Heute hatte ich etwas länger geschlafen als sonst. Das war aber nicht weiter schlimm, denn ich musste ja nicht fahren! Nach dem Duschen und einem ausgedehnten Frühstück mit etwas Internet-Recherche fuhr ich mit dem Fahrrad zu einem großen, in der Nähe liegenden Einkaufszentrum, um ein paar Dinge zu besorgen. Vor allem brauchte ich auch ‘mal wieder etwas Bargeld.

Später ging es dann mit dem Bus in die Stadt. Für die beiden verschiedenen Buslinien benötigte ich seltsamerweise auch zwei Tickets á 1,85 EUR. Laut Internet sollte ein Fahrschein eigentlich immer eine Stunde lang gültig sein, das gilt aber offenbar nur für diejenigen Tickets, die man an den Automaten bekommt. Dort, wo ich ich einstieg, gab’s aber leider keinen…

Am Praça do Comércio, den ich ja gestern bereits mit dem Rad besucht hatte, stieg ich aus, um von dort aus die Altstadt zu erkunden. Den ebenfalls schon vorgestellten Triumpfbogen Arco da Rua Augusta konnte ich nun, nachdem der gestern wegen des ESC gesperrte Platz wieder für die Touristen freigegeben war, heute etwas besser fotografieren, wenn auch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Aber heute nahm ich mir die Zeit, mit dem Fahrstuhl bis zur Aussichtsplattform des Monuments zu fahren (2,50 EUR); die 360°-Aussicht von dort oben, in ca. 30 m Höhe, ist echt lohnenswert, wie man den folgenden Fotos entnehmen kann.

Ein Blick über die Dächer Lissabons in die „ewig“ lange und autofreie Einkaufsstraße Rua Augusta. Zu dieser Zeit sind schon viele Besucher unterwegs.

Der Blick nach Nordosten zeigt schön, wie hügelig die Stadt ist. Man sieht hier auch die Westfassade der Catedral Sé Patriarcal.

Für die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe, die hier anlegen, ist der Weg in die Altstadt nicht weit!

Und nun auch endlich ‘mal eine gute Übersicht über den zentralen Platz, den Plaça do Comércio, den ich ja nun schon mehrfach erwähnt habe. Die Abbauarbeiten des Eurovision Village sind immer noch in vollem Gange.

Eine der vielen Straßenbahnen Lissabons. Mit der berühmten „Linie 28“ bin ich heute leider nicht gefahren, vielleicht hab‘ ich ja morgen noch die Gelegenheit dazu…

Ich verließ die Aussichtsplattform und wanderte nun ganz gemütlich die Rua Augusta entlang, wobei ich auch immer wieder ‘mal in die vielen Geschäfte ‘reinschaute. Hier die Sicht nach Norden…

…und zurück nach Süden, auf den Triumphbogen.

Wieder ‘mal meldete sich „der kleine Hunger“ zwischendurch, und ich bestellte mir in einem Straßen-Bistro direkt in der Einkaufsstraße ein paar gegrillte Sardinen, dazu gab’s einen Mangosaft.

Die äusserst verführerisch aussehenden Törtchen, die hier natürlich nicht „Pastel de Belém“ genannt werden durften, konnten mir, so kurz nach dem Verzehr der Sardinen, glücklicherweise nichts mehr anhaben! Aber trotzdem war es natürlich sehr interessant, dem jungen Bäcker bei der Zubereitung zuzuschauen…

Nun erreichte ich einen weiteren, sehr lohnenswerten Aussichtspunkt, den man bei einem Besuch auf keinen Fall auslassen sollte.

Beim Elevador de Santa Justa handelt es sich um einen 45 m hohen und im neugotischen Stil reich verzierten Aufzug aus Stahl, der zwei Stadtteile Lissabons miteinander verbindet: Baixa (die Unterstadt) und Chiado und Bairro Alto (die Oberstadt). Zwei hübsche, mit Holz vertäfelte Kabinen fahren jeweils 24 Personen nach oben oder nach unten. Über der oberen Station befindet sich eine Aussichtsplattform.

Der Andrang war hier so groß, dass die Warteschlange (unten) zweimal um den kompletten Turm herum verlief; mehrere Schilder, die die Wartezeit ab der Stelle, an der sie angebracht waren, nannten, verhießen nichts Gutes! Hier hätte ich nun 50 Minuten warten sollen!

Zuviel für mich, zumal es natürlich eine andere Möglichkeit gab, nämlich zu Fuß! Zwar konnte ich dann nicht mit dem Fahrstuhl fahren, aber die Aussichtsplattform war mir viel wichtiger.

Also lief ich verschiedene kleine Straßen entlang, stetig bergauf, bis ich die obere Station erreicht hatte. Dort wurden nun 1,50 EUR für die Aussichtsplattform fällig, und schon ging es auf einer engen Wendeltreppe bis ganz nach oben.

Auch hier war der Ausblick in alle Richtungen einfach wundervoll und womöglich noch schöner (weil höher?) als vom Triumphbogen.

Mein Blick fiel zuerst auf den riesigen Platz im Norden, mit dem hübschen Wellenmuster, das die Bedeutung des Meeres für Lissabon aufgreifen soll.

Der Platz heisst seit dem 19. Jahrhundert eigentlich Praça de Dom Pedro IV, wird aber von den Einwohnern heute fast nur Rossio (sein früherer Name) genannt. Er ist einer der drei größten und wichtigsten Plätze der Stadt.

Auch hier waren natürlich wieder viele Fotos in alle Himmelsrichtungen angesagt. Komisch, es fällt mir immer wieder schwer, solche schönen Aussichtspunkte zu verlassen, obwohl man nach kurzer Zeit ja eigentlich schon alles gesehen und fotografiert hat! Es ist wohl einfach der pure Genuss, der kaum nachlässt…

Irgendwann musste ich aber doch weiter, und ich schaute mir den gleich an der oberen Station angrenzenden Platz Largo do Carmo an.

Mein nächstes Ziel war das berühmte, aus der Spätzeit der Belle Époque stammende Café A Brasileira in der Rua Garrett. Es gilt als Geburtsort der Bica, der typisch portugiesischen Variante des Espressos.

Das Café steht heute unter Denkmalschutz und gilt als Touristenattraktion. Insbesondere die bekannte Statue Fernando Pessoas, eines portugiesischen Schriftstellers, der hier häufig verkehrte, ist ein besonders beliebtes Fotomotiv für Besucher Lissabons.

Immer wieder trifft man auch auf die gelb-weißen Triebwagen der Straßenbahn; im Gegensatz zu den rot-weißen, die die touristischen „Stadtrundfahrten“ absolvieren, gehören diese zu den „normalen“ Linien.

Und natürlich gilt mein Blick auch immer wieder den hübschen gekachelten Häuserfassaden! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Kacheln gesehen, wie jetzt auf meiner Spanien-/Portugalreise und insbesondere wie hier in Lissabon!

Inzwischen war ich im Stadtteil Alfama angekommen, dem ältesten Stadtteil von Lissabon mit einem Labyrinth von engen Straßen, die von der Mündung des Tejo bis oben auf den Burghügel führen.

Es war jetzt kurz vor 18:00 Uhr, ich hatte Hunger und so langsam taten mir natürlich auch die Füße weh! Mein Neffe und seine Freundin waren vor einiger Zeit ebenfalls zu Besuch in Lissabon und hatten mir ein Restaurant empfohlen, was ihnen sehr gefiel. Diese Adresse suchte ich als erstes auf, musste aber leider feststellen, dass es dieses Lokal nicht mehr gab!

Ich reihte mich jetzt in den Touristenstrom ein, der sich langsam durch die kleinen Gassen schlängelte und hielt Ausschau nach einem Fado-Lokal. Als Fado bezeichnet man den typisch portugiesischen Musik- und Gesangsstil, der meist von traurigen oder vergangenen Zeiten, von unglücklicher Liebe oder von der Sehnsucht nach besseren Zeiten handelt.

Es gab hier unzählige Lokale mit derartigen Vorführungen, die meisten aber machten frühestens um 20:00 Uhr auf, und eigentlich isst man hier ja erst so richtig ab 22:00 Uhr! Das war mir selbstverständlich zu spät, denn ich musste ja irgendwann auch wieder zurück zum Campingplatz fahren.

Natürlich ist man aber auch darauf eingestellt! Sicher nicht so sehr auf Camper wie mich, aber auf die Kreuzfahrttouristen, die oftmals schon am frühen Abend wieder auf dem Schiff sein müssen, wenn am selben Tag Abfahrt ist.

Natürlich kann man von solchen Lokalen nicht viel erwarten; meine Wahl hatte sich im Nachhinein aber durchaus als gelungen herausgestellt! Das kleine Restaurant, das ich mir ausgesucht hatte, war nichts Besonderes. Das Mobiliar hatte mit Sicherheit schon bessere Tage erlebt, und die Fläche von der Straße bis hin zum Eingang fiel ziemlich schräg ab, sodass mein Glas Bier auf der einen Seite randvoll war und auf der anderen Seite halb leer aussah… 😉

Ich hatte mir einen Fischteller bestellt, weil der vom Kellner wärmstens empfohlen wurde, und weil ich trotz der Sardinen von heute Mittag darauf Appetit hatte. Der Fisch war ok, aber ebenfalls nichts Aussergewöhnliches.

Was mich aber komplett beeindruckt hatte, war der Fado! Eine ältere Dame, der Herr auf dem Foto sowie ein junger, etwas schmächtig wirkender Mann sangen, während zwei weitere Männer Gitarre spielten. Ich muss gestehen, dass mir diese Musik und vor allem aber der Gesang sehr nahe gingen; hier passierte wieder einmal etwas, was ich in dieser Intensität nicht erwartet hätte! Die einzelnen Darbietungen dauerten jeweils 20 – 25 Minuten, dazwischen gab’s jeweils eine ebenso lange Pause.

Wer sich dafür interessiert, sollte sich im Internet ‘mal einige dieser Gesänge anhören; die Musik auf den Gitarren ist eigentlich gar nicht ‘mal so ungewöhnlich für unsere Ohren, aber der extrem melancholische, teilweise auch sehr laute, manchmal „abgehackte“ Gesang ist sehr fremdartig und nimmt einen so richtig mit, ob man will oder nicht! Und auch, wenn man kein Wort von dem, was da gesungen wird, versteht…

Als mein Fisch endlich kam, war mein Körper schon so von Weinkrämpfen geschüttelt, dass mir kein vernünftiges Handy-Foto mehr gelang… 😉

Insgesamt war ich etwa 90 Minuten in diesem Lokal; die Hälfte davon wurde musiziert und gesungen, in der anderen lief leiser Fado-Gesang vom Band. Dafür hatte ich inklusive Bier 22,- EUR zu zahlen, ein Betrag, der sich auf jeden Fall gelohnt hatte, finde ich…

Um kurz vor 20:00 Uhr verließ ich das Lokal, schlenderte langsam am Fluss entlang wieder zurück zum Praça do Comércio und nahm dann eine Buslinie, die mich direkt zur Haltestelle in der Nähe des Campingplatzes führte. Dort traf ich gegen 21:30 Uhr ein.

Jetzt sitze ich wie üblich wieder an meinen Tagesnotizen, trinke noch etwas und werde wohl nicht mehr lange wach bleiben!

Das war ein zwar anstrengender, aber mehr als gelungener Tag! Und der vorletzte meiner Reise…

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