicht widerstehen konnte! Früher oder später musste ich ja sowieso eine der berühmten belgischen Waffeln probieren, warum also nicht früher…?

Man muss wissen, dass hier grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Arten unterschieden wird: Die Brüsseler Waffeln (französisch Gaufre des Bruxelles) sind meist groß, rechteckig und sehr „fluffig“, während die Lütticher Varianten (Gaufre de Liège) eine eher rundliche Form aufweisen und von Butter nur so triefen. Beide sind natürlich extrem lecker! Ich entschied mich für die zweite und wählte die mit den vier verschiedenen Schokoladensorten; dafür wechselten 5,50 EUR ihren Besitzer. Ein absolutes „Träumchen“, sag’ ich euch… 😉

Nach diesem etwas anderen Mittagessen verließ ich schließlich die überaus schöne Altstadt und machte mich auf den Weg in Richtung Europaviertel, das ich mir natürlich auch ansehen wollte.

Unterweg gab’s wieder jede Menge Fotomotive, die ich unbedingt festhalten musste! Zum Beispiel den Mont des Arts (deutsch Kunstberg), einen historischen Platz auf einer kleinen Erhebung über dem Albertinengarten,…

…die römisch-katholische Kirche Saint-Jacques-sur-Coudenberg, die so gar nicht wie eine Kirche aussieht,…

…und natürlich den Königlichen Palast, der offiziellen Residenz des belgischen Königs Philippe.

Etwa einen Kilometer entfernt liegen die Gebäude des Europaviertels. Zu den wichtigsten zählen das Berlaymont-Gebäude, in dem die Europäische Kommission ihren Hauptsitz hat, das Justus-Lipsius-Gebäude, dem Sitz des Rates der Europäischen Union und das Europäische Parlament. Viele Botschaften haben außerdem ihren Sitz in diesem Viertel.

Hier habe ich mich lediglich draußen gründlich umgesehen; auf eine Führung, falls denn überhaupt gerade eine solche angeboten war, habe ich wegen der vorgerückten Zeit und des doch recht langen Tages verzichtet. Ich war aber froh, nun endlich ’mal an dem Ort gewesen zu sein, von dem aus die Geschicke der Europäischen Union gelenkt werden! Übrigens war ja auch gerade erst im Juli Ursula von der Leyen zur zukünftigen Präsidentin der Europäischen Kommission gewählt worden.

Nun hatte ich einen ziemlich langen Rückweg von Brüssel nach Grimbergen und zum Campingplatz vor mir, den ich nach einer kleinen Verschnauf- und Trinkpause antrat. Um 18:00 Uhr war ich wieder „zuhause“ und freute mich auf einen entspannten Feierabend. Aber auch über eine spannende und abwechslungsreiche Radtour, mit der ich mehr als zufrieden war!

Nach dem Abendessen schaute ich mir einen amerikanischen Actionfilm an (World War Z mit Mireille Enos und Brad Pitt) und ging dann zeitig schlafen…

2 thoughts on “Beim Manneken-Pis”

  1. Wow – tolle Bilder! Ich war 1990 mal dort, als Tagesausflug. Mir blieb die Stadt auch eindrücklich in Erinnerung und wir sollten einen Besuch dort auch mal wieder in Angriff nehmen.

    LG Anja

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert