Ich könnte mir vorstellen, dass die meisten Deutschen wohl noch nie etwas vom Gargano gehört haben. Befragt man Wikipedia, so erfährt man folgendes: „Der Gargano ist ein nördliches Vorgebirge Apuliens an der Ostküste Italiens. Er wird auch als der Sporn des italienischen Stiefels bezeichnet. Das Gebiet ist etwa 2015 qkm groß und erstreckt sich entlang der Adria.“

Ich muss zugeben, auch ich kenne diesen Begriff erst, seit ich vor Jahren begonnen hatte, Reiseberichte von Wohnmobilreisen zu lesen. Daher hatte ich mir vorgenommen, diese Region unbedingt zu besuchen, sollte ich irgendwann ’mal in der Nähe sein! Nun, meine aktuelle Reiseroute entlang der italienischen Ostküste passte ja absolut perfekt zu diesem Vorhaben!

Andernorts kann man auch lesen, dass die Bezeichnung „Gargano“ sich sowohl auf die Halbinsel als auch auf das Gebirge, das sich darüber erhebt, bezieht. Die Landschaft ist geprägt von weißen Felsen und dichten Wäldern sowie von Sandstränden, Dünen und sogar Sümpfen. Die malerischen weißen Städte, deren größte Vieste ist, sind romantisch, eng, verwinkelt und sehr lebendig. Na, das klingt doch wirklich einladend, oder? Genau deshalb machte ich mich heute auf den Weg dorthin, nämlich nach Vieste, im äußersten Osten der Halbinsel gelegen!

Nachdem es gegen Mitternacht auf meinem Übernachtungsparkplatz endlich ruhiger wurde, hatte ich offenbar gut und fest geschlafen und war heute bereits um 6:30 Uhr auf den Beinen; knapp eine Stunde später ging es auch schon los. Bis nach Vieste hatte ich fast 400 km zu fahren, also deutlich mehr als in den vergangenen Tagen! Aus diesem Grund wählte ich dieses Mal ausnahmsweise die Autobahn, um schneller voranzukommen. Kurz hinter Ancona fuhr ich also auf die mautpflichtige A14 und bog erst 280 km später in Richtung Osten auf die oben erwähnte Halbinsel ab, um knapp 22 Euro Mautgebühr „erleichtert“. Von da an waren die Straßen deutlich enger, kurviger und bergiger; trotz der wunderschönen, sehr abwechslungsreichen Landschaft, durch die ich fuhr, musste ich mich daher allerdings mehr auf das Fahren und auf die Straße konzentrieren.

An einem besonders attraktiven Punkt, hoch über dem Meer, gab’s glücklicherweise einen winzigen Parkplatz, in den ich meine „Hannelore“ hineinquetschen konnte. Ein perfekter Platz für eine Sandwichpause und mit einem million-dollar-view, wie ich finde…

In Vieste hatte ich gleich mehrere Campingplätze zur Auswahl, das hatte ich vorher recherchiert. Ich wählte Camping Village Arizona, wenige Kilometer südlich des Ortszentrums, aber direkt am Strand. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich später herausstellte.

An der Rezeption wurde ich überaus freundlich und in perfektem Englisch von einer sympathischen jungen Frau begrüßt. Ich war überrascht, dass eine Übernachtung hier lediglich 13 Euro kosten sollte, das entsprach meines Wissens dem Preis der Vorsaison. Laut deren Website sollte jetzt, Ende Juni, eigentlich schon die Zwischensaison gelten. Umso besser; ich habe mich nicht darüber beschwert… 😉

Sie forderte mich auf, ihr zu folgen, und zeigte mir gleich mehrere Stellplätze, die für mein fast 7,50 m langes Fahrzeug in Frage kamen. Die einzelnen Parzellen waren zwar nicht besonders groß, aber doch problemlos zu befahren und von den Nachbarplätzen jeweils durch Bäume getrennt. Vor allem aber gab’s für jeden Platz ein Sonnensegel (siehe Foto), das viel Schatten spendete; so konnte man es auch bei großer Hitze gut aushalten…

Hier gefiel es mir aber ’mal richtig gut! Ich beschloss sofort, mindestens zwei Tage zu bleiben, vielleicht sogar drei! Daher lohnte es sich, dass volle „Ankomm-Programm“ abzuspulen: Auffahrkeile benutzen (damit das Wohnmobil absolut gerade steht; der Kühlschrank arbeitet so am effektivsten), Strom anschließen, sämtliche Dachluken und Seitenfenster öffnen, Markise ausfahren, „Teppich“ auslegen und Tisch und Stuhl aufbauen. So fühlt sich campen an, ansonsten bin ich ja überwiegend Durchreisender… 😉

Meine Mittagspause hatte ich mit den beiden Sandwiches ja schon hinter mir, also legte ich ein etwa 30-minütiges Verdauungsschläfchen ein und ging danach erst ’mal duschen! Die Sanitärräume waren zwar einfach und auch schon „etwas länger neu“, dafür aber blitzsauber!

Jetzt fühlte ich mich wieder frisch und ausgeruht; ich schaute mir nun den Strand an, der nur ein paar wenige Schritte entfernt lag. Es war nach wie vor recht heiß, aber die Luft hier war herrlich, es wehte sogar ein kleines „Lüftchen“! Der Blick zu beiden Seiten war wirklich sehr schön!

In Richtung Norden lag, auf einer felsigen Erhebung, die eigentliche Stadt, auf dem nächsten Foto rechts der Bildmitte ganz gut zu erkennen.

Nach Süden hin beeindruckte mich vor allem die wunderschöne Küste, die hier aus weißem Kalkstein besteht, aber überwiegend bewachsen ist.

Ich ging zurück zum Wohnmobil und bereitete mich auf einen Video-Chat vor, dazu hatte ich mich vor ein paar Tagen mit zwei Freundinnen verabredet, die in meinem „vorigen Leben“ ’mal meine Arbeitskolleginnen waren. Um 18:00 Uhr ging es los; nach ein paar anfänglichen technischen Schwierigkeiten stand die Verbindung, und wir drei freuten uns über eine nette Unterhaltung.

Danach hatte ich noch ein paar Notizen zu den beiden vergangenen Tagen zu machen, dann gab’s Abendessen. Großen Hunger hatte ich eigentlich nicht, daher reichten mir ein paar warme Würstchen mit etwas Kartoffelsalat. Später ging ich noch einmal an den Strand und genoss die tolle Atmosphäre mit der untergehenden Sonne. Dies war wieder einmal ein wundervoller Tag! Ich war mit dem bisherigen Verlauf meiner Reise mehr als zufrieden und freute mich darauf, morgen in aller Ruhe die schon von weitem sehr schön wirkende, weiße Stadt endlich kennenzulernen…

8 thoughts on “Gargano? Nie gehört…”

  1. Hallo Wolfgang,
    nach dieser langen und wohl auch etwas anstrengend Fahrt wurde Hannelore und du mit diesem schönen Campingplatz belohnt. Ich kann mir gut vorstellen das man da zwei oder drei Tage bleiben will. Schön wenn man keinen Zeitdruck hat und durchschnaufen kann.
    LG Roland

    1. Wenn ich auf solche perfekt passenden Verhältnisse antreffe, bin ich jedesmal hin- und hergerissen: Einerseits möchte ich am liebsten gleich mehrere Tage bleiben, andererseits bin ich aber auch extrem neugierig, was da noch so vor mir liegt! Meistens überwiegt die Neugier. Obwohl ich jetzt mehr Zeit für meine Reisen habe, ändert sich das wohl nie, fürchte ich… 😉

  2. … das kann ich natürlich auch sehr gut nachvollziehen, Wolfgang. So erging es mir ja auch, während unserer Touren durch z.B. USA, Kanada oder Australien. Es ist doch so schön entspannt, wenn man weiß, das kein Flieger auf einen wartet und man dann gleich wieder in die Firma rennen muß. Das war oft so hart !

  3. Welch eine tolle, unbekannte Gegend. Die Strände -von oben und von unten- wirken herrlich. Ich frage mich immer, warum manche wunderschöne Gegend im Vergleich zu anderen so wenig bekannt ist. Ob es tatsächlich an der Vermarktung liegt?

    1. Danke für deinen Beitrag, Anja! Vieste ist ja durchaus auf viele Touristen eingestellt, aber es sind dann wohl überwiegend Italiener. Warum der internationale Bekanntheitsgrad aber deutlich geringer ist als anderswo, würde ich auch gern wissen… 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert