Etwas ungläubig schaue ich heute Morgen um 7:00 Uhr aus dem Fenster, nachdem ich gerade eben meinen Wecker „erwürgt“ habe: Strahlend blauer Himmel in allen Richtungen, einfach überall, keine noch so kleine Wolke in Sicht! Na also, geht doch! Heute ist der fünfte Tag meiner Italienreise; ich weiß kaum noch, wie Sonnenschein eigentlich aussieht… 😉

Nach dem Frühstück zahle ich die Übernachtung am Automaten (10,- EUR), verlasse den Wohnmobilstellplatz und befinde mich schon wenige Minuten später auf der mautpflichtigen Autostrada in Richtung auf mein nächstes Ziel, Venedig!

Hier herrscht ziemlich viel Verkehr, aber es gibt zumindest keine nennenswerten Staus. Bei Padua verlasse ich die Autobahn, zahle an der Mautstation per Kreditkarte 8,90 EUR und fahre dann den Rest der Strecke zum Campingplatz Fusina, den ich auch schon 2018 gegen Ende meiner Cinque-Terre-Tour besucht und wo es mir sehr gut gefallen hatte. Der riesige Platz bietet alle Annehmlichkeiten eines Campingplatzes und ist meiner Ansicht nach vor allem wegen der perfekten Verbindung nach Venedig beliebt: Direkt neben dem Platz geht nämlich die Personenfähre (Vaporetto) nach Zattere ab, einem Anleger im Stadtteil Dorsoduro. Außerdem gibt es hier etwa 20 Stellplätze, die direkt an der Lagune liegen und einen fantastischen Blick auf Venedig bieten!

An der Rezeption empfängt mich eine supernette junge Lady, die perfektes Englisch spricht, und eröffnet mir zunächst einmal, dass ich pro Übernachtung statt 28 nur 20 Euro zu zahlen hätte, obwohl ich vor Reisebeginn einen teureren Lagunenplatz reserviert habe; es sei wegen Corona zurzeit nicht so viel los, deshalb kosteten alle Plätze gleich viel!

Erst superschönes Wetter, jetzt eine Ersparnis von 16 Euro? Dieser Tag gefällt mir jetzt schon; bin echt gespannt, was als nächstes kommt! Wie wär’s mit ’ner kostenlosen Handwäsche für „Hannelore“…? Ich kaufe gleich noch ein Rückfahrticket für das Boot morgen; die dafür fälligen 13,- EUR sind schon ’mal „umsonst“… 😉

Nun fahre ich auf den Platz, bis ganz nach vorn. Nur ein paar der Lagunenplätze sind belegt, ansonsten habe ich wieder ’mal die „Qual der Wahl“. Ich suche mir einen Platz aus und stelle ein paar Minuten später belustigt fest, dass ich zufällig wieder genau dort „gelandet“ bin, wo ich auch schon 2018 stand! Eigentlich sind damit leider auch ein paar schlechte Erinnerungen verbunden, denn damals hatte ich dummerweise mein eigenes Wohnmobil „abgestochen“: Ein sehr spitzer, abgebrochener Ast eines Baums hatte sich beim Rangieren hinten in den oberen Teil der Rückwand gebohrt, weshalb meine arme „Hannelore“ später, im Februar 2019, sogar ein komplett neues Dach bekommen hatte! Wer Näheres wissen will, wird hier fündig!

Interessant ist, dass die Stellplätze hier jetzt so umorganisiert sind, dass die Fahrzeuge parallel zum Weg und zum Wasser stehen müssen (siehe Foto). 2018 war das noch anders, man stand damals mit der Front des Fahrzeugs in Richtung Lagune. Der Grund für die Umgestaltung ist nicht ersichtlich. Ob’s an Corona liegt? Durch die neue Anordnung sind die Abstände zwischen den Fahrzeugen jedenfalls deutlich größer als vorher. Oder hat man etwa eingesehen, dass einige der Lagunenplätze zum Ein- und Ausfahren doch etwas zu kurz geraten waren (was ich ja damals auch sehr schmerzlich erfahren musste)?

Nachdem ich mich eingerichtet und Strom angeschlossen habe, mache ich einen kleinen Rundgang über den Platz und sehe mir alles genau an. Ich schaue in den kleinen Shop, notiere mir die Öffnungszeiten der beiden Restaurants, „inspiziere“ die sanitären Anlagen und gehe dann noch schnell zur Rezeption, denn ich sollte dort noch die Platznummer angeben, die ich mir ausgesucht habe. Als ich die Lady frage, seit wann die Lagunenplätze umgestaltet sind, antwortet sie, das sei schon immer so gewesen! Ich krame auf meinem iPhone kurzerhand ein entsprechendes Beweisfoto von meinem Besuch aus 2018 hervor und zeige es ihr! Sie staunt nicht schlecht, dann fällt ihr plötzlich ein, dass sie ja erst seit Anfang 2019 hier arbeitet! So viel zu „schon immer“… 😉

Ich laufe zurück zum Wohnmobil und staune immer wieder über die riesigen „Pötte“, die hier direkt vor mir vorbeischippern. Ich mache mir etwas zu essen (Matjesfilets mit Kartoffelsalat; schmeckt mir gut und erfordert keinerlei Kochkünste…;-)) und lege dann eine kleine Mittagspause ein. Ich sitze draußen, genieße das schöne Wetter und den Blick auf die Stadt und mache ansonsten… gar nichts!

Etwas später komme ich mit meinen Nachbarn ins Gespräch; sowohl vor als auch hinter mir steht inzwischen ein Wohnmobil. Ein Paar aus Recklinghausen war noch nie in Venedig und freut sich sehr auf den Besuch morgen. Zum Fahrzeug vor mir gehört ein allein reisender junger Mann, ebenfalls zum ersten Mal hier, der gleich einen ganzen „Sack voller Fragen“ hat; glücklicherweise kann ich fast alle beantworten bzw. meine Meinung dazu abgeben.

Für heute habe ich noch eine kleine Radtour geplant; vielleicht kommt ja sogar wieder meine kleine Foto-Drohne zum Einsatz! Nach einem Cappuccino fahre ich zunächst zum Fähranleger, um mir dort schon ’mal alles anzuschauen. Hier war ich zwar 2018 schon, aber inzwischen konnte sich ja auch hier so einiges geändert haben…

Auch hier hat man, genau wie von meinem Stellplatz aus, einen tollen Blick auf die wunderschöne Lagunenstadt; der fast 100 m hohe Markusturm (rechts) ist wohl nicht zu übersehen!

Dann fahre ich in etwa die gleiche Strecke ab, die ich vor zwei Jahren auch schon ausgewählt hatte; so viele Möglichkeiten für (kurze) Radtouren gibt’s in der Umgebung des Campingplatzes leider nicht!

Das Traumwetter, die angenehmen Temperaturen und Landschaften wie solche auf dem nächsten Foto machen Radtouren für mich immer wieder zu einem absolut perfekten Erlebnis! Man muss halt nicht immer spektakuläre Objekte vor der „Linse“ haben, finde ich! Hier draußen ist alles „mucksmäuschenstill“, ich bin völlig allein hier…

Ich schaffe es tatsächlich, auf mehr oder weniger abenteuerlichen Feldwegen bis ganz ans Wasser zu gelangen. Ich starte meine Drohne, mache allerdings nur einige wenige Fotos und eine kurze Videosequenz in sehr geringer Höhe, denn hier scheint es mir doch „eine Spur“ zu windig und damit zu gefährlich für meine Drohne! Ich weiß, dass andere „Piloten“ damit kein Problem hätten, weil sie ihr Gerät genau kennen, aber soweit bin ich leider noch nicht…

Nach einer Weile drehe ich um und fahre wieder zum Campingplatz zurück. Ich genehmige mir eine Dose Weizenbier mit Grapefruitgeschmack (etwas eigenartig vielleicht, aber ziemlich lecker!), schreibe ein paar „WhatsApps“ und plane (grob) meinen morgigen Besuch in der Stadt. Kurz vor dem Abendessen mache ich ein kleines Schläfchen.

Noch bevor der 30-Minuten-Timer abläuft, werde ich durch megalautes Prasseln auf dem Dach wach! Ein starker Regen geht über den Platz; dicke, dunkle Wolken bedecken den gesamten Himmel! Woher, zum Teufel, kommen die denn so plötzlich??? Ich habe natürlich sämtliche Dachluken geöffnet, die ich jetzt blitzartig schließen muss; einige der Sitzpolster waren über die nicht angekündigte Dusche ganz sicher „not amused“! Tisch und Campingstuhl draußen sind natürlich ebenfalls „pitschnass“, aber die sind dafür auch konstruiert, macht also nix!

Das Spektakel beruhigt sich genauso schnell, wie es offenbar gekommen ist; zur Versöhnung gibt’s ein paar Minuten später noch ein „Teilstück“ eines Regenbogens!

Nach dem Abendessen mache ich noch die obligatorischen Notizen zum heutigen Tagesablauf und höre etwas Musik. Zufällig finde ich einen Radiosender, auf dem ohne die sonst üblichen ständigen Unterbrechungen tolle Oldies gespielt werden; den merk’ ich mir…

Das war ein schöner Tag heute, obwohl ja eigentlich gar nichts Besonderes gewesen ist… 😉

4 thoughts on “Logenplatz in Fusina”

  1. Du weckst große Erwartungen auf den nächsten Tag. Da Du ja Venedig schon gut kennst, lässt sich das aushalten. Ansonsten würde ich persönlich verrückt werden, wenn ich die tolle Stadt bei diesem Wetter so unmittelbar vor mir hätte, aber auf den nächsten Tag warten müsste.

    1. Lach… ja, das hast du sehr treffend beschrieben, Anja, und es ist natürlich auch niemals von Nachteil, immer schön neugierig zu bleiben! Das Warten fiel mir hier allerdings nicht nur wegen des tollen Wetters relativ leicht; die wegen Corona stark eingeschränkten Fährverbindungen hätten mir sowieso kaum eine Wahl gelassen… 😉

  2. Hallo Wolfgang,
    schön wenn man bei sonnigem Wetter zum nächsten Ziel weiterfahren kann und schließlich dein Campingplatz dann noch für eine finanzielle Überraschung gesorgt hatte. Man freut sich auch wenn man seine Erfahrungen als WoMo-Profi weitergeben kann. Wenn man Zeit hat und so in Ruhe ankommen kann um sich auf einen ereignisreichen Tag vorzubereiten, hat man vieles richtig gemacht.
    Let’s go !
    Liebe Grüße, Roland

    1. Wohl wahr, Roland! Seit ich ab Beginn des letzten Jahres zeitlich tatsächlich völlig unabhängig bin, nehme ich mir auch etwas mehr Zeit für die einzelnen Etappen einer Reise. Da geht auch schon ’mal ein Tag OHNE Fahrrad und OHNE Wanderung zuende! Inzwischen sind solche Tage eigentlich kein „Campen“ mehr für mich, sondern eher „Wohnen“, halt nur an einem anderen Ort… 😉 Danke für deinen Kommentar!

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