Der Abschied von den Damen heute Morgen an der Rezeption fiel genauso herzlich aus wie bei der Ankunft vorgestern; man könnte denken, ich sei wochenlang hier gewesen, wirklich sehr nett!

Nun ging es zu meinem eigentlichen Ziel dieser Reise, den Cinque Terre. Da in diese fünf Dörfchen allerdings kaum Straßen führen, geschweige denn, Stell- oder Campingplätze existieren, hatte ich mir als „Basislager“ den Ort Levanto ausgesucht und bei einem der drei dort ansässigen Campingplätze (Pian di Picche) bereits von zuhause aus fünf Übernachtungen reserviert!

Die Entfernung von Campingplatz zu Campingplatz betrug genau 106 km, also würde man mit ca. 90 Minuten Fahrtzeit rechnen. Diese Zeit benötigte ich allerdings schon allein in Genua, und zwar wegen des schon im gestrigen Bericht erwähnten Brückeneinsturzes im August diesen Jahres. Der gesamte Durchgangsverkehr muss immer noch komplett durch die Stadt geleitet werden, und das auch noch während des sowieso schon chaotischen Berufsverkehrs!

Da ich aber ja reserviert hatte, konnte ich das alles sehr gelassen hinnehmen. Also genoss ich während dieses zweiten „Stadtbummels“ das schöne Wetter, und ich konnte mich in Ruhe umschauen. Östlich der Stadt ging es dann endlich wieder auf die A10, von der aus man auf einigen Abschnitten hoch über dem Meer teilweise atemberaubenden Aussichten hatte.

In Höhe von Levanto bog ich von der Autobahn ab, passierte die Mautstation (8,10 EUR von Genua bis hierher) und „schlich“ dann mit 40 km/h vorsichtig an dem Blitzer vorbei, vor dem ich durch das Mail des Campingplatzes schon gewarnt worden war; ein netter Service, finde ich.

Kurze Zeit später erreichte ich Levanto, wo ich die nächsten fünf Tage verbringen wollte. Auf vielen engen Serpentinen ging es hinunter in den Ort und schließlich zum Campingplatz.

Dessen extrem enge Zufahrt bereitete mir nun ein paar bange Sekunden! Zum einen befürchtete ich, dass mir ausgerechnet jetzt auf dem nur einspurigen Weg ein anderes Wohnmobil entgegen kommen würde; ich würde hier ganz bestimmt nicht rückwärts fahren wollen! Zum anderen führte der Weg über eine steile Kuppe, und diese Kuppe war gleichzeitig auch noch eine enge Kurve! Da sich links ein Zaum und rechts eine nackte Felswand befanden, war nicht nur die Sicht nach vorne und nach hinten eingeschränkt, ich musste auch noch höllisch auf den nur Zentimeter breiten Abstand zwischen meinen Aussenspiegeln und den beiden Hindernissen aufpassen! Alter Schwede, und das auf einer Zufahrt zu einem Campingplatz…

Irgendwann war aber auch das geschafft, ohne irgendwo „anzuecken“. Ich parkte mein Fahrzeug vor der Rezeption und meldete mich an.

Dort wurde ich sogar noch herzlicher begrüsst als in La Vesima! Der Platz wird als Familienbetrieb geführt. „Papa“ hatte mich schon draußen erwartet und mich auch später eingewiesen. „La Mamma“ ist die gute Seele des Hauses und steht vorwiegend hinter der Theke des kleinen Ladens bzw. des Bistros. Die hübsche Tochter macht den ganzen Papierkram an der Rezeption, spricht hervorragendes Deutsch und sorgte dafür, dass ich mich auch hier sofort wie zuhause fühlte! Was für ein toller Empfang; ich war wirklich sehr gerührt, so etwas hatte ich bisher eigentlich noch nie erlebt!

Der Platz, den man für mich vorgesehen hatte, konnte gar nicht schöner sein! Ich hatte hier sogar SAT-Empfang, obwohl in Richtung Süden ein kleiner Gebirgszug die direkte Sichtlinie zum ASTRA-Satelliten versperrte. Das galt für die allermeisten Parzellen auf dem Campingplatz, aber nicht für meine… 😉

Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, richtete ich mich gemütlich ein. Und dieses Mal meine ich das im wahrsten Sinn des Wortes, denn noch niemals, seit ich mein eigenes Wohnmobil besitze, hatte ich einen so langen Aufenthalt auf einem Campingplatz vor mir! Das bedeutete unter anderem:

  • Wohnmobil auf Auffahrkeile fahren, damit es absolut waagerecht steht; wichtig unter anderem für den Kühlschrank
  • Kabeltrommel auspacken und Wohnmobil mit Landstrom versorgen
  • Markise ausfahren und mit der Sturmverspannung abspannen (zur Sicherheit, dadurch kann ich die Markise die gesamte Zeit über beruhigt ausgefahren lassen)
  • SAT-Antenne ausfahren
  • Tisch, Stuhl, Hocker, Gasgrill und Fahrrad aus der Garage holen
  • Toaster und Kapsel-Kaffeemaschine aufbauen

Nun war ich restlos zufrieden „mit der Welt“! Ich setzte mich nach draußen und verspeiste eine Portion Milchreis mit Kirschen, schön gekühlt und bei dieser Hitze genau das Richtige!

Danach hielt mich aber natürlich nichts mehr; jetzt wollte ich den endlich Ort erkunden, und zwar mit dem Fahrrad, versteht sich!

Ich fuhr ganz gemütlich in Richtung Wasser und sah mich gründlich um. Schon der erste Eindruck von diesem Ort war überaus positiv, ich wusste genau, hier würde ich mich wohlfühlen können! An der Promenade und am Strand angekommen, verschlug es mir erst ‘mal die Sprache; so schön hatte ich es mir hier nicht vorgestellt!

Um ehrlich zu sein, ich hatte mir eigentlich bei der Reiseplanung bezüglich Levanto überhaupt nichts vorgestellt, es sollte ja einfach nur mein Ausgangspunkt für die verschiedenen Ausflüge zu den fünf Dörfern sein.

Nun aber traf ich hier auf einen sympathischen und auch typisch italienischen Badeort, der viel Charme verbreitete, ohne aber allzu touristisch oder gar kitschig zu wirken!

Ich sah mich ausführlich um, fuhr ‘mal hierhin, ‘mal dorthin, zuerst an das Südost-Ende des Strands, dann zum Nordwest-Ende.

Danach radelte ich ein wenig durch den eigentlichen Ort, kaufe mir einen Fotomagneten als Souvenir und setzte mich dann in ein kleines Straßencafé, um einen Cappuccino zu trinken. Für den sollte ich tatsächlich nur 1,50 EUR zahlen! Ich fragte extra nach, ob ich das richtig verstanden hätte; der junge Keller hatte daraufhin sofort befürchtet, der Preis wäre mir vielleicht zu hoch… 😉

Nach dieser kleinen Stärkung begann der zweite Teil meiner heutigen Radtour. Dass das Fahrradfahren hier an der ligurischen Küste etwas zu kurz kommen würde, wusste ich natürlich schon vorher. Die bergige Gegend mit den engen und teilweise extrem steilen Straßen sowie das fast völlige Fehlen von Fahrradwegen machen das Leben der Fahrradfahrer hier sehr schwer. Nur die Küstenorte selbst, die ja meist auf Meeresspiegelhöhe liegen, erlauben es einem, ein wenig herumzufahren.

Ich hatte allerdings von einem relativ neu gestalteten Fahrradweg von Levanto in die beiden Nachbardörfer Bonassola und Framura gelesen, der einer alten Bahntrasse folgt, überwiegend durch Tunnel verläuft und sowohl für Bikes als auch für Fußgänger geeignet sein sollte. Den wollte ich jetzt ‘mal „unter die Räder“ nehmen…

Er beginnt am nordwestlichsten Punkt des Strands. Gleich zu Beginn ging es durch einen kurzen Tunnel, in dem es angenehm kühl war; ab und zu bekam ich auch ‘mal den einen oder anderen dicken Wassertropfen in den Nacken!

Ein Blick zurück auf die erste Tunnelausfahrt und auf einen Teil des Strands von Levanto.

Ich fuhr nun durch mehrere solcher Tunnel, manchmal auch durch ziemlich lange Exemplare. Immer wieder gab es aber auch Abschnitte im Freien, teilweise durch extra angepflanzte Palmen verschönert; von den meisten hatte man einen wunderschönen Blick auf das Meer.

Nach einer Weile erreichte ich das erste Dorf, Bonassola, das geschützt in einer kleinen, traumhaft schönen Bucht liegt. Dort ging es schon etwas beschaulicher zu als in Levanto, aber auch hier war der Strand recht gut „bevölkert“.

Und immer wieder faszinierte mich der Blick auf’s Meer, der sich mir zwischendurch bot! Wie kommt es nur, dass wir alle fast „ausflippen“, wenn wir sowas sehen? Ist doch nichts als Wasser…? 😉

Noch ein paar Minuten weiter, und ich traf in Framura ein; dort verläuft die Bahnlinie direkt am Meer und mit dem schönen Fahrradweg war’s nun leider vorbei! Ich schaute mich dort noch etwas um, machte ein paar Fotos und trat dann den Rückweg nach Levanto an. Zwar auf derselben Strecke, aber das machte mir in diesem Fall natürlich nichts aus, wie man sich denken kann.

Nach ein paar weiteren „Runden“ in Levanto fuhr ich am Spätnachmittag wieder zurück zu meinem Campingplatz.

Den Abend verbrachte ich zufrieden und satt vor dem Wohnmobil; ich hatte zur Feier des Tages den Grill „angeworfen“ und vier Scheiben Fleisch samt einer Portion Nudelsalat verdrückt!

Heute habe ich wieder einen extrem schönen Tag erleben dürfen! Meine Planungen haben perfekt funktioniert (‘mal abgesehen vom Stau in Genua), ich habe wieder einmal sehr nette und freundliche Menschen kennengelernt, und mir ging es verdammt gut hier! Ich freute mich auf die kommenden Tage und besonders natürlich auf morgen, denn dann werde ich zum ersten Mal in meinem Leben die berühmten Cinque Terre besuchen!

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