Ok, so weit würde ich natürlich nicht gehen, aber trotzdem war ich nach Brüssel vorgestern und Gent gestern auch von Brügge, das ich heute besucht habe, sehr beeindruckt! Den vielleicht etwas übertriebenen Titel zu meinem heutigen Tagesbericht hab’ ich mir einfach ’mal vom 2008 erschienenen Kultdrama des irischen Regisseurs Martin McDonagh ausgeliehen, das ich mir im Rahmen meiner Vorbereitung zu dieser Reise mit großem Vergnügen angeschaut hatte!

Der Film mit bekannten Stars wie Colin Farrell, Brendan Gleeson und Ralph Fiennes spielt in der mittelalterlichen Kulisse von Brügge. Dort machen die beiden irischen Auftragskiller Ken und Ray Urlaub, wie es zunächst scheint, doch die beiden sind aus einem ganz anderen Grund herbestellt worden. Die Handlung nimmt eine dramatische Wendung, als auch ihr Auftraggeber Harry Walters aus England anreist. Der Film besitzt einen eher düsteren Grundton, enthält einige Actionelemente und ist an vielen Stellen einfach nur lustig-komisch! In den Kinos war sein Erfolg eher überschaubar, aber eines ist unbestreitbar: Der Film macht tatsächlich Lust auf einen Brügge-Besuch! So war ich sehr gespannt darauf, einige der Drehorte heute tatsächlich persönlich besuchen zu dürfen.

Ich stehe jetzt auf dem Campingplatz Camping Memling, etwa 3 km östlich des Stadtzentrums von Brügge. Eine Übernachtung hatte ich schon von zuhause aus gebucht. Dafür wurden mir, einschließlich der örtlichen Fremdenverkehrsabgabe, 34 Euro berechnet, ein ziemlich stolzer Preis, finde ich! Dafür waren allerdings sämtliche Einrichtungen des Platzes eingeschlossen, auch ein stabiler WLAN-Empfang.

Ich traf dort gegen 10 Uhr ein; das Einchecken erfolgt (wenn man möchte) bequem an einem Automaten. Als ich gerade meine Daten eingab, kam der Betreiber des Platzes zu mir, begrüßte mich sehr nett und gab mir gleich noch einige Tipps zum Platz und zum Besuch der Stadt.

Wie schon gestern, legte ich meinen Stadtrundgang auf den Nachmittag! Um 13 Uhr fuhr ich mit dem Bus (die Haltestelle war nur etwa 400 m vom Campingplatz entfernt) zunächst zum Bahnhof. Dort musste ich umsteigen, mit dem nächsten Bus ging es dann zum t‘ Zand, einem Veranstaltungsplatz direkt neben der Altstadt. Heute war es ebenfalls überwiegend regnerisch, allerdings gab’s hin und wieder einige trockene Perioden, sodass der Aufenthalt in der Altstadt nicht ganz so „nervig“ war, wie noch gestern in Gent.

Ich betrat die Altstadt von Westen her über die Zuidzandstraat und wanderte in Richtung Zentrum. Als allererstes fielen mir wieder die vielen Läden mit belgischer Schokolade, Macarons und anderen teuflischen Versuchungen auf! Und noch etwas anderes machte mich stutzig: Sowohl in Brüssel und Gent als auch hier traf ich relativ häufig auf Stadtführungen, die vom Guide in spanischer Sprache abgehalten wurden! Ich habe bis jetzt keine Ahnung, warum! Vielleicht war’s aber auch nur purer Zufall!

Die Sankt-Salvator-Kathedrale ist die Bischofskirche des römisch-katholischen Bistums Brügge. Sie als Ganzes zu fotografieren, war von meiner Position aus irgendwie nicht möglich.

Schon von weiten war der 83 hohe Brügger Belfried kaum zu übersehen; dazu aber später mehr.

Der Grote Markt ist der zentrale Platz der Stadt, um den herum sich ab dem 13. Jahrhundert die Siedlung im Zusammenhang mit dem lebhaften Warenhandel entwickelte. ACHTUNG: Das folgende Foto hat, was die heutige „Ausbeute“ anbelangt, Seltenheitswert: Es zeigt tatsächlich blauen Himmel! Nach einer Minute war es aber auch schon wieder vorbei mit dieser „Pracht“… 😉

Der neogotische Provinciaal Hof ist heute Regierungssitz der belgischen Provinz Westflandern. Links davon steht das Historium (ein mittelalterliches Erlebnis-Museum), rechts das Postamt.

Der seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Belfried ist das dominierende Bauwerk auf dem Grote Markt. Der in die Stadthallen integrierte Turm wurde im 13. Jahrhundert erbaut und demonstrierte im Spätmittelalter die Macht des selbstbewussten reichen Bürgertums. Er überragte alle Bauwerke der Stadt und diente daher auch als Brandwache; noch heute darf ihn kein Neubau überragen!

Interessant war auch der dahinter liegende Innenhof der Stadthallen, wo ich (eher unfreiwillig) einmal mehr dem Vortrag einer Stadtführerin lauschten durfte…

Nachdem ich mich auf dem Marktplatz genügend umgeschaut hatte, schlenderte ich nun in Richtung eines der vielen Kanäle, die die Altstadt durchzogen. Ich hatte nämlich auch noch eine kleine Bootstour im Sinn und wollte ’mal schauen, ob sich da irgendwo eine gute Gelegenheit ergeben würde!

Das klappte tatsächlich; schon kurze Zeit später stand ich auf einem Holzsteg, ein Ticket für 10 Euro in der Hand, und wartete mit anderen Touristen auf das „Boarding“…

Die recht kurze Fahrt hat mich jetzt nicht gerade „vom Hocker gehauen“, aber interessant war sie auf jeden Fall und auch ihr Geld wert! Danach war ich froh, dass es während der nur 35 Minuten dauernden Tour nur einmal ganz kurz nieselte, denn ein Unterstellen kam hier ja kaum in Frage! Das eigentlich Interessanteste an der Bootsfahrt war aber der Bootsführer selbst, ein sympathischer Belgier etwa in meinem Alter, der seinen Vortrag in englischer Sprache stets mit echt witzigen und kurzweiligen Ergänzungen versah. Beispielsweise mit seinem Beitrag zum belgischen Bier:

A little bit too much of it can knock you easily right into the middle of the next week!

Nach dem Ende dieser kleinen Bootstour war es wieder ’mal Zeit für die obligatorische Kaffeepause; ich ging dazu wieder zurück zum Marktplatz und suchte mir ein geeignetes Straßencafé aus. Nun gab es, den dritten Tag in Folge, wieder eine Waffel, dieses Mal aber auf Brüsseler Art, Modell Klassik, das heißt, nur mit etwas Puderzucker bestreut und einem Stückchen Butter dazu! Auch sehr lecker, fand ich! Dazu trank ich einen Latte Macchiato.

Anschließend unternahm ich noch einen kleinen Schaufensterbummel, erstand einen Fotomagneten als Souvenir (wie natürlich auch schon in Brüssel und Gent) und schlenderte dann so langsam in Richtung einer in der Nähe befindlichen Bushaltestelle, die ich mir im Internet für die Busrückfahrt zum Campingplatz herausgesucht hatte…

Menno, da hatte ich aber Glück gehabt! Auf diese Weise wollte ich meine Bootsfahrt eben nicht absolvieren… 😉

An der Haltestelle hab’ ich mir fast die Beine in den Bauch gestanden! Der erste Bus kam nicht, der zweite und der dritte ebenfalls nicht! Ich musste unwillkürlich an den alten Mann aus Gent denken, der gestern haargenau so etwas vorhergesagt hatte! Vielleicht hatte er sich ja nur in der Stadt geirrt… 😉

Ich entschloss mich also notgedrungen, zu Fuß zurückzulaufen. Die etwa vier Kilometer waren kein Problem, allerdings nieselte es auch jetzt wieder ab und zu. Sehr viel trockener als gestern kam ich also schließlich auch nicht am Wohnmobil an! Irgendwie scheint auf dieser Reise, was das Wetter betrifft, noch der „Wurm drin“ zu sein; ich hoffe, dass ändert sich jetzt bald ’mal…

Zum üblichen Berichtschreiben gab’s einen kräftigen Cocktail; später, nach dem Abendessen, schaute ich mir wieder ’mal einen Film an, High Society mit Iris Berben, Katja Riemann, Emilia Schüle und Rick Kavanian. Ganz unterhaltsam, fand ich!

2 thoughts on “Brügge sehen und sterben?”

  1. Eine dritte, wunderschöne Stadt. Man bekommt richtig Hunger, wenn man Deine Berichte liest (vor allem immer kurz vor Ende) und die Bilder sieht. Das mit den Bussen und der Nieselregen war zwar ärgerlich, aber der Eindruck der Stadt ist doch sehr positiv.
    LG Anja

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