Als ich heute Morgen den Stellplatz in Syrakus verließ, hatte ich eigentlich noch kein festes Tagesziel vor Augen. Ich fuhr weiter nach Süden, in Richtung Südspitze Siziliens.

Nach etwa 50 km erreichte ich den kleinen Küstenort Marzamemi, der mir schon von weitem sehr gut gefiel. Ich beschloss daher, dort zu parken und einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Im Norden, direkt am Meer, fand ich einen großen Parkplatz, der bereits gut belegt war; kein Wunder, denn gleich nebenan befand sich einer der großen Strände des Orts. Es gab hier sogar Parkwächter, zwei junge Männer nämlich, die geschäftig hin- und herflitzten und mir einen für mein Wohnmobil geeigneten Platz zuwiesen. Die Tagesgebühr betrug nur 3 Euro.

Ich schnappte mir meine Kamera und kletterte zunächst ’mal auf die Mauer, die den Parkplatz vom Meer trennt, um ein paar Fotos zu machen.

Danach ging es in den Ort. Die pastellfarbenen, meist hellgelben Gebäude sowie die oft mit blühenden Bäumen gesäumten Straßen gaben ein hübsches Bild ab.

Marzamemi, das auch das „verzauberte Dorf“ genannt wird, ist ein altes Fischernest, dessen Ursprünge bis auf die Zeit der arabischen Herrschaft um das Jahr 1000 zurückgehen. Hier entstand die erste Tonnara (Thunfischfabrik), die viele Jahrhunderte lang die wichtigste in ganz Ostsizilien war. Um 1600/1700 wurde sie umgebaut und vergrößert, und die Fischerhäuser, der Palast der Familie Villadorata sowie die Kirche San Francesco di Paola errichtet. Die Tonnara blieb bis 1969 in Betrieb, dann wurde sie wegen Thunfischmangels geschlossen. Der zentrale Platz ist die quadratische Piazza Regina Margherita, die eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlt. Hier könnte man es eine ganze Weile aushalten, allerdings war um diese frühe Uhrzeit noch so gut wie gar nichts los! Links auf dem Foto sieht man die alte Kirche…

…und hier die neue. Beide sind dem Schutzpatron des Orts, Franz von Paola, gewidmet, der mir ja bereits mehrfach „begegnet“ ist, unter anderem in Vieste. Das Gebäude links der Kirche beherbergte früher die oben beschriebene Tonnara. Heute dient es zusammen mit dem Palazzo und den angrenzenden Lagerräumen als Touristenunterkunft sowie als begehrte location für die typisch sizilianischen Familienfeiern.

Im Süden des eigentlichen Ortskern schließen sich zwei kleine natürliche Häfen namens Fossa und Balata an, in denen die Boote der sizilianischen Fischer schaukeln. Dazwischen liegt eine weitere kleine Bucht.

Auch hier gibt es viele kleine Läden, die den Besucher anlocken. Neben den üblichen Souvenir- und Krimskramsläden…

…findet man hier vor allem auch ein üppiges Angebot an typisch regionalen Produkten, überwiegend natürlich Fisch aller Art!

Da ich nun gerade Zeit und auch Lust hatte, betrat ich diesem Laden, Adelfio Conserve di Marzamemi, der im Wesentlich aus einer großen Halle bestand. Hier gab es so ziemlich alles, was mit Fisch zu tun hat. Nachdem ich mich eine Weile umgesehen hatte, schnappte ich mir endlich einen kleinen Korb und fing an, ein paar Sachen auszuwählen. Dies war seit Antritt meiner Reise vor drei Wochen doch tatsächlich das allererste Mal, dass ich ein paar ess- und trinkbare „Mitbringsel“ einkaufte, unter anderem Thunfisch in allen möglichen Variationen, Pesto, Wein, Oliven sowie Olivenöl.

Da ich nun zwei schwere Taschen zu tragen hatte, ging ich zurück zum Wohnmobil und setzte meine Fahrt fort, nachdem ich alles rüttel- und schüttelfest verstaut hatte. Im Nachhinein war ich sehr froh, diesen hübschen und vor allem immer noch recht authentischen Ort entdeckt zu haben, wenn auch mehr oder weniger zufällig.

Kurze Zeit später befand ich mich in der südlichsten Gemeinde Siziliens, in Portopalo di Capo Passero. Hier sollte es einen kostenlosen Parkplatz auf der Steilküste hoch über dem Meer geben, zwar „ohne alles“, aber mit schönster Sicht auf das Meer und auf den Ort. Nach einer kleinen „Irritation“, die ’mal wieder durch mein dickköpfiges Navi verursacht wurde, fand ich diesen Platz auch, nach einem kleinen Umweg. Er lag an einer geschotterten Nebenstraße, auf der so gut wie kein Verkehr herrschte, und gefiel mir eigentlich ganz gut!

Das nächste Foto offenbart die „Kehrseite der Medaille“, im wahrsten Sinn des Wortes sogar.!Von den Müllproblemen im südlichen Italien hatte ich in den letzten Tagen und Wochen ja schon mehrfach berichtet. Dieser Ort hier machte da leider keine Ausnahme! Allerdings war dies hier, hinter den Resten eines Turms(?), die einzige größere Ansammlung von Abfall, daher ließ ich mich davon nicht weiter stören. Obwohl ich bereits zur Mittagszeit hier eintraf, beschloss ich, zu bleiben und den Rest des Tages hier zu verbringen, nicht zuletzt auch wegen des zwar warmen, aber doch angenehmen Winds, der hier herrschte. Von hier aus konnte ich einen kleiner Spaziergang in der Umgebung machen, und vor allem gab’s hier jede Menge Fotomotive.

Auch für den Sonnenuntergang schien mir dieser Ort bestens geeignet zu sein. Dies war zwar nicht der südlichtes Punkt der Insel (der lag ein paar wenige Kilometer entfernt), aber dennoch war ich hier praktisch von drei Seiten vom Meer umgeben.

Die kleine, flache und unbewohnte Insel, rechts auf dem Foto gerade noch zu erkennen, ist die Isola di Capo Passero. Sie ist nach dem gleichnamigen Kap (deutsch Spatzen-Kap) an ihrer Ostspitze benannt.

Ich machte mir etwas zu essen und trank fast einen Liter (viel zu süßen) Eistee! Nach einem kleinen Verdauungsschläfchen stellte ich erstaunt fest, dass sich der Himmel inzwischen etwas bezogen hatte. Zusammenhängende Wolken hatte ich seit vielen Tagen nicht mehr gesehen, und die Temperatur von „nur“ 27 Grad war schon fast angenehm zu nennen.

Der Wind hatte jetzt deutlich nachgelassen, und nach der Kaffeepause nutzte ich während eines kleinen Spaziergangs die gute Gelegenheit, meine Drohne einzusetzen und ein paar Videoaufnahmen zu machen. Fotos machten hier eigentlich wenig Sinn, ich befand mich ja bereits hoch über dem Meer…

Nach einem netten Video Chat mit meiner Schwägerin und ein paar fälligen „Büroarbeiten“ war auch schon wieder das Abendessen dran. Danach genoss ich, wie erhofft, einen superschönen Sonnenuntergang, bei dem ich natürlich sehr viele Fotos machte. Gegen 22 Uhr war auch dieser Tag für mich zu Ende…

ANMERKUNG: Die unten angehängte Aufzeichnung meines Spaziergangs in Marzamemi ist leider nicht ganz korrekt. Ich vermute, dass ich die gerade aufzeichnende Komoot-App nicht pausiert habe, als ich im Laden eingekauft hatte. Da der GPS-Empfang in Gebäuden meistens nicht funktioniert, „denkt“ sich die App während dieser Zeit irgendwelche zufälligen Koordinaten aus, oft zu sehen an schnurgeraden Strecken auf der Karte, die ich so niemals gegangen bin.

4 thoughts on “Mitbringsel aus Marzamemi”

  1. Hallo Wolfgang,
    Marzamemi macht auf mich durch deine Fotos einen recht genügsamen Eindruck. Das rührt auch durch die kleinen Gebäuden auf den Bildern und den wenigen Menschen die man sieht. Ich denke das dort wohl eher die Einheimischen in der Übermacht sind. Dein Einkauf stelle ich mir mit tollen Produkten vor. Es ist einfach traurig das man in den südlichen Gefilden immer mit dem herumliegenden Müll konfrontiert wird. Tolle Fotos vom Sunset !
    LG Roland

    1. Ja, Roland, der Ort ist recht klein und vor allem auch nicht besonders touristisch. Mich hat vor allem seine Ursprünglichkeit begeistert. Das sieht man schon an der kleinen Piazza, wo es nicht ’mal ein einziges Geschäft gibt. Dass dort zwei Restaurants existieren, erkennt man auch nur an den draußen aufgestellten Stühlen und Tischen, sonst würde man von ihnen nichts sehen! Danke für deinen Beitrag!

  2. Interessant, dass die App Dich mal übers Meer hat laufen lassen 🙂
    So ein kleiner Ort zwischendurch ohne die Masse an Sehenswürdigkeiten ist ja auch mal wieder erholsam nach den beiden großen Städten. Die Seele kann mal wieder nachkommen und durchatmen. Toll, dass Du so einen schönen Stellplatz hattest (vom Müll mal abgesehen) und die Aussicht und den Sonnenuntergang genießen konntest.
    LG Anja

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