Rimini? Da war doch ’was..?

Genau! Das war früher ’mal das Luxusmodell unter den „Teutonengrills“! Menschen meiner Generation ist das sicher noch ein Begriff, und damals, in den 50ern und 60ern, war es das Klischee überhaupt: Mit dem Käfer nachts über die Alpen brettern, todmüde und mit quengelnden Kindern ankommen, die ersten Spaghetti und dann, endlich, das geliebte Gelato am Strand… 😉

Nun, heute wird das wohl etwas anders sein! Natürlich ist Rimini immer noch eine beliebte Destination der Deutschen, aber inzwischen gibt es ja unzählige weitere Regionen in Italien und am Mittelmeer, die um die Gunst der Touristen buhlen, und die mindestens ebenso attraktiv sind. Heutzutage fährt man eben auch gern ’mal nach Griechenland, in die Türkei, nach Kroatien, Montenegro und Albanien oder zum Beispiel nach Frankreich, Spanien und Portugal. Und überhaupt „fahren“; heute fliegt man ja eher, von der Zeit während aktuellen Corona-Krise ’mal abgesehen…

Für mich war Rimini im Vorfeld nicht unbedingt ein besonderes Highlight auf dieser Reise. Aber weil es auf meinem Weg liegt, wollte ich mir diesen Ort natürlich auch etwas näher ansehen. Für die Fahrt von Chioggia habe ich mir heute Morgen viel Zeit gelassen. Zum einen, um die Mautgebühren, die auf den meisten italienischen Autobahn anfallen, so gering wie möglich zu halten, zum anderen aber auch, um einfach mehr von der Landschaft, den Orten und ein wenig von der wunderschönen Adriaküste sehen zu können!

Ich fuhr zunächst auf der SS309 bis nach Ravenna und danach auf der SS16 weiter bis Rimini. Vom Meer hatte ich letztlich leider doch viel weniger gesehen, als erhofft. Obwohl die Strecke einige Male recht dicht an der Küste entlangführte, war die direkte Sicht meistens durch dichte Bebauung versperrt.

Bei der Auffahrt auf den Wohnmobilparkplatz, der praktischerweise direkt neben der Altstadt liegt, wurde ich sofort von einem Mitarbeiter in Empfang genommen und eingewiesen. Eine Übernachtung kostet hier 13,- EUR, für die zentrale Lage völlig in Ordnung, fand ich. Allerdings gab’s hier keinerlei Schatten, und heute war es sehr heiß, aber damit komme ich eigentlich immer ganz gut zurecht. Abgesehen von einem Schweizer Campingbus, der direkt neben mir stand, befanden sich ausschließlich italienische Wohnmobile auf dem Platz, etwa 25 Fahrzeuge.

Nach der Mittagspause startete ich wieder meine übliche Radtour. Mal sehen, wie lange ich diesen Rhythmus beibehalten kann, morgens Anfahrt mit dem WoMo, Mittagspause und nachmittags Radtour. Nachteil dabei ist, dass ich mit dem Rad fast immer in der größten Hitze unterwegs bin, allerdings habe ich durch die relativ frühe Anfahrt zum Stellplatz auch keine Befürchtungen, keinen Platz mehr zu bekommen. Nach den Erfahrungen der letzten Tage glaube ich allerdings immer mehr, dass die Camping- und Stellplätze wegen der Corona-Pandemie sowieso nicht mehr ganz voll werden, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit.

Meine Tour führte mich zunächst durch die hübsche Grünanlage Parco Alcide Cervi und dann, von Süden kommend, in die gar nicht ’mal so kleine Altstadt von Rimini.

Ja, Rimini besitzt ein Altstadt, warum auch nicht? Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Tatsache viele Touristen, die in der Stadt nur das allseits beliebte Badeparadies sehen, möglicherweise überraschen würde! Zugegeben, es gibt haufenweise schönere Altstädte in Italien und erst recht im Mittelmeerraum, aber ich finde, man sollte sie sich zumindest einmal angesehen haben, wenn man schon ’mal da ist.

Der Hauptplatz der Altstadt heißt Piazza Tre Martiri. Sehenswert ist vor allem der zwischen 1547 und 1560 erbaute und erst vor kurzem restaurierte Uhrturm (rechts auf dem Foto).

Im Westen trifft man auf die wuchtige Burg Sismondo, auch Rocca Malatestiana genannt. Sie ist zwischen 1438 und 1453 erbaut worden und diente im frühen 19. Jahrhundert als Kaserne für Carabinieri. Heute nutzt man das Gebäude für Ausstellungen und sonstigen Veranstaltungen.

Ich verließ die Altstadt später über die im Nordwesten gelegene Ponte d’Augusto, auch Ponte di Tiberio oder Tiberiusbrücke genannt. Die sehenswerte Römerbrücke, von der ich leider kein Foto von der Seite habe, besteht aus Naturstein aus dem kroatischen Istrien.

Mein Weg führte mich nun zunächst zum Fluss Marecchia und dann, immer an seinem Ufer entlang, bis zu seiner Mündung in die Adria. Von dort aus wandte ich mich in Richtung Osten, um mir den großen Strand von Rimini anzuschauen.

Wie schon in Chioggia, war ich auch hier wieder sehr überrascht, wieviele Menschen sich trotz Corona-Gefahr hier im Sand „tummelten“. Natürlich wirken solche aus größerer Entfernung aufgenommenen Fotos immer etwas krass, aber ich glaube kaum, dass dort jeder Gast peinlichst genau auf 1,5 oder 2 Meter Abstand geachtet hatte…

Nun war eine kleine Pause fällig. Trotz Mittagszeit hatte ich Lust auf etwas Süßes, deshalb gönnte ich mir zur Abwechslung ’mal ein leckeres Crêpes mit Früchten, mit 7,50 EUR allerdings nicht gerade der Schnapper!

Ein Blick in Richtung Nordost auf den Porto canale, einem Stichkanal, der früher die eigentliche Mündung des oben genannten Flusses war. Ich musste vom Strand aus eine ziemlich lange Strecke zurück in Richtung Stadt fahren, um endlich eine Brücke zu finden, die mich auf die andere Seite und schließlich zurück zum Meer führte; das Foto entstand von dieser Brücke aus.

An die Mündung des Kanals schließt sich eine recht lange Mole an, auf deren Spitze sich ein, wie ich finde, sehenswertes Monument befindet, das Monumento alle Mogli dei Marinai. Die vom Künstler Umberto Corsicci 2011 erschaffene Statue ist, wie ihr Name ja schon vermuten lässt, allen Frauen gewidmet, die auf die Rückkehr der Seemänner warten.

Der Parco Federico Fellini ist die „grüne Lunge“ der Stadt, er ist dem berühmten Filmregisseur gewidmet. Neben einer Kameraskulptur findet man in der Mitte des Parks auch den Fontana dei Quattro Cavalli (deutsch Brunnen der Vier Pferde).

Schließlich kehrte ich zum Wohnmobil zurück, in dem inzwischen eine fast unerträgliche Hitze herrschte! Schnell waren sämtliche Seiten- und Dachfenster geöffnet, kurz danach konnte man sich auch wieder darin aufhalten und Dinge anfassen, ohne sich gleich die Finger zu verbrennen! Mir war jetzt, zu Beginn meiner langen Reise, schon klar, dass mich dieses Problem noch lange begleiten würde. Ich packte daher alles, was eigentlich nicht da hinein gehörte, aber in irgendeiner Form schmelzen könnte, in den Kühlschrank, wohl wissend, dass der natürlich nun noch mehr wird „ackern“ müssen, um die eingestellte Temperatur halten zu können…

Obwohl Rimini bei mir nicht gerade Begeisterungsstürme ausgelöst hatte, war ich doch sehr froh, hier einen Stopp eingelegt und mir die Altstadt und den berühmten Strand angesehen zu haben! Mein Besuch war zugegebenermaßen auch viel zu kurz, als dass ich mir ein vernünftiges Urteil erlauben könnte…

4 thoughts on “Rimini – Mehr als nur Teutonengrill”

  1. Deinen Bildern zufolge ist es wirklich ein nettes Städtchen. Irgendetwas muss sie ja haben, dass sie damals so viele Touristen angezogen hat. Ich wäre früher auch liebend gerne mal dorthin gereist. Mit meinen Eltern ging es immer „nur“ zu irgendwelchen deutschen Zielen – ohne Strand.
    Heute kann ich die Entscheidung meiner Eltern nachvollziehen, denn Strandurlaub wäre für uns alle nichts gewesen.

    1. Geht mir auch so, Anja, bei einem Strand-Urlaub würde ich schon nach einem Tag einen Rappel bekommen… 😉 Trotzdem verstehe ich natürlich diejenigen Menschen, für die es nichts Schöneres gibt. Danke für deine Meinung!

  2. Hallo Wolfgang,
    ich kann mich noch gut erinnern wie ein sehr guter Schulfreund von mir jedes Jahr aus den Sommerferien zurückkam und ich unendlich neidisch war auf seinen vergangenen Urlaub in Italien bzw. Rimini. Er und seine drei Brüder konnten wirklich viele Jahre dieses erleben. Mir war das nicht gegönnt und das einzige was mir einfällt sind ein oder zweimal ein paar Tage im „Black Forest“. Erst nach der Bundeswehr machte ich mich mit Kumpels das erste mal auf die Socken nach Südfrankreich. Richtig los ging es mit dem Reisen erst als ich meine Frau kennenlernte und wir gleich mal 1992 in mein Traumziel USA starteten. Oh Mann, war ich glücklich als ich das erste mal Monument Valley erblickte ! Vieles danach hast du ja mitbekommen als wir uns 2007 in der Fotocommunity über den Weg gelaufen sind. Jetzt aber schnell nochmal kurz zurück zu Rimini, wo du mir ein etwas anderes Bild präsentierst als das ich im Kopf gehabt habe.
    Viele Grüße, Roland

    1. Die richtig großen Reisen begannen bei mir leider auch erst mit Ende 30, wenn man ’mal von meiner einjährigen Bundeswehr-Stationierung 1973/74 in El Paso, Texas, absieht. Inzwischen hab‘ ich ja glücklicherweise schon so einiges wieder aufgeholt, wie du ja auch… 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert