Puh, war das eine Nacht! Aus dem Wind, der gestern gegen Abend schon deutlich zugenommen hatte, wurde in der Nacht fast ein ausgewachsener Sturm! Und der hat das Wohnmobil ordentlich durchgerüttelt, als wäre es ein Plastikspielzeug! An durchgehenden Schlaf war da kaum zu denken, und so war es kein Wunder, dass ich schon um kurz nach 07:00 Uhr auf den Beinen war.

Es „windete“ zwar immer noch, aber nicht mehr so kräftig. Die Sonne stand noch hinter den Bergen, aber durch die Frontscheibe konnte ich sowieso kaum sehen, denn die war komplett mit Salz bedeckt! Nur hatte ich also meine eigene Saline… 😉

Ursprünglich hatte ich daran gedacht, mit dem Fahrrad zum Kap zu fahren, allerdings war es dazu viel zu windig! Ich fuhr also mit dem Wohnmobil hinauf, und im Nachhinein beglückwünschte ich mich zu dieser Entscheidung, denn die teilweise extremen Steigungen hätten mir mit dem Bike doch erhebliche Schwierigkeiten bereitet!

Die Aussichten auf das Meer waren schon hier, während der Anfahrt, sehr schön, aber wie immer gab es leider kaum Möglichkeiten, ‘mal eben für ein Foto zu halten.

Oben am Kap endete die asphaltierte Straße in einem geräumigen Wendehammer, an dem ich mein Fahrzeug abstellen konnte.

Mit Cabo de Gata (deutsch: Kap der Katze) ist eigentlich eine ca. 33 ha große Landspitze gemeint, die östlich von Almeria ins Meer hineinragt, und die als Naturpark Parque Natural de Cabo de Gata-Níjar ausgewiesen ist. An ihrer Südspitze befindet sich das eigentliche Kap mit gleichem Namen.

Der Park mit seinen traumhaften Stränden ist in erster Linie Urlaubsziel zum Baden, Tauchen und Schnorcheln. Die Unterwasserwelt ist sehr artenreich und zählt ebenfalls zum geschützten Bereich. Für schwindelfreie gibt es entlang der Küste zahlreiche wunderschöne Wanderwege. Manche Traumbuchten sind ohnehin leider nur zu Fuß zu erreichen.

Das Cabo de Gata war übrigens auch häufig Drehort für unzählige Kinofilme oder „Spaghetti-Western“, u.a. „Für eine Handvoll Dollar“ und „Spiel’ mir das Lied vom Tod“ oder auch „James Bond 007 – Sag’ niemals nie“, „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ und „Lawrence von Arabien“.

Mein Ansatz war allerdings ein anderer; ich wollte mir einfach nur ‘mal anschauen, wie es hier in etwa aussieht, und eben das Kap besuchen. Die wesentlich reizvolleren Gebiete und auch die kleinen verträumten Ortschaften, in denen die Zeit stillzustehen scheint, liegen aber östlich des Kaps, und um dort hinzukommen, hätte ich eine ganz andere Strecke fahren müssen.

Am Leuchtturm war ich „mutterseelenallein“, kein Wunder zu dieser frühen Stunde!  Aus diesem Grund war das Gelände um das hübsche Gebäude, das 1863 erbaut wurde und 18 m hoch ist, leider noch geschlossen.

Die Aussicht von dort oben war atemberaubend schön! Der ohnehin schon frische Wind legte ganz oben noch „einen Zahn zu“ und pustete mir die Lungen frei! Diese tolle Morgenstimmung tat mir gut…

Das Foto zeigt das bekannte Arrecife de las Sirenas (deutsch: Jungfrauenriff).

Auf dem Rückweg ergab sich glücklicherweise noch eine Gelegenheit zu einem Fotostopp. Von hier aus konnte ich die kleine Häuseransammlung, in deren Nähe ich heute übernachtet hatte (unten auf dem Foto, beim Metallmast), und die Ortschaft dahinter gut überblicken, natürlich auch die wunderschön geschwungene Küste mit den immer noch sehr kräftigen Wellen…

Mein nächstes Ziel hieß Granada, bereits in Andalusien gelegen. Vorher würde ich allerdings noch eine Übernachtung einlegen wollen. Auf einem kleinen Parkplatz versuchte ich, eine Online-Buchung für den Besuch der weltberühmten Alhambra vorzunehmen; ich wusste, dass man dort nicht so einfach hinlaufen und ein Ticket kaufen konnte. Ich fiel aus allen Wolken, als ich feststellen musste, dass die nächsten freien Termine erst wieder Mitte Mai(!) zur Verfügung standen; alle früheren waren bereits komplett ausgebucht!

So ein Mist aber auch! Das hätte ich wirklich besser vorbereiten müssen! Ok, Granada wollte ich aber auf jeden Fall besuchen, und vielleicht hatte ich ja Glück, und es würde sich vor Ort doch noch irgendeine Möglichkeit ergeben… 

Nachdem ich einen etwas größeren Ort erreicht hatte, suchte ich mir zunächst eine Tankstelle, denn „Hannelore“ war wieder ‘mal kurz vor‘m Verdursten! Nachdem ich ein paar Schwierigkeiten mit dem Automaten hatte, kam eine junge Frau aus dem Office und war mir behilflich. Auch sie sprach ein sehr gutes Englisch, und wir unterhielten uns während des Tankvorgangs. Sie erzählte mir, dass dies der kälteste April seit vielen Jahren war, und dass erst jetzt, seit ein paar Tagen, wieder die Sonne durchgehend schien! Na, hoffentlich bleibt das auch so auf meiner weiteren Tour… 😉

Ich zahlte an der Kasse und kaufte mir hier auch gleich als Andenken den obligatorischen Fotomagneten mit dem Schriftzug „Cabo de Gata“.

Kurz vor meiner Abfahrt machte mich ein Mechaniker der Tankstelle darauf aufmerksam, dass an meiner „Hannelore“ irgendetwas nicht in Ordnung war! Ich verstand natürlich nur wieder ‘mal „Bahnhof“, aber wenn jemand, vehement gestikulierend, auf den linken Scheinwerfer meines Fahrzeugs deutet, braucht man natürlich kein Sprachwissenschaftler zu sein, um zu verstehen, was er meinte! Kabamba, die Halogenlampe für das Fahrlicht hatte den Geist aufgegeben…

Ok, nicht so nett! Aber auch kein Beinbruch! Bisher hatte ich (‘mal abgesehen von Tunneln) noch kein Licht benötigt, denn ich fahr’ ja normalerweise nur tagsüber, allerdings konnte ich dieses Problem auch nicht so einfach ignorieren. Eine Ersatzlampe hatte ich natürlich dabei!

Kurze Zeit später hielt ich noch ‘mal an einer Stelle an, von der aus ich einen wunderschönen Blick zurück auf meinen gestrigen Übernachtungsplatz hatte, auf dem Foto ganz klein am Horizont, rechts neben den Ausläufern der Berge, zu sehen. Im Vordergrund viel Sumpf und wieder ausgedehnte Salzwiesen…

Meine Fahrt verlief über weite Strecken wieder an der Küste entlang, was mir ein paar Mal Gelegenheit zu weiteren Fotos gab.

Bei Motril bog ich schließlich nach Norden auf die A44 in Richtung Granada ab. Als Ziel hatte ich mir allerdings schon bei meiner Reisevorbereitung von zuhause aus einen zum Übernachten geeigneten Picknickplatz an einem Stausee herausgesucht, der sehr schön gelegen sein sollte, und der nur ca. eine halbe Stunden von Granada entfernt lag. Da er sich direkt in der Nähe der Autobahn befand, wollte ich auf jeden Fall einen Abstecher dorthin machen, um ihn mir anzusehen.

Es war jetzt immer noch sehr windig und mit 17 oder 18 Grad auch ziemlich kalt! Dafür schien aber die Sonne und es gab viele schöne schneeweiße Wolken.

Am Staudamm kam ich um 13:00 Uhr an; dort gefiel es mir auf Anhieb, und es war schlagartig klar, dass ich hier bleiben wollte! Nicht nur der schöne Stausee (Embalse de Beznar) und die Gegend rundherum gefielen mir, sondern vor allem die absolute Ruhe, die hier herrschte! Von der Autobahn war hier nichts zu hören.

Ich legte nun eine großzügige Mittagspause ein, danach kümmerte ich mich um Hannelores „schlimmes Auge“! Ich schaue mir in der Bedienungsanleitung ganz genau an, wie man den Scheinwerfer auszubauen hat.

Mein Tisch wurde mit Hilfe steriler Decken kurzerhand zum OP-Tisch umfunktioniert, und ich legte Skalpell, Zange, Tupfer usw. bereit. Nachdem ich den grünen Kittel, die Haube und den Mundschutz angelegt und mir die Hände gründlich desinfiziert hatte, begann der überaus kritische Eingriff!

Was soll ich groß sagen? Alles verlief zufriedenstellend, und als Hannelore endlich aus der Narkose erwachte, strahlte sie wieder über beide(!) Backen… 😉 

Nun hatte ich mir etwas Freizeit verdient! Nach einem Cappuccino holte ich mein fast schon halb verrostetes Fahrrad aus der Garage, und machte mich auf Erkundungstour rund um den sehr interessanten Staudamm! 

Gegen 17:30 Uhr war ich wieder am Wohnmobil und machte für heute „Feierabend“. Rechts neben mir standen nun vier Wohnmobile, allesamt aus Holland, und links ein österreichisches! Ab und zu kamen noch ein paar Tagesbesucher mit dem PKW, um auf dem Damm spazieren zu gehen.

Ich verbrachte einmal mehr einen sehr schönen Abend im Wohnmobil und freute mich auf die Stadt morgen…

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