Die letzte Nacht war nicht ganz so toll! Einerseits hat’s wieder ewig gedauert, bis ich den widerrechtlich eingedrungenen Mücken den Hintern versohlt habe (mit ’ner „e-Klatsch“, versteht sich…), andererseits war es viel zu heiß, um durchschlafen zu können. Entsprechend verschwitzt bin ich am Morgen aufgewacht und schon um 7:00 Uhr aufgestanden. Kurz nach dem Frühstück hatte ich schnell noch die Ent- und Versorgungseinrichtungen des Parkplatzes genutzt, dann war ich auch schon wieder on the road.

Wer einen Blick auf die Landkarte von Italien wirft, wird bemerken, dass ich mich mit meinen Besuch in Brindisi keineswegs auf direktem Weg in Richtung Sizilien befand! Ich wollte vorher nämlich unbedingt noch bis zur Spitze des Salentos fahren, des Absatzes des italienischen Stiefels. Mein Tagesziel war daher die kleine Stadt Santa Maria di Leuca, auch oft nur Leuca genannt. Genau genommen handelt es sich dabei eigentlich nicht um eine eigenständige Stadt, sondern um eine so genannte Fraktion der Gemeinde Castrignano del Capo in der Provinz Lecce. Ich hatte mir diesen Ort ausgesucht, weil dort tatsächlich der absolut südlichste Punkt der gesamten Halbinsel liegt, Punta Ristola genannt.

Nach einem kurzen Tankstopp in Trepuzzi erreichte ich mein Tagesziel schon um 10:30 Uhr. Ich hatte mir einen am Ortsrand gelegenen Wohnmobilstellplatz herausgesucht, der vor Jahren wohl ’mal ein Campingplatz gewesen ist. Eigentlich ein perfekter Platz, aber es stand lediglich ein einziges, verlassen wirkendes Wohnmobil auf dem Platz, ansonsten herrschte „gähnende Leere“! In der Mitte befand sich ein Versorgungsgebäude mit Toiletten und Duschen, etwas weiter entfernt stand das kleine Büro, in dem sich allerdings auch keine Menschenseele befand!

Ich entschied daher, mich zuerst ’mal im Ort umzuschauen, zurückkommen konnte ich ja immer noch! Ich hatte nämlich vorher in der Satellitenansicht der Karte auf meinem Smartphone direkt am Kap breite Parkstreifen und etwas weiter einen kleinen Aussichtsparkplatz entdeckt, von denen aus man eigentlich einen wunderschönen Blick auf das Meer haben müsste. Da war tatsächlich auch so, als ich kurze Zeit später dort eintraf; hier waren erst einmal ein kleiner Spaziergang und ein paar Fotos fällig! Ich fand nirgendwo Schilder, die das Übernachten mit Wohnmobilen explizit verboten, aber trotzdem entschied ich mich, nicht hier zu bleiben! Auf der anderen Straßenseite befanden sich Wohnhäuser, deren Besitzer es sicher nicht besonders toll finden würden, wenn ihnen „dicke“ Wohnmobile die Sicht auf das Meer versperrten. Also fuhr ich zurück zum Wohnmobilstellplatz und suchte mir dort ein passendes Fleckchen für meine heutige Übernachtung aus. Wie das mit der Bezahlung laufen sollte, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht so klar, aber das würde sich schon noch ergeben…

Nach einer ausgiebigen Siesta startete ich meine Radtour. Ich fuhr zunächst ’mal dorthin zurück, woher ich bereits gewesen bin, nämlich zum südlichsten Punkt der Stadt; hier sah ich mich nun etwas genauer um! Wie man auf den Fotos sieht, war das Wetter wieder traumhaft schön. Es war zwar sehr heiß, aber hier, direkt am Wasser, konnte man es ganz gut aushalten.

Der Ort ist nicht gerade mit Traumstränden gesegnet; die Ufer sind überwiegend steil, felsig und schroff. Daher haben es die Badegäste nicht immer leicht, geeignete Plätze zu finden. Hier wird tatsächlich jeder Quadratmeter genutzt…

Nun fuhr ich langsam von West nach Ost einmal durch den gesamten Ort. Schon von weitem war, neben einer imposanten Kirche, der auf einer Anhöhe stehende Leuchtturm an der Punta Meliso zu sehen, die ich einige Zeit später auch schon erreichte.

Die Basilica Santa Maria de Finibus Terrae wurde in ihrer heutigen Form zwischen 1722 und 1755 erbaut. Sie ist der Heiligen Maria geweiht und namengebend für die Stadt.

Von hier oben war der Blick auf Leuca natürlich durch nichts zu übertreffen! Die vorhin erwähnte Punta Ristola ist auf dem Foto ganz links etwas unterhalb des Horizonts zu erkennen.

Der 47 m hohe Faro di Capo Santa Maria di Leuca wurde 1864 erbaut; er ist ein Wahrzeichen der Stadt und mit seiner schlanken „Figur“ und seinem strahlenden Weiß echter Hingucker, finde ich…

Dieses Gebäude mit seiner sehr eigenwilligen Architektur, die Villa La Meridiana, ist Teil eines Luxushotels.

Es folgen ein paar weitere Eindrücke von diesem Ort, der mir insgesamt sehr gut gefallen hat.

Der Torre dell’Omomorto ist ein ehemaliger Wehrturm; im Erdgeschoss waren früher vier Kanonen und auf der Plattform darüber eine Kanone aufgestellt.

Die Kirche Parrocchia Cristo Re Leuca steht mitten im Ortszentrum.

Um ca. 18: 00 Uhr fuhr ich zurück zum Wohnmobilstellplatz, um eine kleine Pause einzulegen. Inzwischen hatte ich beschlossen, heute Abend hier im Ort essen zu gehen; das wurde ’mal wieder Zeit! Etwas später traf dann tatsächlich noch die Betreiberfamilie auf dem Platz ein, eine „Mama“ mit einer Tochter im Teenager-Alter und drei etwas kleineren Kindern; sofort war „Leben in der Bude“, wie man sich vorstellen kann! Wir unterhielten uns ganz kurz, und ich zahlte 21 Euro für die Übernachtung. Nicht ganz billig, aber immerhin gab es hier Strom, Duschen und Toiletten.

Um 18:30 Uhr hatte ich immer noch 32 Grad und war von der Radtour natürlich ein wenig verschwitzt! Ich ging duschen und versuchte, mich einigermaßen „landfein“ zu machen, damit man mich im Restaurant nicht gleich wieder rauswarf! Ich suchte mir ein sehr gemütlich wirkendes Lokal, in dem allerdings noch nicht sehr viel los war; Italiener essen üblicherweise erst sehr spät zu Abend. Immerhin saß ich dadurch direkt am Meer und hatte einen wunderschönen Blick auf den Hafen und die Bucht.

Während ich auf mein Essen wartete, hatte ich noch einen kurzen Video-Chat mit Gitta und Jimmy, die ich unter anderem auch an meiner schönen Aussicht teilhaben ließ. Hin und wieder erschien auch „mein“ Kellner, der ein wenig Deutsch sprachen, weil er lange in Deutschland gearbeitet hatte! Ein netter Kerl, der die zu Beginn etwas spröde Begrüßung durch eine missgestimmt wirkende Dame mehr als wett machte.

Mein Menü bestand aus Thunfisch-Carpaccio, Ravioli mit Scampi sowie Tiramisu. Dazu gab’s zuerst ein großes Bier (gegen den großen Durst) und später noch zwei Gläser Wein. Alles in allem ausgesprochen lecker und, obwohl es vielleicht gar nicht so aussieht, auch reichhaltig. Im Gegenzug wechselte allerdings ein 50-Euro-Schein den Besitzer!

Ab etwa 20:30 war das Lokal gut besetzt; es herrschte eine tolle Atmosphäre hier an der Promenade und es waren viele Leute bei den jetzt deutlich angenehmeren Temperaturen unterwegs.

Auf dem Stellplatz gab’s noch einen kleinen „Absacker“, dann ging ich schlafen, nach einem langen, aber wieder ’mal sehr schönen Tag!

4 thoughts on “Dinner an der Punta Ristola”

  1. Hallo Wolfgang,
    bei dieser Tour kann ich mir natürlich sehr gut vorstellen das man auch den südlichsten Punkt des Stiefelabsatz auch erreichen möchte. Sehr schöne Eindrücke hast du eingefangen und ich bekomme gerade beim Anblick deines Menüs riesigen Hunger. Es wird ja auch langsam Zeit, denn Frühstück, bis auf einen Kaffee, gibt es ja bei uns nicht.
    VG Roland

    1. Bei mir ist’s genau umgekehrt: Frühstück ja, dafür aber kein Mittagessen! Jedenfalls, solange ich zuhause bin; auf Reisen geht’s alles irgendwie durcheinander… 😉 Danke für deinen Kommentar, Roland!

  2. Wieder ein sehr schöner, unbekannter Ort. Dein Tag mit den Bildern bringt eine tolle Urlaubsstimmung rüber. Der Blick von oben auf die Stadt ist fantastisch. Dass Du den Tag mit einem wunderbaren typischen italienischem Essen abgeschlossen hast, passt perfekt.

    1. Das war auch für mich wieder so ein toller „Überraschungsort“, genau wie Vieste vor ein paar Tagen! Das liebe ich an solchen Reisen: Es gibt manchmal Dinge, die völlig aus dem Ruder laufen, dann aber landet man ganz plötzlich an traumhaft schönen Orten, die man vorher überhaupt nicht „auf dem Zettel“ hatte! Danke, Anja.

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