Wusste ich gestern noch nicht, wie ich meinen Besuch in Bergen am besten organisieren sollte, war mir heute morgen nach dem Aufwachen plötzlich alles klar: Ich fuhr mit dem WoMo zurück in die Stadt, wieder zum Stellplatz an der Eishalle. Natürlich war immer noch alles besetzt, aber dieses Mal musste ich nur ein paar Minuten warten, bis das erste Fahrzeug einen Platz frei machte! Das Gute daran war, dass man auf diesem Stellplatz am Automaten bezahlen konnte und, vor allem, auch stundenweise! Ich löste also für 70 Kronen (etwa 7,60 €) ein Parkticket bis 16:00 Uhr (das erschein mir mehr als ausreichend), stellte mein Wohnmobil ab und fuhr mit der Straßenbahn, deren Haltestelle nur 300 Meter entfernt war, in die Stadt; das dauerte nur 15 Minuten und man war direkt im Stadtzentrum. Am Spätnachmittag, nach meiner Rückkehr, wollte ich dann noch ein bisschen „Strecke machen“…

Wer Bergen kennt, weiß wahrscheinlich, dass es dort fast ständig regnet; die Stadt gehört zu den regenreichsten in Europa! Ich hatte aber wieder ’mal großes Glück: Zum einen war von Regen keine Spur, es war sonnig, so etwa 19 bis 21 Grad. Zum anderen fanden in Bergen an diesem Wochenende die Hanseatic Days 2016 statt, eine Veranstaltung, die jedes Jahr von einer anderen (auch ehemaligen) Hansestadt ausgerichtet wird.

So war heute natürlich noch mehr los als an einem gewöhnlichen Tag in Bergen. Der Bereich um den Hafen, der berühmte Fischmarkt und Bryggen, das noch berühmtere und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Hanseviertel, waren gerammelt voll, fast schon zu voll! Ich muss wirklich ’mal genau überlegen, ob es hier sogar noch etwas voller war als in Florenz…

Überall fanden Musik- oder Tanzveranstaltungen auf der Straße oder auf speziell dafür aufgebauten Bühnen statt, es gab mehrere Umzüge, Trachtengruppen und Verkaufs- oder Touristikstände aus den verschiedensten Ländern, natürlich waren auch verschiedene Städte aus Deutschland vertreten. Man konnte sich informieren, Spezialitäten aus den einzelnen Ländern probieren oder das quietschbunte Treiben einfach nur auf sich einwirken lassen.

Im Hafenbereich tummelten sich Hunderte kleinerer Boote und Schiffe, alle irgendwie herausgeputzt für das große Fest, und weiter hinten lag ein riesiges Kreuzfahrtschiff, die „Arcadia“ der britischen Reederei P&O Cruises, mit über 3.500 Menschen an Bord.

Nachdem ich mir alles angesehen hatte, musste ich natürlich auch noch mit der berühmten Fløybanen, einer Zahnradbahn, auf den „Hausberg“ Bergens, den Fløyen, fahren! Von dort oben hat man einen absolut fantastischen Blick auf die einem zu Füßen liegende Stadt. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt war der Himmel komplett bedeckt, sodass die Fotos leider nicht so geraten sind, wie ich es mir gewünscht hätte! Ich blieb extra fast 45 Minuten dort oben, aber leider änderte sich nichts am Wetter. Kaum war ich wieder unten, schien wieder die Sonne, gemein sowas… 😉

Nach einem weiteren Bummel durch die hübsche Innenstadt und einen kleinen Park, in dem ein Orchester ein tolles Konzert gab, fuhr ich, wieder mit der „Light Rail“, zurück zum Wohnmobil.

Die zweite Hälfte des Tages, die ich eigentlich noch nutzen wollte, um ein gutes Stück auf meiner weiteren Route voranzukommen, gestaltete sich etwas schwieriger als gedacht! Wie sagte einst ein bekannter Fußballspieler? „Erst hatte ich kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu…“.

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, heute noch das kleine Örtchen Flåm zu erreichen, mein nächstes Etappenziel. An einem Kreisverkehr auf der E16, etwa 30 Minuten nach meiner Abfahrt aus Bergen, wurde ich wieder angehalten, dieses Mal von einer hübschen jungen Lady, aber nicht weniger „offiziell“! Sie teilte mir auf englisch mit, dass die E16 zwischen hier und Voss, einem Ort, der auf meiner Strecke lag, für größere Fahrzeuge wie meins wegen eines Unfalls gesperrt wäre und dass diese Sperrung noch viele Stunden andauern würde. Ich sollte hier, an diesem Kreisverkehr, stattdessen in Richtung Tysse fahren, dann käme ich auch nach Voss. Der Umweg würde „nur“ etwa eine Stunde bedeuten. Nun, das „nur“ entsprang wohl den norwegischen Gewohnheiten, außerdem blieb mir ja sowieso nichts anderes übrig.

Als ich ein paar Minuten auf der eigentlich nicht geplanten Strecke fuhr, schwante mir ‘was! Diesen Weg kenne ich doch? Tatsächlich, das war ja die E7, auf der ich gestern gekommen war! In der ersten Sekunde fiel mir dabei nur ein, dass ich eigentlich nicht gerne bereits bekannte Strecken fahre, es sei denn, es geht nicht anders! Aber kurz danach kam dann die volle Erkenntnis wie eine kalte Dusche über mich: Alter Schwede, auf dieser Route waren ja wieder die „flag men“ und die „Ledebils“ fällig, das wird ein langer Fahr-Abend im WoMo…!

So kam es dann auch! Den „kurzen“ Konvoi hat man mir gnädigerweise erspart, aber das „geführte 40-Kilometer-Fjord-Abenteuer“ durfte ich doch tatsächlich noch ein zweites Mal genießen; bevor es losging, war „nur“ eine winzige Wartezeit von einer Stunde an der roten Kelle fällig!

So langsam habe ich mich allerdings daran gewöhnt, dass es lange hell blieb; ich war fit genug und satt, und so fuhr ich, mit aller Geduld und Vorsicht, zumindest doch noch bis kurz hinter Voss, wo ich auf einem absolut einsamen Parkplatz an einem kleinen, aber wilden Flüsschen einen schönen Übernachtungsplatz fand! Bin ich halt erst morgen früh in Flåm… 😉

4 thoughts on “Bergen ohne Regen”

  1. … Und man muss das auch mal so sehen: wenn Dir nicht solche Sachen passieren würden, die Du für uns so schön verpackst, wäre Dein Blog auch ein bisschen langweiliger 😉
    Ich hatte – damals – übrigens auch strahlenden Sonnenschein in Bergen. Wahrscheinlich ist das mit dem Regen nur ein Gerücht, hihi 🙂
    Weiterhin gutes Gelingen, K.

  2. Bergen gehört zu jeder Norwegenreise und so war ich auch schon dreimal dort. Ich hatte immer Regen aber auch immer Sonnenschein. Eine tolle Stadt – von oben kommt das gut zum Ausdruck. Dein Pech bei der Weiterfahrt war natürlich doof – aber nur wer reist, kann solche Dinge erleben 🙂 – Für Flam bei bestem Wetter schien es trotzdem Zeit genug gewesen zu sein.

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