Mein Weg nach Norden, in „Grobrichtung“ Deutschland, führte mich ab Rom natürlich wieder durch die Toskana, wofür ich ich mir ein paar Tage Zeit nehmen wollte. Ich hatte mich bereits gestern Abend entschieden, auf jeden Fall noch einmal das hübsche Städtchen Lucca zu besuchen, dort hatte ich ja bereits 2016 Station gemacht, während meiner allerersten längeren Reise mit dem damals neuen Wohnmobil.

Natürlich gibt es noch unendlich viele andere „Ecken“ in dieser landschaftlich so reizvollen Region Italiens, die ich noch nicht kenne, deshalb fiel meine Wahl für heute auf den Küstenort Orbetello und seine Umgebung. Wenn man sich dessen Lage auf einer Karte oder, noch besser, auf einer Satellitenansicht anschaut, versteht man meine Entscheidung wahrscheinlich sofort: Vor dem Ort liegt die raue Berglandschaft der Halbinsel Monte Argentario, die durch gleich drei in Nord-Süd-Richtung gestaffelte Nehrungen mit dem Festland verbunden ist. Auf der mittleren befindet sich Orbetello, die Straße auf der nördlichen (Tombolo di Giannella) ist flankiert von unzähligen Stränden, Restaurants, Campingplätzen und Appartement-Anlagen, währen die südliche (Tombolo di Feniglia) fast vollständig naturbelassen und durch weitläufige Pinienwälder gekennzeichnet ist. Ein ausgesprochen interessanter „Mix“, fand ich, der sicher einen Besuch wert ist!

Ich stand um 07:00 Uhr auf, ging zum Duschen, machte mir ein schnelles Frühstück und war nach dem Auschecken bereits um 08:00 Uhr wieder unterwegs. Es folgte eine relativ kurze Fahrt durch den Stadtverkehr, dann war ich auch schon wieder auf der Autobahn unterwegs. Bei einem Tankstopp hatte ich eine recht kurzweilige Unterhaltung mit einem überaus netten und lebhaften jungen Mitarbeiter indischer Herkunft. Dumm nur, dass er ein derart „grausames“ Englisch sprach, dass ich nur jedes fünfte Wort verstand! Ich könnte schwören, dass es eigentlich sogar Hindi war, nur halt mit ein paar englischen Brocken vermischt… 😉

Nachdem ich drei Mautstationen passiert hatte (insgesamt nur 4,40 EUR Maut), erreichte ich mein Tagesziel um die Mittagszeit und suchte nach dem in einer meiner Apps aufgeführten Stellplatz auf dem Gelände eines Coops. Der Supermarkt war schnell gefunden, von einem Stellplatz aber war weit und breit nichts zu sehen! Ich musste also umdisponieren und wählte nun einen „richtigen“ Wohnmobilstellplatz aus, der auf der oben erwähnten Halbinsel lag. Vorher nutzte ich allerdings noch schnell die gute Gelegenheit, ein paar Sachen im Supermarkt einzukaufen.

Schon kurze Zeit später machte ich es mir auf einer zwar schattenlosen, aber schönen Parzelle des Area Sosta Camper da Renzo gemütlich, ein hübscher Platz und recht gut belegt. Mit 25 Euro zwar nicht gerade günstig, dafür aber mit allem „Pipapo“, in landschaftlich toller Lage und vor allem, im Vergleich zum Platz am Supermarkt, real existierend!

Nach einer kurzen Mittagspause startete ich dann meine Radtour, die erste übrigens seit über einer Woche(!), worauf ich mich natürlich sehr freute. Was für ein erhebendes Gefühl, endlich wieder auf dem geliebten Bike sitzen und durch eine traumhaft schöne Landschaft „gleiten“ zu dürfen… 😉

Erster kleiner Stopp war ein winziger Ort direkt am Meer, wo es einen schönen Strand und ein paar wenige Buden gab. Ich war regelrecht geflashed, urplötzlich so viele Leute zu sehen, nachdem es im Ort und in der Umgebung bisher eher menschenleer aussah. Hier waren die also alle… 😉

Mein eigentliches „Thema“ war aber der vorhin bereits erwähnte Pinienwald auf der sogenannten Duna Feniglia. Für die Durchfahrt auf der unteren Nehrung, die hier tomboli heißen, nahm ich mir insgesamt 90 Minuten Zeit.

Ich genoss die extrem schöne Atmosphäre unter den wunderschönen hohen Bäumen. Auch der Schatten kam mir natürlich sehr entgegen, so konnte man es „ewig“ aushalten…

Am Ende der Nehrung angekommen, wandte ich mich jetzt in Richtung Nordwesten und steuerte nur Ortebello an. Unterwegs hielt ich immer wieder an, um mir einige hübsche Fotomotive nicht entgehen zu lassen.

Dann erreichte ich die kleine Stadt (ca. 15.000 Einwohner), deren Haupteinnahmequelle inzwischen der Tourismus ist, und schaute mir ihren historischen Kern an. Hier war es durchaus nicht so langweilig, wie in einem meiner Reiseführer beschrieben, im Gegenteil!

Der Dom mit seiner gotischen Fassade wurde im späten 14. Jahrhundert auf den Grundmauern eines Vorgängerbaus errichtet.

Der Corso Italia ist die „Flaniermeile“ des Orts, mit Cafés und Fischrestaurants, allerlei Geschäften und Verwaltungseinrichtungen. Hier gefiel es mir richtig gut, und hier herrschte sogar recht viel Betrieb!

Das Rathaus der Stadt:

In der Lagune steht eine historische Windmühle, die zuerst von den Einwohnern errichtet wurde und später von den Spaniern ausgebaut wurde. Die Mulino Spagnolo (deutsch Spanische Mühle) ist ein beliebtes Fotomotiv, allerdings wohl nicht gerade von hier aus und zu dieser vorgerückten Tageszeit… 😉

Über einen Damm ging es dann wieder zurück auf die Halbinsel; mein Stellplatz liegt linker Hand und war nun noch etwa zwei Kilometer entfernt.

Ich genoss den Spätnachmittag und dem Abend auf dem ruhigen Platz. Vor dem Abendessen ließ ich mir ein kühles Bier schmecken und knabberte dazu ein paar Erdnüsse. Nachdem ich alle Routinearbeiten erledigt hatte (Abwasch, Notizen, Internet, Recherche für morgen usw.) war es auch schon wieder stockdunkel! Und ich „reif für die Insel“… 😉

2 thoughts on “Orbetello und der Pinienwald der Duna Feniglia”

  1. Hallo Wolfgang,
    ja die Toskana ist öfter ein Ziel wert. Wir waren bisher zweimal dort. Das erste Mal war ich mitte der 80er dort, damals noch ohne meine Frau mit meiner damaligen Freundin. Das zweite Mal in 2014, in der wunderschönen Landschaft des Val d’Orcia, müßtest du ja mitbekommen haben. Beim ersten Mal waren wir auch ein paar Mal am Meer, aber wo das war weiß ich nicht mehr. Es müßte weiter nördlich gewesen sein, da wir auch Pisa und Florenz besucht hatten. Der Pinienwald ist ja ein Traum und das Restaurant liegt sehr schön am Fluß. Da würde ich mich auch gerne einmal niederlassen und schlemmen.
    VG Roland

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