Nach Belgrad und Budapest in den vergangenen Tagen ist Prag nun schon die dritte Stadt auf meiner Türkei-Reise, die ich bereits von früheren Touren her kenne. Allerdings würde ich, wenn ich in der Nähe sein sollte, die beiden zuletzt genannten wohl immer wieder besuchen, denn sie zählen für mich ganz klar zu den schönsten Städten der Welt!
Gestern früh begann meine letzte große Etappe auf dieser Reise. Insgesamt waren nämlich fast 550 km zurückzulegen und zwei Grenzen zu überqueren. Zwischen Ungarn und Tschechien liegt ja auch noch die Slowakei, und meine Route führte direkt durch deren Hauptstadt Bratislawa, die ich ebenfalls schon besucht hatte. An beiden Grenzübergängen erfolgten keinerlei Kontrollen, so hatte ich dort wenigstens keine großen Wartezeiten. Für die beiden hier in Prag vorgesehenen Übernachtungen hatte ich, wie auch schon in Budapest, auf „Altbewährtes“ zurückgegriffen und auf dem bereits bekannten Campingplatz River Camping Prague eingecheckt, der nördlich des Stadtzentrums im Ortsteil Troja (nun schon das zweite Troja, das ich auf dieser Reise besuche…;-)) direkt an der Moldau liegt.
Nach einer erholsamen Nacht stand ich heute um 7 Uhr auf und freute mich über das schöne Wetter, das einen supertollen Tag versprach! Während meiner Reisevorbereitungen hatte ich mich bei der Planung für meine Radtour durch Prag sehr viel Mühe gegeben und viele Sehenswürdigkeiten und Plätze berücksichtigt, die ich während meines Aufenthalts vor vier Jahren noch nicht kennengelernt hatte. So fuhr ich dieses Mal vom Campingplatz aus zuerst ein kleines Stück nach Westen und überquerte die Moldau dann über eine kleine Fußgänger- und Fahrradbrücke (Foto).
Sie führt direkt in einen weitläufigen Park, der mir extrem gut gefallen hat! Die Stromovka (deutsch Baumgarten), offiziell Královská obora, ist eine 95 ha große Grünanlage im Stadtteil Bubeneč. Das Gelände diente ab dem 13. Jahrhundert als herrschaftliches Jagdgebiet, das ab 1804 zu einem öffentlichen Park umgestaltet wurde. Mit ihren Teichen, Wiesen und Waldflächen ist die Stromovka heute ein städtischer Naherholungsraum, der als Natur- und Kulturdenkmal unter besonderem Schutz steht.
Dieses barocke, mitten im Park befindliche Salongebäude wurde Ende des 17. Jahrhunderts erbaut. Die Deckenfresken im Saal stammen von Johann Jakob Steinfels. Ab den 1820er Jahren fungierte es als Gastwirtschaft. Seinen heutigen Namen Šlechtova restaurace (Šlechtovka) hat es von Václav Šlechta, dem letzten Betreiber bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Das von den Kommunisten verstaatlichte Restaurant musste in den 1960er Jahren aufgrund des desolaten Zustands schließen; von 2017 bis 2021 wurde es dann aufwändig restauriert.
Auf einem Hügel nördlich der Altstadt breitet sich der hübsche Letná-Park (tschechisch Letenské sady) aus. Den hatte ich zwar 2019 schon besucht, aber auch dieses Mal wollte ich mir den unvergleichlich schönen Blick von dort aus auf die Moldau und die Prager Altstadt nicht entgehen lassen! Erst recht nicht, weil ich heute deutlich schöneres Wetter hatte als damals. Gleich vier der insgesamt fünfzehn Brücken über die Moldau sind hier in Nord-Süd-Richtung zu sehen, unter ihnen natürlich auch die weltbekannte Karlsbrücke (die zweite von unten).
Danach ging es steil hinunter bis zum Flussufer, dort über die Čechův most, die kürzeste aller Moldaubrücken, auf die andere Seite und schnurstracks ins das Zentrum der schönen Altstadt…
…zum Altstädter Ring. Der älteste und bedeutendste Platz in Prag ist umgeben von historischen Gebäuden unterschiedlicher Baustile, wie dem Altstädter Rathaus (Foto links) mit der weltberühmten Astronomischen Uhr, der gotischen Teynkirche (siehe weiter unten), der barocken Nikolauskirche (Foto Mitte und übernächstes Foto) und dem Rokoko-Palais Golz-Kinsky. In der Mitte des Platzes erhebt sich das monumentale Denkmal des böhmischen Reformators Jan Hus. Dort hielt ich mich weit über eine Stunde auf, um mir alles genau anzuschauen und die schöne Atmosphäre zu genießen.
Hier wird der bekannte Prager Schinken vorbereitet, bei dessen Anblick mir schon das Wasser im Mund zusammenlief… 😉
Das „Spektakel“ an der astronomischen Uhr, das eigentlich gar keines ist und das kurz vor jeder vollen Stunde beginnt und Hunderte von Touristen anlockt, hatte ich mir dieses Mal erspart.
Kurz vor Verlassen des Platzes bekam ich nun aber doch Hunger und gab meinem Verlangen nach dem bereits erwähnten Schinken nach! Ich weiß gar nicht, was mich mehr beeindruckte, die deftige, aber ziemlich überteuerte Portion dieser „Leckerei“…
…oder die Waden dieses „Grillmeisters“, die ich in dieser imposanten Ausprägung wohl noch niemals in meinem ganzen Leben zu sehen bekommen hatte… 😉
In der Bildmitte sieht man die ebenfalls am Platz befindliche Kirche der Jungfrau Maria vor dem Teyn (kurz Teynkirche, auch Marienkirche). Das römisch-katholische Gotteshaus gehört mit seiner Westfassade mit den beiden markanten Türmen zu den Wahrzeichen der tschechischen Hauptstadt.
Einen Trdelník (ein traditionelles Gebäck) für umgerechnet 3,40 EUR musste ich später natürlich auch noch probieren, und zwar die klassische Variante. Sehr, sehr lecker, muss ich sagen…
Nun war es aber Zeit für die berühmte Karlsbrücke, die ich zwar 2019 auch schon überquert hatte, aber die ich heute ebenfalls auf keinen Fall auslassen wollte. Meine sehr „spezielle“ Erfahrung, die ich hier damals gemacht habe, kann man an dieser Stelle nachlesen…
Auf der Westseite der Moldau fuhr ich dann zunächst ein Stückchen nach Süden, wechselte dann über die Brücke der Legionen erneut die Seite und radelte danach eine ganze Weile am rechten Flussufer entlang, ebenfalls in Richtung Süden, wo es wieder allerhand Interessantes zu sehen gab.
Mein Weg führte auch wieder an diesem sehenswerten, vom kanadische Stararchitekt Frank Gehry stammende Gebäude vorbei: Die Prager nennen es das Tanzende Haus (tschechisch Tančící dům) oder auch Ginger und Fred (nach Ginger Rogers und Fred Astaire).
Die anschließende Uferpromenade am Prager Kai hat sich inzwischen zu einem bekannten Szene-Treff entwickelt. Vor allem am Spätnachmittag und am Abend trifft man hier auf viele, meist jüngere Menschen, die hier ausgelassen oder auch entspannt ihren Feierabend verbringen…
Meine weitere Route führte mich später durch verschiedene Parks und an einigen sehenswerten Kirchen und Gebäuden vorbei. Die Kirche des heiligsten Herzens des Herrn ist eine römisch-katholische Kirche auf dem Georg-von-Podiebrad-Platz im Prager Stadtteil Vinohrady. Sie wurde von 1928 bis 1932 nach Plänen des slowenischen Architekten Jože Plečnik erbaut.
Schließlich passierte ich auch den zwischen 1985 und 1992 errichteten Žižkov-Fernsehturm. Er erhebt sich mit einer beeindruckenden Höhe von 216 m weit über die historische Skyline von Prag. Die Sternwarte befindet sich 93 m über dem Boden und ist für Besucher geöffnet.
Danach radelte ich weit nach Osten zu einem alten Güterbahnhof, der mir als lohnende Ziel empfohlen wurde. Allerdings fand ich dort nichts wirklich Sehenswertes! Schon fast auf dem Rückweg ging es dann noch einmal steil bergauf: Der Vítkov (deutsch Veitsberg) ist eine bis zu 271 m hohe, großteils von Wald bedeckte längliche Erhebung und trennt den nördlich liegenden Stadtteil Karlín vom südlich liegenden Žižkov. Das Nationaldenkmal mit der kolossalen Reiterstatue Jan Žižkas dominiert den Hügel nach Westen, zum Stadtzentrum hin. Daran grenzen ein 15 ha großer Park und eine Sportanlage an.
Nach einer „wilden“ bergab führenden Fahrt, bei der ich tatsächlich ein wenig Angst um meine Bremsen hatte, überquerte ich erneut die Moldau, nun bereits zum 5. Mal! Später schaute ich mich auf einem alten Industriegelände im Stadtteil Holešovice um, wo zwar sehr viel Betrieb herrschte, es aber eigentlich auch nichts wirklich Besonderes zu sehen gab…
Die sechste und letzte Moldau-Überquerung erfolgte, nach einem kurzen Einkaufs-Stopp in einem Supermarkt, schließlich über die modern geschwungene, schneeweiße Troja-Brücke, die ich vor vier Jahren ebenfalls bereits kennengelernt hatte. Kurz darauf traf ich auf dem inzwischen komplett belegten Campingplatz ein, wo ich mich nach einem sehr gelungenem Tag auf einen ruhigen Abend freute…