Die Fahrt von Salzburg, genauer gesagt, vom Reisemobilstellplatz Salzburg bis nach München, meinem allerletzten Ziel auf dieser Reise, ging leider nicht ganz so flott über die Bühne, wie ich es mir erhofft hatte; eigentlich sind es ja nur 150 km bis dahin. Heftiger Regen, unglaublich starker Verkehr und viele Baustellen machten mir aber einen großen Strich durch die Rechnung! Insgesamt dauerte es fast ca. 3 Stunden, bis ich endlich den Mittleren Ring erreichte; von da waren es nur noch ein paar Minuten.

Ich hatte mir einen Großparkplatz direkt am Olympiagelände (die so genannte Parkharfe) ausgesucht, weil ich wusste, dass man dort mit dem Wohnmobil auch übernachten konnte. An der Schranke zog ich ein Parkticket (die Parkgebühren sollten 20 Euro pro 24 Stunden betragen) und hatte dann wieder ‚mal die „Qual der Wahl“: der riesige Platz war nahezu leer! In der Nähe eines anderen Wohnmobils suchte ich mir eine ausreichend große Parkbucht.

Nach der Mittagspause begann ich meinen Besuch in München, und zwar zu Fuß! So würde ich vor allem in der Innenstadt etwas unabhängiger sein. In der Nähe befand sich eine U-Bahnstation; von dort aus fuhr ich, nachdem ich mir eine Tageskarte gekauft hatte, mit der U3 bis zum Odeonsplatz und stieg dort aus. Von hier aus schlenderte ich dann ganz gemächlich bis zum Marienplatz und weiter…

Ich freue mich jedesmal, wenn ich in München bin, langsam in Richtung Zentrum laufe und dann zum ersten Mal die Türme der Frauenkirche sehe! Das ist für mich immer auch ein kleines Stückchen „Nachhause kommen“, denn ich habe früher, vor fast 50 Jahren, längere Zeit in München bzw. in der Umgebung verbracht. Dazu später aber mehr…

Der Marienplatz ist der zentrale Platz der Altstadt und Beginn der Fußgängerzone; hier ist natürlich immer ‘was los! Er ist umgeben vom Neuen Rathaus im Norden, vom Alten Rathaus im Osten sowie von Kauf- und Geschäftshäusern und natürlich diversen Restaurants und Cafés.

Das Neue Rathaus ist Sitz der Oberbürgermeisters, des Stadtrates und der Stadtverwaltung und aus touristischer Sicht natürlich der absolute Hingucker hier! Leider lässt sich die Fassade des Neugotischen Gebäudes ziemlich schlecht fotografieren, dazu ist der Platz leider nicht breit genug.

Auf dem 85 m hohen Turm steht das sogenannte Münchner Kindl; es hat’s gerade noch so auf mein Foto geschafft… 😉

Der weitere Weg führte mich zunächst in Richtung Osten…

…und natürlich auch zum Hofbräuhaus, wo ich früher schon so manchen „feuchtfröhlichen“ Abend verbracht habe! Selbstverständlich schaute ich auch dieses Mal wieder hinein!

Danach schlenderte ich über den Viktualienmarkt, den ich kaum noch wiedererkannte; früher sah es hier volkstümlicher, origineller und auch chaotischer aus, finde ich…

Nach einiger Weile gelangte ich, aus Süden kommend, wieder auf den Marienplatz zurück; ich hatte jetzt ziemlichen Hunger und entschied mich schließlich für das Donisl, Münchens zweitältestes Wirtshaus, in dem ich vor langer Zeit ebenfalls häufiger war.

An den hübschen Innenhof konnte ich mich gar nicht erinnern; gut möglich, dass hier aber auch inzwischen längst ’mal umgebaut wurde! Ich gönnte mir ein großes Schweineschnitzel Münchner Art, dazu Kartoffelsalat und ein leckeres Hacker Pschorr!

Hier hielt ich mich etwas länger auf, als ich eigentlich wollte. Als ich wieder draußen war, überlegte ich, wie es weitergehen sollte! Das Wetter war, wie man ja sicher schon an den Fotos erkennen konnte, wieder einmal sehr „ausbaufähig“, daher schlenderte ich jetzt nur noch in Richtung Westen, vorbei an einigen sehenswerten Gebäuden…

…zum Stachus, einem Platz im Zentrum, der offiziell eigentlich Karlsplatz heisst! Er gehört zu den verkehrsreichsten Plätzen in Europa. Leider habe ich für diesen Bericht keine wirklich zeigenswerten Fotos gefunden.

Ich entschied mich, meinen Besuch in München jetzt zu beenden; es fehlte mir offengestanden ein wenig die Lust, bei diesem Wetter noch weiter unterwegs zu sein. Außerdem war ich immer noch ziemlich gesättigt vom „Schwein“.

Ich suchte mir also eine passende U-Bahn-Verbindung heraus (sehr praktisch, dass man sowas heutzutage völlig problemlos mit dem Handy machen kann) und fuhr wieder zurück zum Olympiagelände.

Bevor ich nun aber direkt mein Wohnmobil aufsuchte, hatte ich noch zwei weitere Ziele „im Visier“: Zum einen wollte ich das ehemalige Olympische Dorf besuchen, zum anderen mir aber auch das Olympiagelände selbst etwas näher anschauen.

Weiter oben hatte ich angedeutet, meine Beziehung zu München und insbesondere zu den Olympischen Spielen 1972 etwas genauer zu erläutern. Dazu muss ich allerdings ein wenig ausholen; wem das eventuell zu langatmig erscheint, der darf den folgenden Absatz selbstverständlich auslassen… 😉

Ich bin 1971, direkt nach dem Abitur, zur Bundeswehr gegangen. Ich habe mich für eine Offiziersausbildung entschieden und mich gleich für sechs Jahre verpflichtet! Grund dafür war, dass erst ab dieser Dauer ein längerer Auslandsaufenthalt in den USA möglich war; offenbar war ich schon damals sehr neugierig auf die „große, weite Welt“…

Am 1. Juli begann die Grundausbildung in Fürstenfeldbruck, nur etwa 30 km von München entfernt. Während dieser Zeit bin ich mit Freunden natürlich schon so einige Male in München unterwegs gewesen. Nach den drei Monaten erfolgte ein kurzes Praktikum in Lohne (Niedersachsen), danach ging’s gleich wieder zurück nach Fürsti, wie wir damals sagten. Dort erfolgte eine ebenfalls dreimonatige Ausbildung zum Fahnenjunker (gleichbedeutend mit Unteroffizier). Nach einem weiteren Praktikum in Norddeutschland begann dann im Juli 1972 die eigentliche Ausbildung an der Offiziersschule der Luftwaffe in Neubiberg, einer kleinen Gemeinde, die direkt an die südlichen Stadtteile Münchens grenzt! Diese Periode dauerte neun Monate! Das bedeutet also, insgesamt war ich anderthalb Jahre in der Nähe der bayrischen Hauptstadt stationiert. Ich hatte das Glück, gleich zum Beginn dieser Zeit drei Freunde kennenzulernen; wir vier verbrachten den größten Teil unserer Freizeit stets zusammen. Auch heute noch habe ich einen Kontakt zu zweien von ihnen (einer ist vor vielen Jahren bereits gestorben).

Während der Offiziersausbildung fanden bekanntlich die Olympischen Spiele in München statt. Aus diesem Grund wurden auch sehr viele Soldaten als Hilfspersonal eingesetzt; die Ausbildung dafür begann, wenn ich mich recht entsinne, bereits Anfang August; die Eröffnung der Spiele durch Bundespräsident Heinemann erst am 26. August.

Ich hatte dabei wieder sehr viel Glück, zusammen mit einem meiner Kameraden: Man durfte einen Wunsch äußern, welcher der vielen zur Wahl stehenden Aufgaben (VIP-Begleitung, Fahrer, Koordinator usw.) man zugeteilt werden wollte; wir hatten uns für die Olympia-Auskunft entschieden. Im Nachhinein betrachtet, die allerbeste Wahl! Nicht nur, dass wir einen sehr interessanten Dienst leisten mussten, sondern es gab auch einen sehr leicht zu bewältigenden Schichtdienst, der uns zwischendurch sehr viel Freizeit ließ! Das beste aber war folgendes: Der große Raum, in dem unsere Telefonplätze und sogar ein (damals) hochmoderner Computer namens Golem stand, befand sich direkt in den „Katakomben“ des Olympiastadions. Hatten wir Pause, so mussten wir einfach nur durch eine Stahltür gehen und befanden uns nach ein paar Schritten… direkt im sogenannten „Reportergraben“ des Stadions! Einen besseren Platz, alles, was im Stadion so vor sich ging, zu beobachten, gab es wohl kaum! Und das haben wir auch reichlich ausgenutzt!

Und es kam noch besser: Durch unsere Uniform und entsprechendes Badge an der Hemdtasche kamen wir fast überall hinein, ins Schwimmstation, in die Mehrzweckhalle usw.. Auch essen durften wir in den vielen Kantinen meist umsonst! So eine „grenzenlose Freiheit“ wäre heute wohl absolut nicht mehr denkbar, schätze ich!

Man kann sich vorstellen, dass wir unser Leben während dieses Zeitraums in vollen Zügen genossen; der normale Ausbildungsbetrieb ruhte komplett für etwa anderthalb Monate! Und sogar in der Bundeswehrkantine in Neubiberg gab es während der gesamten Zeit ein „wahrhaft königliches Essen“, im Vergleich zum sonstigen Einerlei jedenfalls!

Aber, wie man ja weiß, passierte dann ganz urplötzlich das schreckliche Terrorattentat auf die israelischen Sportler im Olympischen Dorf, das später sehr blutig im Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck enden sollte! Alle waren quasi „schockerstarrt“, niemand wusste, wie es weitergehen sollte! Die Entscheidung, die Spiele fortzusetzen hielt ich sowohl damals als auch heute noch völlig richtig! Natürlich waren die restlichen Tage nicht so wie zu Beginn, aber immerhin konnte dieses sportliche Mega-Event dann ja doch noch ordnungsgemäß zu Ende gebracht werden.

Ich bin noch heute sehr, sehr stolz darauf, damals in gewisser Weise zum „Olympischen Team“ dazugehört zu haben; ich habe sehr viele interessante Menschen kennengelernt, sogar Prominente wie z.B. Joachim Fuchsberger!

Ich hoffe, dieser kleine „Exkurs“ in meine Vergangenheit, den man in dieser Art sicherlich nicht sehr häufig in meinem Reiseblog finden wird, hat verdeutlicht, dass ich eine ganz besondere Beziehung zu München und vor allem zu den Olympischen Spielen 1972 habe; aus diesem Grund war ich jetzt auch hier, um noch einmal, zumindest in Gedanken, in diese Zeit einzutauchen…

Diesen Anblick vom Olympischen Dorf kannte ich tatsächlich noch aus der Zeit von vor knapp 50 Jahren, aber besucht habe ich es damals nicht. Wenn ich mich recht erinnere, musste man auch spezielle Ausweise besitzen, ob dort hineingelassen zu werden.

Heute sind fast alle dieser Appartments ganz normale Wohnungen, die aber sehr begehrt sind; es leben hier zurzeit mehr als 6.000 Bewohner!

Nun suchte ich das Gebäude auf, in dem damals die israelischen Sportler untergebracht waren. Von dieser schrecklichen Tragödie ist bis heute nur noch eine recht schlicht gehaltene Hinweistafel übrig, die neben dem Eingang angebracht wurde.

Ich muss gestehen, dass ich ein paar Tränen in den Augen hatte, als ich mir den text durchlas! An solchen besonderen Orten bin ich offensichtlich sehr „nah am Wasser gebaut“, wie ich ja auch schon auf einem amerikanischen Soldatenfriedhof in der französischen Normandie feststellen durfte!

Natürlich ist mir klar, dass die aktuellen Bewohner dieses Gebäudes nicht ständig für den Rest ihrer Tage daran erinnert werden möchten, was hier damals passierte; von daher ist diese schlichte Tafel auch völlig ausreichend, denke ich. Andererseits kann ich mir aber auch vorstellen, dass sich auch in Zukunft wohl doch hin und wieder ein paar Touristen hierher „verirren“ werden, die genauso neugierig sind, wie ich jetzt gerade eben…

Nun wandte ich mich wieder in Richtung Großparkplatz und passierte dabei das eigentlich Olympiastation. Aus der Ferne auch heute noch ein absolut beeindruckendes Bauwerk, finde ich! Die aus Plexiglas bestehende Zeltdachkonstruktion war damals, 1972, eine architektonische Sensation!

So eine Führung über die Dächer des Stadions würde mir auch ganz gut gefallen, denke ich! Aber aus irgendeinem Grund fehlte mir jetzt, direkt am Ende dieser Reise, die rechte Lust, noch etwas derartiges zu unternehmen. Außerdem sind mir knapp 50 Euro dafür dann doch etwas zu viel! Vielleicht beim nächsten Mal…

Von einigen Stellen aus konnte man sogar einen Blick in das Innere des Stadions riskieren. Mir kam es ein vor, als wenn hier nicht nur alles ein wenig „in die Jahre gekommen“, sondern auch ziemlich ungepflegt wäre; insbesondere die Ticketschalter sahen meiner Ansicht nach grauenvoll aus! Ich frage, wie man das alles einfach so verkommen lassen kann…

Sehr überrascht war ich, als ich mir die Grünanlagen rund um das Stadion anschaute. Eigentlich war es selbstverständlich nach so langer Zeit, aber ich staunte trotzdem nicht schlecht, als ich feststellte, wie sehr sich der Park verändert hatte! Alles ist inzwischen fast komplett zugewachsen; früher konnte man nahezu das gesamte Olympiagelände überblicken!

Der 60 m hohe Olympiaberg, eine der höchsten Erhebungen Münchens, war früher, zu „meiner“ Zeit, noch etwa 4 m kleiner als heute, aber ich kann mich sowieso kaum an ihn erinnern! Möglich, dass wir damals einfach nur wenig Lust verspürten, dort hinaufzukraxeln… 😉

Zurück auf dem Großparkplatz, legte ich noch eine etwas verspätete Kaffeepause ein und verbrachte dann den Rest des Abends im Wohnmobil. Für morgen gab’s nichts „Großes“ vorzubereiten, denn nun war ja nur noch die Rückfahrt nach Pinneberg zu absolvieren, komplett auf Autobahnen! Mal schauen, wie weit ich morgen kommen werde…

4 thoughts on “Olympische Gedanken”

  1. Ja Wolle, das sind Erinnerungen. Da ich ja einer Deiner Münchner „Begleiter und Freunde“ sein durfte, kann ich Deine Erzählung von München, der Offz Ausbildung und den Olympischen Spielen in jedem Detail nicht nur nachvollziehen, sondern auch bestätigen.
    Ich habe ja das Glück, dass ich öfter in mein geliebtes München fahren kann und mir geht es so wie Dir: wenn ich das tolle Olympiastadion sehe, kommen sehr, sehr viel Erinnerungen hoch.
    In einem Punkt muss ich Dir leider recht geben: seit der FC Bayern und 1860 München nicht mehr ihre Fußballspiele im Olympiastadion austragen, wird vieles immer ungepflegter – schade!!
    Da ich ja noch über 4 Jahre länger in München (während meines Studiums) gewohnt habe, in München selbst Fußball gespielt habe, meine beiden Kinder in München geboren sind und ich auch noch Fan vom FC Bayern bin, ist meine „Liebe“ zu München natürlich noch etwas tiefer. Jedes Mal wenn ich das Stadt Schild „München“ sehe, wird es warm ums Herz – schlagartig kommt mindestens eine Erinnerung hoch.
    Es wird Zeit, dass wir Beide mal eine „Remembering-Tour“ durch München machen: inklusive Hofbräuhaus, Forschungsbrauerei und Schwabing!!
    Dein gesamter Reisebericht von Griechenland ist außergewöhnlich gut – aber da bin ich als Griechenland Fan (meine erste Fahrt nach Griechenland war 1989!!) vielleicht auch ein wenig voreingenommen!!
    Trotzdem – sehr gut gemacht-Respekt!
    Beste Grüße aus dem herrlichen Bayernland!!!

    1. Danke, lieber Bernd, für deinen ausführlichen Kommentar und vor allem für deine Bestätigung! Bei einigen Details unserer Ausbildung, vor allem bei deren Dauer, war ich mir beim Schreiben tatsächlich nicht sicher, aber anders hätte es auch zeitlich nicht irgendwie nicht gepasst! Dass du (und natürlich auch deine Familie) eine noch viel engere Bindung zu München hast, ist natürlich klar! Nach all den vielen Jahren hast du ja sogar dein „Euskirchener Platt“ komplett abgelegt… 😉

      Aber deine Idee mit dem „K-Cliquen-Revival München“ gefällt mir ausgesprochen gut; vor allem müssten wir dazu aber noch das fehlende, dritte „K“ einladen! Stell‘ dir vor, wir drei „alten Brocken“ sitzen nach genau 50 Jahren zum ersten Mal wieder zusammen bei einer Maß Bier im Hofbräuhaus; das wäre ja wohl mindestens einen Artikel in der Süddeutschen wert, wenn nicht sogar einen TV-Beitrag im Bayrischen Fernsehen… 😉

      1. Wolle – das ist eine tolle Idee, die weiter verfolgt werden sollte!!
        „2021: drei Zeitzeugen der Olympiade ’72, die vor genau 50 Jahren in Fürstenfeldbruck ihre Bundeswehrlaufbahn begannen und die Olympischen Spiele vom ersten bis zum letzten Tag live erlebten feiern im Hofbräuhaus Wiedersehn und erinnern sich an alte Heldentaten“ – das wäre ein Bericht für das „Münchner Abendblatt“😂👍😎

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert