Der Wecker bimmelt, es ist 7:00 Uhr, Zeit zum Aufstehen! Schnell zum Duschen (sehr vorbildliche Sanitäreinrichtungen auf diesem Campingplatz!), danach Zähne putzen, rasieren (wurde jetzt aber auch höchste Zeit) und anziehen.

Das Wetter ist immer noch genauso schön wie gestern! Nach dem Frühstück packe ich alles zusammen und fahre gegen 8:00 Uhr vom Platz; die beiden Übernachtungen (50 EUR) habe ich vorgestern ja schon beim Einchecken bezahlt! Schon nach ein paar Minuten bin ich auf der Autobahn, verlasse Wien, und etwas später befinde ich mich zum ersten Mal in meinem Leben in der Slowakei!

Auch mein heutiges Etappenziel ist sehr schnell erreicht: Wien und Bratislava liegen nur ca. 60 km Luftlinie voneinander entfernt, das ist die kürzeste Entfernung zwischen zwei Hauptstädten in Europa!

Ok, ab jetzt läuft’s nicht mehr so rund! Ich habe mir während der Reisevorbereitung einen Übernachtungsplatz ausgesucht, der eigentlich nur ein ganz normaler, kostenloser Parkplatz ist (Parking Danubio), direkt am südlichen Ufer der Donau gelegen. Die Fahrt durch die mir völlig unbekannte Stadt bis dorthin ist dank Navi überhaupt kein Problem, aber als ich dort eintreffe, muss ich zur Kenntnis nehmen, dass mein Plan nicht aufgehen wird: Der Platz ist abgesperrt und viele Arbeiter „wuseln“ herum; ein riesiges blaues Zelt mit mehreren Kuppeln steht dort und nimmt das gesamte Areal ein! Ich kann nicht erkennen, was es ist, ein Zirkus mit Sicherheit aber nicht. Wahrscheinlich findet hier demnächst eine große Veranstaltung statt.

Ich parke meine „Hannelore“ irgendwo am Straßenrand und schaue mir das Ganze noch einmal aus der Nähe an. Nichts zu machen; es gibt eine ganz hinten gelegene Fläche, auf der ich eigentlich stehen könnte, doch komme ich dort nicht mit dem WoMo hin! Nun muss „Plan B“ her, der aber noch nicht „geschmiedet“ ist. Ich recherchiere im Internet und suche nach Alternativen, finde aber leider nichts Passendes! Das einzige, was mir bleibt, sind ganz normale öffentliche Parkplätze. Da ich nun schon ‚mal hier bin, nehme ich mir vor, einfach nur eine kleine Radtour zu unternehmen, danach weiterzufahren und einen Übernachtungsplatz in der Nähe zu suchen, in Richtung meines morgigen Ziels!

Der erste Parkplatz, den ich anfahre, ist sogar ganz in der Nähe, die Parkbuchten sind allerdings viiiiiiiiel zu kurz für mein Wohnmobil! „Hannelores“ Hinterteil würde noch komplett auf der viel befahrenen Straße stehen! Nun bleibt mir nur noch ein einziger Parkplatz, am Nordufer der Donau, ganz in der Nähe der Altstadt gelegen. Glücklicherweise ist der tatsächlich groß genug und auch nicht überfüllt. Mein WoMo wird allerdings wegen seine Höhe von ca. 3 m als Reisebus eingestuft; das bedeutet 6 Euro pro 30 Minuten! Auweia, das ist heftig; meine Radtour darf also nicht allzu lange dauern…

Die Zeit zwischen dem Abstellen des Motors und der Abfahrt mit dem Fahrrad kann man sicher als Weltrekord bezeichnen; sie wird sicher irgendwann im Guinness-Buch der Rekorde auftauchen… 😉

Ich bin aber wirklich froh, dass ich jetzt tatsächlich die Gelegenheit habe, Bratislava zumindest ein kleines bisschen kennenzulernen, und das bei strahlendem Sonnenschein!

Ein erster Blick auf die Donau! Auch hier gibt es natürlich etliche Ausflugsschiffe, die zu einer schönen Flussfahrt einladen.

Der „Touri-Bus“ wartet auf Gäste; ein recht eigenartiges Gefährt, finde ich…

Vom nördlichen Donauufer geht’s in Richtung Burganlage ziemlich steil bergauf…

Die bekannteste der fünf Donaubrücken der Stadt ist die Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes (slowakisch Most Slovenského národného povstania). Die asymmetrische Schrägseilbrücke mit einer Hauptspannweite von 303 m wurde zwischen 1967 und 1972 errichtet.

Eine besondere Attraktion ist das in 80 m Höhe befindliche Turmrestaurant in UFO-Form auf dem ca. 85 m hohen Pylon der Brücke. Das 1974 eröffnete Restaurant hieß früher Bystrica, wurde aber 2003 geschlossen und im Juni 2005 unter der Bezeichnung Ufo neu eröffnet.

Auf dem Plateau der Burganlage hat man einen wunderschönen Blick auf die Stadt und den Fluss. Ich bin sehr dankbar, dass bis jetzt jeder Tag meiner Reise, was das Wetter betrifft, ein absoluter Volltreffer war… 😉

Nun geht es weiter in Richtung Altstadt. Schon bald sieht man den 51 m hohen barocken Turm des Michaelertors (slowakisch Michalská Brána), des einzig erhaltenen Tors der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Für mich sieht er eher nach einer Kirche aus.

Fast die gesamte Altstadt von Bratislava ist Fußgängerzone, alles liegt sehr nah und kompakt beieinander. Das Foto zeigt die Michaelergasse (slowakisch Michalská ulica). Sie ist eine der ältesten Gassen der Stadt, war früher ein Teil der Fernhandelsstraße von Mähren bis zur Donaufurt und bildet seit dem 13. Jahrhundert mit dem Michaelertor eine Hauptachse der Stadt.

Das Alte Rathaus (slowakisch Stará radnica) ist eines der ältesten aus Stein erbauten Gebäude der Stadt. Es liegt am Hauptplatz der Stadt (slowakisch Hlavné námestie), im Innenhof befindet sich eine Kanonenkugel, welche angeblich von Napoleons Truppen dorthin abgeschossen worden sein soll.

Das ist der Primatialplatz (slowakisch Primaciálne námestie), benannt nach einem gleichnamigen Palais auf der Südseite. Auch von hier aus ist das Alte Rathaus zu sehen.

Nun war es an der Zeit, zum Parkplatz zurückzufahren. Ich schaffe es gerade noch, vor Ablauf von 90 Minuten mein Parkticket zu bezahlen; ich glaube, ich habe in meinem gesamten Leben noch niemals 18 Euro für Parkgebühren ausgegeben…

Die Fahrt aus der Stadt heraus ist wegen des dichten Verkehrs zwar etwas langwierig und stockend, aber ansonsten problemlos. Ich habe mir einen Wohnmobilstellplatz an einem Seitenarm der Donau ausgesucht, der ca. eine halbe Stunde entfernt liegt. Als ich dort eintreffe, stelle ich enttäuscht fest, dass der Platz geschlossen ist! Ein entsprechendes Schild am Tor klärt mich darüber auf, dass der Betrieb leider erst am 1. Mai beginnen würde.

So ein Ärger, heute klappt aber auch gar nichts! Noch ärgerlicher ist, dass ich schon gestern Abend bei meiner Stellplatzsuche über diesen Platz „gestolpert“ bin und ihn wegen der Öffnungszeiten gleich wieder verworfen habe! Nur heute habe ich leider nicht mehr daran gedacht…

Ok, dann eben nicht! Jetzt fasse ich den wohl einzig folgerichtigen Entschluss, noch heute nach Budapest zu fahren! Es ist noch nicht zu spät dazu (kurz vor 13:00 Uhr), ich fühle mich noch absolut fit genug zum Fahren, und es sind „nur“ etwa 170 km bis zu meinem reservierten Platz auf einem Campingplatz in der ungarischen Hauptstadt!

Nun ja, das stimmt leider nicht so ganz, denn reserviert ist der natürlich erst ab morgen… ;-). Ich baue ‚mal darauf, dass der Platz nicht gerade überfüllt sein würde. Der große Vorteil wäre aber, dass ich, sollte meine Kurzplanung endlich ‚mal klappen, meinem Zeitplan dann schon etwas voraus sein würde! Das wäre natürlich eine tolle Sache; ich hätte einen ganzen Tag mehr zur Verfügung, ohne dass ich etwas Wichtiges auslassen musste…

Gesagt, getan! Die Fahrt nach Budapest verläuft überwiegend auf Autobahnen, ’mal sehr gute, ’mal auch schlechte! Und es herrscht überraschend viel Verkehr, ab Budapest gab’s schließlich einen einzigen Stau durch den einsetzenden Feierabendverkehr.

Trotzdem schaffe ich es, schon um ca. 16:30 Uhr wohlbehalten (und immer noch fit wie ein Turnschuh) auf dem Campingplatz Haller einzutreffen. Das schwere Rolltor ist geschlossen, und es dauert eine ganze Weile, bis endlich jemand kommt und das Tor öffnet.

Danach geht alles sehr schnell. Ein älterer Herr fuchtelt wie wild umher und will mir damit zeigen, auf welcher Parzelle ich mein Wohnmobil abstellen soll; er spricht nicht ein einziges Wort deutsch, aber dafür hat er ja seine Arme! Nachdem ich eingeparkt und Strom angeschlossen habe, gehe ich noch schnell zum Office, treffe dort eine junge Lady, die hervorragend deutsch spricht, und checke für zwei Tage ein. Mit meiner ACSI-Campingkarte kostet eine Übernachtung inklusive Strom nur 18 EUR. Jetzt, wo ich dies schreibe, fällt mir auf, dass ich heute schon ‚mal 18 EUR zahlen musste… 😉

Der Platz ist sehr schön, nur etwa zur Hälfte belegt. Das Wetter ist gut; ich setze mich nach draußen und genieße einen Cappuccino. Ich überlege kurz, ob ich noch heute in die Stadt fahren sollte, vielleicht mit dem Bus oder so, aber dann denke ich mir, für heute hatte ich genug „Abenteuer“… 😉

Nach dem Abendessen schau‘ ich ein weitere Folge von Shameless (ich liebe diese Serie!) auf meinem iPad und gehe danach zu Bett.

11 thoughts on “Blitzbesuch in Bratislava”

  1. Das war natürlich ein aufregender Tag, aber 18 € Parkgebühren sind ja fast Münchner Verhältnisse 🤣🤣
    Aber aller Überraschung hat der Tag ja noch ein schönes Ende gefunden 😊👍
    Na dann bis Morgen…🤣🤣👍👍

    1. Ja, aber wenn man in München auf nem Parkplatz als Bus(!) eingestuft wird, wären 18 Euro wahrscheinlich wohl eher ein Schnäppchen… 😉 Danke für deinen Kommentar!

  2. Dein kurzer Besuch in Bratislava war wenigstens vom schönen Wetter gekrönt und anhand deiner Fotos, so glaube ich, hast du
    dennoch einen guten Eindruck von dieser Stadt bekommen. Fahrrad sei Dank 🙂 Von „Shameless“ habe ich alle bisher erschienen
    9 Staffeln auf Blu-ray und die 10.Staffel guck ich gerade auf Sky. Mittlerweile ist bekannt das nach der 11. Staffel leider Schluß ist 🙁
    Viele Grüße, Roland

  3. Ich habe gelesen das die Serie nach dem Austritt von Emmy in der 9.Staffel leider die Zuschauerzahlen nicht mehr erreicht hat. Ich finde die 10.Staffel hat nichts von ihrer Attraktivität gegenüber der früheren verloren.

  4. Ohje, das war ja Stress pur in Bratislava. Aber schön, dass Du wenigstens einen kleinen Eindruck mitnehmen konntest. Du hast sicher ein paar Dinge „verpasst“, aber ich finde tatsächlich nicht, dass es sich lohnen würde, dafür ein zweites Mal dort hin zu fahren. Die Altstadt hat viele Paläste, ist aber recht überschaubar und einen Eindruck konntest Du ja gewinnen.
    LG Anja

    1. Jetzt im Nachhinein betrachtet, hat Bratislava tatsächlich den am wenigsten nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen, und ich denke, dass das wohl nicht nur an der kurzen Zeit lag, die ich dort verbracht habe! Vielen Dank für deinen Beitrag, Anja!

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