Heute stand die Hafenstadt Brest als Hauptziel auf meinem Programm, nur ca. 30 km vom gestrigen Übernachtungsplatz entfernt.

Ich hab’ wie immer ausgezeichnet geschlafen, bin gegen 8 Uhr aufgestanden und fuhr dann nach dem Frühstück zunächst ins Landesinnere zum 8 km entfernten bekannten Menhir de Kerloas. Dabei handelt es sich um Frankreichs größten noch aufrecht stehenden Menhir (vorgeschichtlicher, hochragender Steinblock, besser auch als „Hinkelstein“ bekannt). Es gibt dort einen kleinen Parkplatz, von dort aus musste ich noch ca. 150 m über einen matschigen Feldweg laufen, natürlich wieder ‘mal bei Regen!

Der 9,5 m hohe und etwa 150 to schwere Granitklotz steht dort ganz allein und sieht auch gar nicht ‘mal besonders spektakulär aus, aber seine schiere Größe beeindruckt einen dann doch, ob man will oder nicht. Und man fragt sich sofort, wie, um Himmels willen, hat man damals eigentlich solche Massen bewältigen können und vor allem, wozu? Die tatsächliche Funktion solcher Menhire ist nämlich auch heutzutage noch völlig unklar!

Belegt ist allerdings, dass die Menschen in der Umgebung früher jahrelang einen eigenartigen Aberglauben pflegten: Junge Paare kamen vor ihrer Vermählung nachts an diesen Ort und rieben ihre Körper an dem Stein, in der Hoffnung, schöne Kinder zu bekommen!

Find’ ich klasse, aber ich würde wohl ‘ne Menge Heftpflaster benötigen, wenn ich das auch ‘mal ausprobieren würde, denn die Oberfläche des Steins ist, obwohl es auf den ersten Blick nicht so scheint, alles andere als glatt… 😉

Das zweite Etappenziel, immer noch am frühen Morgen, lag wieder an der Küste; ich wollte mir nämlich, obwohl das Wetter wirklich nicht besonders nett zu mir war, den westlichsten Punkt Kontinentalfrankreichs ansehen, die Pointe de Corsen.

Eigentlich wird immer die Pointe du Raz, weiter südlich in der Bretagne, als westlichster Punkt Frankreichs bezeichnet, u.a. weil sie deutlich attraktiver ist, aber das ist falsch! Ähnliches trifft ja auch auf das Nordkap zu, das eben auch nicht der nördlichste Punkt des europäischen Festlands ist, aber immer als solcher beworben wird; darüber hatte ich mich ja schon in diesem Blogeintrag ausgelassen.

Eine runde Übersichtstafel auf einer schlichten Aussichtsterrasse erklärt die wichtigsten Fakten und Zusammenhänge.

Jetzt ging es aber endgültig nach Brest! Ich muss gestehen, dass ich diese große und für die französische Marine so bedeutende Hafenstadt eigentlich nur der Vollständigkeit halber in meine Planung einbezogen habe und im Vorfeld so rein gar nichts von ihr wusste! Vor ein paar Tagen hatte ich in meinem Reiseführer allerdings von dem dort ansässigen Aquarium gelesen, das als eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt beschrieben wurde und angeblich einzigartig in seiner Art sein sollte; das wollte ich mir unbedingt ‘mal ansehen. Weitere Aktivitäten wollte ich dann erst vor Ort und nach dem Besuch des Aquariums entscheiden.

Gesagt, getan! Ich fuhr also die relativ kurze Strecke nach Brest, steuerte den riesigen und kostenlosen Parkplatz neben der Anlage an und besuchte dann das Océanopolis, wie das Aquarium hier heißt.

Dieses Aquarium sollte man wohl besser als Erlebnispark bezeichnen; auf über 9.000 qm und in drei unterschiedliche Themen-Pavillons (polare, tropische und gemäßigte Klimazone) unterteilt, kann man in fast 70 Aquarien mehr als 10.000 Tiere bestaunen! Um alles genauer zu erforschen, benötigt man sicher ein paar Tage! Bezeichnend ist, finde ich, dass ca. 60% aller französischen Meeresforscher und Ozeanographen hier in Brest arbeiten!

Ich habe dort, inklusive einer Mittagspause im Restaurant, etwa 2,5 Stunden verbracht und war sehr beeindruckt! Hier findet man endlich ‘mal zu fast jeder Hinweistafel auch die englische und oftmals sogar die deutsche Übersetzung, sodass man sich nicht nur auf reines Anschauen beschränken muss, sondern auch dabei ein wenig lernt. Wer Brest besucht, sollte dieses Aquarium auf keinen Fall auslassen!

Ich war am frühen Nachmittag wieder am Wohnmobil, deshalb entschied ich mich noch für eine kleine Radtour in die Stadt; das Wohnmobil konnte ich bis 17:00 Uhr hier auf dem Parkplatz stehen lassen. Bis ins Stadtzentrum waren es etwa vier Kilometer, immer am Hafen entlang.

Aufgrund seiner geschützten Lage an der Bucht von Brest, einer tief ins Land ragenden Bucht des Atlantiks, sowie des natürlichen Hafens im Bereich der Mündung des kleinen Flusses Penfeld ist Brest seit Jahrhunderten ein bedeutender Marinehafen Frankreichs. Neben dem Aquarium gilt die Brester Festung (Chatéau de Brest) als zweites Wahrzeichen der Stadt; von dort aus hat man einen schönen Überblick auf die Bucht, die Flussmündung und auf Teile des Marinehafens.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt durch Kämpfe und Bombardierungen der Alliierten sehr stark zerstört und später wieder komplett aufgebaut; weil aber von der historischen Bausubstanz kaum etwas übrig geblieben ist, macht Brest heute eher den Eindruck einer Stadt ohne eigenen Charakter, zwar modern und offen, aber mit vielen nüchternen Betonbauten und irgendwie mit wenig überzeugendem Ostblock-Charme. Dies hatte ich schon im Vorfeld gelesen und ich muss sagen, dass diese Beschreibung leider durchaus zutrifft!

Zum Abschluss meiner Radtour fuhr ich vom Stadtzentrum wieder zurück zum Fischereihafen und dann zum Jachthafen und machte dort noch ein paar Fotos; schließlich ging es (bei leichtem Regen) wieder zurück zum Wohnmobil.

Weil ich, wie schon gesagt, auf diesem Parkplatz nicht über Nacht stehen durfte, musste ich noch ein Stückchen aus der Stadt herausfahren. Weil ich aber keine große Lust mehr hatte, noch viel zu fahren (und es dazu auch schon etwas zu spät war), suchte ich mir mithilfe meiner Promobil-App einen Übernachtungsplatz in der Nähe; die Wahl fiel auf einen einfachen, dafür ebenfalls kostenlosen Parkplatz gegenüber einer Sporthalle im kleinen Ort Plougastel-Daoulas, nur etwa 10 Kilometer entfernt.

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