Die allererste Nacht im Wohnmobil seit nun schon über neun(!) Monaten verlief so wie fast immer: Es war sehr ruhig, und ich habe bestens geschlafen! Nach einem gemütlichen Frühstück machte ich mich für meine heutige Erkundung von Heiligenhafen und der näheren Umgebung bereit. Das Wetter war erfreulicherweise deutlich besser als gestern tagsüber, und so stand einer schönen Fahrradtour an der frischen Luft eigentlich nichts mehr im Weg!

Eigentlich!!! Meine gute Laune wurde leider ein wenig getrübt, denn es bahnten sich offenbar ein paar Schwierigkeiten mit meinem Kühlschrank an! Mir kam es bereits gestern etwas eigenartig vor, dass der mir, obwohl ich ihn bereits am Freitag eingeschaltet hatte, immer noch nicht kalt genug erschien. Klar ist natürlich, dass, wenn man am Vortag für eine Reise einkauft und vieles davon in den Kühlschrank „stopft“, es eine ganze Weile brauchen würde, bis alles entsprechend heruntergekühlt ist. Das funktionierte bisher immer recht zügig. Heute morgen musste ich allerdings feststellen, dass es im Innenraum (nicht im Eisfach!) etwa 14° warm war! Viel zu warm also, es sollten so etwa 5° bis 7° Grad sein.

Für solche Probleme kommen immer verschiedene Ursachen in Frage! Da ich in all den Jahren mit meiner „Hannelore“ natürlich schon so einiges an Wissen angesammelt habe (z.B. aus den diversen Wohnmobilforen, die ich verfolgte), wusste ich genau, was ich tun konnte, um den Grund für das Problem zumindest einzukreisen. Als erstes schloss ich das Wohnmobil an den Landstrom an; der Kühlschrank schaltet dann automatisch von Gasbetrieb auf den 230-Volt-Modus um. Um sicher zu wissen, ob diese Maßnahme helfen würde, musste ich nun allerdings eine Weile warten und meine geplante Radtour leider etwas verschieben! Und tatsächlich, nach etwa einer Stunde hatte ich bereits 10° erreicht und nach einer weiteren 8°. Ein klares Zeichen dafür, dass das Problem mit dem Gasbetrieb zu tun hatte. Wahrscheinlich war der Brenner verrußt, nach 9 Jahren reibungslosem Betrieb wohl auch kein allzu großes Wunder… 😉

Ich ließ also die Stromversorgung bestehen, recherchierte noch etwas im Internet und legte dann eine vorgezogene Mittagspause ein. Danach ging es aber endlich los! Alle folgenden Fotos stammen übrigens erstmalig von meiner neuen Kamera, einer Panasonic Lumix FZ82D, die ich mir wegen des riesigen Brennweitenbereichs von 20 bis 1.200 mm zugelegt hatte. Ende 2022 hatte ich meine vorige Bridge-Kamera, eine Panasonic Lumix FZ1000 II, verkauft und danach ausschließlich mit meinem Smartphone fotografiert.

Zunächst ging es ein kleines Stückchen nach Norden, wo ich auf den Strand und die heute sehr ruhige Ostsee traf.

Etwas später war die Seebrücke Heiligenhafen erreicht. Sie befindet sich auf der Halbinsel Steinwarder. Hier stellte ich mein Fahrrad ab und erkundete die Brücke zu Fuß.

Sie steht auf 48 jeweils 18 m langen Stahlpfählen. Auf den drei unterschiedlich abgewinkelten und teilweise zweigeschossigen Teilstücken sind ein Kinderspielbereich, ein Badedeck, eine Kaffeebar, öffentliche Toiletten sowie mehrere Sitz- und Liegemöglichkeiten eingerichtet. In der rundum verglasten Meereslounge bietet das Standesamt Heiligenhafen sogar Hochzeitstermine an! Die Seebrücke ist als touristische Erlebnispromenade gebaut worden, aber aufgrund der geringen Wassertiefe nicht als Schiffsanleger vorgesehen.

Nach dem Besuch dieser tatsächlich recht imposanten Seebrücke lief ich zum Fahrrad zurück und setzte meine Tour fort. Nun ging es auf den Graswarder, eine heutige Halbinsel. Ursprünglich war der Graswarder eine Insel. 1954 wurde eine Verbindung mit der damaligen Halbinsel Steinwarder hergestellt. Die Wasserfläche zwischen Stein- und Graswarder und dem Festland bildet seitdem den Heiligenhafener Binnensee, der trotz seines Namens bis heute eine Verbindung mit der Ostsee aufweist.

Um 1900 bauten sich einige vermögende Mitglieder der Deutschen Badegesellschaft Strandvillen auf dem Graswarder. Zur Erschließung wurde die Insel vom Hafen aus mit einem Holzsteg verbunden, der bis zum Jahr 1954 die einzige feste Verbindung zum Graswarder blieb. Mittlerweile stehen alle 15 Häuser auf dem Graswarder, darunter einige reetgedeckte Fachwerk- und Holzhäuser, unter Denkmalschutz. Dennoch müssen die Hauseigentümer die teuren Maßnahmen zum Küstenschutz für ihre Grundstücke selbst finanzieren. Der Graswarder gilt heute als das infrastrukturschwächste Wohngebiet Schleswig-Holsteins, dennoch bewegen sich die Immobilienpreise auf Sylter Bestlagenniveau!

Das Naturschutzgebiet Graswarder wurde 1968 auf Antrag des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) ausgewiesen und 1987 erweitert. Es umfasst den von Westen nach Osten wandernden Nehrunghaken auf einer Länge von ca. 2,5 km sowie die unmittelbar angrenzenden Watt- und Wasserflächen der Ostsee bis zu einer Breite von 300 m. Es hat eine Gesamtfläche von 230 ha, davon etwa 100 ha reine Landfläche. Zum Naturschutzgebiet gehören natürliche Strandwall- und Salzwiesenbiotope. Der am Ende des befahrbaren Wegs stehende, 15 m hohe NABU-Aussichtsturm wurde von Meinhard von Gerkan entworfen, der in der Nähe sein Haus hatte. Dort befindet sich auch ein Informationszentrum des NABU Schleswig-Holstein. Der Turm ist einem stilisierten Vogel in Sitzhaltung nachempfunden.

Im Naturschutzgebiet brüten inzwischen zahlreiche Vogelarten wie beispielsweise Graugänse, Brandgänse, Säbelschnäbler und Austernfischer. Außerdem gibt es viele Strand- und Salzpflanzen wie etwa die Stranddistel und Echten Meerkohl.

Nachdem ich mich hier ausgiebig umgeschaut hatte, verließ ich die Halbinsel wieder und wandte mich nun der Marina sowie dem Hafen der Stadt zu. Hier herrschte trotz Nebensaison und Wochentag ziemlich viel Betrieb, und ich musste mein Fahrrad meistens schieben.

Ich verließ diesen Bereich später wieder und fuhr am Wasser entlang weiter in Richtung Osten. Von hier aus hatte ich einen schönen Blick auf die vorhin versucht Halbinsel, die hübschen Reetdachhäuser sowie ganz rechts den NABU-Beobachtungsturm. Der „Sitzende Vogel“ (siehe weitere oben) ist auf diesem Foto recht gut zu erahnen…

Nach einem kleinen Einkauf in einem Supermarkt ging es schließlich wieder zurück in die Stadt, genauer gesagt, in die Altstadt von Heiligenhafen und den zentralen Marktplatz, wo ich mich ebenfalls ein wenig umsah. Kopfsteinpflaster, schmale Gassen und liebevoll restaurierte Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert verleihen dem historischen Stadtkern einen unverwechselbaren Charakter. Hier findet man viele kleine Cafés, Restaurants und individuelle Geschäfte, die zum Bummeln und Verweilen einladen. Die Nähe zum alten Fischereihafen und dem modernen Yachthafen verbindet Tradition und Gegenwart auf charmante Weise.

Besonders sehenswert ist die Stadtkirche Sankt Nikolai, die um 1230 erbaut wurde und zu den ältesten Gebäuden der Stadt zählt. Ihre beeindruckende Backsteingotik zeugt von der langen Geschichte Heiligenhafens als wichtiger Ort in der Region.

Hier beendete ich meine Tour und fuhr wieder zurück zum Stellplatz und zum Wohnmobil. Auch heute gab es natürlich wieder ein „Feierabend-Bierchen“, und ich erledigte ein paar kleinere Dinge. Danach aber musste ich mich wieder um mein Kühlschrank-Problem (siehe oben) kümmern!

Ich hatte mir während der Radtour in einem Baumarkt eine Spraydose mit Druckluft besorgt, die ich nun einsetzen wollte, um den Brenner des Kühlschranks zu reinigen. Die Demontage und spätere Montage der Verkleidung klappte ohne großes Problem, wobei ich aber wieder ’mal feststellen musste, dass ich nach neun Jahren mit dem Wohnmobil immer noch nicht alles an richtigem Werkzeug an Bord hatte! In diesem Fall waren es passende Stecknüsse, die mir fehlten; eine Rohrzange tat’s aber auch.

Beim anschließenden Wechsel auf Gasbetrieb musste ich mich natürlich wieder in Geduld üben, denn schließlich hatte der Kühlschrank ja zu diesem Zeitpunkt noch etwa 7°. Kurz vor dem Schlafengehen war ich leider immer noch nicht so sicher, ob die Druckluft-Reinigung überhaupt etwas gebracht hatte; morgen werde ich hoffentlich diesbezüglich schlauer sein…

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