In der letzten Nacht hab’ ich zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig durchgeschlafen! Die Schwellung meines Fußes geht tatsächlich jetzt Stück für Stück zurück. Ich hab’ beim Gehen zwar immer noch Schmerzen, aber die sind inzwischen erträglich geworden. Beim Anziehen meines rechten Schuhs komme ich jetzt schon auf unter eine Minute, was will man mehr… 😉

Nach dem tollen Start gestern freute ich mich nun auf den zweiten Tag in Stockholm! Für heute hatte ich mir das vorgenommen, was gestern bereits mehrfach „angedacht“ war, eine Fahrt mit einem Ausflugsboot nämlich und den Besuch des Vasa-Museums auf der Insel Djurgården. Obwohl ich wegen der nicht so guten Wettervorhersage eigentlich den Bus nehmen wollte, hatte ich mich während des Frühstücks dann aber doch für’s Fahrrad entschieden, weil ich dadurch etwas flexibler war. Tatsächlich war es heute recht windig, oft dicht bewölkt und ab und zu gab es sogar ein wenig Regen.

Meine Tour begann wie gestern: Ich verließ zunächst die Insel Långholmen, auf der mein Stellplatz liegt, und fuhr dann in Södermalm am Ufer entlang bis zur Mälarrampen, einer Brücke, die in die Altstadt führt. Diese verließ ich aber gleich wieder und wechselte dann über nach Kungsholmen, genauer gesagt, zu seiner südöstlichen Spitze. Mein erstes Teilziel für heute war nämlich das Rathaus, was ich mir ’mal aus der Nähe anschauen wollte.

Das Stadshuset mit seinem 106 m hohen markanten Turm ist das Wahrzeichen der Stadt! Hier tagen nicht nur die Stadtregierung und das Stadtparlament, sondern es werden auch jedes Jahr im Dezember die weltbekannten Nobelpreise verliehen, mit Ausnahme des Friedensnobelpreises, der in Oslo überreicht wird. Von der Spitze des Turms hat man eine herrliche Aussicht auf die Inseln der Stadt.

Aber auch die Aussicht von unten, vom Rathauspark aus, ist nicht zu verachten!

Durch einen Säulengang gelangt man in den Innenhof des Rathauses. Zu dieser frühen Stunde herrschte noch kein Betrieb, es waren außer mir nur sehr wenige Besucher hier und die Eingänge waren noch verschlossen.

Diese asiatische Touristin hatte ihre Kamera samt Stativ auf die dicht bewachsenen Wände des Gebäudes ausgerichtet, so sah es für mich jedenfalls aus. Keine Ahnung, was genau sie da fotografieren wollte, aber mit ihrer hübschen Haarpracht und dem wehenden Kleid, das offensichtlich sehr lange in einer winzigen Reisetasche verbracht hatte, war sie selbst ein cooles Fotomotiv, was ich mir natürlich nicht entgehen ließ!

Nun war es Zeit, mich um meine Bootstour zu kümmern. Ich fuhr zunächst wieder zurück in die Altstadt Gamla Stan bis zu ihrem östlichen Ende…

…und warf einen nur kurzen Blick auf das Stadtschloss. Fast ein Viertel der gesamten Insel wird vom riesigen Schlosskomplex eingenommen. In diesem Bauwerk gibt es mehr als 600(!) Zimmer, von denen einige auch besichtigt werden dürfen, vorausgesetzt, es finden keine Staatsempfänge oder Ähnliches statt.

Schließlich erreichte ich den Anleger für die vielen Bootstouren, die zu den unterschiedlichsten Zielen führten. Nach dem Studieren der Angebote entschied ich mich für die zweieinhalbstündige Rundfahrt Under the Bridges, für umgerechnet ca. 29,- EUR. Es gab natürlich auch andere Touren mit wahrscheinlich interessanteren Zielen, z.B. hinaus in Stockholms Schärengarten in Richtung Ostsee, mit ausgiebigem Aufenthalt auf einer traumhaft schönen Insel! Die nahmen aber allesamt deutlich mehr Zeit in Anspruch, ich hätte dann auf den Museumsbesuch verzichten müssen!

Da ich bis zur Abfahrt noch ca. 20 Minuten Zeit hatte, genehmigte ich mir schnell noch ein leckeres Eis (Salzkaramel und Kaktus-Zitrus; erfreulicherweise waren keine Stacheln drin…) und studierte die Informationen, die man mir am Ticket-Kiosk für die vor mir liegende Fahrt mitgegeben hatte. Das Boarding begann pünktlich, und schon ein paar Minuten später legte das gut besetzte Boot auch schon ab…

Auf der Website des Betreibers wird diese Tour so beschrieben:

Die ideale Sightseeing-Bootstour für alle, die Stockholm von seiner schönsten Seite erleben möchten: vom Wasser aus! Kommen Sie an Bord und lassen Sie sich von uns zu den berühmtesten und schönsten Teilen Stockholms führen. Auf unserem Weg passieren wir fünfzehn Brücken sowie die Schleuse, die die Ostsee mit dem Mälarsee verbindet.

Ok, das klang jetzt ganz interessant, fand ich. Ich versprach mir davon vor allem auch einen etwas besseren Überblick über die Lage der vielen Stadtteile zueineinader, die ja überwiegend gleichzeitig auch Inseln sind.

Einige der folgenden Fotos habe ich in ähnlicher Form bereits gestern gezeigt, man möge mir das nachsehen… 😉

Kastellholmen ist die südliche Nachbarinsel von Skeppsholmen, das ich gestern bereits erwähnt hatte. Wegen der strategischen Lage im Eingang des Seeweges nach Stockholm war hier seit dem 17. Jahrhundert die schwedische Kriegsmarine stationiert; zu ihrer Basis gehörte auch dieses Kastell, durch das die Insel ihren Namen erhielt.

Direkt gegenüber, auf der Insel Djurgården, liegt der Vergnügungspark Gröna Lund, der jährlich mehr als 1,5 Millionen Besucher verzeichnet. Diesen Park hatte ich während meines Stockholm-Aufenthalts 2016 zwar nicht besucht, bin aber auf meinem Weg zum Abba-Museum daran vorbeigelaufen.

Hier an den Kaianlagen von Södermalm sieht man täglich andere Kreuzfahrtschiffe, hier zum Beispiel die 290 m lange MS Zuiderdamm, ein Schiff der Holland-America Line. Fast 2.400 Passagiere finden hier Platz!

Nun bog unser Schiff in den Hammarbyleden ein, eine künstliche Wasserstraße, und passierte später die Klappbrücke Liljeholmsbron, die das westliche Ende der Insel Södermalm mit dem südlichen Festlandbezirk Liljeholmen verbindet.

Danach ging es um Södermalm, Reimersholme und Långholmen herum in den Mälarsee, Schwedens drittgrößten See, genauer gesagt, in dessen östlichste Bucht, den Riddarfjärden. Da ich hier nun schon einige Male mit dem Fahrrad vorbeigefahren bin und viel fotografiert habe, erspare ich mir weitere Fotos von Ansichten auf Kungsholmen und die Altstadt.

Auf dem Rückweg, der aufgrund der Gegebenheiten leider zum größten Teile wieder über dieselbe Strecke wie bei der Herfahrt führte, fotografierte ich noch einmal das Vasa-Museum, das ich später ja noch besuchen wollte, aus einem etwas günstigerem Blickwinkel als gestern, und schließlich das Nationalmuseum. Dieses Mal mit Bus… 😉

Nach Beendigung der Bootstour, die zwar nicht besonders herausragend war, sich aber trotzdem gelohnt hatte, fuhr ich nach einer kleinen Pause zum Museum nach Djurgården. Bevor ich hineinging, musste ich schnell noch meinen Hunger stillen. An einem kleinen Kiosk verspeiste ich mit großem Appetit eine Monsterportion Fish&Chips, dazu gab’s ’ne Cola light!

Den Begriff Wasa kenne ich schon seit meiner frühsten Jungendzeit, aber in Bezug auf das schwedische Knäckebrot, das wir als Kinder gern gegessen hatten! Es sollte noch etliche Jahre dauern, bis daraus bei mir endlich das bekannte Kriegsschiff wurde! Tatsächlich gelten heute beide Schreibweisen, Vasa und Wasa. Der Name bezieht sich sowohl beim Schiff als auch beim Knäckebrot übrigens auf den Gustav I. Wasa, der im 16. Jahrhundert König von Schweden war.

Das Museum wurde 1990 eröffnet und ist inzwischen das meistbesuchte Museum Skandinaviens! In der 34 m hohen Halle ist das Kriegsschiff aufgestellt, das auf seiner Jungfernfahrt im Jahr 1628 noch nicht ’mal den Hafen verlassen konnte. Aufgrund eines Konstruktionsfehlers ging das Schiff, das das stattlichste der gesamten damaligen Flotte sein sollte, innerhalb einer Viertelstunde unter und lag dann sage und schreibe 333 Jahre lang auf dem Meeresgrund, bis es ab 1956 endlich geborgen, konserviert und restauriert werden konnte! Übrigens, vier Jahre davor bin ich geboren (nicht geborgen) worden; an meiner Konservierung und Restaurierung wird immer noch gearbeitet… 😉

Umlaufend sind verschiedene Gegenstände und Modelle ausgestellt, die Konstruktion, Fund und Wiederherstellung der Vasa veranschaulichen sollen. Daneben gibt es unzählige Exponate zur Geschichte Schwedens im 17. Jahrhundert, die Hintergrundinformationen zum Bau des Schiffes liefern.

Ich muss sagen, dass dieser Besuch eine wirklich wertvolle und schöne Erfahrung für mich war; im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich mich von diesem Vorhaben nicht habe abbringen lassen! Seit vielen Jahren hatte ich von diesem Museum gehört, und die Vasa selbst begleitet mich, wie oben bereits erwähnt, schon seit meiner Schulzeit! Jetzt hab’ ich es endlich mit eigenen Augen gesehen; ich liebe solche „Zeitreisen“ einfach…

Den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit einem ausgiebigen Bummel durch die Altstadt, dann ging es wieder zurück zum Wohnmobil.

Dort „verdrückte“ ich zum Cappuccino noch eine der „Zimtschneckchen“, die ich bereits in Smögen gekauft hatte, die waren wirklich extrem lecker!

Da die Wettervorhersage für morgen ziemlich übel aussah, was die Gegend in und um Stockholm anbelangte, entschloss ich mich, schon gleich nach dem Frühstück abzureisen und nicht bis 14:00 Uhr, der spätesten Abreisezeit, zu bleiben! Nach den Anfängen heute war ich mir auch ziemlich sicher, dass es hier morgen sehr viel Regen geben wird; vielleicht hatte ich weiter im Süden ja etwas mehr Glück…

Am Abend gab’s noch einen ausführlichen Chat mit meiner Nichte, die mit ihrem Mann in den USA lebt; beide haben nämlich ein gesundes Baby bekommen! Willkommen auf der Welt, Kiana!

4 thoughts on “Die Vasa und das Knäckebrot”

  1. Hallo Wolfgang,
    ich habe in letzter Zeit gar nicht mehr an deinen Blog gedacht. Als du heute morgen meine Koomot’s angeklickt hattest warst du wieder präsent. Das Rathaus sieht auf den ersten Blick aus wie eine Kirche und das der Turm über 100m hoch ist kommt wohl live besser rüber. Deine Fotos von der „Wasa“ kann man entnehmen das es ein prunkvolles Schiff war. Was muss das für eine Enttäuschung damals gewesen sein als das Schiff sofort unterging. OMG ! So, jetzt muss ich mal dein Blog offen lassen, damit er mir nicht wieder in Vergessenheit gerät. Bis bald…
    Herzliche Grüße, Roland

      1. Danke 😉 dein Blog, wo mir bestimmt noch viel fehlt, ist immer ein willkommener, interessanter und manchmal auch ein zum schmunzeln anregender Zeitvertreib.

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