Ich bin heute in Bad Segeberg, der Stadt der bekannten Karl-May-Festspiele und des 91 m hohen Kalkbergs! Vor 60 Jahren(!) habe ich hier in der Nähe ‘mal gewohnt, nämlich im kleinen Nest Westerrade, etwa 10 km von hier entfernt.

Ich bin 1959 mit meinen Eltern und meinen fünf Geschwistern hergezogen und gerade erst ein paar Tage vorher eingeschult worden! Mein Vater war Lehrer und musste hier seine neue Dienststelle antreten. Er unterrichtete alle neun Schuljahre gleichzeitig, etwa 25 Kinder! Und das in einem winzigen Klassenzimmer, das sich in unserem Wohngebäude befand! Das nennt man übrigens Zwergschule, richtig heisst es aber Einklassenschule.

Wir wohnten dort nur etwa zweieinhalb Jahre, dann ging es schon wieder zur nächsten Dienststelle. Seit dieser Zeit war ich zwar schon zwei, drei Mal wieder hier, aber nur kurz, und ausserdem lag das auch schon wieder sehr viele Jahre zurück. Also dachte ich mir, ich könnte mich in meiner alten Heimat ja jetzt mit dem Fahrrad etwas genauer umschauen. Und herausfinden, was ich noch wiedererkennen würde und was nicht.

In Bad Segeberg gibt es den Wohnmobilstellplatz Kalkbergblick, den hatte ich heute Morgen als Ziel ins Navi eingegeben; die Fahrt hierher verlief problemlos, bei sehr wenig Verkehr. Nach dem Einchecken (8,- EUR pro Nacht) fuhr ich auch schon mit dem Fahrrad los.

Die Strecke von Bad Segeberg über Schieren nach Westerrade war sehr schön; ländliche Gegend, aber auch viel Wald, leicht hügelig und kein Verkehr!

Im Dorf angekommen, fuhr ich sofort zu unserem alten Haus. Es stand nach wie vor, und abgesehen von ein paar winzigen Veränderungen sah es exakt so aus wie damals! Die beiden Fenster auf der linken Seite gehörten zum Wohnzimmer, und hinter der offensichtlich neueren Ziegelwand auf der rechten Seite befand sich damals das Klassenzimmer.

Bei diesem Anblick war ich wirklich mehr als erstaunt! Die grüne Haustür, der man ja ihr hohes Alter schon ansehen kann, war doch wirklich die Originaltür von damals! Nur der Anstrich war etwas anders.

Und es gibt tatsächlich noch ein 60 Jahre altes Foto, das uns Kinder zusammen mit unserem Onkel vor genau dieser Haustür zeigt! Als ich beide Aufnahmen verglich, stellte ich verwundert fest, dass das alte Foto spiegelverkehrt ist, warum auch immer…

Übrigens, ich bin der hübsche Bengel, der in der Tür steht… 😉

Gleich nebenan liegt der alte Schulhof, der heute ein Spielplatz ist. Dahinter sieht man das Bauernhaus unserer ehemaligen Nachbarn; dort haben wir als Kinder sehr oft gespielt.

Im Garten des Bauernhauses arbeitete gerade ein etwa 50 Jahre alte Frau. Als ich dieses Foto machte, wurde sie auf mich aufmerksam und sprach mich an. Ich erklärte ihr, warum ich mich hier umschaute und einiges fotografierte. Sie war sehr überrascht, denn sie kannte unsere Familie von Erzählungen ihrer Eltern. Ihr Vater ist nämlich der Bruder des damaligen Bauern! So kamen wir etwas ins Gespräch, und ich erfuhr wieder so einiges, was bisher bei mir völlig „verschüttet“ gewesen war…

Auf der anderen Seite des alten Schulgebäudes befindet sich jetzt ein kleiner Supermarkt. Damals hatten wir auch einen einzigen Laden im Dorf, von dem wir einige Dinge einkaufen mussten; ich war mir allerdings nicht ganz sicher, ob der sich ebenfalls in diesem Gebäude befand oder noch etwas weiter entfernt.

Ganz in der Nähe fand ich auch den alten Dorfteich! Ich weiß nicht, ob er damals überhaupt einen Namen besaß. Auf jeden Fall war auch der natürlich für uns Kinder eine perfekte Spielwiese! Was wir damals so alles mit Fröschen angestellt haben, weiß ich glücklicherweise nicht mehr so ganz genau, aber es wird nichts Gutes gewesen sein! 😉

Nun setzte ich aber meine Fahrradtour fort; ich fuhr nach Pronsdorf, das eine hübsche Kirche besitzt. Vor einigen Jahren waren wir ‘mal auf dem Pronsdorfer Weihnachtsmarkt, der uns aber nicht so gut gefallen hatte.

Danach ging es wieder nach Süden, in Richtung A20, und später wieder zurück nach Bad Segeberg. Kurz hinter Geschendorf traf ich auf dieses marode Gebäude, das ich auch schon von früher kannte. Ich hätte nicht geglaubt, dass es überhaupt noch stehen würde. Früher war es ‘mal ein Bahnhofsgebäude; die Eisenbahnlinie gibt’s aber schon seit fast 40 Jahren nicht mehr. Wenn man auf der A20 zwischen Bad Segeberg und Lübeck unterwegs ist, kann man es prima von der Autobahn aus erkennen.

In Bad Segeberg angekommen, schaute ich mich auch noch ein wenig im Stadtzentrum um; nun hatte ich mir auch einen kleinen Mittags-Snack verdient!

Danach sah ich mir noch die Umgebung des Kalkbergs und der Freilichtbühne an; viel war dort aber nicht zu sehen, denn wegen einer Baustelle kam man kaum nahe heran. Also kehrte ich nun zum Wohnmobil zurück und genoss den restlichen Tag bei wunderschönem Wetter!

Die Idee, eine kleine Zeitreise in meine eigene Vergangenheit zu machen, hatte sich als sehr gelungen erwiesen; das schöne Wetter und eine perfekte Fahrradtour in einer wirklich schönen Umgebung trugen natürlich auch dazu bei. Morgen geht die Woche leider schon wieder zu Ende, aber irgendwann werde ich sicher wiederkommen…

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