Heute stand die an der Ostküste gelegene Stadt Syrakus (italienisch Siracusa) auf meinem Programm, in der Antike über mehrere Jahrhunderte die größte und mächtigste Stadtgemeinschaft Siziliens und dessen kulturelles Zentrum. Zusammen mit der Nekropole von Pantalica wurde sie 2005 von der UNESCO unter der Bezeichnung Syrakus und die Felsnekropolis von Pantalica zum Weltkulturerbe erklärt!

Die Entfernung von Catania, meinem letzten Übernachtungsort, betrug nur 70 km, daher kam ich bereits weit vor der Mittagszeit an meinem neuen Ziel an. Als erstes suchte ich eine Tankstelle auf, danach fuhr ich auf den Wohnmobilstellplatz Parking Paradise im Westen der Stadt. Nach Camping Paradise in Letojanni nun also Parking Paradise, ein kleiner Abstieg vielleicht, aber immerhin ja noch im Paradies… 😉

Eigentlich war es nichts anderes als ein große Wiese, durch große Bäume in mehrere Abschnitte unterteilt. Für die Gebühr von 16 Euro gab’s aber reichlich Platz, viel Schatten sowie Strom und Wasser. Ganz in der Ecke stand ein uraltes Wohnmobil, ansonsten stand ich ’mal wieder völlig allein auf dem Platz! Schon kurze Zeit später war ich wieder auf meiner Erkundungstour.

Syrakus besteht aus einem neueren Teil mit vielen modernen Wohnvierteln, während die Altstadt komplett auf der Insel Ortygia liegt; dort befindet sich auch ein Großteil der historischen Bauten und Sehenswürdigkeiten. Sie ist mit der Neustadt durch zwei Brücken verbunden, der Ponte Umbertino und der Ponte Nuovo. Hier befand ich mich gerade auf der zweiten der genannten Brücken.

Die folgenden Fotos habe ich während meiner Umrundung der Insel aufgenommen, dabei gab es viel Abwechslung, was die Motive anbelangt. Ich fand eine überraschend schöne Stadt vor; von den bisher auf Sizilien besuchten drei großen Städten gefiel mir Syrakus am besten, denke ich.

Diese riesigen Feigen im Giardino Aretusa hatten es mir besonders angetan; solche Bäume versetzen mich immer wieder ins Staunen! Insgesamt stehen drei dieser Exemplare im kleinen Park, der direkt an das Ufer angrenzt.

Der Blick auf das Meer mit seinen vielen Blau- und Türkistönen sowie den vielen kleinen Booten ist immer wieder faszinierend.

Gleich nebenan liegt ein „Mini-Strand“, der gut besucht war.

Etwas weiter traf ich auf ein sehr einladend wirkendes Lokal mit unbezahlbarem Blick auf das Wasser. Da ich auch schon etwas Hunger hatte, nahm ich die gute Gelegenheit wahr und aß dort zu Mittag.

Die leckeren Spaghetti mit Scampi waren genau das Richtige für meinen Appetit; dazu gab’s, wie meistens, ein großes Glas Bier.

An der Südspitze der Altstadt befindet sich das Castello Maniace. Die jetzige Festung wurde in der Zeit Friedrichs II. von 1232 bis 1240 errichtet. 1704 explodierte eine Pulverkammer, was große Teile des Inneren zerstörte. Äußerlich ist sie fast unveränderlich erhalten geblieben, im 17. Jahrhundert wurden jedoch die Obergeschosse abgetragen.

Danach ging es auf der Ostseite der Insel weiter, nun in Richtung Norden.

Von hier aus schaut man auf die Neustadt von Syrakus.

Nun wollte ich mir aber natürlich auch die Altstadt selbst etwas genauer anschauen, daher verließ ich den Uferbereich, wo ich sofort auf einen kleinen Markt traf.

Der Apollontempel wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. erbaut und ist der älteste größere griechische Tempel Siziliens. In byzantinischer Zeit diente er als Kirche, in arabischer Zeit als Moschee, danach wieder als christliche Kirche. Von 1930 bis 1940 wurden die Überreste ausgegraben. Erhalten sind das Fundament, Teile der Wände und Reste einiger dorischer Säulen.

Die Piazza Archimedes ist der Mittelpunkt der Altstadt. Er ist umgeben von alten Palästen aus dem 14. bis 16. Jahrhundert. Dazu zählen der Uhrenpalast, heute Sitz einer Bank (Foto), der Palazzo Montalto und der Palazzo Lanza. Der Artemisbrunnen (Foto) in der Mitte des Platzes stellt dar, wie sich Arethusa mit Hilfe der Göttin Artemis in eine Quelle verwandelt.

Ein weiterer wichtiger Platz in der Altstadt ist der Domplatz, also die Piazza Duomo. Hier stehen der Palazzo Vermexio (Bildmitte) aus dem 17. Jahrhundert, in dem das Rathaus der Stadt untergebracht ist, sowie der Palazzo Beneventano del Bosco (gegenüber dem Rathaus), der sich noch heute im Familienbesitz befindet und einst auch Admiral Nelson und König Ferdinand IV. von Bourbon beherbergt.

Die Kirche Santa Maria delle Colonne (rechts im Bild), zu deutsch Heilige Maria der Säulen, ist Hauptkirche der Stadt und die Kathedrale des Erzbistums Syrakus. Sie liegt an der höchsten Stelle der Insel Ortygia, die gleichzeitig der Siedlungskern und das älteste Stadtviertel der antiken Stadt war.

Ich verließ nun die Altstadt und fuhr ein eine Weile im Nordosten an der Küste entlang, bis ich schließlich den Rückweg zum Stellplatz antrat.

Die Santuario della Madonna delle Lacrime mit der Statue der weinenden Madonna ist die größte Wallfahrtskirche Siziliens. Sie wurde 1994 eingeweiht und bietet Platz für 11.000 Gläubige! Erbaut wurde sie zu Ehren einer eher unscheinbaren Madonnenstatue aus Gips. Angesichts des Leids einer todkranken Frau floss im August 1953 einige Tage lang Flüssigkeit aus den Augen der Madonna, und eine chemische Analyse ergab eine Übereinstimmung mit menschlicher Tränenflüssigkeit. Nach der Genesung der Kranken und weiteren Heilungen wurde die weinende Madonna Ziel für Gläubige und Pilger aus aller Welt.

Gegen 16 Uhr traf ich wieder am Wohnmobil ein. Es war immer noch so heiß, dass ich die Gelegenheit nutzte, mich mit einem Schlauch abzuspritzen. Auf die Tatsache, dass es sich dabei um einen etwa 30 m langen Schlauch handelte, der seit vielen Stunden in der prallen Sonne lag, hat mich leider niemand aufmerksam gemacht; das Wasser war zu Beginn derartig heiß, dass ich mich fast verbrühte… 😉

Später gab’s noch ein Video-Telefonat mit der Familie, auf ein Abendessen verzichtete ich heute wieder. Am Abend standen gerade ’mal zwei weitere Wohnmobile auf der weitläufigen Wiese…

4 thoughts on “Im antiken Syrakus”

  1. Hallo Wolfgang,
    unter purem blauen Himmel hattest du eine sehr schöne Tour unternommen und mit den vielen tollen Fotos dein Blog gespickt. Die drei Bäume sind eine Wucht und dein Besuch in diesem schönen Restaurant beneidenswert. Sehr schön das Foto mit dem originellen „Blumenstrauß“, dem Sekt und den Longdrinks. Mit dem Bau der modernen Kirche haben sich die einheimischen Verantwortlichen was getraut.
    LG Roland

    1. Das Deko-Arrangement im Restaurant hatte mir auch sehr gut gefallen. Man hat sofort das Gefühl, dass dort noch Wert auf ein angenehmes Ambiente gelegt wird, was im Gegenzug natürlich auch so manchen Gast anlockt! Bei der Kirche stimme ich dir zu: diese eigenartige Architektur habe ich bisher nirgendwo auf der Welt entdeckt… Danke für den Kommentar!

  2. Tolle Bilder einer tollen Stadt. Das antike Syrakus – man kennt es noch aus dem Geschichtsunterricht (oder war es aus dem Lateinunterricht?). Schon interessant, wenn man heute an diese Stätten kommt. Aber auch die Neustadt sieht sehr einladend aus. Die Schutzmauer zum Meer hin ist harmonisch in der Gesamtarchitektur. Und diese moderne Kirche ist die besagte Wallfahrtskirche mit der weinenden Madonna? Die ist ja wirklich sehr ungewöhnlich und erinnert irgendwie an eine Sekte.

    1. Ich kenne Syrakus definitiv aus dem Geschichtsunterricht; Latein hab’ ich (glücklicherweise) nie gehabt. Die Geschichte mit der weinenden Madonna fand ich irgendwie erstaunlich… Danke, Anja!

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