Am letzten Tag meiner Rundreise wollte ich mir Aarhus etwas genauer anschauen, Dänemarks zweitgrößte Stadt nach Kopenhagen und Europäische Kulturhauptstadt des Jahres 2017. Ich hatte auf meiner Reise zum Nordkap vor zwei Jahren hier auf einem Parkplatz in der Nähe des Stadtzentrums übernachtet, aber leider nur sehr wenig Zeit für eine Erkundungstour gehabt. Dieses Mal stand mir fast der gesamte Tag zur Verfügung.

Schon um 09:30 Uhr traf ich in Aarhus ein. Den oben erwähnten Parkplatz gab es leider nicht mehr (große Baustelle), dafür aber einen ebenfalls kostenlosen in der Nähe des Yachthafens Marselisborg. Ich parkte mein Fahrzeug in der Nähe anderer Wohnmobile, und kurze Zeit später saß ich auch schon wieder auf meinem geliebten „Metallpferd“…

Im Hafen hatte ein großes Kreuzfahrtschiff festgemacht, die 290 m lange und 36 m breite Costa Favolosa, die ich vor einem Jahr schon ‘mal in Warnemünde gesehen hatte. Ihr Name bedeutet übrigens Die Märchenhafte oder auch Die Fabelhafte.

Am stetigen Besucherstrom in die Stadt, die man von hier aus ganz bequem zu Fuß erreichen kann, erkannte ich, dass das Schiff gerade erst angekommen sein musste. Das hieß also, ich würde mir die Stadt heute mit knapp 4.000 weiteren Besuchern teilen müssen… 😉

Zufällig passierte ich genau den schmalen Bereich, den die Passagiere auch gehen mussten, um in die Stadt zu gelangen. Dort waren verschiedene überdachte Stände mit allerlei Angeboten aufgebaut, angefangen von Infos über Aarhus über Tour- oder Ausflugsangebote bis hin zu Auslagen mit typisch dänischen Spezialitäten. Dazwischen „wuselten“ etliche Hostessen herum, die die ankommenden Besucher mit einem freundlichen Lächeln begrüssten und die versuchten, sie an ihre Stände zu locken. Mit einem Schmunzeln registrierte ich, dass man mich allerdings meist nur kurz, aber recht skeptisch beäugte, mich aber nicht ansprach! Warum nur, dachte ich? Nun, ich schob ein recht schmutziges Fahrrad mit zwei von der Sonne verblichenen Packtaschen durch die Gegend und passte mit Aussehen und Kleidung offenbar so gar nicht in das Bild von einem „handelsüblichen“ Kreuzfahrtpassagier… 😉

Von der Seeseite der Stadt aus gab’s nun jede Menge zu sehen, zu entdecken und natürlich zu fotografieren. Das Wetter war auch heute, an meinem letzten Tag, wieder absolut vorbildlich, so, als wollte es mich kurz vor Schluss doch noch für die paar Wolkentage entschädigen, die ich in der ersten Woche meiner Reise „einstecken“ musste…

Die „Skyline“ der Stadt erinnerte mich mehr als einmal an eine der vielen anderen Ostseestädte, die ich bisher schon gesehen hatte.

Kaum zu übersehen ist das erst vor drei Jahren eröffnete Dokk1, mit über 30.000 qm Fläche Skandinaviens größte Bibliothek!

Eigentlich ist es viel mehr als nur eine Bibliothek, eher ein gewaltiges Multimediahaus und Kulturzentrum mit ganz erstaunlichen Einrichtungen und Angeboten. Eine Kuriosität, die ich zwar nicht selbst erlebt, aber von der ich gelesen habe, ist der Gong. Oben, im Familienbereich, wo Kinder auf digitalen Fußballplätzen herumhüpfen und an Konsolen zocken, gibt es eine aus Bronze bestehende und 7,5 m lange Glocke, die immer dann ertönt, wenn in der Geburtsstation des Universitätskrankenhauses frischgebackene und überglückliche Eltern eines Neugeborenen auf einen Knopf drücken! Find‘ ich ziemlich cool… 😉

Außen gibt es fünf Spielbereiche, von denen jeder eine geographische Region repräsentiert; der Bär, der die Rutschbahn hält, steht zum Beispiel für Russland.

Dieses sehenswerte Gebäude ist das ehemalige Königliche Zollamt von 1897. Es wird heute sowohl für studentische Veranstaltungen als auch von lokalen Wirtschaftsorganisationen genutzt.

Das nächste Foto zeigt einen supermodernen und energieeffizienten Bürokomplex eines Modeunternehmens direkt am Ostseehafen. Auch in Aarhus treffen alte und moderne Architektur häufig aufeinander. Die sich daraus ergebende Diskrepanz habe ich hier allerdings niemals als störend empfunden, wie beispielsweise einige Male in Aalborg, im Gegenteil!

Der Dome of Visions 3.0 ist ein temporär eingerichtetes, begehbares Gewächshaus in Halbkugelform. Es beherbergt eine Begegnungsstätte, bei der es um Klima und Nachhaltigkeit geht. Mir diente es auf jeden Fall als ungewöhnliches Fotomotiv…

Bald erreichte ich den nördlichen Bereich des Hafengebiets, der in den letzten Jahren komplett neu gestaltet wurde. Hypermoderne Gebäude und Anlagen erinnerten mich sehr stark an die Hafencity in Hamburg. Der neue Stadtteil, der im Zuge der Erweiterung des Hafengeländes entstanden ist, heisst schlicht und ergreifend Ø (deutsch: Insel)!

Hier befindet sich zum Beispiel das beliebte und gut besuchte Havnebadet, ein Meeresschwimmbad.

Von dort aus ging es noch ein Stückchen weiter Richtung Nordosten, vorbei an Wohn- und Bürosiedlungen, die eine vielfältige und vor allem fantasiereiche Architektur vorweisen können. Hier sieht wirklich kein Gebäude aus wie das nächste…

Dieser Wohnkomplex an der Nordostspitze des Geländes heisst Isbjerget, also Eisberg; er hat mich am allermeisten beeindruckt!

Ich weiß zwar nicht so genau, ob ich darin wohnen möchte, aber ein Hingucker ist es auf jeden Fall! Die aus L-förmigen und hintereinander gestaffelten Einzelblocks bestehende Anlage ist so gestaltet, dass man einen optimalen Blick auf’s Meer hat. Außerdem ist es kreuz und quer „aufgebrochen“, sodass es an schwimmende Eisberge erinnert. 

Die weissen Fassaden mit dem unregelmäßigen Raster aus Dreiecken und die kristallblauen, weit herausragenden Balkone wirken zunächst sehr befremdlich, aber dann auch wieder äusserst interessant und einzigartig, finde ich.

Hat hier jemand seine Sonnenbrille vergessen? Sie müsste auf jeden Fall ‘mal geputzt werden… Diese Skulptur einer „rosaroten Brille“ heisst Sea Pink und ist Bestandteil der Ausstellung Sculpture By The Sea. Als Vorlage diente dem Künstler eine simple 3D-Brille, wie sie im Kino verwendet wird.

Nachdem ich das Hafenviertel nun sehr ausführlich erkundet hatte, fuhr ich durch den (nicht besonders interessanten) Botanischen Garten im Westen des Stadtzentrums zu meinem nächsten Ziel, dem Freilichtmuseum Den Gamle By (deutsch: Die alte Stadt).

Im Gegensatz zu vielen anderen Freilichtmuseen, die ich bereits kennengelernt hatte, ging es hier aber nicht um ländliche, sondern um städtische Kultur und Geschichte! Ein Ansatz, der mich interessierte, weshalb ich dort mein Fahrrad abstellte und mir ein Ticket für ca. 18,- EUR kaufte. Das ist nicht gerade günstig, und ich war gespannt, ob sich die „Reise in die Vergangenheit“ für diesen Betrag wohl lohnen würde…

Zu einem authentischen Erlebnis in einem solchem Museum gehören natürlich auch die Bewohner der Stadt mit ihren beruflichen Aktivitäten und in ihrer damals üblichen Kleidung. Ihnen begegnet man überall auf dem Gelände. Sie gehen völlig normal und ganz gelassen ihrer Tätigkeit nach. Nach einer Weile empfindet man eher die Besucher als störend… 😉

Das Museum erstreckt sich in der Art einer mittelalterlichen Kleinstadt entlang einer kleinen, hübschen Au. Dadurch hat man fast den Eindruck, dass man sich wirklich in einer alten Stadt befindet.

Den Mittelpunkt bildet der große Markplatz. Insgesamt gibt es im Museum 75 aus ganz Dänemark stammende und hier wieder aufgebaute historische Gebäude aus dem 17. bis 19. Jahrhundert.

Es gibt allerdings auch Bereiche, die eine Stadt aus neueren Zeiten präsentieren, zum Beispiel aus dem Jahr 1927 oder auch aus den 70er Jahren. Man findet nun schon Bürgersteige, Straßenbeleuchtung, Telefonleitungen und entsprechende Reklame an den Häusern.

Die Hälfte von dem, was ich allein in diesem Schaufenster sah, würde ich nur allzu gern bei eBay „verhökern“; meine Reisen für die nächsten Jahre wären wohl gesichert… 😉

Irgendwann hatte ich aber genug gesehen und setzte mich in ein Lokal, um etwas zu essen. Der etwas eigenartig aussehende Burger hat mir wirklich ausgezeichnet geschmeckt, über den Preis möchte ich mich hier aber nicht auslassen…

Ich war mir darüber im klaren, dass ich meine 18 Euro Eintrittsgeld nicht ‘mal ansatzweise ausgenutzt hatte. Es gibt neben dem, was man während des Bummels durch die verschiedenen Straßen und Gassen zu sehen bekommt, natürlich noch soo viel mehr zu entdecken, zum Beispiel Ausstellungen über alte Uhren, Trachten, Textilien, Silberschmiedewaren und Spielzeug. Fast alle Häuser sind offen und können besichtigt werden; überall finden Auf- und Vorführungen statt und altes Handwerk wird vorgeführt. So betrachtet, ist der hohe Eintrittspreis auf jeden Fall gerechtfertigt, denke ich.

Nun fuhr ich wieder in Richtung Zentrum, wo ich auf eine weitere Sehenswürdigkeit der Stadt traf. Das ARoS ist das Kunstmuseum der Stadt und eines der größten Nordeuropas. Durch seine besondere Dachinstallation ist es ein markanter Blickfang. Das begehbare Your Rainbow Panorama bietet einen grandiosen 360°-Rundumblick auf die Stadt, allerdings in allen Farben des Regenbogens. Ein Besuch schien mir in diesem Moment allerdings etwas zu zeitaufwändig; wieder ein Grund, noch einmal hierher zu kommen… 😉

Dieses „Kreuzung“ aus Buckelwal und Hubschrauber gehört auch zum Gelände des Kunstmuseums und heisst Hval-i-kopter. Der australische Künstler ist aktives Mitglied von Greenpeace und demonstriert mit dieser Arbeit gegen den Walfang und für den Erhalt des Lebensraums der bedrohten Tiere.

In einem großen Gebäude neben der Konzerthalle, gleich gegenüber vom Kunstmuseum, fand gerade ein Konzert einer Jugend-Big-Band statt. Alle Türen waren weit geöffnet, man konnte gehen und kommen, wie man wollte. Ich ging hinein, setzte mich und hörte mir zwei Stücke an, machte noch ein paar Fotos und setzte dann meine Fahrradtour fort.

Letzter „Programmpunkt“ meiner heutigen Tour war wieder der obligatorische „Fahrradschiebebummel“ durch die Altstadt von Aarhus. Ich fand sogar noch einen Fotomagneten, den ich vor zwei Jahren wegen Zeitmangel nicht kaufen konnte.

Aarhus hat eine sehr attraktive Innenstadt, finde ich; hier hatte ich mich schon bei meinem ersten Besuch sehr wohlgefühlt.

Der Sankt-Clemens-Dom zu Aarhus (dänisch Aarhus Sankt Clemens Kirke) ist das größte Kirchengebäude der Stadt. Übrigens, bei solchen Fotos wird mir immer wieder bewusst, dass mir noch so etwa ein bis zwei Millimeter Brennweite im Weitwinkelbereich fehlen… 😉

Gegen 15:30 Uhr beendete ich meine Stadterkundung und fuhr wieder zurück zum Wohnmobil, vorbei an diesem hübschen Zirkuszelt direkt neben dem Yachthafen.

Jetzt im Rückblick kann ich bereits sagen, dass mir Aarhus von allen besuchten Städten auf dieser Reise mit Abstand am besten gefallen hat! Auch Skagen und Holstebro waren sehr schön, aber in dieser modernen, freundlichen und rasant wachsenden Großstadt gibt es so viele Attraktionen, die einen Besuch lohnen, dass ein halber Tag mit dem Fahrrad ganz klar zu wenig ist! Ich bin mir ganz sicher, dass ich nicht zum letzten Mal hier gewesen bin; diese tolle Stadt wäre mir sogar eine komplette Woche wert, zumal die Anreise ja auch recht schnell bewältigt werden könnte. Dann jedenfalls würde ich mir definitiv mehr Zeit nehmen, und das Fahrrad häufiger stehen lassen! Ich bin sehr gespannt, wann ich wieder hier sein werde…

Ich hatte mich inzwischen entschieden, nicht auf diesem Parkplatz zu übernachten, sondern noch ein Stückchen „gen Süden“ zu fahren. Es war ja noch relativ früh, und morgen wäre ich dann umso eher zuhause!

Ich machte eine „schnelle“ Kaffeepause, packte alles zusammen und fuhr dann los, auf die Autobahn Richtung Vejle. Ich „landete“ schließlich auf einem kleinen Waldparkplatz in der Nähe des kleinen Ortes Vingsted, wo ich wieder ‘mal als einziges Wohnmobil parkte. Der letzte PKW verließ gegen 21:30 Uhr den Platz, und dann stand ich dort ganz allein, mitten im Wald! Da, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen… 😉

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