Heute habe ich endlich, nach fast sechs Jahren, wieder La Serenissima Repubblica di San Marco besucht! Bitte? Was das sein soll? Achso, ja, dieser etwas sperrige Begriff bezeichnete die damalige Republik Venedig und gilt heute als Beiname oder als eine Art Synonym für Venedig; es bedeutet in etwa „Die Allerdurchlauchteste“… 😉

Es ist jetzt zwar erst später Nachmittag, aber fast fünf Stunden Fußmarsch durch verschiedene Teile der Lagunenstadt und einige Fahrten mit dem Vaporetto (so bezeichnet man die in Venedig und in der Lagune von Venedig verkehrenden Wasserbusse) reichen mir vorerst ‘mal! Aber alles schön der Reihe nach…

Vorgestern, also am Sonntag, habe ich die Toskana endgültig verlassen und bin nach Venedig gefahren. Um genau zu sein, natürlich nicht direkt nach Venedig (obwohl das auch ginge), sondern nach Punta Sabbioni, einem Ortsteil der Gemeinde Cavallini-Treporti. Die liegt an der Adriaküste auf einer Landzunge, die einen Teil der Lagune von Venedig bildet. Punta Sabbioni liegt dabei so ziemlich an der äußersten Spitze dieser Landzunge.

Die Fahrt von Montepulciano bis zur Autobahn war wieder sehr interessant, vor allem ergaben sich sehr schöne Blicke zurück auf die hoch über der Ebene auf einem Berg liegende Stadt; leider gab es keine richtigen Gelegenheiten, ‘mal anzuhalten und Fotos zu machen. Die Strecke auf der Autobahn dagegen war eher langatmig, ich hatte immerhin etwa 500 km zu fahren! Abwechslung gab‘s hin und wieder nur durch teilweise sehr heftigen Regen, wieder einmal! Aber während der Fahrt ist das nicht so schlimm, und als ich die Autobahn endlich verlassen konnte und erst ‘mal dringend tanken musste, hatte sich der Regen verzogen und es wurde wieder ganz erträglich.

Für die nächsten Übernachtungen habe ich mir Agricampeggio Al Bateo, eine Mischung aus Campingplatz und Stellplatz, ausgewählt, der vor allem nur etwa 400 m vom Bootsanleger entfernt liegt; von dort gehen die Boote nach Venedig, aber auch auf andere Inseln, wie Murano oder Burano.

Nach dem problemlosen Einchecken suchte mir einen schönen Stellplatz aus, danach folgten zunächst einmal die üblichen Dinge, wie Wohnmobil waagerecht aufstellen, Strom anzuschließen, Geräte aufladen und einiges mehr.

Nach einer kleinen Kaffeepause machte ich mein Fahrrad startklar und unternahm eine erste kleine Tour zur Spitze der schon oben erwähnten Landzunge, die in einer Mole endet, auf der ein mächtiger Leuchtturm steht. Direkt hier befindet sich nämlich die Einfahrt in die Lagune von Venedig, die jährlich Hunderte von Kreuzfahrtschiffen passieren, um nach Venedig zu gelangen. Der Himmel war zwar nach wie vor bedeckt, aber ab und zu blitzte die Sonne durch und tauchte die gesamte Umgebung in ein sehr schönes Licht.

Eigentlich hatte ich den gestrigen Tag für den Besuch von Venedig vorgesehen, aber das Wetter „zickte“ leider immer noch etwas, und so hab’ ich mich kurzerhand entschlossen, am Montag ausnahmsweise ‘mal mehr oder weniger nichts zu tun (eine kleine Fahrradtour hab’ ich aber dennoch unternommen!) und dafür erst heute mit dem Boot in die Stadt zu fahren, denn die Wettervorhersage für heute war richtig gut!

Damit entschied ich mich allerdings auch gegen meinen ursprünglichen Plan, auf dem Rückweg nach Deutschland noch wenigstens eine Übernachtung am Gardasee einzuschieben, denn morgen wollte ich unbedingt noch eine etwas ausgiebigere Fahrradtour hier an der Lagune machen…

Also war heute frühes Aufstehen angesagt; das Wetter war tatsächlich so wie vorhergesagt, super schön! Um 8:30 Uhr ging ich bereits vom Stellplatz zum Anleger und kaufte mir dort ein Tagesticket für stolze 20 Euro; dafür konnte man allerdings so oft, wie man wollte, mit den Vaporetti fahren, nicht nur von und nach Venedig, sondern auch z.B. auf die oben schon erwähnten Inseln.

Die Fahrt von Punta Sabbioni nach Venedig war sehr schön, fotografieren konnte ich allerdings kaum, denn die Schiffe sind sehr klein und ich saß, zusammengepfercht mit einer Gruppe junger, französischer Schüler und Schülerinnen, die alle auf ihr Smartphone starrten und trotzdem wild durcheinander schnatterten, außen im Heckbereich, mit dem Rücken zum Wasser und ohne Platz, mich umzudrehen.

Nachdem ich am Anleger der Station San Marco Zaccaria ausgestiegen war, versuchte ich erst einmal, alles auf mich wirken zu lassen und mit meinen ersten Eindrücken, die ich vor etwa sechs Jahren erlebt hatte, zu vergleichen. Ich habe 2010 eine 4-tägige Flugreise nach Venedig unternommen und bin ebenfalls mit dem Boot in die Stadt gelangt, allerdings natürlich vom Flughafen aus.

Damals war es brechend voll in der Stadt, das war dieses Mal nicht so. Nicht, dass sich hier nicht viele Menschen aus allen möglichen Ländern tummelten, aber dennoch war es deutlich angenehmer, sich durch die teilweise engen Gassen zu bewegen.

Mein erster gezielter Gang führte mich zu meinem damaligen Hotel, nur ein paar Schritte vom Markusplatz entfernt, direkt neben „Harry‘s Bar“. Es sah alles noch genauso aus wie vor sechs Jahren, fast schon wollte ich in den ersten Stock fahren und mein Zimmer aufsuchen, um mich etwas auszuruhen… 😉

Von dort aus ging ich zum Markusplatz, der übrigens als einziger Platz in Venedig die Bezeichnung Piazza tragen darf, und genoss, wie schon damals, das rege Treiben dort. Die Basilika, die z.T. immer noch eingerüstet ist (oder schon wieder?), und der berühmte Campanile interessierten mich, ebenfalls wie damals, eigentlich weniger als die vielen Menschen aus aller Herren Länder, die diesen so bekannten Platz erst mit Leben erfüllen und ihm eine besondere Atmosphäre verleihen.

Im berühmten Caffè Florian saß immer noch dieselbe blonde Lady am Klavier wie schon vor sechs Jahren…

Danach schlenderte ich langsam zur Rialto-Brücke, um dort enttäuscht festzustellen, dass auch sie vollständig saniert werden muss und fast komplett durch eine farbig bedruckte Stoffplane verdeckt wird, auf der… die Rialto-Brücke abgebildet ist! Hmm, um ein Foto der Rialto-Brücke zu sehen, hätte ich jedenfalls nicht nach Venedig fahren müssen… 😉

Kurz danach stieg ich wieder in ein Boot, fuhr den Canal Grande (nicht Canale Grande!!!) entlang bis zu seiner „Mündung“ und stieg später an der Station Arsenale aus. Ein paar Schritte weiter beginnt die breite Straße Via Guiseppe Garibaldi, eine lebhafte Geschäftsstraße, die aber kaum von Touristen, sondern von eher Einheimischen besucht wird und die mich schon damals fasziniert hat. Sie geht später über in zwei kleine Gassen, die beiderseits eines Kanals entlang führen (dort wird Obst und Gemüse noch von Booten aus verkauft!) und schließlich gelangt man auf eine kleine, bezaubernde Insel mit einem Turm, der so schief steht, dass er es meiner Ansicht nach locker mit dem in Pisa aufnehmen kann!

Verlässt man die kleine Insel wieder und spaziert in Richtung Süden, erreicht man ein parkähnliches Gebiet mit großen Bäumen und weitläufigen Rasenflächen, das man in Venedig sicher nicht vermuten würde. Schaut man sich die Stadt auf der Karte an, so hat sie in etwa die Form eines Fisches; hier, an der Station Sant’ Elena, befindet man sich sozusagen an der Schwanzflosse dieses Fisches.

Von hier aus fuhr ich, natürlich wieder mit dem Boot, zum Lido di Venezia, der andere Teil der Nehrung, die die Lagune von Venedig von der Adria trennt. Dort war ich 2010 nicht, und so war ich gespannt, was mich hier erwartete. Der Lido kam mir vor wie eine Art Seebad zu einer großen Stadt, mit einer breiten „Flaniermeile“ mit unzähligen Restaurants, Cafés, Bars und natürlich diversen Schmuck- und Textilläden, die direkt zum Strand auf der Adria-Seite führte. Vom Strand oder gar vom Meer konnte ich allerdings kaum etwas erkennen, denn hier ist jeder Zentimeter privat, d.h. es reiht sich Bagno an Bagno, private „Badeanstalten“, die grundsätzlich horrenden Eintritt verlangen und deren Zäune, mit Sichtschutz ausgestattet, an einen Hochsicherheitstrakt erinnerten…

Nun meldete sich so langsam auch mein Magen, und gerade in diesem Moment sah ich diesen uralten roten englischen Doppeldeckerbus, der zu einer Burger-Bude umgebaut war und die verrücktesten Burger anbot, dabei wurde überlaut klassische Musik gespielt. Was für eine Kombination! Dort hab’ ich mir einen Monster-Burger mit dem geheimnisvollen Namen „Cowboy“ bestellt, der so riesig war, dass ich ihn nicht geschafft habe und den Rest leider entsorgen musste, aber geschmeckt hat er wirklich lecker! Dazu gab‘s ‘ne eiskalte Cola…

Nach einer weiteren halben Stunde erreichte ich wieder die Nordseite des Lido, ging zum Anleger zurück und fuhr schließlich, nach fast sechs Stunden, zurück nach Punta Sabbioni.

Nach einer kleinen Kaffeepause machte ich meine zweite Fahrradtour, die mich erneut zum vorhin beschriebenen Leuchtturm, aber zusätzlich auch noch zu einem der größten Campingplätze Europas, dem Marina di Venezia, führte; der liegt gleich nebenan und den wollte ich mir unbedingt noch ansehen.

Dieser Campingplatz hat riesige Dimensionen, wirkt aber dennoch sehr einladend; alles ist äußerst gepflegt und sieht fast neu aus! An Möglichkeiten, was Einkaufen, Vergnügen, Shopping, Aktivitäten und Ähnliches anbelangt, mangelt es hier nicht; hier gibt‘s wirklich so gut wie alles! Aber natürlich auch jede Menge Regeln, wie z.B. die strikte Mittagsruhe; um die Badeordnung sorgfältig zu lesen, sollte man viel Zeit mitbringen…;-)

Nach einem ziemlich langen Tag habe ich mir abends im WoMo noch so einige Gläschen Rotwein gegönnt; das kleine Lädchen meines Campingplatzes hatte eine große Menge an verschiedenen Weinen anzubieten, keiner teurer als 6 Euro… 😉

2 Kommentare zu “La Serenissima”

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