An meinem zweiten Tag in Frankfurt habe nach der Anfahrt mit dem Fahrrad ich einen ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt gemacht. Einige der geplanten Dinge haben leider nicht geklappt, aber die meisten Sehenswürdigkeiten konnte ich besuchen. Heute war der Himmel zwar etwas bewölkter als gestern, aber es war durchaus warm und daher angenehm.

Abfahrt vom Campingplatz Mainkur war um 9 Uhr, und etwa eine Stunde später stellte ich mein Fahrrad im Zentrum der Innenstadt, An der Hauptwache, ab. Der Platz wird auch kurz Hauptwache genannt und ist einer der bekanntesten in Frankfurt. Die eigentliche Hauptwache ist das hier befindliche barocke Wachengebäude (Foto), die Bezeichnung ging aber um 1900 auf den ganzen Platz über und verdrängte dessen früheren Namen Schillerplatz.

Wenn man seinen Blick einmal rundherum schweifen lässt, merkt man sofort, dass man sich mitten im lebendigen und von Hochhäusern geprägten Stadtzentrum befindet. Von hier aus begann mein Spaziergang, zunächst schaute ich mich in der Zeil um, der Hauptgeschäftsstraße in Frankfurt.

Das Einkaufszentrum MyZeil ist Teil des Gebäude-Ensembles Palaisquartier und bildet dessen Zugang zur Zeil. Es wurde am 26. Februar 2009 von der damaligen Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth feierlich eröffnet.

Das MyZeil wird auf 6 Stockwerken mit der mit 42 m einst längsten innenliegenden freitragenden Rolltreppe Europas erschlossen. In den oberen Etagen befindet sich ein „Gastro-Boulevard“ mit Restaurants, ein Fitnessclub mit Höhenschwimmbad und ein Spiele- und Betreuungsbereich für Kinder. Von der Aussichtsterrasse des Restaurants soll man einen schönen Blick auf die Umgebung haben, leider haben dort aber nur Gäste Zutritt…

Der Liebfrauenberg gilt als einer der schönsten Plätze in der Stadt, historisch war er der zweitgrößte nach dem Römerberg. Zentraler Punkt ist der Liebfrauenbrunnen.

In der Kleinmarkthalle von 1954 werden an Werktagen von 63 Händlern in 156 Marktständen auf ungefähr 1.500 qm Fläche etwa 5.000 Produkte, hauptsächlich frische Lebensmittel, aber auch Non-Food-Artikel angeboten. Neben regionalen Spezialitäten, wie zum Beispiel die schon gestern erwähnte Frankfurter Grüne Soße, gehören heute auch importierte Lebensmittel zum Sortiment. Ebenso betreiben einige Händler Imbissstände in und vor der Halle. Die Kleinmarkthalle zieht vor allem samstags Besucher aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet an. Sie wird auch touristisch vermarktet, beispielsweise im Rahmen von Stadtführungen.

Nach dem Besuch der Markhalle suchte ich ein besonderes Gebäude auf, das ich keinesfalls auslassen durfte: Die Paulskirche ist ein als Ausstellungs-, Gedenk- und Versammlungsort genutzter ehemaliger Kirchenbau. Sie diente bis 1944 als evangelisch-lutherische Hauptkirche Frankfurts (heute die Katharinenkirche). Im klassizistischen Rundbau tagten 1848 bis 1849 die Delegierten der Frankfurter Nationalversammlung, der ersten Volksvertretung für ganz Deutschland. Sie gilt damit neben dem Hambacher Schloss als Symbol der demokratischen Bewegung in Deutschland und Nationalsymbol.

Am 18. März 1944 brannte die Paulskirche wie viele der umliegenden Bauten der Frankfurter Altstadt nach einem der Luftangriffe auf die Stadt aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als erstes historisches Gebäude Frankfurts mit Hilfe von Spenden aus allen deutschen Ländern äußerlich bis auf das Kegeldach wiederaufgebaut. Im Inneren entstanden anstelle des früheren Kirchenraumes mit Emporen eine niedrige Wandelhalle mit darüberliegendem Versammlungsraum in Plenarsaal-Bestuhlung. Der Innenraum wurde aus Mangel an Geld und Baumaterial sehr schlicht gestaltet. Zum hundertsten Gedenktag der Nationalversammlung wurde sie am 18. Mai 1948 als Haus aller Deutschen wiedereröffnet. Die bekannteste wiederkehrende Veranstaltung ist die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.

1987 gewann der Berliner Maler Johannes Grützke einen Künstlerwettbewerb zur Gestaltung eines 32 x 3 m messenden Frieses für die Innenseite des ovalen Wandelganges. Das kolossales Gemälde Der Zug der Volksvertreter entstand 1989 bis 1991 in seinem Atelier in Berlin, von wo es in die Kirche transportiert wurde. In zehn Szenen zeigt es die Parlamentarier im Verhältnis zum Volk. Während das Volk – bunte, allegorische Figuren – im Vordergrund verharrt, schreiten seine grau-schwarz gekleideten Vertreter hinter ihm vorbei, einem unsichtbaren Ziel entgegen.

Nun ging es weiter, zum bundesweit bekannten Römerberg. Frankfurts Rathausplatz ist seit dem Hochmittelalter das Zentrum der Altstadt. Der Name rührt her vom Haus zum Römer, kurz Römer genannt, das seit dem 15. Jahrhundert als Rathaus dient. Der Platz war und ist seither Ort bedeutender Ereignisse, von den Frankfurter Messen, über die Kaiserkrönungen der frühen Neuzeit, bis zum Frankfurter Weihnachtsmarkt sowie zu großen gesellschaftlichen und politischen Kundgebungen.

Der östliche Teil des Römerbergs heißt auch Samstagsberg. Spätestens seit dem Wiederaufbau der historischen Fachwerkhäuser an der Ostseite des Platzes zu Beginn der 1980er Jahre ist der Römerberg ein beliebtes Ziel für Frankfurter und Touristen.

Der Römer ist mit seiner charakteristischen Treppengiebelfassade eines der Wahrzeichen der Stadt. Er ist Sitz der Stadtvertreter und des Oberbürgermeisters. Das mittlere der ursprünglich drei eigenständigen Gebäude ist das eigentliche Haus zum Römer. Unter „Römer“ wird aber schon seit Jahrhunderten der gesamte Rathauskomplex verstanden. Die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg ließen nur die steinernen Fassaden und Erdgeschosse der mittelalterlichen Häuser stehen. Hinter der historisch anmutenden Fassade verbirgt sich der Neubau eines modernen Bürohauses im Stil der frühen 1950er Jahre.

Mitten auf dem Römerberg steht der sogenannte Gerechtigkeitsbrunnen (auch Justitiabrunnen), ebenfalls ein Wahrzeichen Frankfurts. Er geht auf einen Vorgängerbau von 1543 an derselben Stelle zurück und entstand in seiner heutigen Form 1611. Zur Zeit des Heiligen Römischen Reiches spielte er während des Krönungszeremoniells eine besondere, wenn auch kurzfristige Rolle als Weinbrunnen für den Kaiser und dann auch für das Volk. Der gegenwärtig zu sehende Brunnen ist eine weitgehend detailgetreue Kopie aus dem Jahr 1887, die der Frankfurter Weinhändler Gustav D. Manskopf finanzierte. Er steht unter Denkmalschutz.

Immer wieder auf solchen Stadterkundungen lohnt es sich, ab und an auch einmal auf den Boden zu sehen, so auch hier: Die bronzene Gedenktafel, die auf dem Römerberg in den Boden eingelassen ist, wurde am 10. Mai 2001, exakt 68 Jahre nach den Ereignissen, an die sie erinnert, vom Bildhauer Willi Schmidt installiert. Neben dem historischen Bezug liest man auf dem äußeren Rand dieses von Heinrich Heine von 1820 stammende Zitat: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“

Die Neue Frankfurter Altstadt ist der Teil der Altstadt, der von 2012 bis 2018 im Rahmen eines städtebaulichen Großvorhabens rekonstruiert wurde. Unter dem Namen Dom-Römer-Projekt wurde ein rund 7.000 qm großes Grundstück zwischen Römerberg im Westen und dem Domplatz im Osten, begrenzt durch die Braubachstraße im Norden und die Schirn Kunsthalle im Süden, neu gestaltet und bebaut. Das Gebiet bildet den Kern der Altstadt, die bis zur Zerstörung bei den Luftangriffen 1944 mit ihren rund 1.250 größtenteils aus dem Mittelalter und der Renaissance stammenden Fachwerkhäusern als eine der größten und bedeutendsten Fachwerkstädte galt.

Der Kaiserdom Sankt Bartholomäus ist der größte Sakralbau der Stadt und eine ehemalige Stiftskirche. Als einstige Wahl- und Krönungskirche der römisch-deutschen Kaiser ist der Dom eines der bedeutenden Bauwerke der Reichsgeschichte und galt vor allem im 19. Jahrhundert als Symbol nationaler Einheit. Hier schaute ich mich auch im Inneren ein wenig um.

Der Eiserne Steg ist eine seit 1868 bestehende Fußgängerbrücke über den Main zwischen der Altstadt und dem Stadtteil Sachsenhausen. Die erste Ausführung wurde 1912 durch eine verbreiterte und verstärkte Konstruktion ersetzt, die außerdem höher gelegt wurde. Nach der Sprengung in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde diese 1946 unverändert wieder aufgebaut, 1993 aber anlässlich einer Renovierung nochmals etwas höher gesetzt. Wer sich auf die Brücke begibt, hat einen tollen Blick auf die markante Silhouette der Stadt und das Museumsufer. Auf der Altstadt-Seite befindet sich die Anlegestelle der Frankfurter Ausflugsschiffe, die flussaufwärts in Richtung Gerbermühle oder flussabwärts in Richtung Schleuse Griesheim fahren. Alternativ kann man sich am Sachsenhäuser Ufer Elektroboote ausleihen oder im Restaurantschiff einkehren.

Ich setzte meine Wanderung am Mainufer in Richtung Westen fort und passierte dabei das Nizza, die Kurzform von Nizza-Ufer, eine sehr hübsche Parkanlage am Untermainkai. Der 4,42 ha große Park erstreckt sich über etwa 1 km und setzt die Grünflächen der westlichen Frankfurter Wallanlagen am Mainufer fort.

Gleich daneben befindet sich ein Straßenrestaurant, das Main Nizza, wo ich meine Mittagspause einlegte und endlich zu meiner Grie Soß kam! Die Frankfurter Grüne Soße ist eine kalte(!) Sauce nach Art einer Grünen Sauce, die mit feingehackten Küchenkräutern bestimmter Arten, Herkunft und Zusammensetzung hergestellt wird. Sie zählt zu den kulinarischen Spezialitäten der Frankfurter Küche und wird vor allem als wesentlicher Bestandteil für das traditionelle gleichnamige Gericht (mit Salzkartoffeln und hartgekochten Eiern) verwendet, dient aber auch als Beilage zu verschiedenen anderen Fleisch- und Fischgerichten. Das war eine besondere Erfahrung, und auch das Glas Bier tat mir jetzt richtig gut…

Danach ging ich weiter am Fluss entlang bis zur Windmühlstraße, wo ich mich nordwärts wandte und später dann in Höhe des Hauptbahnhofs rechts in die Kaiserstraße abbog.

Die Kaiserstraße ist eine der bekanntesten Innenstadtstraßen in Frankfurt und benannt nach Kaiser Wilhelm I. Sie verbindet den Roßmarkt im Stadtzentrum mit dem Hauptbahnhof. Sie war vor ihrer teilweisen Zerstörung durch Bomben typisches Beispiel eines großstädtischen gründerzeitlichen Prachtboulevards und entstand in zwei Abschnitten zwischen 1874 und 1888. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als Hauptachse des Bahnhofsviertels zum Synonym für das Frankfurter Rotlichtviertel, auch wenn sie selbst nicht mehr dazu zählt.

Später lief ich dann durch die Gallusanlage und die Taunusanlage, beide Teil der alten Wallanlagen…

…zum Main Tower (Foto links), um von dessen Aussichtsterrasse einen Blick von oben auf die Stadt zu werfen. Er wurde im Januar 2000 eingeweiht und ist mit 200 m Höhe (mit Mast: 240 m) zusammen mit dem Tower 185 das fünfthöchste Hochhaus in Deutschland. Leider machte man mir hier einen Strich durch meine Rechnung: Der Zugang war wegen Bauarbeiten gerade nicht möglich!

Das Deutsche-Bank-Hochhaus im Westend besteht aus zwei Wolkenkratzern, die jeweils 155 m hoch sind. Sie werden auch als Soll und HabenZwillingstürme oder Deutsche Bank I und II bezeichnet. Die Bank warb zur Zeit der Kernsanierung auch mit dem Begriff Greentowers. Aufgrund ihrer Medienpräsenz gehören die Doppeltürme zu den bekanntesten Gebäuden in Deutschland.

Weiter ging es dann zum 1963 zum Gedenken an George C. Marshall enthüllten Marshall-Brunnen. Das aus Spenden Frankfurter Unternehmen finanzierte Werk des Münchner Bildhauers Toni Stadler zeigt die drei Grazien AglaiaHegemone und Euphrosyne. Eine Steinplatte trägt die Verse aus Goethes Faust II, mit denen der Dichter die Grazien als Symbole des Gebens, Nehmens und Dankens vorstellt.

Hier wurde gerade eine Veranstaltung vorbereitet…

Die Alte Oper am Opernplatz wurde 1873 bis 1880 als Opernhaus der Städtischen Bühnen erbaut und bei einem Luftangriff 1944 zerstört. Während die Oper Frankfurt 1951 eine neue Spielstätte am Theaterplatz erhielt, blieb das Opernhaus noch lange Ruine. Erst 1976 begann der Wiederaufbau, der 1981 abgeschlossen war.

Zu guter Letzt wanderte ich noch zur berühmten Frankfurter Börse, die jedoch leider komplett eingerüstet war; vom Gebäude selbst war absolut nichts zu sehen. Wenigstens konnte ich ein Foto von diesen beiden bekannten „Tierchen“ machen…

Wuchtig und vor Kraft strotzend stehen sich der Bulle und der Bär gegenüber. Die lauernde Kampfstellung der überlebensgroßen Bronzeskulpturen spiegelt das Auf und Ab am Börsenmarkt: In geduckter, schwerfälliger Haltung symbolisiert der Bär den Abwärtstrend an der Börse, während die majestätische, hochaufgerichtete Position des Bullen Aufbruch und Optimismus repräsentiert. Entsprechend ist auch die Platzierung der beiden Skulpturen zu sehen: Der Bulle, zwischen Bär und Börse, tritt als Beschützer der Börse auf, der den „Angriff“ bzw. das Unheil des Bären abwehren soll.

Nun wanderte ich wieder zur nur noch ein paar Schritte entfernten Hauptwache zurück, schnappte mir mein Fahrrad und fuhr den lagen Weg zum Campingplatz in Maintal zurück.

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