Die neue Wohnmobil-Saison 2020 steht bevor, allerdings leider unter einem schlechten Vorzeichen: Ein offenbar von China ausgehendes sogenanntes Corona-Virus und die dadurch ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 stellen weltweit eine nicht unerhebliche Gefahr dar! Ende Januar wurde der erste Fall in Bayern bekannt; ein Mitarbeiter einer Autozuliefererfirma hatte sich bei einer chinesischen Kollegin aus Schanghai angesteckt. Inzwischen gibt es in Deutschland bereits sehr viele Fälle, und niemand weiß so genau, wie sich das Ganze entwickeln wird…

Ich habe mich trotzdem entschlossen, meine erste Kurzreise in diesem Jahr zu starten. Einerseits soll sie dazu dienen, alle Systeme im Wohnmobil nach der langen Winterpause im „Echtzeitbetrieb“ zu testen, andererseits wollte ich mich aber auch nicht allzu weit von zuhause entfernen. So konnte ich jederzeit innerhalb weniger Stunden zurückfahren, falls dies tatsächlich notwendig werden sollte.

Als Ziel habe ich mir dieses Mal die Aller ausgesucht, ein etwa 260 km langer norddeutscher Fluss, der in Sachsen-Anhalt entspringt und bei Verden (Aller) in die Weser mündet. An seinem Weg durch Niedersachsen liegen einige Städte, die meiner Ansicht nach auf jeden Fall besuchenswert sind, und die ich bisher noch nicht kenne! Dazu gehören neben Verden auch Hodenhagen, Celle, Gifhorn und Wolfsburg. Mit Verden wollte ich auch beginnen, um mich dann später schön langsam flussaufwärts „vorzuarbeiten“.

Um 11 Uhr ging es heute los; ich benötigte nicht ’mal zwei Stunden, bis ich auf dem direkt in der Stadt befindlichen Wohnmobilstellplatz in der Conrad-Wode-Straße eintraf. Hier herrschte „gähnende Leere“, was sich auch im Verlauf des Tages kaum änderte. Nur einmal fuhr ein Wohnmobil auf eine der Parzellen, verließ sie aber 15 Minuten später schon wieder. Ein anderes Mal benutzte jemand lediglich die Versorgungsstation, um Frischwasser aufzufüllen und Abwasser abzulassen, und fuhr dann ebenfalls weiter!

Sollte mir recht sein; ich hatte also wieder ’mal „freie Auswahl“. Ich suchte mir einen Platz, der so eben war, dass ich auf die Auffahrkeile verzichten konnte; dies war nämlich nicht bei allen Parzellen der Fall. Danach machte ich mir eine Kleinigkeit zu essen.

Nach einer Pause startete ich zu meiner ersten Radtour, die ich für heute eigentlich noch gar nicht eingeplant hatte. Das Wetter war leider wenig einladend. Es war zwar nicht besonders kalt (12° bis 14°), aber ziemlich windig, sodass ich mich doch recht warm anziehen musste. Die Sonne ließ sich heute überhaupt nicht blicken, daher wirken die folgenden Fotos natürlich auch allesamt recht „traurig“.

Die Stadt selbst wollte ich mir später oder sogar erst morgen genauer anschauen, daher fuhr ich zunächst ’raus „in die Natur“, in Richtung Nordwesten.

Schon nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass der Fluss zurzeit extrem viel Wasser führte; überall sah ich hohe Pegelstände und auch jede Menge Überschwemmungen!

Die eigentliche Mündung der Aller in die Weser konnte ich hier, von der Nordseite aus, leider nicht erreichen. Daher fuhr ich noch eine Weile in derselben Richtung weiter, bis ich auf den Schleusenkanal Langwedel traf. Er kürzt mehrere Flussschleifen der Weser ab. Ich fuhr etwa eineinhalb Kilometer an seinem Ufer entlang, wechselte dann über eine Brücke auf die andere Seite und erreichte kurz danach die Weser und damit auch das Weserwehr in der Nähe von Intschede, einem Ortsteil der Gemeinde Blender. Die Brücke über dem Wehr ist ziemlich „in die Jahre gekommen“, wie man ja auch an den beiden folgenden Fotos erkennen kann. Ich habe irgendwo gelesen, dass sie demnächst wohl abgerissen und durch eine neue ersetzt werden soll.

Etwa 30 Minuten später hatte ich dann doch noch die Gelegenheit, am Ende einer kleinen Stichstraße die Mündung der Aller in die Weser zu sehen. Auf dem Foto ist das leider nur schlecht zu erkennen. Direkt vor mir lag die Weser, die Allermündung kann man rechts von der Bildmitte, direkt rechts neben der großen Baumgruppe, erahnen…

Nach einem großen Bogen ging es dann später erneut über die Weser…

…bis ich schließlich wieder einen Blick auf meinen Ausgangsort Verden werfen konnte. Auch hier hatte die Aller einen großen Teil der tiefer gelegenen Wiesengebiete überschwemmt.

Überrascht war ich von der riesigen Kirche, die alle anderen Gebäude deutlich überragte.

Der Dom St. Maria und Cäcilia war nach Einführung der Reformation 1568 bis zum Westfälischen Frieden 1648 Sitz der lutherischen Fürstbischöfe. Heute gehört er zur evangelisch-lutherische Domgemeinde Verden.

Nun hatte ich noch genügend Zeit, mir einen ersten Überblick über die Stadt zu verschaffen; auf dem Weg zurück zum Stellplatz musste ich sowieso durch sie hindurch fahren bzw. gehen. Die Fußgängerzone besteht überwiegend aus der Großen Straße und erstreckt sich zwischen dem Norderstädtischen Marktplatz und dem Lugenstein. Hier trifft man auch auf zahlreiche Fachwerkhäuser.

Verden trägt als Zentrum der Pferdezucht und des Pferdesports übrigens den Beinamen Reiterstadt; Hinweise darauf sind in der gesamten Stadt zu entdecken. Hier befindet sich auch das Deutsche Pferdemuseum; was es nicht alles gibt…

Aber auch über ganz andere Symbole „stolpert“ man hier: 56 sogenannte Stolpersteine hat der Aktionskünstler Gunter Demnig seit 2007 bereits in Verdens Wegen verlegt. Die 10 x 10 cm großen Gedenktafeln aus Messing sollen an die Verfolgten und Opfer der Nazi-Diktatur erinnern. Das Projekt erstreckt sich allerdings über ganz Europa und gilt damit als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

Um kurz nach 18 Uhr traf ich wieder am Wohnmobil ein; noch immer stand meine „Hannelore“ mutterseelenallein auf dem Platz! Inzwischen war es ungemütlich kalt geworden. Ich stellte die Heizung an und machte es mir im Wohnmobil gemütlich. Im Radio hörte ich immer wieder neue und leider wenig gute Nachrichten zu den Folgen der Corona-Krise. So langsam begriff ich, dass meine Reise nach Irland, die ich ja ab Mitte April antreten wollte, inzwischen auf etwas wackligen Füßen stand…

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