Kennt eigentlich jemand noch „Trulli im Kochbeutel“, die etwas eigenwillige Nudelsorte aus den 60er Jahren? Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, dass die Idee mit den Portionsbeuteln damals tatsächlich etwas „Revolutionäres“ an sich hatte! Einen mit Nudeln gefüllten Plastikbeutel ins kochende Wasser zu legen, das war eigenartig, das gab’s vorher nicht! Wenn ich mit dem Fahrrad von der Schule kam und meine Mutter fragte „Was gibt’s denn heute?“, dann hieß es nicht selten „Trulli“! Entweder mit Zucker und Zimt (eher seltener, dafür gab’s ja Zöpfli…;-) oder aber mit einer Art Gulasch-Sauce.

Nicht weniger ungewöhnlich war die Form dieser Nudel! Sie hat Ähnlichkeit mit einer fliegenden Untertasse, finde ich! Oder mit einem Diaphragma, je nach Fantasie des Betrachters… 😉 Diese Sorte gibt’s übrigens noch heute, allerdings nicht mehr im Kochbeutel, soweit ich weiß.

Heute habe ich unzählige Trulli ganz anderer Art gesehen, kleine und meist weiße Rundhäuser nämlich, die im historischen Zentrum der Stadt Alberobello zu finden sind. Diese Trockensteinbauten fallen besonders durch ihre fast kegelförmigen Dächer auf, die mich irgendwie an Zipfelmützen erinnern. Sie wurden 1996 sogar von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben! Die Bezeichnung stammt vom griechischen Wort troúlos, was zu deutsch Kuppel bedeutet; im Italienischen also trullo (Singular) bzw. trulli (Plural). Ich bin mir nicht sicher und habe auch im Internet nichts darüber gefunden, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass die Werbeleute des Nudelherstellers damals der neuen Nudelsorte tatsächlich den Begriff „Trulli“ wegen ihrer kuppelartigen Form verpasst haben…

Mein eigentliches Ziel für heute war die Hafenstadt Brindisi; Alberobello liegt zwar nicht direkt auf der kürzesten Strecke von Bari, meinem gestrigen Übernachtungsort, aber der kleine „Schlenker“ ins Landesinnere bedeutete für mich nur ein paar wenige Kilometer Umweg.

Der Himmel schien heute Morgen etwas diesig zu sein, das hielt allerdings nicht lange an. Während meiner Fahrt nach Alberobello hatte ich, wie immer in den letzten Tagen, einen strahlend blauen Himmel über mir. Den vorher herausgesuchten Parkplatz fand ich ohne Probleme; der war um diese Uhrzeit natürlich wieder so gut wie leer, und so dauerte es nicht lange, bis ich, nachdem ich meine Parkgebühr (6,- EUR für 2 Stunden) am Automaten bezahlt hatte, auf dem Weg zu Fuß zu den etwa einen Kilometer entfernten Trulli-Häuschen war. Nach einer Weile sah ich bereits die ersten der wirklich sehr markanten Dächer…

Es folgen nun eine ganze Reihe von Fotos, deutlich mehr, als ich sonst in einem Tagesbericht von einer einzigen Sehenswürdigkeit zeige. Ich möchte damit gern verdeutlichen, wie es dort aussieht! Ich hoffe, diese hübschen Gebäude, deren Weiß bei einem so blauen Himmel noch schöner wirkt, gefallen euch genauso gut wie mir… 😉

Die beiden folgenden Nahaufnahmen verdeutlichen die genauso einfache wie geniale Bauweise ein wenig. Die Gebäude kamen vor Jahrhunderten komplett ohne Mörtel, Stützpfeiler oder Gebälk aus. Das Material, in diesem Fall Bruchsteine, wurde so geschickt aufgetürmt, dass ein Haus ganz schnell wieder abgebaut werden konnte. Trulli galten damals als eine Art „Steuervermeidungsprogramm“, Abgaben waren nämlich nur auf „echte“ Häuser zu entrichten…

Man kann sich nur allzu gut vorstellen, dass die unzähligen Touristen, die diesen Ort jährlich besuchen, ihre Spuren hinterlassen haben, so, wie es leider überall auf der Welt der Fall ist. Heute dient eine erschreckend große Anzahl von Gebäuden als Souvenirladen, Restaurant, Café, Edel-Boutique, Schmuckladen und immer häufiger auch als Unterkunft für Gäste. Ich finde dennoch, dass sie immer noch einen ganz besonderen Reiz ausstrahlen, und hoffe, dass die Stadtverwaltung in Zukunft weiterhin darauf achtet, dass es nicht noch schlimmer wird! Abgesehen davon gilt es ja auch, den Status als UNESCO-Weltkulturerbe zu bewahren.

Rechtzeitig vor Ablauf der zwei Stunden war ich wieder zurück auf dem Parkplatz und setzte mein Fahrt nach Brindisi fort. In der Nähe des Hafens, direkt neben der Altstadt, gab es insgesamt sechs kostenlose Wohnmobilstellplätze auf einem großen Parkplatz, von denen bei meiner Ankunft nur zwei besetzt waren. Ent- bzw. Versorgung und sogar Stromversorung waren ebenfalls kostenlos, allerdings funktionierten die Steckdosen aus irgendeinem Grund nicht! Dennoch, ein schöner Platz, „für lau“ und mit perfekter Lage; was will man mehr…?

Weil es natürlich wieder megaheiß war, montierte ich nun zum ersten Mal auf dieser Reise den reflektierenden Sonnenschutz um das ganze Fahrerhaus herum, um eine übermäßige Aufhetzung im Inneren zu vermeiden! Das dauert nur etwa 5 Minuten, bringt aber ’ne ganze Menge! Zu Mittag gab’s lediglich zwei Sandwiches, dazu ein großes Glas Eistee, schön eiskalt! Nach einer winzigen Pause startete ich schließlich zu meiner zweiten Tour heute, dieses Mal natürlich wieder mit dem Bike.

Brindisi hat etwa 86.000 Einwohner und gilt als eine der wichtigsten Handelshafenstädte Italiens; auch ein bedeutender Marinestützpunkt ist hier angesiedelt. Der Hafen besteht aus drei Teilen, dem äußeren, dem mittleren und den inneren. Die beiden ersten dienen als Handelshafen, aber auch als Fährhafen; es bestehen Fährverbindungen unter anderem nach Albanien, Griechenland und in die Türkei. Der innere Hafen gliedert sich in zwei Arme, zwischen denen sich die Altstadt befindet. Dort startete ich meine Tour, zunächst wie immer an der Promenade entlang. Es war natürlich wieder Siesta, das heißt, Menschen sah ich zu dieser Zeit nur selten…

Das Marine-Ehrenmal auf der gegenüberliegenden Seite, das Monumento al Marinaio d’Italia, wurde 1933 zum Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen italienischen Seeleute errichtet. Teil des Ehrenmals ist ein Turm, der große Ähnlichkeit mit dem des deutschen Pendants in Laboe hat, und den ich während meines Besuchs 2016 natürlich ebenfalls fotografiert hatte.

Dieses mit großer Brennweite entstandene Foto zeigt einen Teil des Castello Alfonsino, einer Küstenfestung, die zwischen dem äußeren und dem mittleren Hafen liegt.

Etwa ebenso weit entfernt waren zwei Kreuzfahrtschiffe der Reederei Costa Crociere, die wegen der Corona-Krise bis auf weiteres dort festgemacht hatten. Es handelte sich um Costa Fortuna und die Costa Magica, beide 272 m lang.

Diese monumentale Treppe am Innenhafen führt hinauf in die Altstadt. Die Säulen gelten als geschichtliches Symbol; sie markieren das Ende der berühmten Via Appia, die über eine Länge von etwa 540 km von Rom nach Brindisi führte.

Meine Tour führte mich nun am Hafen und am Marinestützpunkt vorbei und dann um den westlichen Arm des Innenhafens herum…

…bis auf die nördliche Seite und schließlich zum oben bereits erwähnten Marine-Ehrenmal, wo ich mich etwas genauer umsah und auch eine kleine Pause einlegte.

Später ging es auf einer etwas nördlicher gelegenen Route wieder zurück und in die Innenstadt von Brindisi. Ich fuhr dort verschiedene Straßen ab; insgesamt gefiel mir die Stadt recht gut! Ich genehmigte mir ein leckeres Eis und suchte danach lange Zeit vergeblich nach einem (geöffneten!) Laden, bei dem ich meinen obligatorischen Fotomagneten kaufen konnte; schließlich klappte auch das endlich.

Nach meiner Rückkehr zum Wohnmobil musste ich wegen der Hitze sofort sämtliche „Luken“ öffnen, dann gab’s erst ’mal einen „Eimer“ Campari/O-Saft, mit sehr viel Eis und dazu ein paar Nüsse. Schließlich musste mein strapazierter Salzhaushalt ja wieder ins Gleichgewicht gebracht werden… 😉

Danach wollte ich ein kleines Schläfchen machen, hat aber nicht funktioniert; viel zu heiß! Stattdessen habe ich mich für eine kalte Dusche im Wohnmobil entschieden! Ich bin immer wieder erstaunt, wie kalt das Wasser im Frischwassertank, der natürlich niemals das Sonnenlicht sieht, immer noch war, selbst bei so hohen und anhaltenden Temperaturen. Ich musste anfangs tatsächlich ein wenig Überwindung aufbringen, mich unter die Dusche zu stellen… 😉

Nach dem Abendessen folgte ein etwas größerer Abwasch, danach ging’s wieder „ins Büro“: Ich machte mir unter anderem ein paar Notizen zum gestrigen und zum heutigen Tag, verschickte Nachrichten an die Familie und an Freunde, recherchierte im Internet und suchte in verschiedenen Apps nach möglichen Stellplätzen in der Nähe meines morgigen Ziels.

Menno, schon wieder fast 22 Uhr; heute komm’ ich einfach nicht zum Faulenzen… 😉

4 thoughts on “Die lustigen Zipfelmützen von Alberobello”

  1. Deinen Ausführungen über Alberobello kann ich voll zustimmen. Ein tolles Städtchen mit diesen besonderen Häusern. Brindisi kannte ich bisher nicht, sieht auf Deinen Bildern aber sehr ansprechend aus. Dass hier die Via Appia endet, wusste ich auch nicht…wie gesagt…Reiseberichte lesen, bildet auch.

  2. Hallo Wolfgang,
    Trulli im Kochbeutel kenne ich nicht. Alberobello kenne ich natürlich von vielen Fotos, Zeitschriften und TV-Sendungen. Dieses Dorf ist ja architektonisch wirklich etwas ganz besonderes und hat den UNESCO-Titel wirklich verdient. Ich denke das es gut war für dich, das du nicht während einer „normalen“ Zeit dort warst und der Touristenflut entkommen bist.
    VG Roland

    1. Danke für den Kommentar! Hast wohl Recht, Roland! Eigentlich macht mir das Menschengewimmel in den Hotspots nicht besonders viel aus, aber im Nachhinein betrachtet war diese besondere Corona-Situation natürlich vor allem für meine Fotos gut… 😉

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