Heute hatte ich wieder den ganzen Tag lang perfektes Sommerwetter, so kann es meinetwegen ruhig weitergehen! Für das Frühstück, natürlich wieder draußen, hatte ich mir nach dem Duschen ein paar knackfrische Brötchen von einem kleinen Kiosk geholt, der zum Campingplatz gehörte und gleich neben der Rezeption lag. Nachdem ich alles für die Abfahrt vorbereitet und ausgecheckt hatte, verließ ich den Platz und fuhr auf der berühmten Jadranska Magistrala (Adria-Magistrale) weiter in Richtung Süden.

Wollte man sich alle lohnenden Küstenstädtchen Istriens anschauen, so würden jetzt eigentlich Poreč und Vrsar folgen, beide ganz in der Nähe von Novigrad (16 km bzw. 27 km). Ich hatte allerdings beschlossen, beide auszulassen, denn ich musste ja auch meinen „Masterplan“ ein wenig im Auge behalten; wenn ich, ohne mich abhetzen zu müssen, bis „runter“ nach Dubrovnik fahren wollte, musste ich eben auf das eine oder andere schöne Reiseziel verzichten! Poreč und Vrsar besitzen nämlich ebenfalls superschöne Altstädte und lohnen auf jeden Fall einen Besuch, das wusste ich durch meine Vorbereitungen; jammerschade, aber vielleicht beim nächsten Mal…

Immerhin hatte ich in Poreč getankt, das erste Mal in Kroatien. Wie bei uns zuhause, füllt man zuerst den Tank auf und geht erst danach in den Laden zum Bezahlen, alles ganz normal also…

Zwischen Vrsar und Rovinj, meinem eigentlichen Ziel für heute, verläuft die Adria-Magistrale nicht mehr streng an der Küste entlang, sondern macht dort einen großen Bogen nach links. Das liegt am bekannten Limski-Kanal, der sich dort in den Weg legt, einem schmalen, fjordähnlichen Meeresarm. Alles, was nicht schwimmt oder fliegt, muss hier also nach Osten ausweichen!

Dort, wo die Straße nach einem moderaten Anstieg fast schon das Ende des Kanals erreicht hatte, gibt es ein paar großzügige Parkbuchten und eine hölzerne Aussichtsplattform, von der aus man angeblich einen sehr schönen Ausblick auf den Fjord haben soll. Und weil hier jeder Tourist anhält und, wenn man den vielen Reiseführern Glauben schenken will, er wenigstens einmal in seinem Leben diesen ziemlich wackeligen Turm bestiegen haben muss, tummeln sich dort folgerichtig auch etliche Souvenirstände, die allesamt nur das Beste vom Allerbesten anzubieten haben, den besten Ziegenkäse Istriens, ach, was sag’ ich, Kroatiens, die besten Obst- und Kräuterliköre der Welt, das beste Olivenöl, der reinste Grappa auf dem Planeten, die feinsten Trüffel-Spezialitäten, die besten Weine, der beste Honig und, und, und…

Ok, das durfte ich mir dann ja wohl auch nicht entgehen lassen, und so hielt ich mich dort ebenfalls ein paar Minuten auf. Der Ausblick, auf den ich auch noch etwas warten musste, weil erst kurz vorher ein Reisebus „entladen“ hatte und immer nur sechs Personen zur Zeit auf den Turm dürfen, ist zwar sehr schön, allerdings auch nicht so spektakulär, wie es viele Prospekte versprechen! Immerhin würde man ohne ihn gar nichts vom Kanal sehen können, da der Blick durch hohes Buschwerk völlig versperrt wäre.

Auch die Souvenirstände, die übrigens allesamt sehr ansprechend und einladend wirkten, schaute ich mir natürlich an und fragte daher um Erlaubnis, ob ich hier denn wohl auch fotografieren dürfte. Die ältere Dame, die hier bediente, sprach leider kaum Englisch und mein Kroatisch hatte ich blöderweise im Wohnmobil vergessen, und so nickte sie nur etwas zögerlich, als ich ihr meine Kamera zeigte, verließ dann überraschenderweise ihren Stand, brachte sich daneben in Positur und lächelte mir zu, als hätte ich gerade „Cheeeeeeese!“ gesagt! Uups, sie hatte meine Bitte wohl offensichtlich irgendwie anders interpretiert… 😉

Nachdem ich die Spitze des Kanals umrundet hatte, ging es endlich wieder nach Westen in Richtung Meer, und einige Zeit später erreichte ich schließlich das Einzugsgebiet von Rovinj, einem echten „Sahnestückchen“ Istriens, auf das ich mich schon ganz besonders freute! „Die Perle der Adria“ nennt sie sich selbst; ich werde ‘mal genauestens nachprüfen, ob das stimmt… 😉

Kurz vor der Stadt bog ich allerdings gleich nach rechts ab, denn ich hatte mir wieder einen Campingplatz, oder besser gesagt, eine schöne Ferienanlage ausgesucht, die Rovinj gegenüber in einer kleinen Bucht liegt. Es standen eigentlich mehrere Campingplätze zur Wahl; ich hatte mich für den Campingplatz Amarin entschieden, weil u.a. von dort aus ein Taxiboot in die Altstadt von Rovinj fährt, das ich abends vielleicht nutzen wollte, um die Stadt ein zweites Mal und ohne Fahrrad zu besuchen.

Die Liste der Annehmlichkeiten und Einrichtungen auf diesem Platz schien endlos zu sein, und mir war sofort klar, dass dies eindeutig die eleganteste und luxuriöseste der drei bisher besuchten Anlagen war. Allein der Bereich für Wohnmobile ist schon so riesig, dass ich den mir zugewiesenen Platz nur mit Mühe fand (Eigentlich sucht man sich hier ebenfalls zuerst selbst einen Platz aus, bevor man ihn mit dem WoMo bezieht; da ich aber einen etwas teureren, in direkter Nähe zum Wasser, wollte, kamen nur noch drei Parzellen in Frage, die frei waren, und so konnte ich mich an der Rezeption sofort entscheiden, ohne vorher „auf Wanderschaft“ gehen zu müssen).

Auch hier standen wieder sehr viele Bäume, dieses Mal allerdings weniger hoch und dafür dichter, und so musste ich beim Rückwärtseinparken höllisch aufpassen, damit „Hannelore“ sich keine bösen Schrammen abholte! Dafür war aber natürlich der allgegenwärtige Schatten, den man dadurch hatte, sehr angenehm! Ich ging gleich ein kurzes Stückchen zum Wasser hinunter und staunte über den schönen Strandbereich und über die Großzügen Anlagen.

Wie bestellt, legte auch gerade das erwähnte Taxiboot an, und die Touristen, die aus Rovinj kamen, stiegen aus. An der Rezeption hatte man mir einen kleinen Zettel mit den Fahrzeiten für das Boot ausgehändigt.

Nun war es bereits 12:30 Uhr und ich sah zu, dass ich auf mein Bike kam! Die Strecke nach Rovinj ergab sich von selbst: immer an der Küste entlang, so dicht wie möglich.

Schon nach ein paar wenigen Minuten konnte ich den herrlichen Blick auf die Altstadt genießen, auf den ich nun schon so lange gewartet und von dem ich bereits unendlich viele Fotos gesehen hatte!

Ganz anders als die beiden bisher schon besuchten Altstädte von Umag und Novigrad liegt das alte, denkmalgeschützte Rovinj auf einem runden Kalkfelsen und ist deshalb auch aus der Ferne natürlich viel schöner anzuschauen, nicht zuletzt auch wegen des über Allem ragenden, schlanken Turms der Barockkirche Sv. Eufemija.

Am Rand der Altstadt traf ich zunächst ‘mal wieder auf eine schier unüberschaubare Anzahl von Souvenir- und Spezialitätenläden, dieses Mal aber in richtig professioneller Aufmachung! Zusammen mit einigen Obst- und Gemüseständen sah es eigentlich eher aus wie eine Art Wochenmarkt; ich schätze allerdings, dass es in diesem Fall wohl eher „Tagesmarkt“ hätte heißen müssen…

Ich stellte mein Fahrrad ab (in den engen, vollen und meist auch steilen Gassen würde es nur stören) und betrat dann gespannt die Altstadt. Im Gewirr der schattigen Gassen war es angenehm kühl; über Steinstufen und Kalkplatten steigt man gemächlich nach oben, zwischen den schönen Fassaden alter Barockpaläste und vorbei an zahllosen kleinen Galerien, Souvenirgeschäften und Cafés.

Am Ende einiger Stufen, die direkt hinunter zum Wasser führten, steht dieses hübsche „Ensemble“, das zu einem Laden gehört; dieses Motiv habe ich schon des öfteren auf Fotos im Internet gesehen.

Auf dem höchsten Punkt des Felsenhügels steht die vorhin erwähnte Kirche, die trotz der Größe des luftigen Kirchplatzes leider nur sehr schlecht zu fotografieren ist, und die ich mir natürlich auch von innen ansah. Von hier oben genießt man einen wunderschönen Ausblick über die Dächer der Altstadt, das funkelnde Meer und die vielen vorgelagerten kleinen Inseln.

Auf der anderen Seite geht es steil hinunter zu einer kleinen Landzunge, wo man sogar einige Badeplätze findet. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass Menschen sich auf diesen kargen Felsen offenbar sehr wohl fühlen können… 😉

Nun ging ich, so weit das möglich war, an der Südseite der Altstadt in Richtung Westen weiter, wo ich ein schönes Restaurant neben dem anderen entdeckte; mein Entschluss, abends noch ‘mal hierher zum Essen zurückzukehren, stand bereits jetzt felsenfest…

Schließlich traf ich auf das weite Areal des Haupthafens, den ich in dieser attraktiven Art und Größe eigentlich gar nicht erwartet hätte; von dort ging es dann in einem Bogen wieder zurück, dorthin, wo mein Fahrrad (hoffentlich noch;-) stand.

Diese vier asiatischen Ladies standen zwar nicht für mich Modell (man sieht, dass sie in eine andere Kamera schauen…), aber die Gelegenheit für ein so schönes Gruppenfoto konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich hoffe, sie sind mit einer Veröffentlichung hier einverstanden, ansonsten bitte ich um eine kurze Nachricht… 😉

Nun setzte ich meine Fahrradtour fort und fuhr in den Süden der Stadt auf eine weitere Halbinsel, bis hin zum Zlatni Rt (dem „Goldenen Kap“), wo sich ein herrliches Naturschutz- und Erholungsgebiet befindet. Auch von dort aus hat man wunderschöne Ausblicke auf die Stadt.

Schließlich kehrte ich irgendwann um und fuhr den nun recht weiten Weg zurück bis zum Campingplatz. Dort legte ich eine etwas längere Pause ein und machte mich dann später fertig, um mit dem bereits erwähnten Taxiboot erneut in die Stadt zu gelangen. Der Blick auf diese einmalig schöne Stadt ist auch vom Wasser aus mehr als beeindruckend!

Ich spazierte wieder ein wenig durch die Altstadt; zum einen war es jetzt vielleicht noch etwas früh für das Abendessen, zum anderen wollte ich mir ja auch ein schönes Restaurant aussuchen, am besten eins mit Blick auf den Sonnenuntergang, der hier ganz besonders begehrt ist (der Blick). Das Licht war jetzt ganz besonders schön, und ich genoss die tolle Atmosphäre, die hier in der Stadt herrschte. Es waren fast noch mehr Menschen unterwegs als bei meinem ersten Besuch, kein Wunder, denn die hohen Temperaturen um die Mittagszeit sind für viele Menschen ja eher unangenehm.

Nach einer Weile musste ich leider feststellen, dass so gut wie alle Fischrestaurants, die ich mir ja vorhin schon heimlich „notiert“ hatte, bereits jetzt „proppenvoll“ waren! Nach ein paar weiteren Runden konnte ich meine Idee, beim Essen direkt am Wasser sitzen zu können, endgültig aufgeben, fand aber mit dem Santa Croce etwas abseits eine wirklich superschöne Alternative. Dort gönnte ich mir ein leckeres Essen und einen schönen Wein; es gab zunächst Carpaccio mit gehobeltem Parmesan, danach Seeteufel mit eine unglaublichen Sauce aus Schwarzem Trüffel und dazu Polenta; menno, hat das geschmeckt…!

Nun war ich „pappsatt“ und auch fast ein wenig beschwipst! Merkwürdig, der halbe Liter Weißwein, den ich während einer Stunde getrunken habe, zeigte irgendwie Wirkung; sonst ist das nicht ‘mal im umgekehrten Fall so… 😉

Umso besser! Irgendwie passte das zu meiner guten Stimmung; ich lief hinunter zum Hafen, wo sich schon sehr viele, offensichtlich sehr gut gelaunte Menschen aufhielten, und wir warteten gemeinsam auf den Sonnenuntergang. Alle gingen hier sehr locker und freundlich miteinander um, und ich freute mich über einige nette Gespräche, die ich mit anderen Leuten führen konnte. Ihr müsst nämlich wissen, dass „Hannelore“ meistens recht wortkarg ist…

Der Sonnenuntergang war DER Hammer! Ich machte zwar sehr viele Fotos, stand aber meistens nur einfach da, um dies alles zu genießen! In diesem Moment wurde mir einmal mehr bewusst, was für ein Privileg es ist, so frei und sorgenlos, dazu noch gesund, auf Reisen gehen zu dürfen…

Als es schon dämmerte, ging ich zurück zum Anleger, um kurze Zeit später mit dem Boot wieder zum Campingplatz zu fahren. Dort saß ich noch eine ganze Weile draußen und lauschte der lauten Musik, die irgendwo aus der Ferne zu hören war.

Dies war wieder ‘mal ein Tag, den man einfach nicht mit Worten beschreiben kann, egal, wie viele man kennt…

2 thoughts on “Rovinj – Die Perle der Adria”

  1. Wolfgang,
    nach diesem "appetitlichen" Bericht und den vielen schönen Fotos, steht nach dem 4.Tag schon fest, das ich bzw. wir Kroatien mit auf die Liste nehmen…und zwar "On Top" !
    VG Roland

  2. Und das ist ja erst der Anfang! Wenn du schon nach dem 4. Tag überzeugt bist, wirst du wohl bald eure Kanadareise stornieren und schnell noch umbuchen… ;-))) Spaß beiseite, Kroatien lohnt sich wirklich in jeder Hinsicht, und ich freue mich natürlich sehr, wenn meine Fotos ein wenig zur Inspiration beitragen können! Danke für deine Kommentar bis hierhin…

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