Gestern früh habe ich Prag, die Hauptstadt Tschechiens, verlassen und bin von dort aus nach Leipzig, der größten Stadt Sachsens, gefahren, wo ich heute während meiner Radtour einen für mich überraschend schönen und interessanten Ort kennenlernen durfte. Wie schon gestern, werde ich auch heute wieder auf dem Seitenstreifen der Zufahrtsstraße zur Galopprennbahn, die südwestlich des Zentrums liegt, übernachten. Morgen geht es dann weiter zu meiner letzten Station auf dieser langen Türkei-Reise, nach Magdeburg.

Ich hatte meine heutige Radtour so geplant, dass ich zunächst einmal den schönen, direkt angrenzenden Clara-Zetzin-Park durchquerte und es dann, westlich an der Innenstadt vorbei, weiter in Richtung Norden ging, und zwar erneut durch eine große Parkanlage, das Rosental. Schon auf diesem ersten Teilstück gab es allerhand zu sehen, und ich stieg sehr häufig ab, um zu fotografieren. Das Wetter war heute wieder absolut perfekt, was mich natürlich ganz besonders freute…

Das Palais Rossbach (nächstes Foto) liegt inmitten des sogenannten Musikviertels, unweit des Zentrums. Dessen Eckhaus ließ der Stuckateur und Bildhauer Louis Heydrich bis 1893 mit heller Sandsteinfassade erbauen. Heydrich hat auch die Stuckarbeiten in der direkt benachbarten Bibliotheca Albertina (übernächstes Foto) ausgeführt, der Universitätsbibliothek Leipzig.

Das Gebäude auf dem nächsten Foto habe ich gleich von mehreren Positionen aus fotografieren müssen. Wegen seiner gewaltigen Größe war es nämlich gar nicht so einfach, es in seiner Gesamtheit „einzufangen“. Es handelt sich dabei um nichts Geringeres als das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in öffentlich-rechtlichen Streitigkeiten nicht verfassungsrechtlicher Art. Es ist neben dem Bundesarbeitsgericht, dem Bundesgerichtshof, dem Bundesfinanzhof und dem Bundessozialgericht einer der fünf obersten Gerichtshöfe des Bundes und hat seinen Sitz im Gebäude des ehemaligen Reichsgerichts.

Das Neue Rathaus ist seit 1905 der Sitz der Stadtverwaltung. Es befindet sich an der südwestlichen Ecke des Innenstadtrings. Der 115 m hohe Rathausturm gilt als höchster in Deutschland und ist eines der Wahrzeichen in Leipzig. Er kann im Rahmen einer Führung bestiegen werden. Das Gebäudeensemble aus Rathaus und dem dazugehörigen Stadthaus verzeichnet auf einer Nettogrundfläche von ca. 66.000 qm insgesamt 1.708 abgeschlossene Räume. Der seinerzeit größte Rathausneubau im Deutschen Reich ist auch heute noch der größte Profanbau dieser Art weltweit.

Später erreichte ich das bereits erwähnte Rosental, einen 118 ha großen, parkartigen Teil des nördlichen Leipziger Auenwalds. Er wird begrenzt durch den Elstermühlgraben im Süden und Westen, die Parthe im Norden und den Leipziger Zoo im Osten. Fährt man hier durch, so kann man sich kaum vorstellen, dass man sich immer noch mitten in einer Großstadt befindet…

Das Schillerhaus ist ein kleines ehemaliges Bauernhaus im Leipziger Stadtteil Gohlis. Im Obergeschoss des Hauses lebte Friedrich Schiller im Sommer 1785. Er arbeitete hier am zweiten Akt des Don Carlos, bearbeitete den Fiesco und schrieb die erste Fassung des Gedichts An die Freude, das er später in Dresden weiter ausführte.

Gleich in unmittelbarer Nähe durfte ich einen Blick auf das hübsche Gohliser Schlösschen werfen, ein als repräsentatives bürgerliches Landhaus errichtetes Gebäude des Rokoko. Es gehört ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Von hier aus fuhr ich auf einer weiter östlich gelegenen Route wieder zurück in Richtung Zentrum. Westlich des Hauptbahnhofs hat sich 2021 eine Bank angesiedelt. Dort gibt’s einen nicht-öffentlichen Bereich (das L-förmige Bürogebäude der Bank) sowie einen einen öffentlichen.

Der letztere beherbergt einen Palmengarten aus Stein mit insgesamt ca. 160 „Steinpalmen“. Die Säulen mit Tellerkopf sind unterschiedlich dick und hoch, schaffen aber einen schattigen Innenhof und eine ungrüne Waldatmosphäre. Bereits 1777 entstand an gleicher Stelle mit Brühls Garten einer der ersten deutschen Bürgerparks, die Steinpalmen sind also der nicht ganz so grüne Nachfolger… 😉

Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig als Einrichtung der Stadt sammelt, dokumentiert und präsentiert in seinen Ausstellungen Objekte, Informationen und Kontexte des Stadtgeschehens von der Stadtwerdung im frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Mit jährlich etwa 420.000 Besuchern zählt es zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Leipzigs.

Am Naschmarkt hinter dem Alten Rathaus traf ich auf dieses sehenswerte Gebäude, das für meinen Geschmack schönste in Leipzig überhaupt: Die Alte Handelsbörse ist das älteste Versammlungsgebäude der Kaufmannschaft und das älteste Barockbauwerk der Stadt.

Nun befand ich mich mitten im Zentrum der pulsierenden Stadt, und ich wusste gar nicht so recht, wohin ich mich als erstes wenden sollte. Langsam dämmerte mir, dass ich mich in einer wirklich sehenswerten und superinteressanten Stadt befand, die ich eigentlich schon längst ’mal hätte besuchen sollen! Es folgen ein paar Eindrücke vom Naschmarkt, vom Marktplatz, dem Alten Rathaus, einer hübschen Einkaufspassage sowie der unmittelbaren Umgebung…

Das Alte Rathaus, die Ostseite des Marktplatzes dominierend, gilt als einer der bedeutendsten deutschen Profanbauten der Renaissance. Bürgermeister und Stadtverwaltung sind allerdings seit 1905 im bereits gezeigten Neuen Rathaus untergebracht.

Auf dem Gelände von Auerbachs Hof befindet sich die prachtvollste Passage Leipzigs, die nach mailändischem Vorbild von 1912 bis 1914 errichtete Mädlerpassage. Hier befindet sich auch Auerbachs Keller, durch Goethes Faust weltberühmt geworden.

Die Nikolaikirche war einer der wichtigsten Orte der sogenannten Friedensgebete und Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen in Leipzig, einem wesentlichen Bestandteil der politischen Wende in der DDR. Sie wurde ab 1165, dem Jahr der Vergabe des Stadtrechts, im romanischen Stil errichtet und im Spätmittelalter zu einer gotischen Hallenkirche umgestaltet.

Ausgehend von den eben erwähnten Friedensgebeten eroberte 1989 der Protest den öffentlichen Raum. Eine mit Palmwedeln gekrönte Säule aus dem Kirchenschiff ist auf dem Platz nachgebildet worden. Das Projekt des Leipziger Künstlers Andreas Stötzner trägt den Gedanken des Aufbruchs symbolisch aus der Kirche hinaus. Zwei Drittel der zum ihrem Bau benötigten Mittel wurden durch Spenden von Bürgern, Unternehmen und Einrichtungen erbracht.

Ebenfalls recht sehenswert fand ich diese Skulptur: Bei den Unzeitgemäßen Zeitgenossen handelt es sich um eine von Bernd Göbel zwischen 1986 und 1989 geschaffene Bronzeplastik in der Grimmaischen Straße am Augustusplatz. Sie wurde 1990 als Geschenk an die Stadt Leipzig der Öffentlichkeit vorgestellt. Platziert auf einem Balken, der optisch an einen Galgen erinnert, befinden sich fünf nackte Figuren. Jede verfügt über ein goldenes Detail als charakteristisches Erfolgsattribut. Das Denkmal verkörpert Kritik an den überholten Denk- und Verhaltensweisen seiner Entstehungszeit und fungiert zugleich als Gegendenkmal mit fünf „Antihelden“.

Danach schaute ich mich auf dem Augustusplatz selbst um, wo es viel zu bestaunen gab. Er befindet sich am östlichen Innenstadtring und ist mit 40. 000 qm einer der größten Stadtplätze in Deutschland. Er ist seit 1839 nach Friedrich August I. benannt, dem ersten Herrscher des Königreichs Sachsen, und trug von 1945 bis zur deutschen Wiedervereinigung Anfang Oktober 1990 den Namen Karl-Marx-Platz. Während der Wendezeit 1989 war er zentraler Versammlungsort der Montagsdemonstrationen.

Das Gewandhaus zu Leipzig ist ein 1981 eingeweihtes Konzertgebäude. Zuvor gab es bereits zwei ebenfalls Gewandhaus genannte Vorgängerbauten an anderen Stellen, die als Heimstätten des Gewandhausorchesters dienten.

Direkt davor befindet sich der Mendebrunnen, die größte und zugleich prachtvollste Brunnenanlage des Leipziger Stadtgebiets. Namensgeberin ist eine gewisse Marianne Pauline Mende, Witwe des Kaufmanns Ferdinand Wilhelm Mende und Tante des Komponisten Ferdinand Thieriot, die testamentarisch 150.000 Mark „zum Bau eines die Stadt verschönernden Brunnens von monumentaler Architektur auf einem freien Platz in der Nähe der inneren Promenade, vielleicht zwischen dem Museum und dem Neuen Theater“ stiftete…

Besonders beeindruckte mich auch eines der vielen Gebäude der Leipziger Universität, hier die Fakultät für Mathematik und Informatik. Hier hätte ich auch gern studiert… 😉 Rechts anschließend sieht man das Paulinum, die Universitätskirche.

Dieses Foto zeigt die Oper Leipzig. Mit über 720 Angestellten ist sie einer der größten mittelständischen Arbeitgeber der Stadt. Dazu gehören ein Ensemble aus 24 fest engagierten Gesangssolisten, der Chor der Oper Leipzig mit 69 Mitgliedern, das Ensemble des Leipziger Balletts mit 39 Tänzern sowie die 14 Solisten, der Chor, das Ballett und das Orchester der Musikalischen Komödie. Bei Aufführungen von Oper und Ballett musiziert in der Regel das oben erwähnte Gewandhausorchester.

Etwas weiter südlich fuhr ich auf die lange Straße des 18. Oktober, die in ostwestlicher Richtung zu meinem letzten Ziel führt. Zu Beginn passierte ich dabei den südlich der Altstadt gelegenen Bayerischen Bahnhof. Er wurde 1842 von der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn-Compagnie in Betrieb genommen und galt bis zu seiner Schließung im Jahr 2001 als der älteste in Betrieb befindliche Kopfbahnhof Deutschlands. Andere Quellen sprechen sogar vom ältesten noch erhaltenen Kopfbahnhof der Welt!

Zum Gedächtnis der russischen Gefallenen während der Völkerschlacht bei Leipzig entstand 1913 die Russische Gedächtniskirche im sogenannten Nowgoroder Stil russisch-orthodoxer Kirchen.

Zum Abschluss meiner Radtour stand schließlich das wohl wichtigste Wahrzeichen der Stadt auf dem Programm: Das Völkerschlachtdenkmal wurde 1898 bis 1913 von Bruno Schmitz im Monumentalstil errichtet. Es erinnert an den entscheidenden 18. Oktober 1813 der Völkerschlacht bei Leipzig während der Befreiungskriege und stellt einen Turm dar, in dem sich eine Ruhmeshalle sowie eine Krypta befinden. Mit einer Höhe von rund 91 m ist es das höchste Denkmal Europas!

Ich musste das Denkmal einmal komplett umrunden, um ein Foto von der Sonnenseite aus machen zu können. Danach legte ich eine kleine Mittagspause ein, setzte mich in ein kleines Straßencafé am Monument (eher ein Kiosk) und verzehrte eine viel zu klein geratene Portion Backfisch mit Kartoffelsalat. Danach machte ich mich auf den Rückweg zum Wohnmobil, wo ich den Rest des schönen Tages verbrachte.

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