Heute Vormittag hab’ ich mir Pont-Aven angesehen, den Schauplatz des Kriminalromans Bretonische Verhältnisse, von dem ich gestern ja schon ausführlich berichtet hatte!

Ich muss gestehen, dass ich eine solche Situation vorher noch nie erlebt habe! Stellt euch vor, ihr lest aufmerksam einen spannenden Krimi, in dem unter anderem großer Wert auf ziemlich präzise Beschreibungen von Haupt- und Nebenschauplätzen gelegt wurde, und bereits einen Tag später wandert ihr nun genau dort umher, erkennt vieles wieder und wundert euch darüber, wie exakt diese Schilderungen tatsächlich waren!

Okay, das Hotel, in dem (Achtung, Spoiler!) der erste Mord geschah, war im Roman das Central, heißt in Wirklichkeit aber Les Ajoncs d‘Or (die Besitzer haben dem Schriftsteller nicht erlaubt, den richtigen Namen im Roman zu verwenden), aber es ist völlig klar, dass dieses Hotel gemeint war. Besonders die Beschreibungen des kleinen Hafens, an dem der Kommissar des öfteren entlang spazierte, um seine Gedanken zu ordnen, entsprechen meiner Ansicht nach exakt dem Original!

Aber Pont-Aven hat eigentlich noch ganz andere Qualitäten und es gibt viele Gründe, diese wunderschöne beschauliche Stadt zu besuchen, selbst wenn man noch nie etwas von den vorher erwähnten Romanen gehört hat! Wegen dieser Romane und wegen eines Tipps meines Bruders, der vorher schon ‘mal hier war, habe ich diesen Ort überhaupt erst angesteuert, ansonsten wäre mir auf meiner Bretagne-Reise wohl ein echtes Highlight durch die Lappen gegangen…

Pont-Aven hat etwas weniger als 3.000 Einwohner und ist international auch als Malerstädtchen bekannt; das liegt vor allem daran, dass sich hier ab 1886 eine Künstlergruppe um den berühmten französischen Maler Paul Gauguin ansiedelte, bei der es in der so genannten Schule von Pont-Aven um die Weiterentwicklung des Impressionismus ging. Gauguin selbst hat eine Zeit lang im oben erwähnten Hotel gewohnt und, so sagt man, so manche Zeche mit Bildern oder Skizzen bezahlt.

Ich hatte heute Morgen Traumwetter und so machte mich um ca. 09:30 Uhr zu meinem Spaziergang durch die Stadt auf. Von meinem WoMo-Stellplatz etwas oberhalb der Stadt ging es eigentlich nur ein kurzes Stückchen auf einer kleinen Straße steil hinunter (Oh je, da muss ich später auch wieder ‘raufklettern…) und schon war ich auf der Durchgangsstraße durch den Ort und vor allem am kleinen Flüsschen Aven, der sich durch den gesamten Ort schlängelt und am Ortsausgang zu einem Hafen verbreitert, um dann wenige Kilometer weiter ins Meer zu münden.

Am Fluss entlang ging ein abwechslungsreicher Spazierweg, der in die Stadtmitte führte und hin und wieder über winzige Holzbrücken die Uferseiten wechselte; dort entlang zu „flanieren“, war wegen des Flusses selbst und wegen der vielen Blumen schon ‘mal sehr reizvoll.

Womit ich aber nun überhaupt nicht gerechnet hatte, war die schier unüberschaubare Anzahl von (Hobby-?)Malern, die ich hier antraf! Überall saßen oder standen sie an besonders reizvollen Stellen, hatten ihre Staffeleien aufgestellt, hantierten mit ihren Pinseln, taxierten mit ausgestrecktem Arm und zugekniffenem Auge irgendwelche imaginären Objekte und malten, als ob es kein Morgen gäbe! Und das sollte sich in der gesamten Stadt so oder ähnlich wiederholen; überall roch es sehr intensiv nach Malerfarbe! Ich weiß bis heute nicht, ob es dort immer so zugeht oder ob hier vielleicht eine öffentliche Veranstaltung (heute ist Sonntag!) im Gange war, von der ich aber leider nichts mitbekommen habe! Auf jeden Fall habe ich die Situation sehr genossen und natürlich jede Menge Fotos gemacht!

Im Stadtzentrum angelangt, ging ich zunächst direkt weiter in Richtung Hafen. Auch dort hat es mir ausgesprochen gut gefallen, wozu das tolle Wetter natürlich auch beigetragen hat. Obwohl schon einige Menschen (und eben auch Maler/innen) unterwegs waren, spürte man die unglaubliche Ruhe, die dort herrschte, mit jeder Faser des Körpers…

Danach lief ich, vorbei an einer alten Wassermühle am Fluss, wieder zurück ins Zentrum und sah mich nun dort etwas um.

Das besagte Hotel steht mitten im Ort und ist eigentlich kaum zu übersehen; fast wunderte ich mich darüber, dass kein Polizeiwagen vor dem Gebäude stand, denn schließlich ist dort ja ein schrecklicher Mord geschehen… 😉

Irgendwann hatte ich dann genügend Fotos „im Kasten“ und machte mich, sehr zufrieden mit diesem superschönen Spaziergang, auf den Rückweg zum Wohnmobil; ich wollte kurz nach der Mittagspause schon weiterziehen und zur Halbinsel Quiberon fahren, die nur auf einer einzigen Straße über einen sehr schmalen Isthmus (=Landenge) zu erreichen ist.

Dort angekommen, musste ich erst einmal nach einer geeigneten Übernachtungsmöglichkeit für mich und die „dicke Hannelore“ suchen; der vorher aus meiner Stellplatz-App ausgewählte Platz erwartete mich schadenfroh mit den berühmt-berüchtigten, offensichtlich erst vor kurzem installierten „Teppichstangen“ an beiden Einfahrten; dort konnte ich also nicht bleiben!

Fündig wurde ich aber dann doch kurz vor dem gleichnamigen Ort Quiberon; dort befindet sich direkt vor einem Campingplatz der große, sehr schön gelegene Wohnmobilstellplatz Quiberon-Kerné, mit nur 6,40 EUR gar nicht ‘mal teuer.

Von hier aus hab’ ich nun einen supertollen Ausblick auf‘s Meer und die so genannte Côte Savage! Die Halbinsel erstickt sich auf etwa 14 km von Nord nach Süd und hat eben daher im Westen eine dem Atlantik zugewandte, wilde Küste mit einer Art Steilküste und vielen an den Klippen entlang führenden Pfaden und im Osten eine eher gemäßigte mit schönen Sandstränden; an der Südspitze liegt der erwähnte Ort Quiberon, der im Sommer von Touristen nur so überflutet wird.

Den Nachmittag verbrachte ich mit einer ausgiebigen Wanderung an der Steilküste entlang; ein wundervolles Fleckchen Erde, an dem man eigentlich unbedingt mehrere Tage verbringen sollte, um alles richtig genießen zu können! Aber so ist das eben bei einer auf drei Wochen begrenzten Rundreise, auf der man sowohl Normandie als auch Bretagne kennenlernen möchte! Man muss auf vieles verzichten, sieht im Gegenzug aber auch sehr viele verschiedene Orte und Landschaften!

Morgen Vormittag werde ich eine Radtour machen und die gesamte Spitze der Halbinsel erkunden; bin sehr gespannt! Ach du Schreck, übermorgen ist schon mein letzter Tag in der Bretagne, danach muss ich die Rückreise nach Deutschland antreten… 🙁

2 thoughts on “„Bretonische Verhältnisse“ in Pont-Aven”

  1. Hallo Wolfgang

    Danke für den Bericht
    Bretonische Verhältnisse" in Pont-Aven.
    Auch Sonja, meine Frau, hält den Krimiroman in den Händen und ist am lesen. Nun bekommt sie die Bilder dazu.
    Mein Job ist es nun diesen Ort in einen unseren nächsten Frankreich Reisen einzuplanen.
    Weiterhin eine gute Reise und Danke fürs Mitnehmen.

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