Schon gestern war mir die ungewöhnliche Ruhe hier auf dem Campingplatz im Stadtpark von Groningen aufgefallen. Auch in der Nacht war es absolut still und nach dem Aufstehen hörte ich nicht das kleinste Geräusch! Dabei war ich keineswegs allein; der Platz war gut besucht und am Morgen liefen die Camper hin und her, um zum Beispiel zum Duschen zu gehen oder Brötchen zu holen. Wahrscheinlich lag es an der Umgebung: die Anlage liegt komplett unter großen, dichten Bäumen, und man steht fast überall auf Waldboden. Das alles dämpft den Schall natürlich…

Warum ich das so ausführlich beschreibe? Kein Ahnung, aber wenn einem ungewöhnliche Stille so deutlich auffällt, merkt man erst, wie sehr man offensichtlich an großen Lärm gewöhnt ist… 😉

Dem guten Wetter von gestern ist inzwischen leider wieder „die Puste ausgegangen“; der Himmel war komplett bedeckt, alles „grau in grau“. Allerdings ist es recht warm, wir haben ja schließlich Ende Juli! Egal, vielleicht wird’s ja noch im Lauf des Tages!

Nach dem Auschecken steuerte ich das zweite Ziel meiner Reise an, den Nationalpark Lauwersmeer. Zum einen zog es mich nun natürlich an die Nordseeküste, zum anderen wollte ich heute Radfahren, die Natur genießen und vor allem ’mal das vorbildliche Radwegenetz der Holländer testen…

Ich hatte mir schon gestern Abend einen Stellplatz mit dem einladenden Namen Lauwersmeerplezier herausgesucht, zur Ortschaft Lauwersoog gehörig, direkt am Lauwersmeer und (durch einen Straßendamm getrennt) an der Nordsee gelegen. Dort traf ich gegen 10 Uhr ein und wurde sehr herzlich begrüßt. Gerade war der Platz Nr. 3 freigeworden, direkt am Wasser, für 19 Euro pro Nacht! Ich sagte sofort zu und bezog den Platz; zahlen könnte ich auch später oder auch erst morgen!

Hier hatte ich tatsächlich eine supertolle Sicht auf die ehemalige Bucht. Namensgeber für das „Meer“ ist übrigens der Fluss Lauwers, der Grenzfluss zwischen den Provinzen Groningen und Friesland.

Schon um 10:30 Uhr begann ich meine heutige Radtour. Die Strecke hatte ich schon gestern mit Hilfe meiner Komoot-App geplant; zuerst wollte ich mich allerdings etwas im Hafen und am Fähranleger des Ortes umsehen.

Lauwersoog, das 1969 nach der Eindeichung des Lauwersmeers entstand, ist vor allem wegen seiner Fährverbindung zur Insel Schiermonnikoog bekannt. Es verfügt außerdem über einen bedeutender Fischereihafen; auch viele dänische Fischer legen hier regelmäßig an.

Jeder weiß, dass Holland über ein hervorragend organisiertes Radwegenetz verfügt. Das sogenannte Knotenpunktsystem funktioniert dabei recht simpel: Man legt eine bestimmte Route zurück, indem man einfach den Schildern folgt, von einem nummerierten Knotenpunkt bis zum nächsten. An jedem Knoten findet man eine Info-Tafel und meist auch eine große Übersichtskarte. Inzwischen gibt es Apps, mit deren Hilfe man einfach auf einer Karte diejenigen Knotenpunkte anklickt, die man anfahren möchte, und schon wird die entsprechende Tour zusammengestellt und angezeigt. Warum gibt es bei uns so etwas nicht…?

Die gemächliche Fahrt durch die grüne und natürlich „platte“ Landschaft des Nationalparks war wirklich wunderschön! Das Wetter spielte leider nicht so gut mit, aber es war wenigstens warm und trocken.

Die mit Schilf bedeckten Ufer, die kleinen Binnenseen, die Wiesen und Wälder sind wichtige Vogelschutzgebiete und Überwinterungsorte für Zehntausende von Gänsen. Auf den angelegten Beobachtungspunkten sieht man mit Glück auch Rohrweihen, Löffler, Stelzenläufer, Rohrdommeln und vielleicht sogar ’mal einen Seeadler. 

Auch für Wassersportler und Freizeitkapitäne ist diese Region natürlich bestens geeignet!

Hier ein paar Ansichten in den Dörfchen Ulrum

…und Leens.

Am frühen Nachmittag erreichte ich wieder das Wattenmeer und fuhr außen am Deich entlang in Richtung Ausgangspunkt. Inzwischen war der Himmel leider komplett bedeckt und es wurde sehr windig. Ratet ’mal, ob ich Rücken- oder Gegenwind hatte… 😉

Im Hafengebiet „organisierte“ ich mir bei Vissers Viss (ist das etwa der Beginn eines holländischen Zungenbrechers?) eine Portion Kibbling mit Remoulade; war wieder „echt lekker“… 😉

Den Spätnachmittag und den Abend verbrachte ich vor dem Wohnmobil mit herrlichem Blick auf das Wasser. Das Wetter hatte sich inzwischen deutlich gebessert, sodass man problemlos draußen sitzen konnte…

Morgen geht es in die Hafenstadt Harlingen. Dort soll es ganz besonders schön sein, sagt mein Reiseführer, ’mal schauen…

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