Meine Reise neigt sich nun so langsam ihrem Ende zu, aber glücklicherweise liegt ja mit Lissabon das „Sahnehäubchen“ noch vor mir!

Eigentlich wollte ich ja noch einen weiteren Tag an der Westküste verbringen, aber daraus wurde irgendwie nichts! Ich hatte mir als Ziel den kleinen Ort Porto Covo, etwas südlich von Sines, ausgewählt. Er liegt in einem Naturschutzgebiet, das sich an der gesamten südwestportugiesischen Küste entlangzieht.

Die Fahrt von Sagres dorthin war sehr interessant, aber komplett anders, als alles, was ich bisher gesehen hatte! Zum einen führte die Strecke nicht mehr am Meer entlang, sondern eher durch das Landesinnere. Zum anderen ging es durch überwiegend grüne Landschaften und Wälder, meistens unbebaut, auf kleinen, teilweise recht engen Landstraßen, auf denen man kaum einem anderen Fahrzeug begegnete.

Hier sah ich auch zum ersten Mal ganz bewusst Korkeichen, sogar ganze Wälder davon, ein (noch) wichtiger Wirtschaftszweig Portugals! Eine Korkeiche kann während ihres Lebens bis zu 200 kg Kork produzieren. Da Kork als Flaschenverschluss aber immer mehr von anderen Materialien verdrängt wird, sind diese Wälder gefährdet und damit auch bestimmte Tierarten, die in ihnen leben.

Während einer kleinen Pause hatte ich Gelegenheit, ein paar Fotos von diesen Bäumen zu machen.

Als ich in Porto Covo ankam, fand ich einen wenig einladenden Ort vor; den hatte ich mir irgendwie ganz anders vorgestellt. Und der schöne Wohnmobilstellplatz direkt am Wasser, den ich natürlich bei der Auswahl dieses Orts im Hinterkopf hatte, existierte leider nicht mehr! Den anderen Stellplatz, der im Ort selbst gelegen sein sollte, fand ich gar nicht erst, wobei ich allerdings zugeben muss, dass ich auch nicht so ganz intensiv danach gesucht hatte!

Ihr kennt das vielleicht: Wenn man erst einmal einen schlechten Eindruck von einer Sache hat, ist es ziemlich schwer, den wieder loszuwerden! Da hilft es auch kaum, sich einzugestehen, dass man eventuell doch etwas vorschnell geurteilt haben könnte! Ausserdem dachte ich in diesem Augenblick auch an die Möglichkeit, schon heute bis kurz vor Lissabon zu fahren, was mir morgen früh dann wegen der frühen Stunde eine Art Pole Position beim Sturm auf den Campingplatz mitten in der Stadt einbringen würde…

So machte ich es dann auch. Es war noch recht früh und ich hatte große Lust, weiterzufahren.

Je mehr ich mich Lissabon näherte, desto breiter und modernen wurden die Straßen und desto stärker wurde natürlich auch der Verkehr! Ich hatte unterwegs in meinen diversen Stellplatz-Apps geprüft, ob es südlich des Tejo irgendwo einen Stell- oder Parkplatz geben würde. Ich wurde auch fündig; in Corroios gab es einen Parkplatz mit speziell für Wohnmobile geeigneten Parzellen.

Ich fand problemlos hin, musste allerdings feststellen, dass die oben beschriebenen Plätze alle belegt waren. Es gab aber noch diverse „normale“ Parkflächen, in die meine „Hannelore“ gut hineinpasste, ohne gleich die halbe Durchfahrt zu versperren. Also parkte ich dort und genehmigte mir eine gemütliche Kaffeepause.

Danach hatte ich noch genügend Zeit für eine Fahrradtour der besonderen Art, denn von einem weiteren Vorteil meiner Entscheidung, schon heute hierher zu fahren, hatte ich euch ja noch gar nicht erzählt!

Bei meiner Reisevorbereitung vor einigen Wochen informierte ich mich natürlich auch über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten und Unternehmungen, die in Lissabon auf mich warten würden. Dabei fragte ich mich allerdings jedes Mal, wie ich denn wohl den Besuch der riesigen Cristo-Rei-Statue am südlichen Ufer des Tejo, die ja etwas abseits aller anderen Highlights liegt, in meine Planungen einbeziehen könnte. Nun, dieses Problem hatte sich jetzt von ganz allein erledigt, denn mein jetziger Parkplatz war ja nur ca. 7 km von diesem berühmten Aussichtspunkt entfernt! Also nichts wie hin!

Sagte ich eben „nur 7 km“? Ok, das stimmte zwar, aber die hatten es wirklich in sich! Die Strecke führte durch ein unglaubliches Großstadt-Verkehrsgetümmel, über Riesenexemplare von Kreisverkehren, die mich jedes Mal an „Russisch Roulett“ erinnerten! Welcher portugiesische Autofahrer rechnet denn schon mit einem Fahrradfahrer(!) im Kreisverkehr? Zusätzlich gab’s einige heftige Steigungen zu bewältigen; die Statue steht immerhin 113 m über dem Fluss!

Als ich dort endlich eintraf, war ich erst einmal geflasht von der tatsächlichen Größe dieser Christus-Statue. Die Figur selbst ist 28 m hoch (die siebtgrößte der Welt!), der Sockel, auf dem sie steht, 75 m.

Zusammen mit den schon eben erwähnten 113 Metern bietet die Aussichtsplattform ganz oben natürlich einen unschlagbaren Ausblick auf Lissabon, den Fluss und die berühmte Brücke.

Zunächst fuhr ich mit dem Fahrstuhl nach oben; das Ticket kostete 5 Euro, ein Betrag, der sich auf jeden Fall lohnt!

Mittlerweile ahnt ihr sicher schon, wie mein etwas eigenartiger Titel zu diesem Beitrag zustande gekommen ist, oder?

Über meine „Weltreise“ hatte ich ja schon mehrfach „sinniert“, und heute kommen schon wieder zwei Weltstädte in meine Sammlung! Diese Statue gleicht natürlich dem bekanntesten Wahrzeichen von Rio de Janeiro, dem Cristo Redentor, wie ein Ei dem anderen! Und was es mit Francisco auf sich hat, erklärt sich spätestens in dem Moment, in dem man einen Blick auf die gewaltige Brücke wirft, die den Fluss überspannt!

Viele Menschen werden beim Anblick der 3,2 km langen Ponte 25 de Abril sofort an die berühmte Golden Gate Bridge in San Francisco erinnert, dieser Eindruck täuscht allerdings! Mit ihrem rostroten Anstrich sind die Gemeinsamkeiten beider Brücken auch schon erschöpft! Vorbild für den Bau dieser Brücke war dagegen die ebenfalls doppelstöckige Oakland Bay Bridge, die den Stadtkern von San Francisco mit Oakland verbindet, auf der anderen Seite der San Francisco Bay gelegen.

Der Blick von hier oben war einfach nur gigantisch, und zwar nach allen Seiten! Hier könnte ich stundenlang stehen, ohne dass mir langweilig werden würde!

Der Blick auf die Altstadt von Lissabon war schon sehr verheißungsvoll; ich konnte mir noch gar nicht so recht vorstellen, dass ich mich schon morgen dort aufhalten würde…

Auch von der Ebene am Fuß des Monuments hat man einen tollen Blick auf die Stadt; von dort unten aus machte ich später natürlich auch noch so einige Fotos.

Hier sieht man die breite Mautstation. Das Überqueren der Brücke ist kostenpflichtig (3,95 EUR), allerdings nur in Süd-Nord-Richtung, also stadteinwärts.

Nach der Mautstation führt die Autobahn sofort auf die Brücke; im Hintergrund erkennt man die Tejo-Mündung und den Atlantik.

Die beiden folgenden Fotos habe ich bereits „von unten“ gemacht; der Blick auf die Stadt war wirklich wunderschön, vor allem bei so einem Wetter! Von hier aus verschickte ich dann auch schnell noch ein paar Fotos per WhatsApp.

Hier, in der Nähe der Brücke, fiel mir noch etwas anderes auf, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte: Sie machte einen Höllenlärm!

Ok, genauer gesagt, war es natürlich nicht die Brücke, sondern die Fahrzeuge, die auf den sechs Spuren über die Brücke „donnerten“. Es hörte sich an wie ein Schwarm Riesenbienen. Der extrem hohe Geräuschpegel kommt durch die Tatsache zustande, dass die Fahrbahn größtenteils nicht aus Asphalt, sondern aus Gitter-Stahlmatten besteht.

Nachdem ich diesen magischen Ort ausgiebig genossen hatte, machte ich mich auf den Rückweg. Der war jetzt nicht ganz so stressig wie der Hinweg, denn erstens hatte der Verkehr deutlich nachgelassen und zweitens ging es ja auch überwiegend bergab!

Nun konnte ich es kaum erwarten, die große Stadt endlich kennenzulernen; ich freute mich über mein geglücktes timing, ich hatte tatsächlich drei volle Tage für Lissabon zur Verfügung!

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