Ich habe auf meiner aktuellen Reise, die sich ja nun langsam ihrem Ende zuneigt, bisher ausschließlich Orte besucht, die „Neuland“ für mich darstellten! Heute steht mit Belgrad, der Hauptstadt Serbiens, allerdings zum ersten Mal eine Stadt auf dem Programm, die ich schon vor vier Jahren während meiner Anreise nach Griechenland kennengelernt hatte. Gleiches trifft auf zwei weitere Hauptstädte zu, nämlich Budapest und Prag, die ich in den nächsten Tagen ebenfalls erneut besuchen möchte.
Belgrad hatte mich damals eigentlich nicht besonders beeindruckt, was aber wohl hauptsächlich an den Umständen lag. Ich verbrachte lediglich ein paar wenige Stunden in der Stadt, die aber ja auch nur als Zwischenübernachtung gedacht war. Ich hatte aber schon damals vernutet, dass sich ein zweiter Besuch irgendwann später vielleicht lohnen könnte. Diese Chance hatte ich jetzt, denn heute stand mir immerhin der gesamte Tag zur Verfügung!
Ein zweiter Grund für den Besuch der drei genannten Hauptstädte ist übrigens auch, dass sie nun ’mal wie Perlen auf einer Schnur direkt auf meinem Rückreiseweg lagen! Von Sofia aus, das ich vorgestern kennenlernen durfte, hätte ich nur noch die Option gehabt, eine deutlich westlichere und vor allem weitere Route einzuschlagen, dann über Kroatien und Österreich nämlich.
Die Anreise nach Belgrad hatte ich gestern bereits erledigt. Sie verlief, ’mal abgesehen von ziemlich starkem Verkehr in Sofia, völlig problemlos. An der Grenze gab’s erfreulicherweise auch keinerlei „Überraschungen“, allerdings hat es dieses Mal fast 40 Minuten gedauert, bis ich sie passiert hatte. Meine gründliche Reisevorbereitung hatte auch dafür gesorgt, dass ich sowohl die Zeitumstellung (wieder eine Stunde zurück) als auch das Abschalten des EU-Roamings in den Mobilfunk-Einstellungen des Smartphones nicht vergessen habe…
Da mein vorher ausgewählter WoMo-Stellplatz westlich von Belgrad liegt, musste ich fast die gesamte Stadt durchqueren. Trotz des dichten Verkehrs kam ich hier im Gegensatz zu Sofia allerdings sehr gut voran! Ich musste, am Tor der Anlage angekommen, zunächst eine Telefonnummer anrufen. Ein Mann, der sehr gutes Englisch sprach, teilte mir mit, dass gleich jemand kommen würde, um es zu öffnen, was ein paar Minuten später auch passierte. Ich suchte mir einen Platz aus, besprach später noch einige Dinge mit demselben Mann, der hier auch als Platzwart arbeitete und machte mir dann einen sehr gemütlichen Abend. Heute stand eine deutsche Komödie auf meinem TV-Programm, ein Film aus der Mediathek mit dem Titel Ihr letzter Wille kann mich ’mal mit Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht. Ganz nett und unterhaltsam, fand ich…
Nach einer sehr ruhigen Nacht ging es dann heute Morgen um 8 Uhr auf’s Rad und in Richtung Stadt. Ich hatte wegen der Lage des Stellplatzes zunächst einmal eine recht große Entfernung bis zum Stadtzentrum zurückzulegen, traf dabei allerdings immer wieder auf sehr interessante Dinge. Insgesamt fiel meine Tour heute mit knapp 40 km etwas länger als sonst üblich aus.
Wie schon so häufig bei allen Städten des ehemaligen Ostblocks traf ich sowohl auf alte und teils sehr baufällige als auch auch neue oder sogar hypermoderne Gebäude! Ein eher langweiliger Plattenbau mit einer riesigen Coca-Cola-Werbung auf dem Dach ist allein schon ein ziemlicher Anachronismus, finde ich… 😉
Der 1961 fertiggestellte Palast Serbiens (serbisch-lateinisch Palata Srbije) ist das flächenmäßig größte Gebäude in Belgrad. Er befindet sich im Stadtteil Novi Beograd zwischen dem Bulevar Miahajlo Pupin und dem Bulevar Nikola Tesla. Ursprünglich hieß er Palast des Föderalen Exekutivrats und war Sitz der Staats- und Parteiführung der SFR Jugoslawien unter Josip Broz Tito. Das mit einer Marmorfassade versehene Bauwerk hat eine Grundfläche von 5.500 qm und die Form des Buchstabens H. Es besitzt sechs Salons und einen großen überkuppelten Saal, der 2.000 Personen Platz bietet. Heute finden dort Regierungsaufgaben statt sowie Konferenzen und Empfänge. Der deutsche Bundeskanzler Scholz wurde am 10. Juni des letzten Jahres dort von der serbischen Regierung zu bilateralen Gesprächen empfangen.
Auf der genau gegenüberliegenden Seite hatte ich einen schönen Blick auf eine relative neue Kirche, den serbisch-orthodoxen Tempel des Heiligen Simeon.
Auf der Brankov Most, der zweitlängsten Brücke in Belgrad, überquerte ich schließlich die hier ca. 400 m breite Save, neben der Donau auf der Nordseite der zweite große Fluss, der die Stadt durchquert.
Auf der Ostseite besuchte ich zunächst den ca. 11 ha großen Tašmajdan Park mit seiner imposanten Sankt-Markus-Kirche (serbisch Crkva Svetog Marka), einer im neobyzantinischem Stil erbaute serbisch-orthodoxen Kirche. Sie ist dem Heiligen Apostel und Evangelisten Markus geweiht und nach den Dom des Heiligen Sava die zweitgrößte Kirche Belgrads und Serbiens.
Aber auch sonst gab es dort so einige sehenswerte Fotomotive, wie von Jovan Soldatovi geschaffene Skulptur. Sie zeigt Don Quijote auf seinem Pferd Rosinante reitend; beide sind als Skelettumrisse dargestellt.
Ein Foto einer Straßenbahn musste natürlich auch wieder sein! Ich hatte es schon mehrfach erwähnt: Viel beeindruckender als das, was man sieht, ist in einem solchen Moment eigentlich eher das, was zu hören und zu spüren ist: Diese „Ungetüme“ rumpeln derart laut an einem vorbei, dass man eine ungefähre Ahnung davon bekommt, wie schwer sie wohl sein müssten. Der Boden vibriert dabei sehr bedenklich unter den Füssen…
Nach dem Besuch des Parks wandte ich mich dem eigentlichen Zentrum der Stadt zu, beginnend mit dem Künstler- und Restaurant-Viertel Skaradlija.
Hier traf ich unter anderem auf eine Kopie des Sebilj-Brunnens aus Sarajevo. Das Geschenk aus der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina wird hier ebenfalls als Treffpunkt genutzt, anders als das wohl deutlich bekanntere Original aber auch für den einen oder anderen Umtrunk von weniger touristischer Klientel.
Schräg gegenüber sah ich dieses Gebäude, das mich zunächst etwas verwirrte, dann aber doch eher faszinierte! Man muss schon ganz genau hinschauen, um zu erkennen, was an dieser tollen Fassade tatsächlich echt und was „nur“ aufgemalt ist…
Danach bummelte ich noch über einen kleinen Wochenmarkt…
…dann erreichte ich aber endlich das Zentrum der Altstadt, das ich durch meinen oben erwähnten Besuch auf meiner Reise nach Griechenland 2019 zum Teil sogar auch wiedererkannte. Das Gebäude auf dem nächsten Foto beherbergt das 1844 gegründete Serbische Nationalmuseum. Nachdem es ganze 15 Jahre wegen einer fundamentalen Renovierung geschlossen war, wurde es erst 2018 wiedereröffnet.
Danach schaute ich mich gründlich in den verschiedenen Straßen der Fußgängerzone um. Ich fand sogar den kleinen Souvenirshop wieder, in dem ich vor vier Jahren meinen Fotomagneten gekauft hatte! Außerdem besorgte ich mir an einem Automaten etwas Bargeld (5.000 Serbische Dinar), weil der Wohnmobilstellplatz nur bar bezahlt werden konnte.
Für die Altstadt ließ ich mir viel Zeit. Später wandte ich mich der bereits erwähnten Save zu, fuhr erneut über die Brankov Most und radelte dann aber in Richtung Norden, dorthin, wo sie in die Donau mündet.
Dort gab es wieder viel Interessantes zu entdecken, allerdings durchquerte ich auch so einige Passagen, die mir weniger gut gefielen! Vieles war baufällig, reif für den Abriss und/oder einfach nur unfassbar schmutzig und unaufgeräumt. Das Gebäude (wenn man es denn noch als solches bezeichnen kann) auf dem nächsten Foto beherbergt nicht etwa ein Unterwassermuseum, sondern es ist schlicht und ergreifend zusammengebrochen und liegt jetzt einfach so im Fluss herum! Und offenbar nicht erst seit gestern…
Hier lagen viele Restaurant-Schiffe, die in ihren Anfangstagen sicherlich sehr einladend gewirkt haben; jetzt sahen manche eher aus wie Wracks, und der von der Strömung angesammelte Unrat, überwiegend Holzreste, wird hier offensichtlich niemals beseitigt. Schön ist anders…
Im Mündungsbereich teilt sich die Save in zwei verschiedene Flussarme, die zusammen mit der Donau die Große Kriegsinsel (Foto) einschließen. Von hier aus ging es noch ein kleines Stück am Ufer der Donau entlang, deren Breite mich sehr beeindruckte. Ich legte hier eine kleine Ruhepause ein und verzehrte genüsslich ein leckeres Eis.
Danach verließ ich das Donauufer und machte mich wieder auf den langen Rückweg in Richtung Westen, wo ich noch einen kleinen Trödelmarkt passierte und mich in Ruhe umschaute.
Um etwa 15 Uhr traf ich wieder auf dem Wohnmobilstellplatz ein. Ich hatte kurz darauf ein sehr langes Gespräch mit dem Platzwart, der sich als sehr netter Kerl entpuppte. Er erklärte mir, warum es zurzeit so viele Probleme auf diesem Platz gab, und entschuldigt sich mehrfach dafür. Da ich morgen wieder recht früh weiterfahren wollte, bat ich ihn, schon jetzt für die beiden Übernachtungen zahlen zu dürfen. Er verlangte wegen der mir entstandenen Unannehmlichkeiten nur (umgerechnet) etwa 30 statt 36 EUR. Mir tat es inzwischen schon fast leid, dass ich ihn gestern so „angefahren“ hatte; einige Dinge, wie verschlossene Türen zur Herrentoilette, ein auf einer Hinweistafeln genanntes WLAN-Passwort, das sich als falsch erwies sowie einige andere Unzulänglichkeiten, waren allerdings auch wirklich nicht in Ordnung, und das hatte ich ihm nach meiner Ankunft auch deutlich zu verstehen gegeben!
Wieder verbrachte ich einen sehr ruhigen Abend auf dem fast leeren Platz, auf dem es mir alles in allem aber doch recht gut gefallen hatte! Und ich freute mich auf den nun bevorstehenden Besuch in Budapest, einer der schönsten Städte Europas, wie ich finde…