Ich habe super geschlafen und bin bereits um 07:00 Uhr aufgestanden. Zum Frühstück gab’s knackfrische Brötchen aus dem Campingplatz-Laden; „La Mamma“ war ganz entzückt, als ich sie mit meinem besten Italienisch überraschte: „Due panini bianchi, per favore!“. Gefrühstückt wurde natürlich draußen, denn auch heute hatte ich wieder wunderschönes Italien-Wetter!

Gegen 08:30 Uhr ging ich zum Bahnhof, der nur etwa 15 Minuten vom Campingplatz entfernt lag. Ich kaufte mir zunächst eine so genannte Cinque Terre Card für 16,- EUR. Die beinhaltete neben der Benutzung der Mini-Busse im Nationalpark, des WLAN und der WCs an den Bahnstationen sowie der Wanderwege auch beliebig viele Fahrten mit der Bahn auf der Strecke von Levanto bis nach La Spezia. Da ich heute ja alle fünf Dörfer besuchen wollte, war diese Variante genau das richtige für mich, denn mit dem Zug kommt man am besten und am schnellsten von Ort zu Ort. Eine Einzelfahrkarte kostet schon 4,- EUR; davon hätte ich für mein Vorhaben ja insgesamt sechs benötigt, macht zusammen 24,- EUR! Allein mit den Zugfahrten habe ich also schon gespart!

Ich hatte mich dazu entschlossen, als erstes nach Riomaggiore zu fahren, dem letzten der fünf Dörfer, von Levanto aus gesehen. Obwohl es noch relativ früh am Tag war und ja auch Nebensaison, waren alle Züge extrem überfüllt. Fuhr einer in den Bahnhof ein, so standen bereits deutlich mehr Menschen bereit, als überhaupt hinein passten! Die gestressten Zugführer mussten wirklich Schwerstarbeit leisten, um den Betrieb einigermaßen aufrecht zu erhalten. Die meisten Gäste kamen aus dem asiatischen Raum, so schien es mir, und die sind nun ‘mal von Natur aus nicht gerade zimperlich, was das anbelangt… 😉

Trotzdem erreichte ich mein Ziel ohne nennenswerte Knochenbrüche. Nun war ich aber endgültig super gespannt, was mich hier erwarten würde! Vom Bahnsteig aus ging ich zunächst durch einen langen Fußgängertunnel, dann ein paar Treppen nach oben, und nach ein paar Schritten in Richtung des winzigen Hafens fiel mir beim Anblick dieses Dorfes erst ‘mal die Kinnlade herunter!

Natürlich hatte ich vorher schon viele Fotos dieser fünf Dörfchen gesehen, aber selbst dort zu stehen und sie in natura zu erleben, ist ja doch noch ‘mal eine ganz „andere Kanne Bier“! Ich konnte mich kaum sattsehen und machte innerhalb von Minuten unzählige Fotos.

Ein richtigen Hafen gibt’s hier eigentlich aufgrund der beengten Platzverhältnisse gar nicht. Ein paar kleine Boote sind hinter einer aufgeschütteten Mole festgemacht, andere werden abends einfach auf einer Art Rampe auf den nackten Beton gezogen.

Nun wanderte ich auf der kleinen, zentral verlaufenden Straße immer höher hinauf durch den Ort.

Je höher ich kam, desto schöner wurden die Ausblicke auf das Tal und vor allem natürlich auf’s Meer.

Ein Blick von oben auf den Bahnhof von Riomaggiore, an dem ich vorhin ausgestiegen bin.

Nun war es aber Zeit, zum nächsten Ort zu fahren, nach Manarola, wieder mit dem Zug. Ob es an der jetzt umgekehrten Fahrtrichtung oder an der Uhrzeit lag, weiß ich nicht, aber dieses Mal war der Zug nicht so überfüllt und ich „erwischte“ sogar einen Sitzplatz! Davon hatte ich allerdings nicht viel, denn die Fahrt selbst dauerte ja nur knapp eine Minute.

In Manarola war es noch voller als in Riomaggiore, aber die Möglichkeiten, an der Seeseite auf verschiedenen Wegen und Pfaden umherzuwandern, waren dort bedeutend besser.

Eine Gruppe junger Männer hatte gerade einen der zwar felsigen, aber malerischen Badeplätze in Beschlag genommen; einige von ihnen zeigten mit waghalsigen Sprüngen von einer hohen Klippe ihr ganzes Können. Das „tausendfache“ Klicken der Kameras während jedes einzelnen Sprungs könnte auch beim Turmspringen während der Olympische Spiele kaum lauter sein… 😉

Nordwestlich des Dorfes ragt eine kleine Landzunge ins Meer, dahin führt ein schmaler und meist völlig überfüllter Pfad. Von dort aus hat man aber einen schönen Blick zurück auf den pittoresken Ort. Leider stand die Sonne zu dieser Zeit „falsch“; gegen Abend müsste man von dieser Stelle aus fantastische Fotos machen können.

Ein Blick zur anderen Seite zeigt, warum einige der extrem beliebten Wanderwege zwischen den Orten zurzeit leider gesperrt sind!

Diese Wege, die teilweise einfach in den Fels geschlagen wurden, sind natürlich auch der Witterung ausgesetzt, noch größer ist aber wohl die Belastung durch Abertausende von Touristen, die sich hier Jahr für Jahr entlang bewegen. Der Weg, den man auf dem vorigen und diesen beiden Fotos sieht, wird erst 2019 wieder geöffnet werden, die nur ca. 2 km lange Strecke zwischen Riomaggiore und Manarola aber bleibt sogar bis 2012(!) geschlossen und muss auf einem Teilstück komplett erneuert werden.

Nun ging ich zurück ins Dorf und suchte mir ein schönes Lokal mit einer fantastischen Aussicht auf das Meer, um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Die wenigen freien Tische, die man auf dem folgenden Foto sieht, waren innerhalb der nächsten Minuten schon besetzt.

Ich orderte einen Insalata Caprese und dazu ein kleines Bier. Mir ist völlig rätselhaft, warum 6 Scheiben Tomaten, ein Klacks Mozzarella und ein ganz erbärmliches Exemplar von einem Basilikum-Blättchen überhaupt einen eigenen Namen verdienten, aber die 9 Euro, die ich für dieses weltweit wohl einmalige Ensemble „berappen“ musste, werde ich wahrscheinlich mein Leben lang vermissen. Das Bier schmeckte zwar, aber nicht sehr lange, denn sehr viel passt in ein etwas zu groß geratenes Schnapsglas nun ‘mal nicht ‘rein! Nochmal 6 Euro, per favore…

Zugegeben, die Preise standen natürlich in der Speisekarte, und mir war klar, dass man hier für die wirklich aussergewöhnliche location mitzahlt, aber erwähnen wollte ich’s hier trotzdem ‘mal… 😉

Nach dieser erholsamen Pause sah ich mir auch diesen Ort etwas genauer an; wie schon in Riomaggiore fand ich natürlich auch hier einen hübschen Fotomagneten und schaute in so manchen kleinen Laden hinein. Natürlich ist hier alles, aber auch wirklich alles, perfekt auf Touristen aus aller Welt abgestimmt, aber der Charme dieser alten Fischerdörfchen besteht trotzdem immer noch, finde ich!

Auf geht’s zum dritten Ort, Corniglia! Es ist das einzige der fünf Dörfer, das nicht auf Meeresspiegelhöhe liegt, sondern auf einem Bergvorsprung etwa 100 m über dem Meer! Aus diesem Grund muss man, wenn man mit dem Zug hier ankommt, auch irgendwie „nach oben“ kommen. Entweder man geht zu Fuß und benutzt die schweißtreibende Ziegelsteintreppe, von der einem alle 382 Stufen wohl recht lange im Gedächtnis bleiben werden. Oder man nimmt den kleinen Bus, der vom Bahnhof ins Dorf fährt; das Ticket kostet 1,50 EUR, war aber ja schon im Preis meiner Cinque Terre Card enthalten.

Eigentlich scheue ich solche Aufstiege nicht, aber zu dieser Zeit hatten wir ca. 27 Grad und es ging kein Wind! Da ich ja noch einiges vorhatte und auch schon seit ein paar Stunden unterwegs war, entschied ich mich für den Bus; auf dem Rückweg habe ich dann die Treppe genommen.

Corniglia ist von drei Seiten von Weinbergen umgeben, auf der Seeseite geht’s an der Klippe steil nach unten.

Das Dorf verläuft entlang des Bergrückens, es führt eigentlich nur eine einzige Straße hindurch (und stetig bergauf). Viele der Häuser, die man auf diesem Foto sieht, haben Fenster sowohl zur Straße hin als auch zur anderen Seite auf die Weinberge.

Die kleine Gasse, die durch das Dorf führt, unterschied sich nicht besonders von denen der anderen beiden Orte, allerdings ging es hier wesentlich beengter zu! Die vielen Restaurants, Eiscafés und Souvenirläden drängen sich hier auf kleinstem Raum und müssen offenbar jeden Quadratmeter ausnutzen.

Etwas abseits des Orts hatte ich wieder atemberaubende Aussichten auf die schöne Riviera. Man muss tatsächlich nur ein paar Schritte gehen, um plötzlich völlig allein zu sein; man hört, ausser vielleicht dem Summen einiger Bienen, absolut gar nichts…

Irgendwo führte eine sehr steile und vor allem lange Treppe noch höher hinauf; ich versprach mir wieder schöne Ausblicke, traf aber, nach einer recht schweißtreibenden Kletterei, „nur“ auf einen Friedhof.

Nachdem ich auch dieses Dorf ausgiebig erkundet hatte, ging es zurück (und hinunter) zum Bahnhof.

Nun war Vernazza an der Reihe! Ich dachte eigentlich, voller als in Manarola kann es gar nicht werden, aber es konnte! Hier herrschte ein derart dichtes Gedränge, dass ich mich fragte, ob ich mir das wirklich antun wollte. Allerdings war es im Bereich des Hafens dann doch nicht mehr so schlimm; dort konnten sich „die Massen“ ganz gut verteilen! Und ich muss zugeben, genau dort hat’s mir bisher am besten gefallen!

Ich legte wieder eine kleine Pause ein, trank etwas und gönnte mir danach ein leckeres Eis mit je einer Kugel Amareno und Limone. Ich glaube, mir hat Eiscreme noch nie so gut geschmeckt wie hier!

Am späten Nachmittag hatte ich nur noch Monterosso al Mare vor mir. Im Gegensatz zu den anderen vier Orten trifft man, wenn man am Bahnhof aussteigt, hier zunächst auf einen langgestreckten Sandstrand und viele Hotels. Das eigentliche Dorf erreicht man erst nach einem kleinen Fußmarsch an der Promenade entlang und danach entweder durch einen Straßentunnel oder über einen kleinen Weg, der sich um eine Landspitze herumschlängelt.

Auf dem Weg dorthin laden viele kleine Restaurants oder Cafés zu einer Pause ein, eins schöner als das andere! Gut, dass ich vom Eis in Vernazza noch so satt war… 😉

Monterosso war natürlich auch sehr hübsch anzuschauen, allerdings fand ich die anderem Orte allesamt ein „Tickchen“ attraktiver. Leider gab’s hier keine einfache Möglichkeit, den Ort sozusagen von aussen bzw. von einer erhöhten Position aus zu fotografieren, wie es bei den anderen der Fall war.

Es war jetzt etwa 17:00 Uhr und ich trat schließlich den Rückweg zum Bahnhof an; etwa eine Stunde später befand ich mich wieder auf „meinem“ Campingplatz. Ich machte mich etwas frisch, danach aber mussten zwei Dosen Bier ziemlich abrupt ihr Leben lassen…

Mein Urteil über den heutigen Tag war schnell und einstimmig gefällt: Dieser Besuch hat sich mehr als gelohnt, allen Umständen zum Trotz! Es war heute sehr heiß und vor allem fast windstill. Daher war es eben auch ziemlich anstrengend, sich an einem Tag durch fünf enge Ortschaften voller Touristen zu „wühlen“, von der Mühe mit den „Hop-On-Hop-Off-Zügen“ ganz zu schweigen!

Aber es gibt nun ‘mal gute Gründe, warum hierher jährlich bis zu 2,5 Millionen Besucher kommen, und dem besonderen Reiz dieser Gegend war ich natürlich auch erlegen! Massentourismus, vor allem durch immer mehr in La Spezia ankommende Kreuzfahrtschiffe, macht den Menschen hier mittlerweile schwer zu schaffen! Die Touristen zerstören allmählich genau das, was sie eigentlich besichtigen wollen! Daher gibt es mittlerweile auch einige Maßnahmen, die den Besucherstrom begrenzen; inwieweit das wirklich Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten.

Mir hat es jedenfalls trotz der vielen Menschen sehr gut gefallen, und, wie ich schon sagte, mit etwas Mühe findet man trotzdem immer noch ein kleines „Eckchen“, an dem man ungestört den Blick in die Natur genießen kann! Und ich hatte ja noch drei weitere Tage Zeit, die Cinque Terre auch auf andere Art und Weise kennenzulernen…

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