Heute habe ich definitiv eines der Highlights jeder Sizilienrundfahrt besucht! Gemeint sind die Archäologischen Stätten von Agrigent, so die offizielle deutsche Bezeichnung. Sie liegen südlich des heutigen Stadtkerns von Agrigento und gehören zu den eindrucksvollsten archäologischen Fundplätzen auf Sizilien. Hier findet man die Überreste von Akragas (lateinisch Agrigentum), einer der bedeutendsten antiken griechischen Städte auf der Insel. 1997 erklärte die UNESCO die Stätten zum Weltkulturerbe.

Die teils sehr gut erhaltenen dorischen Tempel, die von der Macht und der kulturellen Hochblüte der damaligen Stadt zeugen, wurden allesamt auf einem Höhenzug errichtet. In der archäologischen Fachsprache wird daher auch die Bezeichnung Hügel der Tempel verwendet, im Volksmund hat sich wegen der Lage unterhalb der heutigen Stadt Tal der Tempel (italienisch Valle dei Templi) durchgesetzt.

Mein Campingplatz liegt in einem Ortsteil von Agrigento, in San Leone, etwa 5 km südlich und direkt am Meer. Meine Radtour begann bereits um 8:00 Uhr. Ich wusste, dass es wohl wieder ein anstrengender Tag werden würde, denn schon beim Aufstehen um 7:00 Uhr zeigte das Thermometer unerbittliche 27 Grad an! Ich fuhr zunächst nach Norden, zum westlichen Teil der Anlage, denn dort sollte sich einer der Eingänge befinden. Bereits auf meinem Weg dorthin hatte ich einen fantastischen Blick auf die hoch über mir gelegene, knapp 60.000 Einwohner zählende Stadt…

…sowie das sie umgebende, hügelige Gelände. Und fast immer im Blick: das Meer!

Nach einem mäßigen Anstieg sah ich schon die ersten Säulen (Reste des Herkules-Tempels), von einem Eingang war aber weit und breit nichts zu sehen!

An einem kleinen Restaurant mit Kiosk fragte ich danach. Man antwortete mir, dass der Westeingang zurzeit nicht benutzt werden würde, und dass ich mich zum Haupteingang im Osten bemühen müsste. Das bedeutete von hier aus einen ziemlichen Umweg, denn es führte kein Weg direkt im Norden oder im Süden an der Anlage vorbei. Wieder geriet ich ordentlich ins Schwitzen; die „Kletterei“ bei über 35 Grad ist wirklich kein „Leckerbissen“, zumal ich kurz vor Erreichen des Haupteingangs noch eine weitere Anhöhe bezwingen musste, nur um gleich darauf wieder bergab fahren zu müssen, in Richtung auf die Anlage! Allerdings boten sich auch hier wieder tolle Fotomotive, die ich mir natürlich nicht entgehen ließ…

Endlich erreichte ich den Haupteingang, stellte mein Rad ab und kaufte mir dann ein Ticket für 12,00 EUR. Es waren zwar schon einige Touristen vor Ort, aber die würden auf der riesigen Anlage wohl kaum auffallen. Ich schaute mich hier im Eingangsbereich ein wenig um. Es gab neben dem Ticketgebäude und dem großen Besucherparkplatz ein kleines Bistro sowie einige Stände mit Souvenirs (Kühlschrankmagnet!) und sonstigem „Tüddelkram“.

Danach marschierte ich los, musste gleich wieder eine kleine Anhöhe hinauf und stand schließlich vor dem ersten, schon sehr beeindruckenden Tempel, dem Heratempel an der Südostecke des Hochplateaus. Er ist Zeus‘ Frau gewidmet, wurde etwa 460 bis 450 v. Chr. mit 6 × 13 Säulen errichtet und erhebt sich auf einem vierstufigen Unterbau, der zum Ausgleich des Geländes auf einem Sockel errichtet ist.

Dann ging es in Richtung Westen; die etwa 1,2 km lange Via Dante Alighieri führt als zentrale Straße durch den gesamten 1.300 ha großen Park.

Etwas weiter stößt man auf Reste der antiken Stadtmauer mit ihren Arkosolgräbern, also Grabstätten in Felsen oder Katakomben. Dabei handelt es sich um bogenförmige, überspannte Nischen, in deren Boden sich eine Aussparung für den Toten befindet. Die eigentliche Grabkammer wurde mit einer Steinplatte verschlossen, der Bogen blieb offen. 

Weiter ging es an verschiedenen Exponaten entlang.

Der Concordiatempel, der zu den am besten erhaltenen Tempeln der griechischen Antike überhaupt zählt, und die Überreste der anderen Tempel waren ein Grund dafür, dass diese Anlage ab der Mitte des 18. Jahrhunderts für viele der an antiker griechischer Kultur Interessierte unbedingt zu einer Bildungsreise nach Süditalien gehörte. Auch Johann Wolfgang von Goethe schilderte in seinem Werk Italienische Reise seinen Besuch dieser Stätten.

Der ausgezeichnete Erhaltungszustand des Tempels ist darauf zurückzuführen, dass er im 6. Jahrhundert n. Chr. als christliche Basilika geweiht wurde. Er wurde daher relativ gut geschützt.

Vor dem Tempel kann man die Ikarus-Statue bewundern, die vom polnischen Bildhauer Igor Mitoraj gestiftet wurde. Sie stellt den Fall des Ikarus dar, der nicht auf seinem Vater Daedalus gehört hatte; er kam der Sonne zu nah, seine Wachsflügel schmolzen und er stürzte ins Meer!

Nun traf ich auf einen kleinen Garten, der ein wenig Schatten spendete; dort waren vorwiegend kleine und große Kakteen zu bestaunen.

Das nächste Foto zeigt die aus dem 19. Jahrhundert stammende Villa Aurea, in der der britische Archäologe Alexander Hardcastle von 1925 bis 1932 lebte und den Wiederaufbau und die Erhaltung vieler lokaler Tempel finanzierte.

Auf dem Weg zurück zum Eingangsbereich kam wieder der bereits zu Beginn besuchte Heratempel ins Blickfeld. Kurze Zeit später verließ ich die Anlage und fuhr mit dem Rad wieder in Richtung Süden, dieses Mal glücklicherweise fast immer bergab!

Da ich noch Zeit und Lust hatte, ging es aber noch nicht wieder direkt zum Campingplatz, sondern zuerst noch zur Küste, wo ich wieder die üblichen Restaurants, Cafés und Läden sowie einen schönen Strandbereich vorfand.

Ich suchte mit ein Lokal aus und setzte mich in den Außenbereich, wo ich wieder einmal der einzige Gast war. Sofort kam ein junger Kellner „angeflitzt“. Er sprach sehr gut englisch und sagte mir nach meiner Bitte um die Speisekarte, dass sie so etwas momentan nicht hätten, da sie gerade neu gestaltet wird. Er versicherte mir allerdings energisch, er könne mir alles bringen, was ich wünsche!

Na, das klang ja gut! Ich fragte nach der alten Speisekarte, die er mir auch gleich brachte, und kurze Zeit später bestellte ich ein Schwertfisch-Gericht. Nach ein paar Minuten kam er wieder an meinen Tisch, schon deutlich kleinlauter, und eröffnete mir, außer Brot oder Salat würde es zurzeit gar nichts geben. Aha! Also hätte es vorhin wohl eher heißen müssen: Wir bereiten dir alles zu, was du willst, es sei denn, du willst ’was anderes als Brot oder Salat! 😉

Na schön, kann passieren, jetzt um die Mittagszeit war hier wirklich „tote Hose“! Ich hatte wegen der Hitze sowieso keinen allzu großen Hunger und bestellte einen kleinen Salat mit Tonno, Pomodori und Cipolle. Dazu gab’s ein Heineken aus der Flasche. Bier vom Faß? Auch Fehlanzeige…

Später drehte ich noch eine kleine Runde durch den Ortsteil, holte noch schnell etwas Bargeld an einem Geldautomaten sowie ein paar Brötchen bei einem Bäcker und fuhr dann schließlich zurück zum Campingplatz. Später hatte ich wieder ’mal gleich zwei Video-Sitzungen, eine mit zwei ehemaligen Arbeitskolleginnen, die andere mit meiner Schwägerin Gitta.

Vorhin habe ich ’mal „durchgerechnet“, wie es eigentlich um meine restliche Reisezeit bestellt ist. Dabei habe ich, angefangen vom ursprünglich geplanten Datum meiner Rückkehr, rückwärts alle gewünschten Ziele und die Aufenthaltsdauer dort zusammengezählt, bis hin zu meiner Rückreise von Sizilien auf’s italienische Festland. Dabei musste ich feststellen, dass mir ab jetzt leider nur noch 6 Tage auf der Insel zur Verfügung standen! Zuerst kam mir das sehr wenig vor, allerdings würde ich wohl die gesamte Nordküste zwischen Palermo und Messina „in einem Rutsch“ erledigen können. Ich hoffte, dass alles passen würde, denn es würde mir sehr schwer fallen, auch nur ein einziges der später noch folgenden Ziele streichen zu müssen!

Luxusprobleme, oder…? 😉

9 thoughts on “Im Tal der Tempel”

  1. Hallo Wolfgang,
    gleich zu Beginn deines Blogs habe ich mich an meine Bundeswehrzeit und den 4wöchigen Aufenthalt auf Sardinien erinnert. An einem freien Wochenende fuhren wir von Cagliari Richtung Oristano. Ich mußte nun googeln und bin fündig geworden. In der Nähe befindet sich Tharros. https://de.wikivoyage.org/wiki/Tharros . Mit deinem Besuch im „Tal der Tempel“ kann Tharros nicht ganz mithalten, aber war auch schon sehr interessant für mich. Ich habe ja damals schon fotografiert mit meiner ersten Spiegelreflex „Ricoh“ und viele Bilder im Album. Viele tolle Motiv konntest du bewundern und besonders gut gefällt mir das Foto mit Ikarus und dem Tempel im Hintergrund ! Nette Story : Wir bereiten dir alles zu, was du willst, es sei denn, du willst ’was anderes als Brot oder Salat ! 🙂
    LG Roland

    1. Danke für deinen Kommentar, Roland! Je länger wir uns kennen, desto mehr Gemeinsamkeiten aus vergangenen Zeiten kann man zwischen uns entdecken: Auch ich war nämlich als Soldat ein paar Tage in Cagliari, und zwar wegen eines Sea Survival Trainings, das im Rahmen meiner Ausbildung zur Erlangung der „Mitfluggenehmigung in Strahlflugzeugen“ (so sperrig hieß das damals) stattfand! Für Ausflüge in die Umgebung blieb uns damals allerdings nicht viel Zeit, die hätten wir vermutlich auch eher zum Feiern verbraten… ;-)))

      1. Dann warst du wohl auch auf diesem Luftwaffenstützpunkt !? Bei 4 Wochen Aufenthalt hatten wir öfters einen im Tee, wenn du weißt was ich meine 😉

  2. Also dann waren wir beide in der Luftwaffe. Ich war im Jagdbombergeschwader 35 in Soberheim / Pfalz. Da flogen die F-4F Phantom II. Ich hatte eine ziemlich ruhige Zeit dort und auch recht interessant.

    1. Klingt interessant! Ich war insgesamt 8 Jahre beim Bund. Wahrscheinlich die spannendste Zeit meines Lebens, vor allem das eine Jahr in El Paso, Texas! Daher stammt auch meine Begeisterung für die USA… 😉

      1. Oh, 8 Jahre !? Also ich war heilfroh als meine 15 Monate vorbei waren. Natürlich kann Ich mit Texas nicht mithalten, aber der Entzug von meiner Freundin und meinen Kumpels damals war mörderisch 🆘

  3. Wie gut, dass man den Bildern die Temperatur nicht ansieht. Es wirkt wirklich toll dort und es ist ein absoluter kultureller Höhepunkt.
    Schön, dass Du auch diesen Ort ohne riesige Touristenmassen erleben durftest. Deine Geschichte vom Restaurant ist ja wirklich witzig – aber immerhin konntest Du satt werden und eigentlich sah der Salat ja doch ganz lecker aus.
    LG Anja

    1. Ja, die Hitze dort unten kann einem im Sommer doch schon manchmal schwer zu schaffen machen, vor allem, wenn Action und Besuche auf dem Programm stehen! Aber trotzdem find‘ ich’s ZU HEISS immer noch besser als ZU KALT ist… 😉

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