Heute ist der 16. Tag meiner Reise und ich bin endlich in Sizilien angekommen! Normalerweise würde man für die Fahrt von Norddeutschland bis hierher natürlich nicht volle zwei Wochen benötigen. Wer meine Reise bisher aber verfolgt hat, der weiß natürlich, dass ich in der Zwischenzeit sehr viel gesehen und viele schöne Orte auf der Strecke besucht habe! Wie eigentlich immer, gilt auch hier: Der Weg ist das Ziel… 😉

Nachdem ich nach dem Frühstück alles für die Abfahrt vorbereitet hatte, ging ich zur Rezeption des Campingplatzes, um auszuchecken. Ich zahlte die 10 Euro für die Übernachtung, verabschiedete mich und verließ den Campingplatz und das Gelände der Ferienanlage.

Die Entfernung zwischen Paola und Villa San Giovanni, dem Ort, von dem aus die Fähren nach Sizilien fahren, betrug immerhin noch knapp 180 km, die Fahrt war allerdings sehr kurzweilig und abwechslungsreich. Die Route auf sehr gut ausgebauten Straßen führte bei sehr wenig Verkehr überwiegend in Küstennähe und hoch über dem Meer entlang, sodass es immer wieder atemberaubend schöne Blicke auf das tiefblaue Meer gab.

Nachdem ich den Fährhafen erreicht hatte und mich bereits im Straßengewirr des Hafens befand, muss ich für einen kleinen Moment nicht aufgepasst haben, denn ich übersah offenbar die Hinweisschilder, die den Abzweig zu den normalen PKW-Fähren anzeigten. Stattdessen gelangte ich in einen Bereich, der offenbar ausschließlich für LKW vorgesehen war. Glücklicherweise bemerkte ich meinen Irrtum aber schnell, drehte um und fand beim zweiten Anlauf die richtige Einfahrt zum Check-In. Dort warteten bereits etliche PKW, LKW und auch ein paar Wohnmobile. Ich ging zum Schalter und löste ein Ticket für 91 EUR. Es beinhaltete neben der heutigen Überfahrt auch gleich eine Rückfahrt innerhalb der nächsten 60 Tage! Das gefiel mir gut, denn so musste ich mich nicht auf einen festen Termin zum Verlassen der Insel festlegen.

Etwa 20 Minuten später legte eine Fähre an; das Entladen ging recht schnell und kurz darauf begann das Boarding. Die Einweiser auf dem Schiff verbreiteten wieder einmal mehr Hektik, als eigentlich nötig war! Keine Ahnung, warum das so ist, aber bisher habe ich auf fast allen Fährverbindungen im Mittelmeerraum genau das gleiche erlebt; ohne Stress ist’s wahrscheinlich nur halb so schön! Kein Vergleich zum völlig entspannten Personal auf den riesigen Schiffen, die nach Skandinavien, England oder ins Baltikum fahren!

Nachdem ich meine „Hannelore“ abgestellt und gesichert hatte, ging ich sofort auf’s Oberdeck, um bei traumhaftem Wetter so viele Fotos wie möglich machen zu können. Solche Gelegenheiten nutze ich übrigens auch immer, um gleich ’mal eine grobe Dachinspektion meines Wohnmobils zu machen; wie oft hat man schon die Möglichkeit, von oben auf das eigene Fahrzeug sehen zum können. Durch das starke Zoom-Objektiv meiner Kamera kann man tatsächlich ganz gut beurteilen, ob sich dort irgendwelche Fremdkörper oder Verschmutzungen wie z.B Moos oder Laub befinden. Heute war alles in Ordnung; alles befand sich dort, wo es auch hingehörte… 😉

Schon ein paar Minuten nach dem Ablegen hatte ich bereits jede Menge Gelegenheiten, die Insel zu betrachten, auf der ich mich in den nächsten zwei oder drei Wochen aufhalten würde. Genauer gesagt, die große Stadt Messina, mit etwa 230.000 Einwohnern immerhin die drittgrößte Stadt Siziliens, die wegen ihrer Nähe zum italienischen Festland auch „das Tor Siziliens“ genannt wird. Die trennende Meerenge heißt Straße von Messina und ist an ihrer engsten Stelle gerade ’mal 3 km breit!

Auf diesem Foto sieht man die östlichste Landspitze der Insel; der kleine Ort heißt Torre Faro. Der 232 m hohe Mast, dessen Pendant auf der anderen Seite der Meerenge auf dem Festland steht, gehörte seit 1955 zu einer Hochspannungsleitung, die aber 1993 stillgelegt und durch ein Seekabel ersetzt wurde. Beide Masten stehen heute unter Denkmalschutz.

Hoch über der Stadt an den Berghängen verläuft die Autobahn A20; rechts geht’s nach Palermo, links nach Catania, beides Orte, die ich in den nächsten Tagen natürlich auch besuchen möchte.

Die eigentliche Hafeneinfahrt von Messina ist auf diesem Foto nicht zu erkennen, aber auf der Mole, die den inneren Hafen vor dem Meer schützt, befindet sich das alte Fort San Salvatore. Die dazu gehörende 20 m hohe, goldene Statue Madonna della Lettera sieht man rechts von der Bildmitte. Die Madonna des Briefes (was es nicht alles gibt!) ist die Schutzpatronin der Stadt.

Ich hatte schon vor einigen Tagen nach einem passenden Übernachtungsplatz in oder in der Umgebung von Messina gesucht und war dabei auf einen kleinen, kostenlosen Strandparkplatz direkt am Meer gestoßen. Er liegt etwas außerhalb und südlich der Stadt, aber nicht so weit entfernt, dass eine Stadterkundung mit dem Fahrrad unmöglich wäre. Was ich aber bis zur Abfahrt der Fähre nicht wusste: Sie legte nicht im Hafen direkt der Stadt an, sondern ebenfalls deutlich südlicher; die Überfahrt dauerte daher auch nicht 20 Minuten, wie ich dachte, sondern 50. Umso besser, so hatte ich mehr Zeit, um Fotos zu machen und die Aussicht zu genießen. Ebenso praktisch war nun aber, dass ich bis zum Strandparkplatz nun nur noch ca. 1.500 m zu fahren hatte und mich nicht durch den ungewohnten Großstadtverkehr quälen musste!

Das war schnell erledigt! Ich fand den Platz ohne Schwierigkeiten, ’mal abgesehen von einer superengen Zufahrt, aber darin hatte ich ja inzwischen genug Übung… 😉 Schnell war klar, dass ich hier bleiben würde. Außer mir befanden sich nur zwei PKW auf dem Platz und direkt zu meinen Füßen lag der breite Strand und ein unfassbar blaues Meer!

Der Platz selbst war für eine Nacht völlig ok, allerdings wurde ich schon jetzt, am allerersten Tag auf Sizilien, mit dem Problem konfrontiert, von dem man in fast jedem Reiseführer lesen kann: Müll! Ich hatte darüber ja bereits berichtet, als ich vor einigen Tagen von Vieste nach Bari fuhr. Es ist mir rätselhaft, warum manche Menschen einfach ihre Abfälle irgendwo in der Natur entsorgen und sich offenbar keinerlei Gedanken über die Folgen ihres Handelns machen! Erziehungsfragen, uralte Gewohnheiten oder vor allem Versäumnisse von Behörden sind dabei natürlich die Hauptursachen, aber in meinen Augen trotzdem keine Entschuldigungen! In der heutigen Zeit der Globalisierung müsste doch eigentlich so ziemlich jeder von den Klima- und Umweltproblemen auf unseren Planten wissen und sich dementsprechend verhalten!

Was für ein krasser Gegensatz dazu war der wirklich traumhaft schöne und gut besuchte Strand! Hier tummelten sich (Sonnen)Badende, Angler und Surfer, die Kinder tobten im weichen Sand umher. Mein Smartphone zeigte 29 Grad an, und es wehte ein kräftiger, fast heißer Wind, sodass auf dem Meer Abertausende kleiner Schaumkronen entstanden. Ein echt toller Anblick! Gegenüber liegt das italienische Festland; man sieht die Stadt Villa San Giovanni, von wo aus vor ca. 2 Stunden die Fähre ablegte.

Eigentlich hatte ich geplant, noch heute mit dem Rad in die Stadt zu fahren. Da ich mir durch die lange Fahrerei in den letzten Tagen aber ein wenig „Freizeit“ verdient hatte, gefiel mir die Idee eines Faulenzer-Nachmittags nun deutlich besser. Ich entschied also, erst morgen am Vormittag meine Radtour zu machen und dann nachmittags weiter zu fahren!

Ich machte mir zunächst drei Spiegeleier mit gebratenem Leberkäse und setzte mich nach draußen, um zu essen. Inzwischen war ein zweites Wohnmobil eingetroffen, mit italienischem Kennzeichen. Kurz darauf wurde ein ziemlich nervtötender Generator „angeworfen“, geschlagene 40 Minuten lang! Keine Ahnung, warum das nun unbedingt nötig gewesen sein soll! Glücklicherweise verließen die Leute den Platz etwas später wieder.

Gegen 19 Uhr ging die Sonne hinter den hohen Bergen unter; Strand und Wasser lagen bereits im Schatten, nur das Festland bekam noch ein paar letzte Sonnenstrahlen ab. Eine Stunde später war es völlig windstill, fast alle Besucher waren inzwischen verschwunden.

Und ich musste plötzlich feststellen, dass meine absolute Lieblingshose einen etwa 20 cm langen, senkrechten Riss hat, in Höhe des rechten Oberschenkels; keine Ahnung, wie ich das nun wieder hingekriegt habe! Und das ist meine einzige kurze Hose, die ich mitgenommen hatte! Egal, ich bin auf Sizilien… 😉

4 thoughts on “Endlich auf Sizilien!”

  1. Hallo Wolfgang,
    als WoMo-Profi hast du natürlich alles richtig gemacht und auf der Fahrt Richtung Sizilien tolle Stopps gehabt. Wie ich noch von Koomot weiß, ist ja auch den Rückfahrt von Highlights nur so gespickt.
    VG Roland

    1. Wohl wahr, Roland! Ziel dieser Reise war zwar Sizilien, das ich auch sehr genossen habe, aber die vielen „Schwergewichte“ auf der Rückreise sind mindestens ebenbürtig… 😉 Danke für deine Zeilen!

  2. Willkommen auf Sizilien. Die Stadt Messina, die wir bei unseren beiden Sizilien-Aufenthalten noch nicht kennen gelernt haben, scheint ja schon sehr beeindruckend zu sein. Beim Blick vom Meer auf die Stadt erscheint sie jedenfalls sehr nett. Ich dachte immer, es sein nur so eine Hafen-/Containerstadt.

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