Heute bin ich in Honfleur, einem reizenden alten Fischerstädtchen an der Mündung der Seine in den Ärmelkanal. Le Havre, die große Stadt gegenüber am Nordufer der Seine, habe ich auf dieser ersten Frankreich-Reise bewusst ausgelassen, vielleicht ergibt sich ja irgendwann in den nächsten Jahren noch ‘mal die Gelegenheit…

Honfleur verfügt über einen riesigen Wohnmobil-Stellplatz (für bis zu 240 Fahrzeuge), der sehr zentral gelegen ist; in nur wenigen Minuten erreicht man den malerischen Jachthafen, die von schmalen Häusern gesäumten Kais und die vielen Restaurants, Bistros und Läden.

Zunächst aber stand nach meiner Ankunft gegen 9:30 Uhr eine Fahrradtour in die nähere Umgebung an. Ich wollte vor allem den Bereich um die berühmte Pont de Normandie erkundender Brücke, die ich ja gerade erst mit dem Wohnmobil überquert hatte (Maut: 5,40 EUR). Mit ihren 856 Metern Spannweite ist sie die längste Schrägseilbrücke Europas. Sie wurde erst 1995 eingeweiht, überquert die Seinemündung und verbindet Le Havre auf dem rechten Ufer im Norden mit Honfleur auf dem linken Ufer im Süden.

Vom WoMo-Stellplatz ging es daher zunächst ein kleines Stück direkt nach Norden bis an die Seine, die hier schon fast 4 km breit ist; rechts von mir lag jetzt die Brücke und ich konnte auf einer Art Versorgungsweg einige Kilometer flussaufwärts fahren und verschiedene Ansichten der Brücke auf Fotos festhalten.

Die beiden Pylone sind jeweils 203 Meter hoch und tragen jeweils 2 x 23 Kabel!

Das hat mir besonders gefallen: Ich stehe hier mit meinem Fahrrad tatsächlich genau unterhalb der Brücke… 😉

Und hier noch ein Blick in westliche Richtung, zur Mündung der Seine. Rechts, unterhalb der Stützpfeiler, sieht man bereits die ersten Hafenanlagen von Le Havre.

Danach ging es in einem großen Bogen, zunächst nach Süden, später wieder nach Westen, zurück in Richtung Honfleur. Aus dieser Position hatte ich ebenfalls mehrere gute Gelegenheiten, diese beeindruckende Brücke aus ungewöhnlichen Positionen fotografieren zu können.

Schließlich erreichte ich wieder Honfleur und schaute mir dort zunächst den nördlich gelegenen Frachthafen am Quai en Seine an; es lag ein relativ kleines Kreuzfahrtschiff vor Anker, ansonsten war es dort aber nicht besonders „spannend“. Also wandte ich mich zurück zur Stadt und zu den alten Hafenanlagen, um dort schon ‘mal ein paar Fotos in den Kasten zu bekommen. Ich hatte den ganzen Morgen ein wenig mit dem Wetter zu kämpfen. Nicht, dass ich mich beklagen könnte, aber es gab doch hin und wieder riesige, zusammenhängende Wolkenbänder, bei denen man nun ‘mal nicht so gerne fotografieren mag.

Dies ist eines meiner Lieblingsfotos aus dieser hübschen Stadt; es ist das perfekte Puzzle-Motiv, findet ihr nicht auch…? 😉 Die vielen pittoresken, schmalen und bis zu sechs Stockwerke hohen Häuser haben diesen Ort inzwischen zu einem der reizvollsten Besucherziele in der Normandie gemacht.

Rechts von mir, vor den Resten einer alten Befestigungsanlage, der Lieutenance, zogen zwei junge Straßenkünstler, eine Frau und ein Mann, meine ganze Aufmerksamkeit auf sich; sie hatten eine wirklich sehenswerte Performance einstudiert.

Sie trugen hellbraun glänzende Kleidung und waren auch in den Gesichtern braun geschminkt. Ihre Perücken, natürlich ebenfalls braun, sahen aus wie aus Plastik. Die junge Frau saß auf einem Hocker, der auf einer der unteren Stufe eines Treppenaufgangs stand, während er sich hinter ihr und etwas höher positioniert hatte. Er hielt ein Marionettenkreuz in der Hand, von denen zwei Fäden (naja, eher wohl kleine Seile) zu ihren Handgelenken führten.

Beide waren zunächst völlig regungslos, so wie auf dem vorigen Foto zu sehen, und es passierte eine ganze Weile erst ‘mal gar nichts! Als aber ein kleines Mädchen ein Geldstück in ein vor den Künstlern aufgestelltes Gefäß warf, kam Leben in die beiden! Es ertönte eine eingängige Musik und der Puppenspieler bewegte nun die beiden Arme seiner Marionette in perfektem Rhythmus zur Musik (natürlich war es in Wirklichkeit eher umgekehrt;-). Das hielt nun eine ganze Weile vor, aber nicht allzu lange, denn… Zeit ist bekanntlich Geld! Die Musik wurde plötzlich immer langsamer, „verlor“ an Tonhöhe, wie ein Walkman, dem der „Saft“ ausging, und gleichzeitig wurden die Bewegungen der beiden immer langsamer, bis sie schließlich ganz aufhörten.

Weil diese Darbietung nun aber wirklich sehr schön anzuschauen (und auch anzuhören) war, konnte man es gar nicht abwarten, die beiden erneut agieren zu sehen, und daher dauerte es auch stets höchstens 5 bis 10 Sekunden, bis wieder einer der Zuschauer ein Geldstück „nachwarf“. Eine super Geschäftsidee, finde ich; so mancher Straßenkünstler in deutschen Einkaufspassagen würde wohl viel mehr „Kohle machen“, wenn er bei Erhalt eines Geldstücks zu spielen aufhören würde… ;-)))

Gegen 13:00 Uhr war ich wieder zurück im Wohnmobil und genehmigte mir eine etwas längere Pause; erst zum Abend hin ging es erneut in die Stadt, dieses Mal zu Fuß, denn ich wollte zum einen natürlich noch ein paar Fotos machen, zum anderen aber auch dort, am Jachthafen, zu Abend essen. Nun umrundete ich das gesamte Hafenbecken, was vorher, mit dem Fahrrad, wegen der vielen Menschen wohl etwas schwierig geworden wäre.

Ich entschied mich irgendwann für eines der unzähligen Restaurants und bestellte mir neben einer riesigen „Hopfenkaltschale“ (ich hatte schließlich Durst!) ein einfaches, aber leckeres Drei-Gänge-Menü mit einem Salat als Vorspeise, Hühnchenbrust als Hauptspeise und einer Mousse-au-Chocolat als Nachspeise. Sicher kein so typisch französisches Essen, aber dies war so ziemlich das Einzige, was ich auf der Speisekarte einwandfrei identifizieren konnte! An komplexere Sachen werde ich mich wohl ‘mal in den nächsten Tagen herantrauen… 😉

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