So langsam, aber sicher, komme ich dem eigentlichen Ziel und dem Wendepunkt meiner Reise, dem Nordkap, immer näher! Von Harstad bis dorthin sind‘s jetzt nur noch etwas mehr als 900 Kilometer!

Die direkte Verbindung würde überwiegend auf der bereits mehrfach erwähnten Europastraße E6 erfolgen, allerdings wollte ich mir einen weiteren Abstecher „genehmigen“, um die größte Stadt Nordnorwegens besuchen zu können!

Tromsø liegt etwa 70 Kilometer abseits der E6, hat ca. 74.000 Einwohner und kann neben dem schon oben aufgeführten mit einigen weiteren Superlativen glänzen: flächenmäßig größte Stadt Norwegens (so groß wie das Saarland!), nördlichste Universität der Welt, nördlichste Kathedrale der Welt, größte Stadt nördlich des Polarkeises, nördlichste Brauerei der Welt, usw..

Leider kommt noch ein weiterer Superlativ dazu, jedenfalls aus meiner Sicht: Tromsø war die verregnetste von allen bisher besuchten Städten auf dieser Reise, und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sie diesen Titel noch abgeben wird! Tromsø lag bei meiner Ankunft unter einer einzigen, wirklich dicken und bedrohlich aussehenden Regenwolke. Während des gesamten Nachmittags und während des Abends wechselten sich Nieselregen, Starkregen und „nur noch ‘n bisschen Abtropfen“ ab und machten mir es wirklich schwer, die Stadt zu genießen…

Die Universität, der Flughafen und das Zentrum der Stadt liegen auf der Insel Tromsøya; die meisten Besucher erreichen oder verlassen sie über die imposante Tromsøbrua (Tromsø-Brücke), die nach ihrer Fertigstellung 1960 Nordeuropas größte Spannbetonbrücke war und heute zu den Wahrzeichen der Stadt gehört.

Als erstes wollte ich mir einen Übernachtungsplatz suchen. Mein Reiseführer sprach von einem zwar kostenpflichtigen, aber „strategisch“ günstig gelegenen Parkplatz neben dem Polarium, den wollte ich aufsuchen!

Statt einer Adresse gab ich, wie so oft, lediglich die angegebenen Koordinaten ins Navi ein und fuhr dann nach Anweisung los. Nachdem es immer höher und höher einen Berg hinaufging und die Straßen immer abenteuerlicher, steiler und enger wurden, kamen mir die ersten Bedenken. Ich landete schließlich an einem Punkt, an dem weit und breit nichts von einem Parkplatz und schon gar nichts vom Polarium zu sehen war; ich war allerdings froh, dass ich „Hannelore“ hier wenigstens heil hinaufbekommen hab‘. Nun suchte ich im Internet nach der Adresse des Polariums, gab diese ins Navi ein und stellte fest, dass sich der Autor des Reiseführers einfach ‘mal einen fiesen Zahlendreher erlaubt hatte! Mist, das kommt davon, wenn man die programmierte Route vor der Abfahrt nicht sorgfältig kontrolliert…

Schließlich landete ich dann doch endlich auf dem besagten Parkplatz, der direkt am Hafen lag und mit fast 24,- EUR für 18 Stunden der bisher teuerste dieser Reise war!

Wegen des Regenwetters konnte ich es mir nicht leisten, mit dem Fahrrad zu fahren, sondern ich machte einen ausgiebigen Spaziergang durch die relativ kompakte, durchaus sehenswerte Innenstadt; bei jedem Regenguß konnte ich mich schnell irgendwo unterstellen oder in einen Laden gehen.

Das Erlebniszentrum Polaria, das über die Polarregion und die Barentsee informiert und direkt neben meinem Parkplatz liegt, ist ganz sicher einen Besuch wert, erst recht, wenn es draußen regnet, allerdings hatte ich nur diesen einen Nachmittag und wollte mir deshalb lieber die Stadt ansehen. Das Museum ist in einer charakteristisch geformten Stahlbeton-Konstruktion untergebracht, die an fünf sich an Land schiebende Eisschollen erinnern soll.

Ich war unterwegs in Richtung Hafen, als auf einmal eine megalaute Schiffssirene ertönte, die einem schon ‘mal durch „Mark und Pfenning“ gehen kann, wenn man nicht darauf vorbereitet ist! Kurz darauf war ich an Ort und Stelle und konnte, wie schon häufiger, ein Schiff der Hurtigruten-Linie beim Auslaufen beobachten; zu meinem Erstaunen war es eine alte Bekannte, die „Kong Harald“, die ich schon gestern in Harstad angetroffen hatte! Jetzt liefen mein Fahrplan und der der Hurtigruten offensichtlich endgültig synchron… 😉

Von hier aus konnte ich ganz bequem eine weitere Sehenswürdigkeit Tromsøs fotografieren, nämlich die berühmte Eismeerkathedrale, die die wohl markanteste Kirche Norwegens ist und das größte Glasmosaikfenster Europas aufweist. Sie liegt auf der anderen Seite der oben gezeigten Brücke; ich musste hier also eine sehr große Brennweite verwenden.

Weiter ging es, am Hafen entlang, in den eigentlichen Innenstadtbereich, der mir ziemlich „ausgestorben“ vorkam. Woran das wohl lag…? 😉

Ich weiß nicht, warum, aber beim Anblick dieser alten Reifen kamen plötzlich heimatliche Gefühle bei mir auf; schließlich lief ja gerade die Fussball-EM… 😉

5 thoughts on “In Tromsø”

  1. Daumen hoch, lieber Wolle, für diese sehr informative Beschreibung und Fotos. Hätte Dir gerne eine bessere Wetterlage gegönnt. Ich verfolge schon sehr lange die jeweils aktuelle „Nordlicht-Situation“ für Tromsö (https://arcticcampers.no/aurora-forecast/). In der Tat ist das Problem Visibility infolge der Bewölkung der größte troubleshooter. Falls uns denn Covid nochmal los lassen sollte, werde ich dennoch versuchen, relativ kurzfristig einen Einflug dort zu unternehmen. Die andere Alternative wäre (nochmal) Island, dann eher aber im Nordosten. Man wird sehen. Beste Grüße an Dich aus Bayern.

    1. Danke für deinen Kommentar, Jürgen! Tromsø lohnt sich auf jeden Fall, vorausgesetzt, man hat etwas mehr Zeit, als mir zur Verfügung stand! Dort gibt’s so viel zu sehen und zu unternehmen, auch außerhalb des Orts, dass man da locker ein paar Tage verbringen könnte. Island wäre übrigens auch mein Traum, aber solange ich mit meinem eigenen Wohnmobil unterwegs bin, wird daraus wohl nichts werden! Allein für die Überfahrt mit der Fähre müsste ich schon einen Kleinkredit aufnehmen… 😉

  2. Hier hatten wir tatsächlich mal mehr Glück gehabt. Wir waren sowohl im Sommer als auch im Winter in Tromsø und hatten jeweils tollen blauen Himmel. Zweimal sind wir auf den Hausberg Storsteinen gefahren und haben sowohl im Winter als auch im Sommer diese unglaubliche Aussicht genießen können. Für uns ist es wirklich eine Traumstadt. Aber so unterschiedlich kann es sein – das Wetter ist einfach ein sehr entscheidender Faktor.

    1. Ja, Tromsø ist bei mir aufgrund des Wetters leider viel zu kurz gekommen, deshalb bin ich auch nicht länger geblieben! Ich hoffe, ich hab‘ beim nächsten Mal mehr Glück!

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