Meine letzte Auslandsreise für dieses Jahr geht nach Südtirol, einem Ziel, das ich schon seit sehr vielen Jahren unbedingt besuchen wollte! Als Kind und als Jugendlicher dachte ich noch, Südtirol sei logischerweise der südliche Teil Tirols, gehöre also zu Österreich! Erst später habe ich gelernt, dass das ein Irrtum war, und dass dieses Gebiet nach dem Ersten Weltkrieg 1919 im Vertrag von Saint-Germain Italien zugesprochen wurde.

Bei meiner Reisevorbereitung schwirrten mir unendlich viele Namen, die ich im Lauf meines Lebens „aufgeschnappt“ hatte und die meiner Ansicht nach mit Südtirol zu tun hatten, im Kopf herum, und so freute ich mich vor einigen Wochen darauf, alle endlich ‘mal geographisch einordnen und daraus eine ungefähre Reiseroute erarbeiten zu können. Begriffe wie Stilfser Joch, Pragser Wildsee, Kalterer See, Reschensee, Seiser Alm, Grödner Joch oder Städte wie z.B. Bozen, Meran, Brixen und Bruneck sollten nun endlich ‘mal einen festen Platz in meiner Vorstellung bekommen! Ich bin sehr gespannt, was von all dem ich tatsächlich zu sehen bekommen werde und vor allem, wie es mir dort gefallen würde… 😉

Für die Tour hab’ ich insgesamt drei Wochen eingeplant; ich denke, dass diese Zeitspanne ausreichen sollte, die wichtigsten Orte und Sehenswürdigkeiten besuchen zu können; vielleicht bleiben ja zum Schluss sogar noch ein paar Tage übrig, um an den nicht weit entfernten Gardasee fahren zu können. Dieses kleine „Bonbon“ am Ende einer Reise hat mir schon im letzten Jahr, zum Abschluss meiner Toskana-Reise, ganz besonders gut geschmeckt.

Ich bin gestern in aller Frühe von Pinneberg aus gestartet. Alles war schon am Vortag erledigt; nach einer relativ ruhigen Nacht und einem schnellen Frühstück war ich bereits um 06:20 Uhr auf der A23 und schon kurz darauf auf der A7, die ich erst wenige Kilometer vor meinem Zwischenziel, in Füssen, wieder verlassen musste.

Es war zwar keine besonders kurzweilige, dafür aber völlig stressfreie Anfahrt! 790 Kilometer auf ein und derselben Autobahn verlangen einem da nicht so sehr viel ab, erst recht nicht, wenn man keinen nennenswerten Stau zu ertragen hat, und so erreichte ich nach insgesamt 9,5 Stunden reiner Fahrzeit, 820 Kilometern und überwiegend schönem Wetter bereits gegen 18:00 Uhr den Wohnmobilstellplatz Camper‘s Stop in Füssen.

Als ich dort eintraf, war ich heilfroh, dass ich schon ein paar Tage vorher per eMail reserviert hatte, denn der Platz war um diese Uhrzeit natürlich „rappelvoll“! Das hatte ich auch nicht anders erwartet, denn dies ist ein bei Wohnmobilisten, die auf der Durchreise in den bzw. aus dem Süden sind, äußerst beliebter Übernachtungsplatz! Und auch für einen Besuch der berühmten Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau ist hier der perfekte Ausgangspunkt.

Mein reservierter Stellplatz war mit einem der bekannten rot-weißen „Bauhütchen“ gekennzeichnet; ein toller Service, finde ich, der dazu auch noch kostenlos ist! Die meiner Ansicht nach angemessene Übernachtungsgebühr von 14,- EUR konnte ich ganz bequem am Automaten bezahlen.

Eigentlich wollte ich in dem kleinen, urigen Lokal Am Platzerl, das zum Stellplatz gehört, nun zu Abend essen, aber daraus wurde leider nichts, denn dort war nicht ein einziger Stuhl frei! Also begnügte ich mich mit einem kleinen Abendessen im Wohnmobil; viel Hunger hatte ich sowieso nicht. Danach machte ich einen kleinen Spaziergang, sah noch etwas fern und ging schon um kurz nach 23:00 Uhr schlafen.

Heute musste ich nicht ganz so früh aufstehen, denn die zweite und letzte Etappe der Anreise war nur knapp 150 km lang. Bevor es wieder auf die Autobahn und kurz darauf über die Grenze nach Österreich ging, musste ich allerdings erst noch ‘mal tanken; dazu hatte ich gestern Abend keine Lust mehr gehabt.

Dann aber ging‘s endlich richtig los; meine geplante Route führte mich über den Fernpass und den Reschenpass, wo ich einen kurzen Stopp eingelegte, bis zu meinem ersten Tagesziel, dem Reschensee.

Ich fuhr als erstes auf die Westseite zur Talstation des Schöneben-Lifts, wo man auf einem sehr großen Parkplatz mit dem Wohnmobil für ca. 10 Euro übernachten können sollte. Von hier aus hatte ich schon ‘mal einen sehr schönen Blick auf den See und auf den gegenüber liegenden Ort Reschen (italienisch: Resia).

Bei meinem Eintreffen standen bereits einige Wohnmobile dort; bei der Einfahrt zog ich ein Ticket, bezahlen muss ich also erst morgen bei der Ausfahrt.

Nun war es erst etwa 14:00 Uhr, keine Frage also, dass ich nach einer kleinen Pause mein Fahrrad aus der Garage holte und zu meiner allerersten Fahrradtour in Südtirol, genauer gesagt, im Vinschgau, aufbrach! Ich wollte den Reschensee einmal komplett im Uhrzeigersinn umrunden, bei einer Strecke von etwa 16 km kein Problem. Das Wetter war zwar eigentlich ganz ok, allerdings sollte es später am Nachmittag noch etwas Regen geben…

Nach der Umrundung der Nordspitze des Sees erreichte ich den hübschen Ort Reschen, durchquerte ihn und fuhr dann auf der Ostseite Richtung Südosten, dann mit schönen Ausblicken auf das Westufer des Sees.

Schließlich erreichte ich Graun, ein winziges „Nest“, in das sich wohl kaum ein Tourist verirren würde, wenn… ja, wenn da nicht eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art wäre: Der versunkene Kirchturm von Alt-Graun! Bei einer sehr umstrittenen Seestauung um 1950 mussten das alte Dorf Graun und Teile des Ortes Reschen aufgegeben werden. Alle Gebäude wurden gesprengt, nur der Glockenturm der damaligen Pfarrkirche St. Katharina blieb aus Denkmalschutzgründen erhalten; er ragt auch bei hohem Wasserstand noch halb aus dem Reschensee heraus, ist heute Wahrzeichen der gesamten Gegend und vor allem ein bedeutender Anziehungspunkt für Touristen. Es wurde ein großer Parkplatz gebaut, es gibt entsprechende Schautafeln und Modelle, die die Gegebenheiten erläutern, und eine Imbissbude fehlt natürlich auch nicht…

Nachdem ich mich dort in Ruhe umgesehen und sehr viele Fotos gemacht hatte, ging die Fahrt weiter rund um den See zurück bis zum Ausgangspunkt meiner Tour! Vom Rest der Route gibt‘s leider keine besonders zeigenswerten Fotos, denn der Himmel zog sich immer weiter zu und es regnete hin und wieder ‘mal; ich hatte so meine liebe Mühe, einigermaßen trocken zu bleiben! Am Wohnmobil angekommen, machte ich eine kleine Kaffeepause, erledigte einige Internet-Aktivitäten und machte mir ein paar Gedanken über meine Weiterreise morgen! Da meine Strecke in Richtung Meran und später Bozen ja eigentlich schon feststand, ich aber ansonsten völlig frei in meiner Zeiteinteilung war, plante ich für den nächsten Tag einfach zunächst nur den Besuch der kleinen Stadt Glurns, die recht sehenswert sein sollte…

5 thoughts on “Der versunkene Kirchturm”

  1. Hallo Wolfgang,
    am Reschensee mit seinem Kirchturm bin ich schon zwei- dreimal vorbeigefahren, aber noch nie angehalten. Deine Ziele kenne ich, wohl nicht alle, aber bestimmt viele, wie ich lesen konnte. Bin gespannt auf deine weiteren Berichte und Fotos. Wir sind am überlegen ob wir nicht wieder nächstes Jahr die Dolomiten besuchen wollen, aber auch unser geliebtes Mallorca ist im Blickfeld.
    herzliche Grüße, Roland

  2. Hi Wolfgang ***Super Beschreibung und exzellente Photos. Besonders der Kirchturm im Wasser ist auffallend. Freud mich das Dir das Reisen so viel Freude bereitet. Weiter so 🙂
    Gruss Eberhard

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