Als ich mir am Dienstag beim Frühstück die Routenplanung im Navi anschaute, ahnte ich schon, was da jetzt vor sich mir lag! Ich hatte insgesamt vier Tage, also somit drei Übernachtungen, benötigt, um die rund 2.700 km von Lissabon nach Pinneberg zu bewältigen.

Dabei lief gar nicht alles reibungslos! Nach dem Auschecken auf dem Campingplatz brauchte ich wegen des dichten Berufsverkehrs mehr als eine Stunde, um überhaupt aus der Stadt heraus zu kommen! Dieses Mal fuhr ich über die 17 km lange Brücke Ponte Vasco da Gama, auf der ebenfalls sehr viel Verkehr herrschte. Der Tejo, den sie überquert, sieht hier gar nicht wie ein Fluss aus, sondern eher wie ein Meer!

Danach wurde es allerdings deutlich ruhiger, und ich fuhr durch eher einsame Landschaften über die Grenze nach Spanien. Ab und zu machte ich kleinere Pausen, teils, um auszuruhen und mich etwas zu bewegen, teils aber auch wegen der wunderschönen Landschaft mit ihren unendlich weiten „Teppichen“ aus bunten Wildblumen. Den ganzen Tag über hatte ich schönstes „Fahrwetter“!

Ein kleines Stückchen hinter der großen Stadt Salamanca fand ich am Ortsrand von Alaejos einen schön angelegten und kostenlosen Wohnmobil-Parkplatz, auf dem ich die Nacht verbrachte.

Am nächsten Morgen ging es dann frühzeitig bei meist bedecktem Himmel weiter, in Richtung Frankreich.

In Spanien hatte ich schon viele dieser bekannten Osborne-Stiere gesehen, die mittlerweile als Symbol des Landes gelten, aber leider nie eine Gelegenheit gefunden, anzuhalten und zu fotografieren! Bevor ich nun bald auch Spanien wieder verlassen würde, machte ich ausnahmsweise ‘mal ein Foto während der Fahrt, mit dem Smartphone natürlich!

Ich erreichte gegen Mittag Donostia-San Sebastián, eine Stadt in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland, die bereits am Atlantik liegt; die Fahrt bis dorthin erfolgte meist über mautfreie Autobahnen, manchmal auch über Landstraßen.

Ab dort nahm der Verkehr sehr schnell zu; die gesamte Strecke über bis zum bereits französischen Bayonne steckte ich in einem einzigen, zäh dahinfließenden Stau! Leider gab’s hier kaum Gelegenheiten, ‘mal anzuhalten und sich die Beine zu vertreten. Dadurch, dass ich hier sehr viel Zeit verlor, blieb mir auch nichts anderes übrig, als noch ein paar Stunden weiterzufahren.

Meine zweite Übernachtung erfolgte ebenfalls auf einem kleinen und etwas abseits gelegenen WoMo-Stellplatz, in der Nähe von Saint-Romain-la-Virvée, etwa 30 km von Bordeaux entfernt. Hier fand ich gerade noch einen freien Platz für mich; Glück gehabt, denn ich hatte nun wirklich keine Lust mehr, weiterzufahren…

Die Fahrtstrecke am nächsten Tag führte meistens über mautpflichtigen Autobahnen über Orleans bis nach Paris, wo absolut chaotische Verkehrzustände auf der Boulevard périphérique genannten Ringautobahn herrschte.

Vielleicht fragt man sich jetzt, warum ich überhaupt Paris berührte, obwohl die Stadt ja auch dieses Mal leider kein Etappenziel für mich war. Nun, wenn man sich die verschiedenen Optionen anschaut, bedeuten alle anderen große Umwege auf dem Weg nachhause, und offen gestanden hatte ich zwar mit sehr viel Verkehr, aber nicht mit einem so „dicken“ Stau auf der Ringautobahn gerechnet! Von der Einfahrt auf den Ring im Süden bis zur Abfahrt im Norden sind es nur knapp 15 km, aber wenn man so gut wie gar nicht vorankommt, hilft das auch nicht!

Als wenn das noch nicht genug wäre, überholte mich auf der rechten Spur auch noch ein belgischer LKW und wechselte, obwohl ich mit der Hupe lautstark dagegen protestierte, direkt vor mir auf meine Spur! Dafür fehlte aber bei Weitem der nötige Platz, und er touchierte mit seinem Auflieger meinen rechten Rückspiegel!

Sprach ich von „touchieren“? Das Wort „abrasieren“ wäre hier eindeutig passender; die gesamte Halterung zersprang mit einem Höllenlärm in tausend Stücke! Der Rest des Spiegelkörpers hing nur noch am Kabel fest und baumelte an der Beifahrertür herunter!

Ich hielt sofort an und hupte weiter, bis ich sah, dass der LKW sein „kleines Malheur“ bemerkte, und er nun ebenfalls stoppte! Ich machte den Warnblinker an, stieg aus (was bei dem jetzt sowieso fast stehenden Verkehr nicht weiter gefährlich war) und sammelte alle Einzelteile, die ich finden konnte, ein. Ich wechselte ein paar Worte mit dem glücklicherweise englisch sprechenden Fahrer, der seinen Fehler zuerst gar nicht so richtig einsehen wollte. Wir vereinbarten, dass ich hinter ihm her fahren sollte, bis wir die Ringautobahn verlassen würden und auf der A1 in Richtung Norden wären; dort gäbe es einen großen Rastplatz, auf dem wir unsere Daten austauschen könnten.

Was er mir nicht erzählte, war, dass wir bis dahin noch fast 40 km zu fahren hatten! Da ich ja nur noch über einen Spiegel verfügte, war das eine gewaltige Strecke! Er fuhr nicht nur recht schnell, sondern wechselte auch noch so häufig und unbeschwert die Fahrspuren, als ob’s kein morgen gäbe! Mir läuft noch heute der Schweiß herunter, wenn ich daran denke, wie oft ich trotz fehlenden Rückspiegels wieder auf die rechte Seite wechseln musste, ohne so ganz genau zu wissen, ob da eigentlich genügend Platz war…

Schließlich erreichten wir den genannten Rastplatz, der allerdings völlig überfüllt war. Der Belgier fuhr daher weiter bis zur Ausfahrt und parkte dann bereits auf der Beschleunigungsspur, ich natürlich notgedrungen auch! Nun „rauschten“ die PKW und LKW an uns mit einem „Affenzahn“ vorbei, denn hier gab’s ja keinen Stau! Wir mussten extrem vorsichtig sein, nicht auf die Fahrspur zu geraten!

Aber wozu hatte ich ein Wohnmobil dabei? Wir setzten uns hinein und besprachen nun alles Nötige. Der Fahrer erwies sich nun doch einsichtig, was die Unfallschuld anbelangte, und war ausserdem sehr sympathisch!

Wir füllten gegenseitig die Formulare für den Europäischen Unfallbericht aus, und ich machte etliche Fotos vom Schaden, von seinen Papieren und von seinem Fahrzeug. Danach half er mir sogar dabei, den Aussenspiegl mit Tape wieder so zu fixieren, dass ich damit problemlos nachhause fahren konnte! Das Spiegelglas war zwar mehrfach zersprungen, aber nicht herausgefallen.

Nun hatte ich ein paar weitere Stunden gegenüber meinem eigentlichen Plan verloren. Da es schon recht spät war, fuhr ich nur noch einen Rastplatz weiter auf der A1 und übernachtete dort im PKW-Bereich; der für LKW war natürlich auch wieder komplett überfüllt!

Am nächsten Morgen hatte ich die Wahl! Ich stand ca. 50 km nördlich von Paris und könnte entweder noch eine Zwischenübernachtung einplanen und erst am Samstag in Pinneberg eintreffen. Oder aber ich fuhr den gesamten Rest an einem Tag und würde dann halt zwar sehr spät, aber dafür schon am Freitag zuhause sein!

Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit! Ich war recht früh aufgestanden, hatte nur Autobahnen zu fahren und fühlte mich trotz der Strapazen gestern eigentlich ziemlich fit!

Es gab zwar etliche Staus auf der Strecke, aber trotzdem schaffte ich die fast 900 km über Lille, Antwerpen und Utrecht nach Pinneberg in knapp 15,5 Stunden, einige längere Pausen natürlich eingeschlossen! Alter Schwede, das muss ich aber nicht jeden Tag haben… 😉

2 Kommentare zu “Einmal quer durch Europa”

  1. Der Beitrag könnte auch heißen, „Auf einem Auge blind.“ ?
    2.700 Km in vier Etappen ist ganz schön heftig, wenn man bedenkt, das so ein Wohnmobil ja auch nicht sooo schnell fahren kann/darf.

    1. Klar, stimmt schon, aber eigentlich ja nur wegen der letzten, 900 km langen Etappe. Die Verlockung, doch noch am Freitag statt Samstag zuhause zu sein, war halt zu groß, zumal ich noch topfit war! So bald wird sich eine so lange Rückreise aber wohl sowieso nicht wiederholen… 😉 Danke für deinen Kommentar!

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