Gestern kam offenbar so viel Nasses vom Himmel, dass für heute Vormittag kaum ’was übrig war! Daher konnte ich meine Stadterkundung in Santander, wo ich mich schon seit gestern morgen aufhielt, endlich beginnen. Eine weitere Radtour am Nachmittag, bei der ich mir die Küste im Norden der Stadt anschauen wollte, fiel dann aber leider wieder ins Wasser, im wahrsten Sinn des Wortes!
Um kurz nach 8 Uhr startete ich meine Tour und fuhr zunächst in Richtung Strand, also nach Osten. Gleich zu Beginn passierte ich den von seiner Architektur her ungewöhnlichen Sportkomplex Palacio de Deportes de Santander, der wegen seiner Form im Volksmund auch La ballena (deutsch Der Wal) genannt wird. Die am 31. Mai 2003 eröffnete Halle bietet stolze 6.000 Sitzplätze, mit Innenraum sogar maximal 10.000; beides Zahlen, die man beim Anblick von außen kaum vermutet!
Danach fuhr ich kurz durch den kleinen Park Parque del Doctor Fleming…
…und schon befand ich mich am Hauptstrand von Santander, dem El Sardinero! Wie man hier und auf den folgenden Fotos unschwer erkennen kann, sah der Himmel immer noch sehr „dramatisch“ aus; ich war schon heilfroh, dass es nicht geregnet hat!
Eigentlich bezeichnet El Sardinero einen ganzen Stadtteil; zu ihm gehören neben mehreren Stränden auch ein Casino und ein Grand Hotel.
Auf dem nächsten Foto sieht man rechts die Halbinsel La Magdalena, die ich kurze Zeit später auch besuchte und einmal komplett umrundete. Links befindet sich die kleine Insel Isla de Mouro mit ihrem Leuchtturm.
Noch einmal die Halbinsel La Magdalena, dieses Mal auf der linken Seite des Fotos. Der große Parkplatz unten rechts ist notwendig, weil auf der Halbinsel Autos verboten sind (Fahrräder glücklicherweise nicht… ;-))
Wie in wohl jeder großen Stadt, findet man auch in Santander immer wieder spannende Skulpturen und Kunstwerke am Wegesrand vor…
Dieses Foto entstand bereits auf der hübschen Halbinsel, die sich überraschend grün präsentierte.
Am ihrem Ende erhebt sich das einstige königliche Sommerschloss Palacio La Magdalena, das sich heute im Besitz der Stadt befindet und eine Sommeruniversität beherbergt. Der eindrucksvolle Bau im englischen Cottage-Stil mit seinen gepflegten Gartenanlagen entstand 1912 im Auftrag des Königs Alfonso XIII. und seiner Gemahlin Victoria Eugenia.
Etwas weiter gelangt man zur Nachbildung der drei Galeonen des Amazonas-Entdeckers Francisco de Orellana. Von dem hab‘ ich ehrlich gesagt noch nie gehört, ihr…?
Der Puerto deportivo (Sportboot- und Yachthafen) Santanders.
Die Skulptur auf dem nächsten Foto ist eine Nachbildung des imposanten Kopfes des Dichters José Hierro. Sie besteht aus sieben vertikal und parallel angeordneten Stahlplatten, die zusammen einen 2 m tiefen und 2 m breiten Kubus bilden. So wird auf der ersten Tafel die Silhouette seines Kopfes skizziert, während mit der Überlagerung der übrigen Tafeln der Schädel an Tiefe gewinnt. Die letzte Tafel gibt den Blick auf das Meer frei.
Eine der wohl wichtigsten Sehenswürdigkeiten aber ist das futuristische, Licht reflektierende Centro Botín, das über die Promenade hinaus auf das Meer blickt.
Das 2007 eröffnete Museum und Kulturzentrum ist der architektonische Blickfang im Zentrum der Stadt. Es wurde von der Kunst- und Kulturstiftung der Familie Botín (Gründer des Bankimperiums Santander) in Auftrag gegeben und besteht aus zwei Hauptgebäuden, die durch frei zugängliche Stahltreppen (spanisch Pachinko) verbunden sind; es thront fast wie ein gerade gelandetes UFO nah am Kai der Promenade.
Fast scheint es sogar über dem Wasser zu schweben, denn es ist nur durch Betonsäulen mit dem Boden verbunden. Der Entwurf stammt aus der Feder des italienischen Star-Architekten Renzo Piano, der unter anderem auch das Centre Pompidou in Paris schuf. Im einem der beiden Teile befinden sich Büros und Veranstaltungssäle, im anderen verschiedene Kunstausstellungen.
Eine echte Altstadt, wie man es von anderen spanischen Städten gewohnt ist, gibt es in Santander nicht. Dies ist vor allem auf die fast völlige Zerstörung während des Großbrands 1941 zurückzuführen. Das Stadtbild konzentriert sich heute auf den Blick zur Küste.
Breit angelegte, elegante Alleen verlaufen zwischen Zentrum und Küste. Alles wirkt recht einladend, ansprechend und stilvoll. Die ca. 170.000 Einwohner zählende Stadt ist außerdem sehr authentisch und hat mit den massentouristischen Zielen im Süden Spaniens wenig gemeinsam.
Die Plaza de Pedro Velarde, auch Plaza Porticada genannt, ist ein zentraler und recht belebter Platz im Zentrum von Santander; er wurde nach dem schrecklichen Brand von 1941 im neoklassizistischen Herrera-Stil wiederaufgebaut und 1950 eingeweiht.
Nun befand ich mich inmitten des Zentrums und wanderte, das Rad meistens schiebend, mehr oder weniger planlos durch die vielen Straßen und Gassen. Inzwischen hatte ich Hunger und sah mich nach einem geeigneten Lokal um.
Schließlich wurde ich mit dem Straßencafé Qafé Molido fündig und bestellte ein kleines Lachstartar sowie ein bayerisches Weißbier. War jetzt nicht unbedingt „üppig“, reichte mir aber zu diesem Zeitpunkt völlig und war sehr schmackhaft! Die asiatische Kellnerin sprach nicht ein Wort Englisch, und ich hatte den leisen Verdacht, dass ihr Spanisch auch nicht deutlich besser sein würde; unsere „Konversation“ beschränkte sich daher auf das Zeigen auf die beiden Einträge in der Speisekarte meinerseits sowie ein freundliches Kopfnicken ihrerseits… 😉
Nach dieser wohltuenden Pause machte ich mich so langsam auf den Rückweg; am frühen Nachmittag befand ich mich schließlich wieder im Wohnmobil. Wie schon erwähnt, ließ der dann einsetzende Regen leider keine weitere Tour zu, und so nutzte ich einmal mehr die Zeit, einige fällig Arbeiten zu erledigen. Am Abend hatte ich wieder ’mal einen Video-Chat mit meinen Leuten zuhause; sie saßen bei herrlichstem Sonnenschein auf der Terrasse und ließen sich die Sonne auf den Bauch scheinen! Das Leben kann manchmal sehr gemein sein… 😉
Hallo Wolfgang,
Santander bietet seinen Einwohnern auch einen schönen weiten Strand. Deine Radtour war einmal mehr gespickt von schönen Aussichten, Ansichten und Durchsichten. Auch die Architektur Santanders hatte einiges zu bieten und das königliche Sommerschloss mutet in der Tat sehr britisch an. Von dem Großbrand 1941 hatte ich noch nie gehört. Schade das hier wohl eine interessante Altstadt zerstört wurde.
Grüße Roland
Danke für deine Meinung, Roland; Santander war auf jeden Fall super interessant, daher bin ich im Nachhinein sehr froh, nach dem ersten Regentag nicht gleich aufgegeben und weitergefahren zu sein… 😉